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[OT] Spielen und Demenz

Sachfremdes
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Feuergold
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[OT] Spielen und Demenz

Beitragvon Feuergold » 21. Juni 2014, 13:48

Hallo in die Runde,

ich bin etwas ratlos wie ich mich verhalten kann/sollte: In unsere Brettspielrunde kommt ab und an ein dementer Herr. Er wohnt im Altenheim um die Ecke. Wenn das sonntags beim Familienspielen ist und genügend Leute da sind, ist das ja nicht so arg. Dann kann er schon mal MauMau mitspielen, was ihm aber auch schon ziemlich schwer fällt. Er unterhält uns dann mit Liedern, die er kennt und mit Anekdoten, wen er schon alles "gebusselt" hat und kennt usw.. Das finde ich nicht so dramatisch, denke immer ,wer weiß wie es mir mal geht in dem Alter.

Gestern hat er bei uns zuhause angerufen und nach den Spielzeiten gefragt. Ich arbeitete noch, mein Lebensgefährte hat ihm dann die Spielzeiten für den Freitagabend genannt. Es klingt gemein aber ich dachte: Oh Schreck, wenn er kommt, sprengt er die Abendrunde, die im wesentlich aus Vielspielern besteht und wo es wirklich ein "Opfer" wäre, mit ihm Maumau zu spielen, weil wir uns nur einmal im Monat treffen. Vom Fenster aus habe ich ihn dann vor der Eisdiele gegenüber rumwuseln sehen und tatsächlich gehofft, dass er den Eingang nicht findet. So war es dann auch, er kam nicht und ich fühlte mich schlecht, weil im Prinzip jeder in die Gruppe kommen kann wenn er/sie mag, weil mein Motto ist: Jeder ist willkommen, der gern spielt. Ich musste das mal los werden, weil ich mich komplett hilflos in dieser Situation fühle, niemanden ausgrenzen will, mich aber von dem netten Herrn vollkommen überfordert fühle. Danke für euer Ohr :-)

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Dumon
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Spieletreff Caritas

Beitragvon Dumon » 21. Juni 2014, 17:06

Ich kenne diese Situation nur zu gut.
Seit ca. 2 Jahren "betreue" ich den Spieletreff der Caritas in der Mainzer Neustadt. "Spieletreff der Caritas", das heißt aber eigentlich (wenn man es mal objektiv betrachtet) nichts anderes als:
"Da haben mal ein paar Leute die Idee gehabt, einen offenen Spieletreff ins Leben zu rufen, und da der Raum fehlte, gedacht, es sei eine gute Idee, da die Caritas zu fragen"...

Das Resultat ist, dass dieser ca. zweiwöchentliche Treff zwar stets recht gut besucht ist, aber halt primär von "Vielspielern", und lernwilligen Gelegenheitsspielern, die jemand "mit anschleppt" oder die sich (selten) mal von selbst zu uns verirren. Um montagabends zum SPIELEN irgendwo hin zu gehen, dafür muss man da ja auch schon recht enthusiastisch sein, für...

Das ist auch der Caritas bewusst, weshalb die Situation dort etwas (sagen wir mal) schwammig ist. Allerdings ist alles im Lot, und der Treff ist eben auch, dem caritativen Gedanken nach, THEORETISCH für alle offen.

Praktisch aber wird es schwierig, wenn jemand vorbei kommt, der eben weder die Spielekenntnisse noch den Lerneifer mitbringt - oder dem das schwerfällt bzw. der "andere Spiele gewohnt ist".

Einige regelmäßige Besucher hatten sich zu diesem bzw. ähnlichen "Fällen" auch schon mal Gedanken gemacht, und einen "Notfallplan" entwickelt. Dieser besteht aber im Prinzip in der Erkenntnis, dass man sich natürlich dann um diese Besucher kümmern sollte - und einer von uns das tun müsste. Um dann zu hoffen, genug Mitspieler zu finden für welches Spiel es dann immer auf den Tisch schaffen würde - sei es MauMau, Hase und Igel, oder andere einfache(re) Spiele. Da das aber nicht im Interesse der Mehrheit der Gäste vorort wäre, bliebe das dann meist "an uns hängen". Und natürlich würden auch wir gerne andere Dinge spielen - es wird also auch da zu einem "Opfer"...
:(

Zu guter Letzt merkt natürlich auch ein Besucher, dass man sich jetzt "gezielt" um ihn kümmert, oder im schlimmsten Fall, dass diejenigen, die "so einfache Spiele spielen wollen würden" nur sehr gering an der Zahl sind (oder sich gar "aufopferten"). Was dann dazu führt, dass solche Besucher wohl nicht so oft wiederkommen...


Ich muss halt sagen, dass es da für uns kein Patentrezept gibt. Wären wir konsequent, müssten wir uns als "Spieletreff für "Fortgeschrittene"" definieren (naja, nicht wirklich, aber für den nicht- oder wenigspielenden Durchschnittsbürger halt schon) - und damit dann natürlich dem Gedanken, für alle offen zu sein, widersprechen. Was selbstverständlich in bezug auf die Caritas zu weiteren Problemen führen würde, etc.
Aber da das evtl mit dem Verlust der Spielmöglichkeit verbunden sein könnte, ist das natürlich auch nicht so ganz in unserem Interesse...

Ich kann das also sehr gut nachempfinden - zwar nicht bezogen auf den Einzelfall, aber generell schon...

Mitfühlend,
Dumon

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Kathrin Nos
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Re: [OT] Spielen und Demenz

Beitragvon Kathrin Nos » 21. Juni 2014, 20:24

Liebe Feuergold,

vielen Dank für dein Posting. Deine Gefühle kann ich - denke ich - gut nachvollziehen. Ich finde es super, dass ihr in den Familienspielrunden so offen seid, dass ihr den Treff sozusagen "barrierefrei" gestaltet (mit "Barriere" im übertragenen Sinne gemeint).

Wir haben ebenfalls einen offenen Spieletreff, bisher gab es zum Glück keine Extremfälle. Zwar kommt durchaus gemischtes Publikum, aber bisher konnten wir immer alle gut integrieren. Daher finde ich mich in deinem Motto sehr gut wieder!

Klar kommt auch bei uns mal jemand, der dann merkt, dass es für ihn/sie nicht passt - und ist dann beim nächsten Mal nicht mehr dabei. Die Gründe dafür erfahren wir natürlich nicht immer.

In eurem konkreten Fall würde mir als mögliche Lösung einfallen, mit diesem Mitspieler zu sprechen. Das ist ganz sicher nicht einfach, zumal du das Thema Demenz angesprochen hast. Für eure einmal im Monat stattfindende Vielspielerrunde könntet ihr vielleicht überlegen, ob ihr sie als Extratermin bezeichnet und kennzeichnet. Dann würde es vielleicht leichter fallen, die Einladung an den besagten Herren für das Familienspielen sonntags zu erneuern und dann im Anschluss zu erklären, dass beim Freitagsspielen andere Spieler und andere Spiele dran sind.

Ich wünsche euch weiterhin viel Spaß beim Spielen!
Alles Gute von
Kathrin.
Spielerin, früher auch Rezensentin

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Endosulfan
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Re: Spieletreff Caritas

Beitragvon Endosulfan » 22. Juni 2014, 13:48

Wenn Ihr den caritativen Gedanken als solchen auch komplett umsetzen würdet/wollen würdet, wäre es sicherlich kein Opfer mehr für diejenigen, die sich schon lobenswerterweise Gedanken um den Notfallplan gemacht haben. Und dann würden es auch die "Betreuten" nicht als Opfer wahrnehmen, weil es dann einfach keines mehr wäre.

Andernfalls sollte man sich nochmal vor Augen führen, wer den Raum (ich nehme an kostenfrei) und warum zur Verfügung stellt, dann fällt das vielleicht leichter.

Bitte nicht als Angriff verstehen, mehr als Anregung.

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Problematik des Caritativen Gedankens

Beitragvon Dumon » 22. Juni 2014, 18:20

Zunächst mal vielen Dank für Deinen Gedanken - den sicher viele hier haben, und Du letztendlich ausgesprochen hast...
...und keine Sorge, ich verstehe ihn nicht als Angriff...
:)

Leider gestaltet sich das Ganze aber (wie immer) nicht so einfach, wie es manchmal scheint.

Denn leider sehen viele diesen Treff eben nicht als "Caritas-Spieletreff" an, sondern als (sagen wir mal) "regulären Treff von Spielefreunden". Bei dem alle mitbringen können, was sie wollen, und wo dann das gespielt wird, wofür sich die meisten interessieren. Da stellt jeder zwar nicht seinen eigenen Willen komplett über den der anderen, aber der eigene Spaß macht da leider schon sehr viel aus.

Im Prinzip ist es also nicht ein "Spieletreff der Caritas", sondern (wenn ich ehrlich bin - und das weiß die Hausleiterin auch) eher ein Spieletreff von Vielspielern (und Freunden), der "zufällig" in den Räumen der Caritas veranstaltet wird.
Einzig die Tatsache, dass er auf der Caritas-Seite steht und auch in der Stadtteilzeitung beworben wird, trägt noch ein bisschen den caritativen Gedanken da mit. Insbesondere, da nahezu alle Interessenten entweder über BGG zu uns stoßen, oder über Freunde.

Gedanken gemacht haben sich so drei, vier Leute von uns (mich damals eingeschlossen), aber da für uns alle (auch mich eingeschlossen) schon irgendwie der Gedanke bei diesem Treffen mitschwingt, interessante Spiele zu spielen (und nicht "die Gemeinschaft zu pflegen"), ist das mit der "Betreuung von Besuchern, die wenig spielen" halt so eine Sache. Klar habe ich als Verantwortungs-Tragender (sozusagen) auch die Verantwortung dafür, dass jeder Spaß hat. Also liegt es primär bei mir, mich um Personen zu kümmern, die vielleicht durch die normale Auswahl an mitgebrachten Spielen (es gibt vorort keine Sammlung) überfordert sein könnten, oder daran keinen Spaß hätten...

...und das versuche ich auch, so gut es geht zu tun. Nur ist es auch für mich so, dass ich dann auch gerne für mich interessante Spiele spielen mag (immerhin der Grund, warum ich auch hingehe), und mich nicht immer darum kümmern will, dass auch Wenigspieler "versorgt" sind. Das mag egoistisch erscheinen...

...aber das Problem liegt eben im Zusammenspiel von Spielort und Treffenszweck. Denn es ist eben für mich kein Ehrenamt, dass ich ausübe, keine caritative Tätigkeit, die ich mache, und es ist an sich auch kein caritativer Treff...

...und dennoch will ich schon irgendwie, dass jemand, der vorbeikommt und dann doch nur Maumau spielen mag, auch Spaß hat. Dafür sorge ich dann auch - nur will ich das halt nicht immer machen...

Wenn man das auf alle Besucher verteilen könnte, dann wäre das nicht so ein großes Problem (ich bin tatsächlich nämlich auch nur "Besucher mit Schlüssel, der dafür sorgt, dass hinterher alle Fenster zu sind). Nur sehe ich da das Problem, dass das Interesse am Spaß aller bei den anderen Besuchern noch weniger vorhanden ist...

...das ist eine Schlussfolgerung, die ich aufgrund des Verhaltens der Leute gezogen habe, WENN denn mal jemand vorbeikommt, der in die genannte "Problemkategorie" passt. Denn de facto war das bisher nur sehr selten der Fall. Und obwohl ich mir jedesmal größte Mühe gegeben habe, mich um solche Besucher zu kümmern, und sie eben nicht zu vergraulen, merken sie wohl doch, dass bei uns (als Gruppe) mehr das wettbewerbsorientierte Spiel im Vordergrund steht, und nicht die o.g. Gemeinschaft.

Diese Schlussfolgerung erwuchs zudem aus noch einer anderen Situation. Seit ca. zwei Jahren nun stelle ich eine Spendenbox allabendlich auf (an einem Ort, wo man unbeobachtet ist) - um der Caritas für das Zur-Verfügung-Stellen der Räume wenigstens etwas zurück zu geben. Und sehr oft ist dort nicht allzu viel drin (auch gar nichts). Und obwohl ich weiß, dass die meisten Besucher etwas dazu beitragen könnten, weiß ich auch, dass das, was hin und wieder dort drinnen liegt (und dann auch mal großzügig ist) von vereinzelten Besuchern kommt, und wohl immer von den gleichen wenigen...


So stehen wir mit dem Treff da.
Ein Spieletreff in der Caritas, der kein caritativer Spieletreff ist. Wenn wir konsequent wären, würden wir uns eine andere Location suchen. Die dann aber wohl Geld kosten würde, und das wäre wohl kaum einer der Besucher bereit zu zahlen...


Ein etwas vielschichteres Dilemma, das ich da vor zwei Jahren übernommen habe - einerseits will ich spielen, andererseits will ich auch des caritativen Gedankens nicht spotten...

Und selbst diese Erläuterung kann die Situation nur unvollständig darlegen oder erläutern...

Grütze,
Dumon

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Feuergold
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Re: [OT] Spielen und Demenz

Beitragvon Feuergold » 22. Juni 2014, 20:23

Hallo Ihr Lieben,

vielen vielen Dank für Eure Antworten! Sie haben mir geholfen, mich etwas zu entwirren :-)

@Dumon: In deinen beiden Beiträgen finde ich mich 100%ig wieder. Der einzige Unterschied ist: Unser Raum ist ein sogenannter "Bürgerraum". Diesen kann jede Gruppe, jeder Verein beantragen, die/der ihn nutzen möchte. Er kostet nichts und somit müsste ich mich zu nichts verpflichtet fühlen (Ich fühle mich trotzdem so ;-) )Deshalb...

...@Kathrin: Ich finde die Idee super, den Freitagstermin als "Extra-Termin" zu kennzeichnen. Das habe ich so genau nie eingegrenzt (nur die Altersangabe "ab 16"). Wenn von vornherein klar ist, dass an diesem Abend nur sogenannte Vielspieler-Spiele auf den Tisch kommen, kann ich den Menschen entsprechend erklären, dass sie lieber zum Sonntagspielen kommen sollen.

Nochmal Danke für eure Anregungen und
liebe Grüße
Sabine

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Re: [OT] Spielen und Demenz

Beitragvon ravn » 23. Juni 2014, 00:31

Nabend,

anscheinend hast Du ja eine Familienspielrunde und eine Vielspielerrunde, wenn ich das richtig verstanden habe. Wenn Du das so klar nach aussen darstellst, entstehen auch keine falschen Erwartungshaltungen - sofern die Angesprochenen mit diesen Abgrenzungen was anfangen können. Im Zweifel durch Spielebeispiele erläutern: "Am xx.xx.xxxx Familienspiele-Treff mit Brettspielen von Mau-Mau bis Siedler von Catan."

Dann sollte aber auch allen Vielspielern an diesem Termin klar sein, dass bevorzugt Familienspiele auf den Tisch kommen sollen, um da gezielt die Familienspieler anzusprechen und einzubinden. Wer damit nicht zurecht kommt, dass da auch Mau-Mau gespielt wird, wäre an diesem Termin schlicht fehl am Platz.

Die Nennung des Freitagstermins Deines Lebensgefährten war ein Missverständnis - passiert - und das würde ich auch so klar dem dementen Herrn so sagen. Eben dass der Freitagtermin für komplexere Vielspielerspieler gedacht ist und die Teilnehmer deshalb kein Mau-Mau an diesem Termin spielen wollen. Er aber gerne zur Familienspielrunde eingeladen ist, wo auch eben Mau-Mau gespielt wird.

Darauf hoffen, dass jemand zu einem anscheinend offenen Spieletreff nicht kommt, damit sich das Problem damit von selbst erledigt oder erst gar nicht stellt, halte ich für keine Lösung. Dann lieber vorab das offene Gespräch suchen oder direkt private Spieletreffs mit Einladung planen.

Ich weiss nicht, ob ich Dir damit eine passende Anregung gegeben habe. Kenne eine vergleichbare Situation nur aus einer ehemaligen Rollenspielrunde, wo die Mitspieler zu unterschiedliche Erwartungshaltungen hatten, sich aus falscher Rücksicht aber niemand traute, das rechtzeitig und offen anzusprechen ... bis dann die Gruppe auseinandergebrochen ist.

Cu / Ralf

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ravn

Re: Problematik des Caritativen Gedankens

Beitragvon ravn » 23. Juni 2014, 00:53

Dumon schrieb:

> ...das ist eine Schlussfolgerung, die ich aufgrund des
> Verhaltens der Leute gezogen habe, WENN denn mal jemand
> vorbeikommt, der in die genannte "Problemkategorie" passt.
> Denn de facto war das bisher nur sehr selten der Fall. Und
> obwohl ich mir jedesmal größte Mühe gegeben habe, mich um
> solche Besucher zu kümmern, und sie eben nicht zu vergraulen,
> merken sie wohl doch, dass bei uns (als Gruppe) mehr das
> wettbewerbsorientierte Spiel im Vordergrund steht, und nicht
> die o.g. Gemeinschaft.

Wäre es dann nicht die beste Lösung für alle, diesen Spieletreff nicht irreführend als Caritas-Spieletreff zu bewerben (sofern das geschieht) sondern als "Wettbewerbsorientiertes Brettspielen für Vielspieler", wenn er das aufgrund der Besucherstruktur geworden ist?

Die Freizeitbeschäftigung mit Spielen ist eben so weitumspannend, dass nicht jeder das Gleiche darunter versteht. Für die Einen ist das eben ein Gesellschafts-Treff auf Mau-Mau-Niveau, für die Anderen ein Treff, um komplexe Neuheiten zu spielen. Klar, dass es da Reibungspunkte geben muss, wenn die Zielgruppe nicht wirklich definiert ist.

Entweder ordnet sich das selbst durch die Besucher (was für Einzelne durchaus enttäuschend sein kann) oder jemand muss ordnend und klarstellend eingreifen.

Wenn der Treff keinen wirklichen Verantwortlichen hat und Du Dich in diese Rolle nicht reindrängen willst, würde ich diese Problematik mal mit den Caritas-Verantworlichen ansprechen, um da eine Lösung zu suchen. Weil am Ende will jeder Besucher ja seinen Spass dabei haben und das klappt eben nur, wenn die Erwartungshaltungen vergleichbar sind, damit sich passende Spielrunden bilden können.

Ebenso könnte der Verantwortliche ansprechen, dass dort Unkostenbeiträge erwünscht sind von den Besuchern, die den Spieletreff nutzen und zeitgleich aufzeigen, was damit gemacht wird und warum diese freiwilligen Spenden deshalb wichtig sind, um eben auch den Spieletreff dort aufrecht erhalten zu können. Ist eventuell so gar nicht bewusst?

Cu / Ralf

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Re: Problematik des Caritativen Gedankens

Beitragvon Dumon » 23. Juni 2014, 11:13

Hmm.
Zunächst mal vielen Dank auch für Deine Gedanken zu dem Thema.

Und vielleicht zuerst kurz zu meiner Rolle in der ganzen Sache. Ich bin schon der "Verantwortliche" für den Spieletreff in den Räumen der Caritas. Habe den Schlüssel, und sorge auch dafür, dass er stattfindet (wenn ich net da bin, und mein Vertreter auch nicht, dann fällt er aus). Kümmere mich darum, dass vorort alles okay ist (der Raum), alles wieder zu ist (hinterher), und um die Koordination mit der Hausleitung etc.

Und ab jetzt wirds schwieriger.
Zwar bin ich offiziell ein "Ehrenamtlicher Mitarbeiter" der Caritas, der diesen Treff betreut, aber der Treff selbst ist ja nicht wirklich ein Caritas-Treff (wie beschrieben). Wäre dem so - nun, dann müsste ich zugeben, dass ich der falsche für den Posten wäre. Denn es geht mir eben auch weniger um das caritative als ums Spielen. Und da (wie schon gesagt) auch eher um das Spielerleben und den Wettbewerb (wenn man denn das so krass ausdrücken mag) als um die Gemeinschaft. Wir treffen uns, um "zu spielen und uns nebenher zu unterhalten" und nicht um uns "zu unterhalten und nebenher zu spielen"...

Tatsächlich wird der Spieletreff nicht wirklich als Caritas-Treff beworben, sondern als "Neustadt-Spieletreff" in den Räumen der Caritas. Er gilt aber quasi als eine Veranstaltung der Caritas, und der caritative Gedanke ist somit implizit.
Und damit, und auch durch die Tatsache, dass wir in den Räumen der Caritas (umsonst) spielen, können und dürfen wir keine exklusiven Kriterien veranschlagen, denn es geht ja gerade um Inklusion bei solchen Veranstaltungen...
...ein Umdefinieren des Treffs schließt sich dadurch halt leider aus...

Die Situation vorort regelt sich durch die Stammbesucher und das hauptsächliche "Klientel" (sag ich mal) auch meist von selbst. Nun ist es ja nicht so, dass wir immer Madeira spielen, oder wenn Neugierige vorbeikommen, die wenig Erfahrung haben, diese gleich mit 18xx überfahren werden. Da haben wir natürlich auch immer "gemäßigtere" Spiele dabei - denn die machen ja genauso Spaß. Ob das ein Cyrano ist, ein Linq oder ein Stone Age - da kann man schon auch "leichtere Kost" bieten. Und das machen wir auch genauso gerne...

Problematisch wird es halt, wenn dann doch mal jemand vorbei kommt, der eher "der MauMau-Typ" ist (was gar nicht abwertend gemeint ist)...

Das Problem, was ich halt hierbei habe, ist mein eigenes schlechtes Gewissen, und mein Ansinnen, dass wirklich alle Spaß haben. Klar kann ich es nicht jedem Recht machen, und klar hat man mal mehr oder weniger Spaß. Aber wir sind nunmal in den Räumen der Caritas, und dadurch sollte halt Integration auch mitschwingen. Noch viel mehr macht das schlechte Gewissen mir deshalb zu schaffen, weil ich selbst halt auch zum Spieletreff komme, um komplexe und anspruchsvollere Spiele zu spielen (bzw. solche, die mir Spaß machen) - und da liegt MauMau eben nicht in meinem Interessengebiet, ehrlich gesagt.


Vielleicht nochmal ganz kurz - dies sind primär Gedanken, mit denen ich mich rumschlage. Konkret hatten wir solche Fälle in den drei Jahren, die ich jetzt dabei bin, vielleicht einmal oder zweimal. Dennoch ist das eben etwas, was mit eben ein bisschen zu schaffen macht, und wo ich keinen richtigen Ausweg sehe, der allen gerecht wird (und eben auch meine Interessen akkurat abbildet)...


Was die Finanzierung angeht - auch da kommt wieder der Caritative Gedanke mit hinein. Und der verbietet dann halt leider auch, einen fixen Obulus für Teilnahme zu veranschlagen. Denn das würde ja wieder der Integration entgegenstehen - schließlich würde es Leute ausschließen, die sich das nicht leisten könnten. Und weder wäre das annehmbar, noch wollen wir das in irgend einer Weise. Selbst eine Veranschlagung von Beiträgen für Leute, "die es sich leisten können" wäre ein Eingriff in die Eigenverantwortlichkeit eines jeden Besuchers, und widerspricht damit auch dem caritativen Ansatz.
Leider.
Denn wie gerne würde ich das gerade bei denen machen, von denen ich weiß, dass sie es sich leisten könnten. Ich gebe im Monat mehr Geld für "unnötigen Mist" aus als die paar Euro, die ich an den beiden Abenden in die Kasse lege, und ich vermute, dass es vielen anderen auch so geht, wenn sie ehrlich sind...

Interessanterweise wurde da mal ein Vorschlag laut, doch Getränke und Süßigkeiten zu verkaufen, und damit das "Geld einzutreiben". Denn es "würde den Leuten leichter fallen, für etwas zu bezahlen, was sie dann nachher auch erhalten". Ganz abgesehen von fehlenden Kapazitäten (Lagerung, Aufwand, etc.) lässt mich so eine Argumentation halt dann auch die Wände hoch gehen, denn die Besucher "erhalten ja etwas" - nämlich die Möglichkeit, an einem Ort mit Gleichgesinnten zu spielen...
...naja...

Zuletzt bin ich mir recht sicher, dass einige auch nicht mehr kämen, wenn es "etwas kosten" würde - ganz gleich, wieviel. Denn "warum für etwas bezahlen, was man anderweitig auch umsonst haben kann" - oder so ähnlich die Devise. Das gilt womöglich auch für solche Veranstaltungen wie diese...


Es ist und bleibt eine vertrackte Situation.
Denn wären wir ehrlich, würden wir eingestehen, dass wir das Entgegenkommen der Caritas (durch Zur-Verfügung-Stellen der Räume) eigentlich ausnutzen, um unseren eigenen Spaß zu fördern. Und während einige von uns zumindest bereit sind, der Caritas etwas dafür zurück zu geben, scheint es aber anderen noch nicht einmal das wert zu sein...

Ich muss wohl noch eine Weile darüber nachdenken. Und überlegen, wie ich/wir mit der Situation konsequent umgehen sollte(n), ohne der Caritas zu schaden und ohne die Spieletreff-Möglichkeit vollends zu zerstören.

Andererseits schließt natürlich der Zeitpunkt des Treffs (Montagabends ab 19:00 Uhr) wohl schon von vornherein aus, dass wir viele solche "Gelegenheits-Wenig-Spieler" haben werden, die einfach vorbeischneien. Wer Spielen nicht als hohe Priorität einstuft, wird zu diesem Zeitpunkt wohl anderes zu tun haben (und haben wollen). Ganz verhindert wird es dadurch aber natürlich nicht.
...und ob das als entschuldigende Begründung valide ist, oder nur als schlecht verpackte Ausrede anzusehen ist, das ist natürlich nochmal eine ganz andere Sache...

Zwischen den Stühlen sitzend,
Dumon

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Re: Problematik des Caritativen Gedankens

Beitragvon Endosulfan » 23. Juni 2014, 14:08

1-2 "Fälle" in drei Jahren? In dem Fall kann man doch kaum noch von einem Opfer sprechen, wenn sich dann drei Leute finden, die mit dem Wenigspieler was leichtes spielen...Muss ja nicht Mau-Mau sein (gibt ja vielleicht gerade gar kein Blatt dafür ;-)) und kann dann für den Wenigspieler als Horizont-Öffner fungieren.

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Missverständnis

Beitragvon Dumon » 23. Juni 2014, 14:53

Endosulfan - es geht für mich ja weniger um die konkrete Situation, wie bei Feuergold, sondern um die Möglichkeit solcher auftretender Situationen. Und ganz konkret um das, was mir dabei am Meisten zu schaffen macht, eigentlich - die "Heuchelei" (das englische Hypocrisy passt besser) eines offenen Treffs im Rahmen der Caritas, wo es uns doch allen nur darum geht, das zu spielen, worauf wir Lust haben...
:(

Wir haben bzw. hatten einen regelmäßigen Besucher, dessen Kapazitäten wohl aufgrund einer gesundheitlichen Situation variieren. Das heißt, dass er oft durchaus in der Lage ist, Spiele wie Madeira zu spielen (und das auch zu wollen), eine Zeitlang aber genauso oft kam und eher nur Spiele wie "Ohne Furcht und Adel" spielen wollte - eben solche, die eher als "Absacker" gelten. Wodurch es eben zu Situationen kam, in denen entweder jener Besucher hätte nach Hause gehen müssen, oder wir uns so formieren mussten, dass einige eben die Spiele spielten, auf die sie nicht so die Lust hatten. Wenn dass dann 6x oder 7x doch immer an den gleichen Leuten hängen bleibt, die ja eigentlich auch gerne eines der anderen angebotenen Spiele spielen würden, dann ist das schon nicht mehr ganz so einfach als "lapidar" abzutun, denke ich.

Aber es geht mir eben um die hypothetische Situation, mehr als die konkrete - wie oben gesagt. Ich tue mich einfach schwer damit, diesen Treff so im Rahmen der Caritas stattfinden zu "haben" (stattfinden lassen tue ich ihn ja eigentlich nicht), wie er derzeit ist, aber Räumlichkeits-Alternativen, die kostenlos sind, wachsen eben auch nicht einfach aus dem Boden. Wie ich gerade im Rahmen eines anderen Spieletreffs (und der dazugehörigen Problematik) auch wieder erlebe...

Grütze,
Dumon

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Re: Problematik des Caritativen Gedankens

Beitragvon Fluxx » 23. Juni 2014, 18:01

Dumon schrieb:
> Tatsächlich wird der Spieletreff nicht wirklich als
> Caritas-Treff beworben, sondern als "Neustadt-Spieletreff" in
> den Räumen der Caritas. Er gilt aber quasi als eine
> Veranstaltung der Caritas, und der caritative Gedanke ist
> somit implizit.
> Und damit, und auch durch die Tatsache, dass wir in den
> Räumen der Caritas (umsonst) spielen, können und dürfen wir
> keine exklusiven Kriterien veranschlagen, denn es geht ja
> gerade um Inklusion bei solchen Veranstaltungen...
> ...ein Umdefinieren des Treffs schließt sich dadurch halt
> leider aus...

OK, ich habe mich nie wirklich damit beschäftigt, was alles zum Leitbild der Caritas gehört. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich dem zustimmen kann. Inklusion kann doch nicht bedeuten, dass man die Grundidee eines Treffs über den Haufen wirft um jeden einzubeziehen. Sondern man sagt vorher klar worum es geht und dann darf jeder mitmachen, der daran Interesse hat - unabhängig von Religion, Geschlecht, Einkommen,....
Aber das kann doch nicht bedeuten, dass
- die Nähgruppe sich übermäßig um jemanden bemüht, der dauernd Fragen zu seinem Strickmuster hat
- die fortgeschrittenen Tanzgruppe alle paar Abende nur noch Grundschritte tanzt, weil wieder mal ein Anfänger auftaucht
- der Gospelchor auf einmal Volkslieder singt, weil Tante Käthe die nun mal besser kann
- ...

Ich denke man darf die Klientel durchaus auch eingrenzen. Klar, wenn ich sage 'der Club der BMW-Fahrer trifft sich', dann bin ich in den Räumen der Caritas sicher verkehrt am Platz - die Leute haben alle genug Geld um sich einen Saal im Gasthaus anzumieten. Aber darf ich dann auch kein 'selbstverteidigung für Frauen' anbieten, da ich damit 50% der Bevölkerung nicht integriere. Und wehe jemand kommt auf die Idee 'Schwangerengymnastik' aufs Programm zu schreiben - da fühle ich mich aber wirklich ausgeschlossen.

Wenn in unseren Schachverein jemand kommt um Halma zu spielen, dann sage ich höflich 'danke' biete ihm eine Partie Schach an und wenn er die ablehnt, lasse ich ihn alleine in der Ecke hocken. Integration zeigt sich dann darin, dass es mir egal ist, ob mein Gegenüber Anwalt oder Fließbandarbeiter ist und dass ich mich auch gerne mit jemandem eine Stunde in die Ecke hocke und ihm erst mal die Züge erkläre, wenn er das Spiel lernen möchte. (Wobei ich da natürlich von meinen Vereinskameraden auch erwarte, dass ich nicht jede Woche der einzige bin, der sich um den Neuen kümmert. Was vielleicht wieder eher deinem Problem ähnelt.)

Von daher sehe ich nicht das große Problem zu sagen das ist der "Neustadt-Spieletreff - der Treff für erfahrene Brettspieler." (oder der Treff für anspruchsvolle Brettspiele wobei das etwas snobistisch klingt)
Das wäre dann auch kien 'Umdefinieren' der Gruppe, sondern eine erhöhte Transparenz dessen, was euch verbindet.
Oder ihr lasst einfach aber schreibt in das Programmheft der Caritas mal ein paar Spieletitel rein, die besonders beliebt sind. So kann jeder einschätzen ob das zu ihm passt oder nicht. Nichts spricht ja dagegen, wenn tr5otzdem eine Gruppe von Leuten kommt, die an ihrem Tisch Fang-den-Hut spielen. Aber es muss ihnen klar sein, dass sie da wenig zusätliche Mitspieler erwarten können.


>
> Das Problem, was ich halt hierbei habe, ist mein eigenes
> schlechtes Gewissen, und mein Ansinnen, dass wirklich alle
> Spaß haben.

Du wirst aber immer dieses Problem haben. Wenn ich jetzt auf die Idee komme einem Sportverein beizutreten (oder meinetwegen einer kostenlosen Sportgruppe der örtlichen Kirchengemeinde), dann ist mir vorher klar, dass nicht garantiert ist, dass ich da reinpasse. Wenn ich schnell merke, dass ich der einzige Bewegungslegastheniker da bin, dann lasse ich es halt. Wenn da hingegen noch ein paar andere Graupen sind, die auf niedrigem Niveau ihren Spaß haben wollen, dann bleibe ich dabei.


> Was die Finanzierung angeht - auch da kommt wieder der
> Caritative Gedanke mit hinein. Und der verbietet dann halt
> leider auch, einen fixen Obulus für Teilnahme zu
> veranschlagen.

Aber es spricht nichts dagegen einen Spendentopf deutlich sichtbar(!) aufzustellen und auf einem entsprechenden Zettel noch mal klar zu machen, dass die Nutzung der Räume durch den Spieletreff auch Kosten für Reinigung, Heizung,... verursacht und dementsprechend eine Spende von wenigen Euro pro Spieleabend angemessen sind.

Problematisch sähe ich es nur, wenn Leuten, die bei euch Spielen wollen gar keine Chance geben würdet. Aber ich sehe es nicht so, dass ihr da Intensivbetreuung für Leute machen müsst, die einfach nicht in die Gruppe passen.

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Frank -Riemi- Riemenschneider
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Re: [OT] Alter und Spielekreis

Beitragvon Frank -Riemi- Riemenschneider » 25. Juni 2014, 13:03

Wir hatten unseren Hermann 79 (Name geändert). Er kam irgendwann und wollte nur Phase 10 spielen. Phase 10 sein Spiel. Wir haben ihn im laufe der Monate vorsichtig an andere Spiele ran geführt. Für ihn sehr anstrengend. Für uns auch. Aber, es hat sich gelohnt. Er entwickelte sich und bekam Lust - als erstes Spiel jedes Mal Phase 10 zu spielen. Wir hatten ihn dann auf Phase 5 runtergehandelt. Einigen ist er selbst damit ganz schön auf den Senkel gegangen. Und irgendwann ist er nicht mehr gekommen. Er hatte mal angemerkt, wie anstrengend diese "Programmspiele" (wie zum Beispiel "Einfach genial") für ihn sind. Er hatte wohl auch gemerkt, wie einige auf ihn reagiert haben. Wir sprechen aber heute noch von ihm. Er hatte uns (wie ich finde) sehr bereichert.

Unser Deal mit der Kirchengemeinde lautet: So lange wir ein offener Spielekreis sind, müssen wir nichts bezahlen. Also kann und muss auch für einen Hermann die Türe offen sein.
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