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Quizfrage für Profis: Welches Spiel wird durch die folgenden Stichworte beschrieben?
- Karge Landschaft
- 10 Regionen
- Eine Karte pro Runde
- Pöppel einsetzen
- Drei Mehrheitswertungen.
Spain in Space: Das ist – zumindest auf den ersten Blick - “Aufbruch zum Roten Planeten”. Über zehn Runden landen wir bunte Astronautenmännchen auf dem in zehn Regionen aufgeteilten Mars. Unser Ziel ist, in drei Wertungen Regionenmehrheiten zu erzielen und so Siegpunkte abzugreifen. Motor des Spiels sind dabei Karten, von denen wir eine pro Runde verdeckt ausspielen und die uns neue Astronauten einsetzen lassen und diverse Sonderaktionen ermöglichen. Nach und nach bevölkert sich also der Planet und nach einigen Runden kommt es zur ersten Wertung. Dabei sind die verschiedenen Regionen nicht gleichwertig sondern variieren in ihrer Punkteausbeute.
Damit erschöpfen sich aber die Parallelen zum 96er Spiel des Jahres bereits, denn bei “Aufbruch zum Roten Planeten” werden unsere Männchen nicht einfach geordnet in die Regionen gesetzt, sondern müssen erst per Rakete auf den Mars geschossen werden. Vier solche Geschosse gibt es, mit je einem Flugziel und 2-5 Sitzplätzen und erst, wenn die Rakete voll besetzt ist, geht's ab zur angesagten Destination. Theoretisch. Denn unsere Aktionskarten bringen reichlich Chaos ins Spiel: Raketen können ihren Kurs ändern, halbvoll losfliegen oder sogar beim Start explodieren. Astronauten bewegen sich über den Planeten, erschlagen ihre Kollegen oder wechseln die Farbe. All das wird nicht irgendwie zufällig ausgelost, sondern von den Spielern durch besagte Karten gesteuert.
Da alle Spieler identische Kartensätze haben, wissen wir also genau, zu welchen Schurkereien die werten Gegner in der Lage sind. Nur wann, das wissen wir nicht. Sind noch genug Plätze frei, wenn ich an der Reihe bin? Oder plant liebe Kollege etwa die Sprengung eines Schiffes? Wird das Schiff mit meinen vier Astronauten überhaupt dort landen, wo ich es haben will? Zusätzlich zu diesen Unsicherheiten kommen noch verdeckte Sonderwertungs- und Ereigniskarten, die Ziele und Sonderaktionen der Spieler im Dunkeln lassen.
“Aufbruch zum Roten Planeten” ist im Vergleich zu El Grande wilder und erratischer. Hier kann es schon mal kräftig eins aufs Maul geben, wenn ein fast vollbesetztes eigenes Schiff gesprengt wird oder alle Raketen abfliegen, ohne dass man seine Jungs an Bord bringen konnte. In unsere Proberunde ist Matthias in den ersten Runden die arme Wurst und kriegt kräftig Kloppe von allen Seiten – ironischerweise größtenteils unbeabsichtigt.
Unbeabsichtigt, denn unsere Runde agiert zunächst reichlich planlos. Wir suchen uns irgendwelche opportun erscheinende Karten aus, ohne zu überblicken, ob und wann diese wirksam werden. Denn wie sich nach und nach zeigt, liegt hinter dem chaotischen Element eine feine Tempo- und Reihenfolgensteuerung, die es gebietet, genau darüber nachzudenken, wann man welche Karte auf den Tisch legt. So ist “Aufbruch zum Roten Planeten” dann eben doch weit mehr als der hyperaktive Cousin des spanischen Großmeisters.
Überhaupt ist festzuhalten: das Spiel macht Spaß! Die Mischung aus Chaos und Berechnung stimmt irgendwie und die Spielzeit ist mit 60 Minuten bei einem Spiel diese Gewichtsklasse perfekt abgestimmt. Und am Ende liegt der am Anfang so arg verprügelte Matthias mit 39 Punkten nur knapp hinter Jerrys 42 Punkten. Gelungene Aufholjagden sind m.E. oft ein gutes Zeichen.
Fazit: Schönes, dynamisches Mehrheitenspiel, das nächste Woche mit zur Spieletagung geht und dort auf jeden Fall noch mehrmals auf den Tisch kommen wird. Ersteindruck: Empfehlenswert!