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Deutscher Rat für Public Relations rügt Mattel und die Agentur Dojo wegen Scrabble-Fake

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Deutscher Rat für Public Relations rügt Mattel und die Agentur Dojo wegen Scrabble-Fake

Beitragvon SpieLama » 9. Mai 2019, 07:15

Der Deutsche Rat für Public Relations (DRPR) rügt Mattel und die sie betreuende Agentur Dojo für die Verbreitung einer bewussten Falschmeldung zu Scrabble. Mehr Infos dazu in der folgenden Pressemitteilung.

DRPR hat geschrieben:DRPR rügt Mattel und Dojo wegen „Scrabble“-Fake

Darmstadt, 8. Mai 2019 – Der Deutsche Rat für Public Relations (DRPR) rügt das Unternehmen Mattel GmbH und die sie betreuende Agentur Dojo für die Verbreitung einer bewussten Falschmeldung. Eine Beschwerde gegen das Onlinemagazin aio von AUDI wird hingegen als unbegründet fallengelassen.

Die Mattel GmbH hatte in einer Pressmitteilung vom 24.09.2018 mitgeteilt: „Scrabble heißt jetzt Buchstaben-Yolo“. Begründet wurde dies damit, dass zum 70-jährigen Jubiläum das beliebte Brettspiel einen zeitgemäßen Namen bekommen solle. Yolo steht dabei für den Jugendlichen-Slang „You only live once“ was im Jahr 2012 zum Jugendwort des Jahres gewählt worden war. Am 27.09. löste Mattel die Falschmeldung dann in einer weiteren Pressemitteilung auf: „Scrabble heißt nicht Buchstaben-Yolo“. Man sei überwältigt von dem Proteststurm der Scrabble-Fans in den sozialen Medien wie auch von der allgemeinen Medienresonanz. Wörtlich heißt es in der Mattel-Pressemitteilung: „Genau mit diesem Gegenwind hatte man bei Mattel insgeheim auch bei der vermeintlichen Namensänderung gerechnet...“. Konzipiert worden war die Kampagne von der Berliner Agentur DOJO. Ziel war es, mit der Aktion Aufmerksamkeit für das Brettspiel Scrabble zu erzeugen.

Bewusste Falschaussagen laut Kommunikationskodex nicht statthaft
Mit diesem Verhalten verstoßen Mattel und DOJO gegen Abschnitt 9 des Deutschen Kommunikationskodex, der Kommunikationsfachleute auf Wahrhaftigkeit verpflichtet. Wissentlich falsche oder irreführende Informationen zu verbreiten ist nicht statthaft. Bei der Kampagne „Scrabble heißt jetzt Buchstaben-Yolo“ handelt es sich um eine zu Werbezwecken aufgesetzte Falschmeldung. Es gibt keinen Zweifel, dass das Vorgehen vorsätzlich war. Zwar bestand das Ziel primär in der Gewinnung von Aufmerksamkeit, nicht in der Irreführung. Aber Fake-News bleiben Fake-News, auch wenn sie humorvoll intendiert sind und kommuniziert werden.

DRPR-Onlinerichtlinie: Fake News sind unstatthaft, auch bei späterer Korrektur
Die mittlerweile auch von den Verbänden GWA, OMG und FME übernommene Online-Richtlinie des DRPR geht noch einen Schritt weiter: Sie erklärt nicht nur das Verbreiten von Fake-News, insbesondere zur Gewinnung von Aufmerksamkeit, für unstatthaft, sondern betont auch deutlich, dass dies unabhängig davon ist, ob und wann diese später korrigiert werden.

Keine Beanstandung der Absenderkennung des Onlinemagazins aio der AUDI AG
Das Beschwerdeverfahren gegen das Onlinemagazin aio (https://aiomag.de) und die AUDI AG wird hingegen wegen Unbegründetheit eingestellt. Bei aio handelt es sich um ein digitales Magazin, das sich dem Thema „Mobilität der Zukunft“ widmet. In drei Ressorts „Elektromobilität“, „Technik“ und „Leben“ erscheinen wöchentlich mehrere Artikel, die von neuesten technischen Entwicklungen über praktische Tipps bis hin zu Produktvergleichen berichten und sogar Meinungsbeiträge zu aktuellen politischen Entscheidungen veröffentlichen.
In der Beschwerde war beanstandet worden, aio sei als unabhängiges redaktionelles Angebot positioniert, eine Förderung durch den Initiator/Sponsor Audi werde nicht in ausreichender Form kenntlich gemacht. Es bestand der Verdacht, dass dadurch gegen Punkt 2 des Transparenzgebots im Deutschen Kommunikationskodex verstoßen wird. Die Prüfung des Falles ergab jedoch, dass zahlreiche Hinweise auf die Unterstützung durch Audi gegeben werden. Schon im Footer der Seite wird Audi deutlich benannt. Auch in der Rubrik „About“ wird die Gesamtverantwortung von Audi betont. Somit erweist sich der Vorwurf als unbegründet. Das Beschwerdeverfahren wird eingestellt.

Erklärung zum Selbstverständnis und zur Arbeitsweise des DRPR
Der Deutsche Rat für Public Relations (DRPR) ist das Organ der freiwilligen Selbstkontrolle für das Berufsfeld Public Relations. Der Rat wird rechtlich und ideell von der Deutschen Public Relations Gesellschaft (DPRG) e.V., dem Bundesverband deutscher Pressesprecher (BdP) e.V. und der Gesellschaft Public Relations Agenturen (GPRA) im Trägerverein des Deutschen Rates für Public Relations e.V. getragen.

Ratsmitglieder sind Branchenexperten aus Unternehmen, Verbänden, Agenturen und anderen Organisationen. Die Arbeit des Rats basiert auf dem Deutschen Kommunikationskodex und anderen aktuellen Kodizes. Der DRPR handelt in Verantwortung gegenüber dem gesamten Berufsfeld. Die Ratsmitglieder arbeiten unabhängig und sind nur sich selbst und ihrem Gewissen verpflichtet.

Den Deutschen Kommunikationskodex findet ihr unter http://drpr-online.de/wp-content/upload ... skodex.pdf.

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Re: Deutscher Rat für Public Relations rügt Mattel und die Agentur Dojo wegen Scrabble-Fake

Beitragvon SpieLama » 9. Mai 2019, 07:22

Hier auch noch der TV-Spot und eine Pressemeldungen von Mattel, die kritisiert wurden.

https://www.youtube.com/watch?v=lcxbsMt39dc

Mattel hat geschrieben:Scrabble heißt nicht Buchstaben-YOLO: Sprache ändert sich, aber Klassiker bleiben Klassiker.

Frankfurt am Main, 27.09.2018 – Scrabble wird zu Buchstaben-YOLO? Mit dieser Nachricht hat Mattel kürzlich für reichlich Gesprächsstoff in Deutschland gesorgt. Während es für einige als Inspiration diente, um auch andere Spiele auf unterhaltsame Art und Weise in die Jugendsprache zu übersetzen, sorgte es bei den allermeisten Scrabble-Liebhabern doch für ungläubiges Staunen und zum Teil blankes Entsetzen. Vor allem in den sozialen Medien finden sich unzählige Kommentare, Posts und Tweets rund um die Umbenennung.

Mattel ist nach wie vor überwältigt von der Resonanz, die die Ankündigung hervorgerufen hat. Die nicht ganz ernst gemeinte und überspitzte Kampagne zum 70-jährigen Jubiläum des Kultspiels zeigt, dass Scrabble-Fans nicht nur raffiniert im Umgang mit Wörtern sind, sondern auch leidenschaftliche Verfechter des Spiels. Genau mit diesem Gegenwind hatte man bei Mattel insgeheim auch bei der vermeintlichen Namensänderung gerechnet und hofft nun, dass Fans und Liebhaber dem Spieleklassiker diesen kleinen Scherz (oder auch Schock) nicht übel nehmen. Denn eines hat die Aktion ganz klar bewiesen: 70 Jahre Scrabble heißt 70 Jahre Leidenschaft für Worte. Dafür sagt Scrabble Danke.

Das Jubiläum ist noch längst nicht vorbei
Getreu dem Motto „old but gold“ wird sich nach 70 erfolgreichen Jahren bei Scrabble also nichts verändern. Wer sich für die Zukunft des Spieleklassikers interessiert, sollte sich einen Besuch im Sony Center am 13. Oktober nicht entgehen lassen. Anlässlich des 70-jährigen Jubiläums wird es für neugierige Besucher ein Pop-up-Museum geben. Riesige, begehbare Spielsteine laden zur Zeitreise mit Geschichten aus sieben Jahrzehnten, Fun Facts und Prognosen für die Zukunft ein – Spaß und Unterhaltung für Groß und Klein inklusive. Die ein oder andere limited Edition von Buchstaben-YOLO wird es dabei sicher auch zu sehen geben.

Mattel ist ein globales, auf Lernen, Entwicklung und Spiele spezialisiertes Unternehmen, das Kinder dazu anregt, eine glücklichere Zukunft zu entwerfen. Mit unserem Portfolio ikonischer Verbraucher-Marken wie Barbie®, Fisher-Price®, Hot Wheels®, American Girl® und Thomas & seine Freunde™ entwickeln wir Spiel-, Content- und Erlebnis-Systeme, die Kinder dabei unterstützen, ihr ganzes Potential zu entfalten. Mattel konzipiert außerdem inspirierende und innovative Produkte in Zusammenarbeit mit führenden Unterhaltungs- und Technologieunternehmen sowie weiteren Partnern. Etwa 32.000 Mitarbeiter sind weltweit in 40 Ländern und Regionen für Mattel tätig, die Produkte werden in über 150 Nationen verkauft. Besuchen Sie uns online auf http://www.mattel.de.

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Re: Deutscher Rat für Public Relations rügt Mattel und die Agentur Dojo wegen Scrabble-Fake

Beitragvon SpieLama » 6. Juni 2019, 21:49

Ich habe mir zu dem Thema Gedanken gemacht und diese in der spielbox als Editorial veröffentlicht. Unter anderem schreibe ich:

Sebastian Wenzel hat geschrieben:[...] Die Brettspiel-Branche wächst, der Markt wird größer, der Kampf um Aufmerksamkeit härter. Da greifen Verlage auch schon mal zu den falschen Mitteln. Sei es Mattel mit der Scrabble-Fake-News-Kampagne oder Verlage, die Nutzern Promos versprechen, damit sie ihre Spiele in den Neuheitenlisten von BoardGameGeek (BGG) mit einem „Daumen hoch“ bewerten (s.a. sb 5/18, S. 4). Wie es noch schlimmer geht, macht die Computerspielbranche seit Jahren vor. […] So schlimm ist es in der Brettspielbranche zum Glück noch nicht. Trotzdem ist es Zeit, sich Gedanken über Verhaltensregeln zu machen. Blogger und Journalisten haben das teilweise schon getan und die Ergebnisse in Verhaltenskodizies festgehalten. Nun sind die Verlage gefragt. Auch sie sollten sich zusammensetzen und gemeinsame ethische Spielregeln definieren sowie diese ausformulieren. [...]


Das komplette Editorial findet ihr in der Leseprobe unter https://nostheide.de/downloads/spielbox ... Seiten.pdf. Wie seht ihr das? Brauchen wir auch einen Verhaltenskodex für Verlage?


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