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Sind Vielspieler zu kritisch, zu satt oder gibt es keine guten Spiele mehr

Das ehemalige spielbox-Spielerforum
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Wolfgang Ditt

Sind Vielspieler zu kritisch, zu satt oder gibt es keine guten Spiele mehr

Beitragvon Wolfgang Ditt » 7. April 2001, 18:34

Inzwischen sind eine Menge Neuerscheinungen aus Nürnberg hier diskutiert worden. In vielen Fällen wird sich sehr kritisch zu den Spielen geäußert. Dies betrifft nicht nur den Spielablauf, sondern auch Regeln und Gestaltung.
Ich finde etliche Spiele gut und bin daher überrascht über die vielen negativen Kritiken. Ich frage mich deshalb, woran es liegt. Sind die Forumsposter - meist Vielspieler - zu kritisch oder satt oder sind die Neuheiten wirklich nicht gut?
Wolfgang

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beat

re: Sind Vielspieler zu kritisch, zu satt oder gibt es keine guten Spiele mehr

Beitragvon beat » 7. April 2001, 18:52

komplexe frage.
meine vermutungen:
- vielspieler sind selbstverständlich kritisch
(und kompetent!)
- es existieren bereits viele gute bis sehr gute spiele
- neue spiele werden an diesen gemessen (und haben es
deshalb schwerer als vergleichbare früher)
- der markt hat einen hohen sättigungsgrad erreicht
- nur wenige der neuen spiele fallen deshalb
wirklich positiv auf
- durch die grosse anzahl von neuen spielen gibt es
halt auch grössere unterschiede in der qualität
(auch "unausgegorene" und/oder ähnliche spiele)
durch die vielen guten spiele der ca. letzten 5 jahre wurde die nachfrage nach weiteren spielen erhöht, so dass nun auch das angebot sehr gross - vielleicht zu gross - ist.
prognose: diese gesteigerte nachfrage/angebots-welle flacht in kurzer zeit wieder ab. bisher gute und eher übergangene spiele werden wieder mehr gespielt, weniger neue kommen auf den markt.

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marco

neue gute Spiele

Beitragvon marco » 8. April 2001, 00:10

Ja, hier wird wirklich alles sehr kritisch angesehen. Das ist auch nicht schlecht so.
ABER - Es gibt auch Neuheiten die wirklich gelungen sind. Für mich sind das bisher folgende Spiele:
Capitol, Ein tolles Spiel, dass ich noch sehr oft spielen werde.
San Marco: Immer wieder spannend und voller Überraschungen. Macht auch nach vielen Spielen noch Spass.
Evo: Entlich wieder ein Spiel mit einem tollen und passenden Thema.
Carcassonne: Sollte ein Klassiker werden.
und es werden sicher noch ein oder zwei oder drei sehr gute Spiele folgen, die ich von den Neuheiten noch nicht kenne. Sicher ein "einfacher" Jahrgang.
Aber kein Schlechter. Aber alle werden nie zufrieden sein.
marco

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Roman Pelek

re: Sind Vielspieler zu kritisch, zu satt oder gibt es keine guten Spiele mehr

Beitragvon Roman Pelek » 8. April 2001, 00:38

Hallo Wolfgang,
>Inzwischen sind eine Menge Neuerscheinungen aus Nürnberg hier diskutiert worden. In vielen Fällen wird sich sehr kritisch zu den Spielen geäußert. Dies betrifft nicht nur den Spielablauf, sondern auch Regeln und Gestaltung.
Ich finde etliche Spiele gut und bin daher überrascht über die vielen negativen Kritiken.<
Hm, überrascht bin ich nicht, finde aber manchmal die Erwartungen an die Spiele zu hoch, das mag an Übersättigung und Durst nach Neuerungen liegen, aber sowas fällt m.E. nicht vom Himmel. Liegt eher daran, dass viele Forumsleser hier regelmäßige Spielekäufer sind und deshalb nicht so leicht zu begeistern, vor allem nicht für Spiele mit ihnen manchmal zu gut bekannten Ideen und Mechanismen.
>Ich frage mich deshalb, woran es liegt. Sind die Forumsposter - meist Vielspieler - zu kritisch oder satt oder sind die Neuheiten wirklich nicht gut?<
Ich finde den Neuheitenjahrgang 2000/2001 einen ganz normalen Jahrgang, nicht besser oder schlechter als die vorangegangenen zwei, mit denen ich mich intensiv beschäftigt habe. Da sind ein paar - natürlich immer subjektive - Highlights dabei neben vielerlei Durchschnittsware und einigen Ausrutschern nach unten. Und ein bisschen kommt ja noch, und vieles liegt noch wenig oder gar nicht gespielt in den Regalen von Spielern oder Händlern ;-)
Aber es amüsiert mich, wie die Stimmung hier im Forum mit jeder Neuerscheinung hin- und herhüpft. Erst wird gemosert, dass keiner sich traue, ein schlechtes Spiel zu verreissen, sondern alle alles "ganz nett" fänden. Dann kommt mal ein negativer Kommentar zu I&O, und viele sind wieder auf den Barrikaden, wie man denn das arme Spiel so "polemisch" schlecht machen kann. Dann geht's voll des Lobes für Pangea weiter, nur um ins Gegenteil umzuschlagen und dann wieder positiver zu werden. Ja, und jetzt fragst Du... ;-)
Das ist für mich alles ganz normal, und nicht jede Neuerscheinung zeigt beim ersten Spiel schon ihre volle Qualität oder Miserabilität. Und vieles ist auch Durchschnittsware, die dem einen aufgrund Thema oder Mechanismus gefällt, dem andern halt nicht.
Habe letzte Woche erst El Grande, E&T und Löwenherz wieder gespielt, war interessant, mal einen Vergleich zu haben. Ich finde eine heutiges Java oder Medina (vielleicht auch die Händler von Genua, erst einmal gespielt) bzw. mit Abstrichen beim Anspruch auch Capitol nicht soviel schlechter als diese "überragenden" Klassiker. Und von denen sind damals auch nicht jedes Jahr 4-5 erschienen.
Wie gesagt, für mich ist das alles normal und liegt im Rahmen der ersten Eindrücke und Meinungen. Das, was in einem Jahr noch auf den Tisch kommt, zählt.
Lasst uns also ruhig lebhaft weiterdiskutieren, aber geniesst alles mit ein bisschen Bedacht, nicht jeder erste Eindruck gehört auf die Goldwaage, sondern ist eher als Anlass zur Diskussion, Austausch von Erfahrungen und Taktiktipps und Klärung von Regelunklarheiten zu sehen.
>Wolfgang<
Ciao,
Roman

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S.Gienke

re: Sind Vielspieler zu kritisch, zu satt oder gibt es keine guten Spiele mehr

Beitragvon S.Gienke » 8. April 2001, 06:43

Vielspieler sind kritisch und sie sind in ihrer Meinung für den Gelegenheitsspieler [Wo auch immer der genaue Unterschied liegt?] auch nicht maßgebend !
Doch weil sie viel spielen, fällt ihnen auch schnell auf, wenn ein Spiel dem anderen ähnelt bzw. gleicht.
Und wenn ich mir ein neues Spiel kaufe und dann feststelle, daß ich das Speil irgendwie schon kenne, dann ärgere ich mich !!!
Und wenn eine Firma den Mut hat ein Spiel wie 1835, Civilisation, Age of Renaissance oder Die Macher zu verlegen, dann freue ich mich inzwischen fast zu tode.
Weil sich diese Spiele aus verschiedenen Aspekten von anderen unterscheiden und weil sie trotzdem gut funktionieren ... Doch wann ist so ein Spiel zuletzt erschienen ???
Zweifellos steht fest, daß viele Neuerscheinungen gut funktionieren, aber sie verändern sich nicht mehr und damit nehmen sie mir die Freude, sie überhaupt auszuprobieren ! Mit dieser Meinung bin ich nicht allein und ich habe einige Freunde [neue Käufer!] an dieses Hobby herangeführt bzw. dafür begeistern können. Selbst von denen ist zunehemend zu hören:
"Sag mal, das Spiel ist doch eigendlich genau wie das Spiel xy nur dieses spielt nicht im Weltraum sondern in Italien - na ja schlecht ist aber auch nicht !"
Diese Stimmung wird für keine Nachhaltigkeit auf dem Markt sorgen, soviel steht für mich fest. Nach meinem letzten Fehlgriff habe ich mir geschworen, keine neues Spiel mehr zu kaufen, ohne es zuvor ausprobiert zu haben. Meinen kompetenten Einzelhändler hier in Hamburg wird es hoffentlich freuen ! Meinem Konto wird dies auch gut tun. So habe ich es zumindest bis heute geschafft, einen Kauf von Medina zu "verhindern". Diesmal vielleicht zu unrecht ???
Viele Grüße
Sven Gienke
PS: "Somit gebe ich Herrn Ditt recht, ich bin satt; nach der einhundertsten Currywurst habe ich Lust auf eine Schweibe Schwarzbrot!"

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S.Gienke

re: Sind Vielspieler zu kritisch, zu satt oder gibt es keine guten Spiele mehr

Beitragvon S.Gienke » 8. April 2001, 06:59

Meine Rechtschreibfehler von eben - oh je !!! - meine Ausrede: Ich komme gerade vom Nachtdienst !
Sven

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Helmut

re: neue gute Spiele

Beitragvon Helmut » 8. April 2001, 13:26

Zum Spiel "Capitol" schreibt Andreas Mutschke in der neuesten FAIRPLAY: "Diese Spiele, bei denen über x Runden in ... Gebieten Mehrheiten gebildet werden müssen, wofür es Punkte gibt, ... bin ich langsam ... leid."
Und weiter: "...man muss sich fragen, ob CAPITOL da genau das Spiel ist, auf das wir gewartet haben."
Und schließlich: "Ein tolles Spiel für die, die noch nicht alle haben."
Diese Zitate habe ich ausgewählt für diejenigen im Forum, die bereits positiv oder negativ über CAPITOL berichtet haben. Ich hab's leider noch nicht gespielt.
VG
Helmut

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Gerald Rüscher

re: Sind Vielspieler zu kritisch, zu satt oder gibt es keine guten Spiele mehr

Beitragvon Gerald Rüscher » 8. April 2001, 13:28

Wolfgang fragt:
> [... negative Kritiken an Neuerscheinungen ...]
> ... frage mich deshalb, woran es liegt. Sind die
> Forumsposter - meist Vielspieler - zu kritisch
> oder satt oder sind die Neuheiten wirklich
> nicht gut?
Zu satt und deshalb zu kritisch - ganz eindeutig. Je mehr Erfahrungen ein Mensch in einem Bereich hat, desto schwerer wird es, ihn für neues zu begeistern. Da muss man nicht weit schauen, um Parallelen zu entdecken, z.B. die Gourmet-Kolumne von Wolfram Siebeck in der ZEIT. Herr Siebeck mokiert sich wenns ums Essen geht über Dinge die einem Normalkalorienvertilger nie auffallen würden (Zitat: "Es gibt auch in der Kategorie unter 40 DM den einen oder anderen akzeptablen Wein").
Genauso ist es hier. Die meisten hier haben schon ein Dutzend Spiele um Mehrheiten gespielt, zwei Dutzend Legespiele, drei Dutzend Stichspiele usw. Da wird es einfach immer schwerer, neu zu begeistern. Von daher ist die Meinung der hier Schreibenden auch wenig relvant für die Massenakzeptanz - zum Glück :-)
Gruß & nice dice,
Jerry (begeistert von Queens "Don" obwohl das auch "nur wieder so ein Versteigerungsspiel" ist)

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Helmut

Recht hast Du, Gerald, war: Sind Vielspieler....

Beitragvon Helmut » 8. April 2001, 18:51

Gerald, da muss ich dir absolut recht geben:
Wer mehrmals in einem Feinschmeckerrestaurant war, dem passt die künstliche Sauce eines normalen Lokals nicht mehr!
Trotz Wolfram Siebecks Wein-Empfehlung schmeckt uns ein Weißherbst aus dem Aldi. Vielleicht meint er den ja auch gerade, der unter 40 DM gut ist....
Zu DON: Obwohl ich Versteigerungsspiele mag, habe ich DON erst mal zur Seite gelegt, weil ich keinen Zusammenhang zwischen Kartonbild und Spielinhalt fand. Ich nehme es mir nun aber rasch vor...
VG
Helmut

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Arne Hoffmann

re: Sind Vielspieler zu kritisch, zu satt oder gibt es keine guten Spiele mehr

Beitragvon Arne Hoffmann » 9. April 2001, 09:24

Hallo Wolfgang!
Sind die Spiele dieses Jahrgangs schlechter als die von vorhergehenden Jahrgaengen? Sind die Vielspieler zu kritisch?
Die Vielspieler sind kritisch, da sie sich ja mir der Materie Spiel auskennen und ueber viele Vergleichsmoeglichkeiten verfuegen. Somit koennen sie das Thema, Material, die Spielidee und die Mechanismen eines neuen Spiels mit denen aelterer Spiele vergleichen. Sind unter den aelteren Spielen schon sehr gute Vertreter ihres entsprechenden Genres (hier ja immer genannt: E&T (muss mich outen, dass ich es noch nie gespielt habe..) und El Grande sowie weitere), liegt die Messlatte hoeher und neue Spiele muessen vergleichsweise "mehr" bieten.
Bieten sie dies nun? In meinen Augen zum Teil schon, so schlecht finde ich den aktuellen und auch den letzten Jahrgang nicht. Ich halte mich schon fuer kritisch und erkenne auch Parallelen zwischen neuen und alten Spielen - aber was solls: Wenn mir das Spiel gefaellt und mich begeistern und unterhalten kann, ist es ein gutes Spiel (fuer mich, und die Meinung vom Rest der Welt interessiert mich dann erst einmal nicht).
Interessant finde ich, dass zwar viele Aehnlichkeiten zwischen Mechanismen und Themen von Spielen aufgedeckt werden, aber meines Erachtens nur selten die Spielweisen und Strategien der Spieler in den betrachteten Spielen miteinander verglichen werden. Natuerlich bietet z.B. San Marco dieselbe Punktberechnung bei den Mehrheiten wie El Grande aber wie ich die Merhheiten erlangen und halten kann sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe.
Wir befinden uns ja nicht von ungefaehr hier in einem Diskussionsforum ueber Brettspiele - warum also nicht Eindruecke und Kritiken (positiv und negativ) ueber Spiele austauschen? Ich kann mir an den Kritiken meine Meinung ueber ein Spiel bilden und entscheiden, ob ich es mir kaufe oder nicht.
Tschoe,
- Arne (der noch nicht satt ist)
P.S.: Interessant in diesem Zusammenhang: Gestern abend beim Spielen haben wir uns gefragt ob die heutigen Musikproduzenten nur noch alte Titel neu auflegen koennen und nichts eigenes mehr auf die Beine gestellt bekommen. Parallelen??? ((-:

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Roman Pelek

re: neue gute Spiele

Beitragvon Roman Pelek » 10. April 2001, 12:14

Hi Helmut,
>Zum Spiel "Capitol" schreibt Andreas Mutschke in der neuesten FAIRPLAY: "Diese Spiele, bei denen über x Runden in ... Gebieten Mehrheiten gebildet werden müssen, wofür es Punkte gibt, ... bin ich langsam ... leid."<
Vielleicht sollte Herr Mutschke mal auf Echtzeitstrategie auf dem PC umsatteln, so wie sich das anhört ;-) Ganz unrecht hat er nicht, aber zumindest das rundenbasierte Spielen ist bei Brettspielen nur sehr schwer abzuschaffen.
Ciao,
Roman (Regelvariante Java: für mehr Interaktion setzen sie alle ihre Teile gleichzeitig - juhu ;-)


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