Beitragvon Marten Holst » 18. Juni 2008, 18:48
Moin,
>> nicht besser. Nebenbei vermute ich, dass ohne Abseitsregel
>> weniger Tore fielen, da aktives Verteidigen früh nicht
>> möglich wäre und Mannschaften allgemein tiefer stünden,
>> praktisch nie der einzelne Spieler auf den Torwart zukäme. Es
>
> :-? Man nimmt also der Verteidung ein taktisches Mittel zur
> Verhinderung von Toren - und dadurch soll es weniger Tore
> geben?
Ja - wenn die Mannschaften weiter so spielten wie bisher, dann nicht, aber die ändern ja ihre Taktik mit der neuen Regel, denn die Abwehren würden dann deutlich defensiver spielen müssen. Im Moment kann eine Abwehrreihe aktiv Druck aufbauen, gegebenenfalls sogar mit in den Angriff gehen (Lahm). Wird ihr diese Möglichkeit der Verteidigung genommen, muss sie ihr Spiel dergestalt umstellen, dass beide Seiten defensiver ausgerichtet sind.
> Beim Feldhockey soll sich übrigens die Zahl der Tore
> seit Abschaffung der Abseitsregel um ein Drittel erhöht
> haben.
Zu Feldhockey kann ich nichts sagen, sorry. Weiß also nicht, ob das vergleichbar ist.
> Aber was meinst du mit "Balance verloren" gehen? Glaubst
> du, dass dann schwächere Teams gar keine Chance mehr haben?
Definiere "schwächere Teams". Aber nein, das per se glaube ich nicht. Ich meine die Spielbalance zwischen den Aktionen beim Fußball, zwischen Angriff und Abwehr und dem Übergang in den Teams von Vorwärts- zu Rückwärtsbewegung.
>> Du unterstellst dabei, dass Spieler auch auf anderen Niveaus
>> als bei der EM solche längeren Pässe spielen können als auch,
>> dass genügend anspielbare Spieler vorhanden sind und nicht
>> ihrerseits sich zurückziehen.
>
> Das mit den langen Pässen behaupte ich nicht. Das hat du
> nur ins Spiel gebracht. Ich bezweifel, dass es sinnvoll
> wäre, ein oder mehrere Stürmer im Strafraum zu parken und
> nur noch lange Pässe zu spielen.
Du meintest mehr Platz für koordiniertes Passspiel, zumindest hatte ich das so verstanden, ich dachte mehr an klassisches "Kick and Rush". Und einen Stürmer vorne zu halten, zumindest mit der Option zu stehen wo er will, halte ich in solch einem Spiel (Annahme: Unentschieden, Mitte des Spiels, also keine Sondersituationen) grundsätzlich für sinnvoll. Zumindest ist die Drohung dieser Option stark genug, dass seinerseits der Verteidiger Leute hinten belassen muss, eventuell noch welche für die Verbindung zurück nach vorne. Der Gegner muss in jedem Fall einen Spieler parat halten, falls der Stürmer auf einmal losläuft oder sich auch nur reinstellt. Heute findest Du aus diesem Grund eigentlich immer Verteidiger an der Mittellinie oder kurz davor, auch wenn der Gegner sich komplett zurückgezogen hat. Die Linie würde nach hinten verschoben.
> Nach Deiner Berechnung
>> drittelst Du die Spielerdichte, die ich eh schon nicht zu
>> hoch finde.
>
> :-? Wo hab ich was berechnet?
Maximaler Abstand bzw. Tiefe einer Mannschaft nanntest Du 30m. Ich behaupte, sie müssten sich fast auf das ganze Feld verteilen
> Ich hatte ja schon woanders geschrieben, dass man
> stattdessen 2x30 min nehmen sollte. Das würde dann in etwa
> der jetzigen realen Spielzeit entsprechen.
> Fans und Spieler haben auch schon andere Veränderungen
> mitgemacht, z.B. Passivabseits oder Änderung der
> Rückpassregel. Weiniger Zuschauer gab es dadurch aber auch
> nicht.
Nein, aber "90 Minuten" ist ein Eckpfeiler. Rückpassregel und Abseits sind Details. Selbst Versuche, die Tore zu vergrößern, dürften nicht gehen, obwohl die nicht völlig sinnlos wären. Ich denke, dass die psychologische Ablehnung demgegenüber groß wäre. Die Leute würden weiter spielen und es sich weiter ansehen, aber bevor das kommt, würde viel Radau über Sesselfurzer entstehen. So sehr wir uns hier einigen können, dass das sinnvoll ist, aber jeder Funktionär, der sowas unterstützt, wäre doch
in nullkommawenig abgewählt.
Letztlich wissen wir beide natürlich nicht, was passierte, aber ich habe starke Zweifel, dass "Abseits weg" dem Spiel gut täte.