Beitragvon Stephan Zimmermann » 19. März 2014, 16:45
Uzi schrieb:
>
> Ich finde solche Zahlen durchaus interessant aber nicht als
> Spieler sondern vielmehr als Spieleautor.
>
> Und da stellt sich mir nämlich gleich eine weitere Frage.
> Aber welche Prozenzahl ist dieses Ungleichgewicht für einen
> Spieler nachvollziehbar bzw. Spürbar? (Ohne Statistische
> Erhebung)
Ich denke so ein Ungleichgewicht äußert sich nicht nur in der Statistik, welchen Platz man erreicht.
Das ist oft schon während dem Spiel bemerkbar, weil man sich an manchen Positionen deutlich leichter tut als an anderen.
Hier ein paar Beispiele, die mir persönlich schon vor der Statistik aufgefallen sind und später durch diese erhärtet wurden.
2 meiner Lieblingsspiele fallen bei der Auswertung auf. Puerto Rico und Village.
Beide spiele ich übrigens trotzdem immer gerne wieder.
Wenn Neulinge mitspielen setze ich die auch oft gerne auf die "guten" Positionen :)
Puero Rico: Vorteil des Spielers an Position 3. Dieser fällt offensichtlich schon während des Spiels auf, da dieser Spieler meist als erster in der Lage ist zu Handeln oder den Kapitän zu nutzen.
(wurde schon oft hier im Forum diskutiert, siehe u.a. auch http://www.spielbox.de/phorum4/read.php4?f=1&i=87836&t=87836& )
Village: Als Starspieler kann man hier das Spiel in der ersten Runde nach belieben diktieren.
Was auch immer man sich als Ziel wählt (Rathaus, Vermehrung, beste Marktposition, ...) - man kann es sicher als erster erreichen.
Als 4. Spieler hinkt man so abartig hinterher, dass man gezwungen ist irgendetwas anderes zu machen, das die anderen einem nicht schon vorgemacht haben. Oft ist das aber auch nur noch das viertbeste... und am Rundenende kassiert man sehr leicht einen Leerzug.
> Gerade bei Bohnanaza habe ich einen solchen Effekt noch nie
> gespürt. Ich mein das die Zahl da so stark sein kann wundert
> mich auch. Denn immerhin wird da ja frei verhandelt und eine
> ganze Portion Glück ist auch noch dabei.
> Deshalb dieser Statistik würde ich gerne einer anderen
> Statistik gegenüber stellen und zwar einer Statistik darüber
> wie die Spieler die Startposition selbst einschätzen.
Bei Bohnanza kommt der Effekt aus meiner Sicht durch 2 Punkte zustande.
Erstens gibt es sehr viele geteilte 1. Plätze (bei ca. 25%! der Spiele).
Dadurch ist die Quote nochmals höher.
Zum Zweiten ist es die Tatsache, das nicht alle Spieler gleich oft drankommen.
In der letzten Runde kommt nur der Startspieler sicher zum Zug.
Und selbst wenn der 2. oder 3. auch noch drankommt, dann handelt keiner mehr
mit ihm wenn es nicht einen sofort in Ernte-Punkte umsetzbaren Handel gibt.
Das zusammen mit der Tatsache, dass die Punktabstände sehr gering sind
ergibt den starken Vorteil für den Startspieler.
Bei Dominion finde ich, dass der Effekt auch klar spürbar ist.
Wie oft passiert es, dass man noch einen Zug für 3 oder 6 SP auf der Hand hat, man aber nicht mehr dran kommt?
im Endspiel gefühlt oft. Da ist natürlich jemand der einmal mehr an die Reihe kommt klar im Vorteil.
Emerald: Der Nachteil des 4. Spielers ist gleich zu Beginn des Spiels deutlich spürbar. Als 4. kommt man einfach zuletzt in die Höhle. Die attraktivsten Schätze sind schon genommen, ...
Ebenso Kingdom Builder. Die freie Auswahl am Start ist schon ein klarer Vorteil, der von Beginn an spürbar ist. Nur wenn man echt schlecht zieht spielt man da nicht mehr um den Sieg mit.
Die Effekte bei Wikinger (Position 2 gut und Position 4 schlecht) waren auch deutlich spürbar und liegen meiner Meinung nach an der Spielmechanik. Durch den fixen Startspielerwechsel und die feste Rundenanzahl: kommt Spieler 2 öfter und Spieler 4 seltener als Spieler 1 und 3 zu einer frühen Auswahl der Aktion.
Bei Stone Age hab ich das nicht so gemerkt beim Spielen. Ich führe das aber auf einen ähnlichen Effekt wie bei Wikinger zurück. Das Spiel geht oft so ca. 10+ Runden, so dass der Spieler an Position 2 insgesamt am weitesten vorne beim auswählen von Aktionen ist.