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Spiel des Jahres 2015

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HDScurox
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RE: Spiel des Jahres 2015

Beitragvon HDScurox » 10. Juli 2015, 17:30

Puh, schwierig. Vom reinen spielen her, sollte ein 8 Jähriger Golem Arcana meistern können, denn er muss sich hauptsächlich auf sich und seine Einheiten konzentrieren. Dabei dürfte er aber ein Spiel entwickeln, dass nicht sonderlich strategisch ist bzw. die Lernkurve wird sehr gering sein, alleine weil die Lesekompetenz vieler 8 Jähriger dann doch noch nicht so ausgeprägt ist, als dass er sich alles in der App durchlesen würde.

Gehen wir aber von dem Fall aus, ein 8 Jähriger fuchst sich rein, bekommt in einer netten Runde mit Papa alles erklärt, sehe ich bei Golem Arcana keine Probleme. Die Gewalt ist entmenschlicht, also sehr abstrakt, spielfehler sind dank App nicht möglich. Das Kind kann sich also voll und ganz aufs spielen und lernen konzentrieren.

Liebe Grüße,
Alex

(Natürlich alles nur aus theoretischen Überlegungen heraus, ich habe noch keine Kinder und auch wenn ich mit vielen Kindern gearbeitet habe, so habe ich mit Ihnen noch nicht Golem Arcana gespielt :D )
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duchamp
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RE: Spiel des Jahres 2015

Beitragvon duchamp » 11. Juli 2015, 17:51

Es geht um zwei verschiedene Punkte.
a) "Gewalt" im Spiel- Colt Express und anderswo. Hier mischt sich munter alles, was nicht gemischt gehört. Ein Film ist ein komplett anderes Medium, das mich überraschen, schocken und Angst einjagen kann. Bilder, die man nicht mehr vergisst. Ähnliches gilt auch für Computerspiele. Brettspiele aber tun dies nicht (lasse mich gerne eines Besseren belehren, jedenfalls ist es die Ausnahme). Und zwar, weil ich hier Herr meiner eigenen Fantasie bin und wie ich diese ausdrücke. "Dargestellt" wird die Gewalt in Colt Express z.B. gar nicht. Wir können das hier also komplett vernachlässigen und eigentlich guten Mutes den Spielern überlassen, wie sie einen Vorgang benennen und damit umgehen.
b) Die Fähigkeit von Eltern und Großeltern, die vor Weihnachten ein Spiel kaufen und sich im Laden das "Spiel des Jahres" vorstellen lassen, auf Höhe des Diskurses zu agieren. Beziehungsweise die Fähigkeit der Einzelhändler, das Spiel entsprechend zu "verkaufen". Es ist leider so, dass unter aller "political correctness" (die auch ihre Berechtigung hat!) das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird. Gewalt in Märchen = kein Problem. Weil Kulturgut und offensichtlich ja reine Fantasie. Gewalt in Zeichentrickserien oder Comics = kein Problem. Weil nicht von Eltern mit konsumiert, also brauchen sie keine Stellung zu beziehen. Beim gemeinsamen Familienspiel aber - ups.

Ich befürchte, die Verkaufszahlen werden nicht sooo hervorragend sein, weil sich schlicht ein nicht zu vernachlässigender Anteil potentieller Käufer in der von Nils und anderen beschriebenen Weise abwenden werden, wenn sie es präsentiert bekommen. Asmodee täte vermutlich ökonomisch gut daran, schon auf die Schachtel zu schreiben, dass die unfähigen Revolverhelden sowieso immer nur daneben ballern und sich von der Beute wegschubsen sowie die Verkäufer speziell zu briefen.

Leider führt dieses Denken zu solchen Auswüchsen wie beim "Millionen-Coup" von Ravensburger, wo wir einen Tresor knacken - aber natürlich keine Verbrecher sind, sondern von einer Sicherheitsfirma, die einen Sicherheitscheck durchführt. Das wäre dann die andere Variante: Wir drehen nur einen Film, und schießen sowieso mit Platzpatronen. Und am Ende winkt nicht das große Geld, sondern der Oscar als Stuntman.

Ich finde die Diskussion weder überflüssig noch seltsam. Ich finde es logisch, dass sich das Diskursverhalten der Gesellschaft hier widerspiegelt. Eltern haben heute leider die Tendenz, ihren Kindern schon im Mutterbauch Chinesisch beizubringen und glauben wirklich, dass sie ihre Kids zu deren Bestem "formen und fördern" würden. Liebe Eltern: Lasst die Kinder mal in Ruhe, vertraut auf deren inneren Bauplan - und nehmt sie mit in den Laden, um das Spiel für Weihnachten auszusuchen!


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