Beitragvon Günter Cornett » 7. Januar 2008, 14:28
Frank Jaeger - AMIGO schrieb:
>
> Es ist nicht die Äußerlichkeit des aufgedruckten Namens, die
> ein Spiel zu einem Autorenspiel machen, sondern die Tatsache,
> dass ein Autor für seine Arbeit anteilig bezahlt wird, meist
> in Form von Prozenten am Umsatz.
Hallo Frank,
danke, damit kann ich schon viel mehr anfangen als mit der weitverbeiteten Wikipedia-Definition, möchte dazu aber dennoch - es liegt mir wohl im Blut :) - ein paar kritische Anmerkungen machen.
Dass der Verlag für die Leistung des Autors zahlt, ist imho nicht so relevant für die Eigenschaft des Autorenspiels sondern vielmehr: weshalb er zahlt, nämlich weil der Autor ein Spiel geschaffen hat. Dass der Verlag zahlt ist ein gutes Kennzeichen, um bei in Fremdverlagen veröffentlichten Spielen Autorenspiele von Nichtautorenspielen zu unterscheiden.
Die bloße Marktfähigkeit eines von einem Autor eingebrachten eigenen Spielevorschlags sollte aber - meiner Meinung nach - nicht das Ausschlag gebende Kennzeichen für das Etikett Autorenspiel sein.
> Beispiele? Gerne:
> Solo - Amigos bestverkaufte Mau-Mau Variante ist kein
> Autorenspiel.
> Cocotaki - Eine veränderte Mau-Mau Version allerdings schon.
Jo, ein schönes Beispiel, ihr zahlt für die besondere Leistung von Haim Shafir:
http://sunsite.informatik.rwth-aachen.de/keirat/txt/C/Cocotaki.html
> Die Entscheidung, wo ein Autorenspiel beginnt, treffen die
> Verlage mit Ihrer Bereitschaft, eine intellektuelle Leistung
> eines Einzelnen oder einer Gruppe finanziell zu honorieren.
Entscheidet also der Verlag darüber, was ein Autorenspiel ist?
Wenn ein Verlag
- ein Spiel mit der Begründung ablehnt 'Superspiel', aber zu teuer, um es zu produzieren
- ein Spiel veröffentlicht, dessen Autor schon mehr als 70 Jahre tot ist (z.B. Laska ab 1. Januar 2012)
oder ein Autor
- ein Spiel ohne Honorar z.B. als Unikat veröffentlicht
- oder auch sein Spiel gar nicht veröffentlicht
ist es dann kein Autorenspiel (mehr)?
Ich selbst würde das eher verneinen, aber da es sich um einen neuen Begriff handelt, kann man das natürlich so definieren.
Autorenspiel meint in diesem Fall nicht das Werk des Autors sondern eine Ware, die aus dem Werk des Autors gemacht wurde und an dem der Autor bzw. seine Nachkommen noch Rechte haben.
Man kann natürlich vertreten, dass der von einem Autor eingereichte Spielevorschlag noch kein Spiel ist sondern erst durch die Verlagsbearbeitung zu einem 'richtigen' Spiel wird, aber:
Wie nennt man dann das Werk des Autors?
Da das Veröffentlichungsrecht Teil des Urheberrechts ist, ist das Werk des Spieleautors bereits fertiggestellt, bevor es an den Verlag geschickt wird (sollte jedenfalls so sein). Das Spiel (nicht das fertige Produkt sondern das Werk, wofür der Autor Honorar erhält) existiert ja unabhängig von der Bereitschaft für die Leistung des Autors zu zahlen.
Um es kurz zu formulieren:
Autorenspiel ist deiner Meinung nach also ein reiner Marketingbegriff, eine Eigenschaft des Verlags-Produktes Spiel nicht aber des Autoren-Werkes Spiel?
Das wäre für mich durchaus nachvollziehbar, wenngleich ich es nicht als wünschenswert ansehe. Es sollte dann aber auch von Verlagsseite z.B. auf der Gamemob-Seite klar zum Ausdruck gebracht werden, dass es sich um einen Marketingbegriff, eine Wareneigenschaft handelt.
Oder hast du dich nur auf in Verlagen veröffentlichte Spiele beschränkt, weil darauf naturgemäß dein Fokus liegt?
Gruß, Günter