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Literatur-Verspielungen

Allgemeine Spiele-Themen
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Kathrin Nos
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Literatur-Verspielungen

Beitragvon Kathrin Nos » 27. November 2002, 11:19

(in Analogie zu Literatur-Verfilmungen halt)

Hi,

die Verleihung des Sonderpreises 'Literatur im Spiel' an das Spiel 'Herr der Ringe' von Reiner Knizia bei Kosmos ist ja schon etwas her. Ich persönlich finde, dass das Buch sehr gut umgesetzt wurde, und man die Atmosphäre und viele Details des Buches im Spiel wiederfindet, und erleben kann.

Seitdem gab es eine Fülle von Herr der Ringe Spielen, meist aber zur Trilogie im Kino. Ebenfalls viele Spiele gab es zum Thema Harry Potter (auch wenn ich da den - subjektiven! - Eindruck hatte, dass letztes Jahr auf der Essener Messe deutlich mehr Hype drum war, und es dieses Jahr dort zu diesem Thema bereits einigermassen ruhig war).

Was mich interessieren würde, ist das Thema der Umsetzung von Literatur in Spielen allgemein. Was für Erwartungen stellt Ihr an ein Spiel, dass auf Literatur basiert? Welche Beispiele gibt es, die diese Erwartungen erfüllen - oder eben nicht (und weshalb)?

Als weitere Beispiele sind mir die bei Kosmos erschienenen Spiele 'Der kleine Prinz', 'Blaumilchkanal' und 'Sofies Welt' eingefallen, die ich aber alle nicht kenne - wie ist da die Literatur umgesetzt?

Dieselben Fragen würden mich auch zum Thema 'Spiel zum Film' interessieren...

Alles Gute wünscht
Kathrin.
Spielerin, früher auch Rezensentin

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peer

Re: Literatur-Verspielungen

Beitragvon peer » 27. November 2002, 11:38

Hi,
Bis zum Herr der Ringe - Spiel galt für mich immer "Finger weg von Lizenzprodukten"! Die meisten Spiele waren einfach schlecht...
Ich erwarte von einer Spielumsetzung, dass
a) das Spiel gut ist (klar, wenn die Umsetzung nicht stimmt, hat man wenigstens ein brauchbares Spiel)
b) die Athmosphäre des Buches / Filmes eingefangen wird, sei es dass bestimmte Szenen umgesetzt werden, sei es dass sich der Spannungsbogen des Buches wiederspiegelt.

Hier einige Beispiele, von Spielen die ich kenne (z.T. schon älter):
1.) "Wenn man nicht weiss, waas man macht, mach eine Rommé-Variante daraus": z.B. Willy Wacker oder Das Simposn-Kartenspiel
2.) Sophies Welt: Ein Quizspiel. Gar nicht übel, aber ein Quizspiel mit 1, 2, Sondersachen halt.
3.) Würfelspiele - Hanni & Nanni (Hat meine Schwester in dem entsprechenden Alter bekommen und es war unspielbar) oder die Computerspielspiele Donkey Kong, Pac-Man...
4.) Tim & Struppi: Schlechter Cluedo-Würfelspiel-Clon.

Gute Beispiele: Herr der Ringe (auch Hdr Duell und HDR Entscheidung), Queens Gambit (kenne ich aber nur vom Zuschauen)

ciao,
Peer

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Christof Tisch

Re: Literatur-Verspielungen: Flaschenteufel

Beitragvon Christof Tisch » 27. November 2002, 12:28

Hallo

Ich kann mich dem Vorschreiber anschließen. Gutes Spiel und irgendeine "Abbildung" des Buches.

Ein schönes Beispiel ist auch Flaschenteufel von Günter Cornett (Bambus Spieleverlag) nach der Erzählung von Robert Louis Stevenson, in dem die "Mechanik", die der Erzählung ihre Struktur gibt kongenial umgesetzt ist. Und das in einem lockeren Stichspiel mit sehr orginellem, aber einfachem Kniff.
Das liegt sicher auch daran, dass die Erzählung stark strukturiert ist, aber das Spiel ist ein wirklich außergewöhnliches Stichspiel.

Wie es bei Jekyll&Hyde ist (ebenfalls Bambus Spieleverlag) ebenfalls nach der Erzählung von Robert Louis Stevenson, kann ich nicht sagen, da ich das Spiel nicht so richtig kenne. Aber das Thema Gut gegen Böse passt schonmal so vom äußeren Anschein.

Gruß Christof

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Günter Cornett

Re: Literatur-Verspielungen: Flaschenteufel

Beitragvon Günter Cornett » 27. November 2002, 13:14

Christof Tisch schrieb:
>
> Ein schönes Beispiel ist auch Flaschenteufel von Günter
> Cornett (Bambus Spieleverlag) nach der Erzählung von Robert
> Louis Stevenson, in dem die "Mechanik", die der Erzählung
> ihre Struktur gibt kongenial umgesetzt ist. Und das in einem
> lockeren Stichspiel mit sehr orginellem, aber einfachem Kniff.
> Das liegt sicher auch daran, dass die Erzählung stark
> strukturiert ist, aber das Spiel ist ein wirklich
> außergewöhnliches Stichspiel.

Nicht zu vergessen die passende Grafik:

**die Grafiken sind so höllisch schlecht, daß einem das Mittagessen hochkommt**
(Thomas Hüttner, Spiele-Magazin - 203)

**seitdem ich diese Fratze gesehen habe, kann ich weder essen noch schlafen noch beten, bis die Flasche aus meiner Nähe fort ist.**
(Keawe in R.L.Stevenson, Der Flaschenkobold, Reclam, S.17 über den Flaschenteufel)

http://www.bambusspiele.de/spiele/flasc ... teu_fr.htm :evil:


> Wie es bei Jekyll&Hyde ist (ebenfalls Bambus Spieleverlag)
> ebenfalls nach der Erzählung von Robert Louis Stevenson, kann
> ich nicht sagen, da ich das Spiel nicht so richtig kenne.

Wirklich ? Warum ? :eek:

> Aber das Thema Gut gegen Böse passt schonmal so vom äußeren
> Anschein.

Es handelt sich umeine Wiederauflage von Twilight mit einem passenderen Thema und einer ansprechenderen Grafik

http://jekyllandhyde.info/

http://www.bambusspiele.de/spiele/jekyl ... yde_fr.htm

tschüs, Günter

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Markus Barnick

Re: Literatur-Verspielungen

Beitragvon Markus Barnick » 27. November 2002, 15:47

also Sophies Welt fand ich mindestens so langweilig wie den Roman (Das Theorem des Papagei ist die wesentlich interessanter / bessere Alternative.)

Von Spielen, die nach einem Film rauskommen, lass ich lieber die Finger. Es hat sich bisher gezeigt, dass die meistens für uns VielSpieler nicht viel taugen.

Kennt jemand noch das Schlumpf-Spiel.

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Sönke Weidemann
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Beiträge: 531

Re: Literatur-Verspielungen

Beitragvon Sönke Weidemann » 27. November 2002, 17:16

Hi!

Ein schönes Beispiel für eine Literatur-Verspielung (hübsche Wortschöpfung übrigens) ist m.E. "Doctor Faust" von Reinhold Wittig. Reduziert auf den Kampf um des Doctors Seele, vom Verlag schön ausgestattet und mit vielen "Faust"-Zitaten gespickt.

Bei den Harbkes in Hamburg haben wir letztens mal "Dallas" gespielt, da hatte ich deutlich Schlimmeres erwartet.

Wichtig für eine vernünftige Umsetzung ist, daß Thema und Spielmechanik passen (wie schon erwähnt, was nützt mir eine Rommé-Variante mit aufgesetztem Thema);für mich daher die beste aller Literatur-Verspielungen: Illuminati!

Gruß Sönke

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Andrea Harbke

Dallas oder Dallas?

Beitragvon Andrea Harbke » 27. November 2002, 17:41

Sönke Weidemann schrieb:
>
> Bei den Harbkes in Hamburg haben wir letztens mal "Dallas"
> gespielt, da hatte ich deutlich Schlimmeres erwartet.
>
Naja, das letztens ist schon 'ne Weile her...da war es noch schön warm draußen ;-)

Du solltest aber noch erwähnen, dass es nicht das Dallas von Schmidt war, sondern von Maruca....was sollen die Leute sonst von uns denken.... :-D

Grüße
Andrea (hat das andere Dallas allerdings noch nie gespielt - soll garnicht sooo schlecht sein)

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Berthold Heß

Re: Dallas oder Dallas?

Beitragvon Berthold Heß » 27. November 2002, 21:08

Andrea Harbke schrieb:
>
> Sönke Weidemann schrieb:
> >
> > Bei den Harbkes in Hamburg haben wir letztens mal "Dallas"
> > gespielt, da hatte ich deutlich Schlimmeres erwartet.
>
> Grüße
> Andrea (hat das andere Dallas allerdings noch nie gespielt -
> soll garnicht sooo schlecht sein)

Wobei es (mindestens) drei Dallas-Spiele gibt:

Noris = schweigen wir lieber
Maruca = gut
Schmidt/Yaquinto/Intercommerce = Ganz ausgezeichnet!! (Und das ist auch noch das über die TV-Serie.) Das Spiel ist so gut wie Junta!

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dieter gvp

Re: Dallas oder Dallas?

Beitragvon dieter gvp » 27. November 2002, 22:52

Hallo!

100% Zustimmung.

Dieses Schmidt/Yaquinto/Intercommerce-Dallas ist ein richtig giftiges, gemeines, hinterhältiges und äußerst unfaires Spiel. Fast schon genial. Der Vergleich mit Junta ist durchaus angebracht.

mfg dieter (der versucht hat die momentan im fernsehen widerholten folgen anzusehen, sie seltsamerweise aber gar nicht mehr so prickelnd findet. Man sieht eben immer noch bobby aus der dusche kommen)

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Berit Kamb

Re: Literatur-Verspielungen

Beitragvon Berit Kamb » 27. November 2002, 23:14

Hallo Kathrin,

man muss wohl unterscheiden zwischen Spielen, die die Atmosphäre eines Buches umzusetzen versuchen und solchen, die nur den berühmten Namen (miss-)brauchen.

Zu den guten "Verspielungen" zählt mit Abstand Knizias großes "Herr der Ringe" samt Feinden und Sauron, aber auch "Der kkleine Prinz", dessen scheinbar verträumte und doch so kindlich-klare Stimmung gut vermittelt ist.

Zu den Missbräuchen zählt für mich alles mit Harry Potter im Namen. Die Spiele sind - ob gut oder schlecht - weit davon entfernt, die Stimmung aus Rowlings Romanen zu vermitteln. Schade eigentlich, denn Harry Potter hätte etwas besseres verdient.

Blaumilchkanal und Sofies Welt habe ich leider noch nicht gespielt.

Liebe Grüße,

Berit

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Ralf Arnemann
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Beiträge: 2447

Sonderpreis?

Beitragvon Ralf Arnemann » 28. November 2002, 11:15

> Verleihung des Sonderpreises 'Literatur im Spiel'
Wie, da gibt es einen Sonderpreis?
Soll der regelmäßig verliehen werden?

Das hielte ich für einen krassen Irrweg.

Es kommt ja nur selten vor, daß sich ein Spieleautor von einem Buch zu einem guten Spiel inspirieren läßt. Die hier genannten positiven Beispiele sind ja über fast 20 Jahre verstreut.
Und die Hälfte davon hat mit "Herr der Ringe" zu tun, und das ist als Gesamtgruppe eher ein abschreckendes Beispiel - man blickt ja inzwischen gar nicht mehr durch, welcher dieser ziemlich ähnlich klingenden Spielenamen nun für welches Spiel oder Erweiterung steht.

Üblicherweise ist aber "Literatur im Spiel" eher ein trübes Merchandizing. In den meisten Spielejahrgängen findet sich überhaupt kein gutes Literaturspiel.

Wenn man also für dieses seltene Phänomen einen regelmäßigen Sonderpreis vergeben würde, dann bekommt man entweder vordergründig aufgesetzte Themen, weil eben ein Verlag auf einen Preis mehr spekuliert, oder man muß irgendeinen Ramsch prämieren, weil sonst halt nichts da ist.

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Erhard Portner

Re: Sonderpreis?

Beitragvon Erhard Portner » 28. November 2002, 11:58

Nein, lieber Ralf, es handelt sich hier um keinen regelmäßigen Sonderpreis der Jury. "Herr der Ringe" von Reiner Knizia erhielt diesen Preis 2001 nur deshalb, weil nach Auffassung der Jury mit dem Spiel in besonders gelungener Weise ein Literaturthema spielerisch umgesetzt wurde.

Andere Beispiele sind - neben den früher regelmäßig vergebenen Sonderpreisen für das "Schöne Spiel" -:

1980 - "Rubik's Cube" - Sonderpreis "Soltärspiel"
1988 - "Sauerbaum" - Sonderpreis "Kooperatives Spiel"
1996 - "Carabande" - Sonderpreis "Geschicklichkeitsspiel"
1997 - "Husarengolf" - Sonderpreiss "Geschicklichkeitsspiel"
2001 - "Troja" - Sonderpreis "Geschichte im Spiel"

Mit verspielten Grüßen
Erhard

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Wolfgang Ditt

Re: Sonderpreis?

Beitragvon Wolfgang Ditt » 28. November 2002, 12:37

Hallo Ralf, hallo Erhard,

auch der Preis "Kinderspiel" lief lange als Sonderpreis, genauso war der Preis "schönstes Spiel" einer. Beide wurde aber regelmäßig veergeben.

Wolfgang

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Immanuel
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Beiträge: 86

Re: Literatur-Verspielungen: Sherlock Holmes

Beitragvon Immanuel » 28. November 2002, 13:46

Hallo Kathrin,

es steht zwar in meiner Sammlung, aber ob es eine gelungene Umsetzung von Sir Arthur Conan Doyles Romanen ist, kann ich nicht sagen, da ich es bisher noch nicht gespielt habe. Peinlich eigentlich, weil man es angeblich sogar allein spielen kann.

Spiele Grüße,

Immanuel

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Heinrich Glumpler

Re: Literatur-Verspielungen: Sherlock Holmes ... ist gelungen

Beitragvon Heinrich Glumpler » 28. November 2002, 13:49

Hi,

Sherlock Holmes Criminal Cabinett/Tatort London/Queenspark Affäre hätten den Titel auf jeden Fall verdient -
- meiner Meinung nach ( also doch nicht auf jeden Fall ;-) )

Gruesze!
Heinrich

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Gustav der Bär

Re: Sonderpreis?

Beitragvon Gustav der Bär » 28. November 2002, 21:26

Ralf Arnemann schrieb:
> (...) Wenn man also für dieses seltene Phänomen einen regelmäßigen
> Sonderpreis vergeben würde, dann bekommt man entweder
> vordergründig aufgesetzte Themen, weil eben ein Verlag auf
> einen Preis mehr spekuliert, oder man muß irgendeinen Ramsch
> prämieren, weil sonst halt nichts da ist.

Was sollte - selbst wenn sich das so ergibt - denn schon groß passieren, lieber Ralf?

Jedes Jahr wird ein Oscar für das "beste Drehbuch nach einer literarischen Vorlage" verliehen - und _mit_ diesem Preis werden genau so viel gute und schlechte Drehbücher geschrieben, wie es ohne ihn der Fall wäre. Bei Spielen dürfte das kaum anders sein: Wer gute Spiele nach literarischen Vorlagen erfinden kann, der kann das halt und wird es auch tun; die Existenz eines Preises macht seine Spiele weder besser noch schlechter.

Wer durchschnittliche oder schlechte Spiele erfindet, dessen Spiele sind eben auch weiterhin durchschnittlich oder schlecht, egal, ob sie einen Buchtitel auf dem Schachtel-Cover haben oder nicht.

Ein Preis mehr könnte im besten Fall ein bisschen mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit bedeuten, falls ein paar Journalisten Gefallen daran finden, über dergleichen zu berichten - und schlimmstenfalls würde sich einfach gar nichts ändern, was so schlimm ja auch wieder nicht wäre.

Auf Xuntheit!
Gustav der Bär
(Peter Gustav Bartschat)

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Ralf Bielenberg

Re: Sonderpreis?

Beitragvon Ralf Bielenberg » 29. November 2002, 14:39

Hallo Gustav,

ich denke, Ralf ging es im Wesentlichen darum, dass es in diesem speziellen Themenbereich sehr leicht zu der Situation kommen kann, dass ein eher schlechtes Spiel mit Lob und Ehre ausgezeichnet wird, nur weil es keinen Konkurrenten gab. Gerade bei Spielen wird sicher oft einfach nach dem Motto gekauft: Dieses Spiel hat die oder jene Auszeichnung, also sollte es auch gut sein. Hier aber würde der solchermassen durch die Auszeichnung Beeinflusste nichts anderes als ein schlechtes Spiel für sein Geld bekommen, nur weil eventuell ein Spiel ausgezeichnet wurde, welches es realistisch betrachtet gar nicht verdient hätte. Und das wäre einfach schade.

Das ganze erinnert mich ein wenig an eine Bekannte, die sich vor vielen Jahren während eines Musikwettbewerbes gute Chancen auf den Sieg ausrechnete, da sie mit der Böhmflöte die einzige Teilnehmerin war und dann nur den Zweiten Platz zugesprochen bekam.

Liebe Grüsse zum Wochenende
Ralf

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Kathrin Nos
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RE: Literatur-Verspielungen - Danke!

Beitragvon Kathrin Nos » 2. Dezember 2002, 10:13

Hi,

vielen Dank für Eure zahlreichen Antworten - auch an diejenigen, die sich per Mail bei mir gemeldet haben! :-)

Alles Gute wünscht
Kathrin.
Spielerin, früher auch Rezensentin


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