Beitragvon Fluxx » 18. August 2014, 21:44
Ich habe The Manhattan Project dieses Wochenende zum ersten Mal gespielt. Ich gebe hier mal ein paar erste Eindrücke wieder:
- Das Spiel ist sehr darauf ausgelegt das Beste aus der Situation zu machen. Abgesehen von der Entscheidung, welche Art von Bomben man bauen möchte, hatte ich kaum den Eindruck, dass man länger planen kann. Es schien mir alles eher kurzfristig angelegt zu sein. (Das mag man als positiv oder negativ erachten.)
- Vielleicht als Folge von dem ersten Punkt, hatte das Spiel für mich wenig Aufforderungscharakter zum nochmal spielen. Mir fehlte dieses 'nächste mal versuche ich aber mal xy', das andere Spiele geben. Das heißt nicht, das ich nur Spiele will, wo ich mein Ding durchziehen kann ohne daran gehindert zu werden - Einfluss durch Mitspieler und das Spiel selbst sind durchaus willkommen - aber dieser Moment, wo man mal im Spiel innehält und sich überlegt, wo man in den nächsten 10 Zügen so hinmöchte, falls die Mitspieler einen lsaaen, der fehlte mir irgendwie.
- Die von Malte gelobte Spionage, sehe ich sehr zwiespältig. Sie gibt dem Spiel ein gutes Maß an Interaktion und ohne sie wäre es wohl nicht so spannend. Aber es gab auch ein paar Sachen in dem Zusammenhang, die mich etwas gestört haben:
- Spionage erlaubt einem nicht nur die Gebäude anderer zu nutzen und zu blockieren (was zwar lästig ist, aber von mir nicht als besonders negativ empfunden wurde), sie dient auch als Multiplikator von Aktionen. Während ich normalerweise in jedem Zug eine Aktion machen darf bevor die Gegner wieder dran sind, darf ich mit Spionage direkt mehrere Aktionen machen, sofern sie in gegnerischen Gebäuden statt finden. Gegen Ende sind das mal direkt 6 Aktionen statt nur einer. Dadurch scheint mir Spionage so essentiell zu sein, dass ich mir schwer vorstellen kann, dass man gewinnen kann ohne in Spionage zu investieren. Das mag so gewollt sein um sicherzustellen, dass auch in jedem Spiel genug Interaktion da ist, erweckt bei mir aber das Gefühl, dass mir eine Spielweise aufgezwungen wird statt mir die Entscheidung zu überlassen, ob ich in Spionage investieren will oder nicht.
- Der Start scheint etwas seltsam zu sein. Ich habe als erster ein Gebäude gekauft mit der naiven Idee, dass ich dadurch einen kleinen Vorteil erlange. Mit der nächsten Aktion hat mein Mitspieler sofort die Spionage genommen und mein Gebäude genutzt, bevor ich eine Chance hatte es zu nutzen. Bis das Gebäude wieder frei war, waren die besseren Gebäude in bezahlbare Bereiche vorgerückt und ich hätte mir da direkt die bessere Version meines Gebäudes holen können. Ich hatte damit das Gefühl, dass der Gebäudekauf für mich keinen Vorteil gebracht hat und nahezu eine verschwendete Aktion war. Im nächsten Spiel würde ich mit dem Kauf eines Gebäudes warten, bis die Spionage besetzt ist, was aber erst Sinn macht, wenn ein anderer schon ein Gebäude gekauft hat. Wenn alle so denken, dann führt das dazu, dass keiner was kauft, bis auf dem Bestechungsfeld genug Geld liegt, dass sich der Kauf des billigsten Gebäudes als reine Finanzspritze lohnt. Das klingt für mich aber nach einem sehr zähen Spielbeginn.
Kurz noch zu unserem Spiel: Wir haben zu dritt gespielt, der Besitzer des Spiels, der es vorher 3-4 mal gespielt hat, ein Spieler, der sehr wenig Erfahrung mit modernen Brettspielen hat und ich. Im Endeffekt habe ich gewonnen, was aber nicht unbedingt heißt, dass ich das Spiel voll verstanden habe und meine Kritikpunkte eine fundierte Basis haben.
Disclaimer: Ich habe die Regeln nicht selber gelesen, weiß also nicht, ob wir alles 100% richtig gespielt haben.
Als Fazit würde ich sagen, dass ich das Spiel durchaus noch mal mitspielen würde, aber von mir aus gerade nicht besonders heiß darauf bin.