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Destruktives Spielverhalten von Kindern

Allgemeine Spiele-Themen
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Thomas O.
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Destruktives Spielverhalten von Kindern

Beitragvon Thomas O. » 10. Januar 2011, 16:03

Hallo,

wer kennt diese Situation? Unser knapp 5-jähriger (mittelmäßig brettspielerfahren) hat normalerweise keine Probleme mit der Einhaltung von Spielregeln, auch wenn es mal gegen ihn läuft. Bislang war es ihm aber auch nicht wichtig, ob er gewinnt oder verliert. Das hat sich aber vor kurzem geändert: Verlieren ist doof, gewinnen ist super. Demzufolge hat sich auch sein Verhalten während des Spiels geändert: Als er zuletzt mit meiner Frau ein Spiel (keine Ahnung was es war) gespielt hat, hat er entgegen der Regel seine Hexe immer wieder auf ein Feld gestellt, wo sie laut Regel aber nicht hinsollte. Er hat dabei seinen eigenen Vorteil im Kopf gehabt, ungeachtet der Regel. Meine Frau war recht rigoros und hat das nicht akzeptiert (wie gesagt, die Regel versteht er, da er das Spiel schon öfter gespielt hat). Nach immer heftiger werdender Gegenwehr von ihm und fruchtlosen Erklärungsversuchen meiner Frau hat sie das Spiel schlussendlich eingepackt und weggelegt. Daraufhin war das Gejammer groß.

Was meint ihr? Hätte man sein regelwidriges Verhalten akzeptieren sollen (einer entspannten Spielatmosphäre zuliebe), oder hat meine Frau richtig reagiert?

Kennt ihr solche Situationen? Wie geht man damit um? Laut Aussage des SPZ entspricht er einem Kind zwischen 4 und 5.

Mein Ziel ist es, dass er positiv mit der Welt der Brettspiele aufwächst, und die Lust nicht verliert, aber dennoch die Wichtigkeit der Regelbasiertheit erkennt.

Grüße
Thomas

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malzspiele
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Re: destrutkives Verhalten von Kindern

Beitragvon malzspiele » 10. Januar 2011, 19:29

Hallo Thomas,

wir haben versucht, bei unserem Sohn von Anfang an konsequent die Regeln durchzusetzen - zumindest dahingehend, dass ein "nicht erlaubt" oder "muss" immer durchgesetzt wurde.

Es konnte schon mal passieren, dass er bei massivem Pech neu würfeln oder eine neue Karte ziehen durfte, aber auch das nur auf [i]unsere[/i] Initiative, und nicht, weil [i]er[/i] bockig wurde.

Es ist auch bei uns einige Male passiert, dass wir aufgrund eines Ausrasters seinerseits ein Spiel vorläufig abgebrochen haben. Es blieb jedoch immer so lange aufgebaut stehen, bis er sich beruhigt hatte (die klassischen 5 Minuten) und mit halbwegs klarem Kopf entscheiden konnte, ob er entweder unter Einhaltung der Regeln weiterspielen oder abbrechen will.

Das Spiel sofort wegzupacken halte ich für "unfair" - schließlich kann sich jeder (auch ich als Erwachsener) bei einem Spiel mal ziemlich aufregen. Demjenigen sollte man die Chance geben, sich abzuregen, dann zu entschuldigen und schließlich weiterspielen zu können.

Inzwischen ist unser Sohn 12 Jahre alt und spielt begeistert so ziemlich alles, auch extrem komplexe Spiele - es scheint ihm also nicht geschadet zu haben. Nur Nettigkeiten wie oben gibt es jetzt natürlich nicht mehr.

Ciao
Stefan

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Frank -Riemi- Riemenschneider
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Re: destrutkives Verhalten von Kindern

Beitragvon Frank -Riemi- Riemenschneider » 11. Januar 2011, 06:56

Moin,

haben wir das nicht alle als spielende Eltern "durchmachen" müssen? ;-)

Irgendwann kommt dieser Zeitpunkt "Gewinnen ist super/Verlieren geht gar nicht".
Meistens habe ich das Gefühl, es kommt auf das Elterhaus an. Wenn Eltern sich nicht einschüchtern lassen "Oh Gott, gleich rastet er aus. Lasst ihn bloß gewinnen", wird sich das bald geben. Es gehört, glaube ich, zum austesten der Grenzen dazu.
Man muss halt für sich die richtige Blance finden. Wann nachgeben, wann konsequent sein.

Nice Dice

Riemi
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Micha A.
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RE: destrutkives Verhalten von Kindern

Beitragvon Micha A. » 11. Januar 2011, 08:11


> Was meint ihr? Hätte man sein regelwidriges Verhalten
> akzeptieren sollen (einer entspannten Spielatmosphäre
> zuliebe), oder hat meine Frau richtig reagiert?

Sie hat absolut richtig reagiert.
Beim Spielen (in unserem Sinne) gibt es Regeln und es funktioniert nur, wenn sich alle daran halten.

Was nicht heissen muss, dass die Regeln für alle genau gleich sein müssen (z.B. spielen wir Linie 1 so, dass ich 3 Stationen anfahren muss, unser großer Sohn eine 3er Karte bekommt, davon aber nur 2 anfahren muss und unsere Kleiner 1 Station einer 2er Karte anfahren muss). Aber die grundsätzlichen Spielregeln sind für alle gleich.

> Mein Ziel ist es, dass er positiv mit der Welt der
> Brettspiele aufwächst, und die Lust nicht verliert, aber
> dennoch die Wichtigkeit der Regelbasiertheit erkennt.

Ich denke, da solltest Du Dir nicht zu viele Gedanken machen. Nur weil er einmal ein negatives (?) Erlebnis hatte...

Gruß
Micha

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"Vegetarier" ist indianisch und bedeutet "zu dumm zum Jagen"!

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Heinrich Glumpler

Re: destrutkives Verhalten von Kindern

Beitragvon Heinrich Glumpler » 11. Januar 2011, 09:52

Hi,

ich empfehle den Artikel "Jugendwahn" von Kathrin Hartmann - nur sicherheitshalber, falls die Altersangabe auf dem Spiel eventuell zu niedrig ist:

http://www.spielbox.de/php/aktuell.php4?#a2516

("SPZ" steht wahrscheinlich für "Sozialpädiatrische Zentren", schätze ich)

Grüße
Heinrich

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Thomas O.
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Re: destrutkives Verhalten von Kindern

Beitragvon Thomas O. » 11. Januar 2011, 13:40

Hi,

danke für den Link; interessanter Text, auch wenn er mit dem Ausgangsproblem nicht viel zu tun hat, da die Regel als solche ja verstanden wurde und die Altersangabe durchaus korrekt war.

Heinrich Glumpler schrieb:
>
> ("SPZ" steht wahrscheinlich für "Sozialpädiatrische Zentren",
> schätze ich)

Da schätzt du richtig.

Gruß
Thomas

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Thomas O.
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Beiträge: 461

Re: destrutkives Verhalten von Kindern

Beitragvon Thomas O. » 11. Januar 2011, 13:42

malzspiele schrieb:

> Es ist auch bei uns einige Male passiert, dass wir aufgrund
> eines Ausrasters seinerseits ein Spiel vorläufig abgebrochen
> haben. Es blieb jedoch immer so lange aufgebaut stehen, bis
> er sich beruhigt hatte (die klassischen 5 Minuten) und mit
> halbwegs klarem Kopf entscheiden konnte, ob er entweder unter
> Einhaltung der Regeln weiterspielen oder abbrechen will.

Hallo Stefan,

guter Ansatz, probieren wir das nächste Mal.

Gruß
Thomas

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Thomas O.
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RE: destrutkives Verhalten von Kindern

Beitragvon Thomas O. » 11. Januar 2011, 13:44

Micha A. schrieb:

> Ich denke, da solltest Du Dir nicht zu viele Gedanken machen.
> Nur weil er einmal ein negatives (?) Erlebnis hatte...

Wie wahr!

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janove
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Re: destrutkives Verhalten von Kindern

Beitragvon janove » 12. Januar 2011, 17:21

Hallo Thomas,

ist es beim Spielen nicht wie sonst auch in der Erziehung(sarbeit)?!

Wenn man nicht gewünschtes Verhalten nicht konsequent unterbindet, wird es fortgesetzt (es sei denn, es wird von sich aus langweilig, was aber beim Spiele gewinnen nicht der Fall sein dürfte).

Von daher mache ich es jedenfalls genau wie Deine Frau in Deinem Beispiel.

Weiterhin viel Spaß

janove, Vater eines 6jährigen Sohnes, der sich öfter nicht an Regeln hält

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Boudie
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Re: Entspannt bleiben

Beitragvon Boudie » 12. Januar 2011, 22:21

Ich finde nicht, das man das Spielen als Erziehungsarbeit sehen kann, so wie es jemand anderes geschrieben hatte.

Meine drei Kinder konnten unsere Spiele auch oft genug ohne die vorgeschriebenen Regeln spielen - ja, wie haben es uns manchmal zum Spiel gemacht, uns eigene Regeln auszudenken. Die waren sicher nicht immer schlüssig, denn die Kinder waren noch klein, aber es ging uns nur um den Spaß. Und wir haben die Spiele auch oft genug mit den regulären Regeln gespielt.
Mittlerweile sind sie 10, 12 und 14 Jahre alt und haben keinerlei Probleme damit, sich an Spielregeln zu halten und geschummelt wird auch nicht.

Ich würde dir (oder deiner Frau) einfach mal Folgendes vorschlagen:
wenn der kleine Kerl meint, er müsste sich nicht an die Regeln halten, dann sagt ihr einfach: "Okay, jetzt spielen wir mal nach eigenen Regeln" - und ihr überlegt euch gemeinsam, was alles erlaubt ist und was nicht. Das kann richtig Spaß machen! Oder ihr sagt: "Gut, dann machen wir jetzt mal ein Schummelspiel" - und schummelt selber wie verrückt.

Ansonsten muss aber natürlich auch ein Kinder lernen, sich an Regeln zu halten. Und Kinder um-des-lieben-Friedens-willen gewinnen zu lassen, halte ich nicht für gut. Aber als meine Kinder noch kleiner waren, habe ich sie nach mehreren verlorenen Partien schon mal gewinnen lassen, um die Motivation aufrecht zu erhalten.

Gruß, Boudie

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Duchamp

Re: destrutkives Verhalten von Kindern

Beitragvon Duchamp » 13. Januar 2011, 09:11

Deine Beschreibung kling nach klassischer "Eskalation", und da sind leider wir Erwachsenen aufgerufen, die souverän zu vermeiden. Deine Beschreibung klingt eher wie "dann eben nicht!" und wegpacken - was ich schade finde. Darauf einzugehen und ein von Boudie erwähntes "Schummelspiel" zu spielen, finde ich auch besser. Dann merkt er nämlich von selber (und ohne Streit), dass es vor lauter Schummelei gar keinen richtigen Sieger mehr gibt. Und ein gemeinsames Nachedenken darüber, was eigentlich "Gewinnen" ist, könnte auch hilfreich sein. Oder ein kooperatives Spiel ...

Außerdem halte ich die "Nachbearbeitung" solcher Situationen für wichtig. Tauscht euch mit eurem Sohnemann mal darüber aus, spätestens vorm nächsten Spiel. Möchte er es wieder so machen? Wie könnte man einen Streit vermeiden? Was sind sinnvolle Verabredungen für Spielsituationen, damit es allen Spaß macht? Welche Situationen snd vergleichbar? Er wird ja andernorts (Kindergarten / Schule) mit ganz ähnlichen Dingen konfrontiert und arbeitet sich offensichtlich gerade daran ab.

Aber das wisst ihr selber natürlich am besten, ich habe hier nur ein bisschen unsortiert Ideen geäußert.

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Thomas O.
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Re: Entspannt bleiben

Beitragvon Thomas O. » 13. Januar 2011, 13:46

Hallo Boudie,

Boudie schrieb:
>
> Ich finde nicht, das man das Spielen als Erziehungsarbeit
> sehen kann, so wie es jemand anderes geschrieben hatte.

Spielen ist sicher keine Erziehungsarbeit, aber beim Spielen werden (wie bei anderen Alltagstätigkeiten auch) immer gewisse Werte vermittelt und Verhalten geprägt.


> Ich würde dir (oder deiner Frau) einfach mal Folgendes
> vorschlagen:
> wenn der kleine Kerl meint, er müsste sich nicht an die
> Regeln halten, dann sagt ihr einfach: "Okay, jetzt spielen
> wir mal nach eigenen Regeln" - und ihr überlegt euch
> gemeinsam, was alles erlaubt ist und was nicht. Das kann
> richtig Spaß machen! Oder ihr sagt: "Gut, dann machen wir
> jetzt mal ein Schummelspiel" - und schummelt selber wie
> verrückt.

Das kann man mal probieren. Im besten Fall sieht er ein, dass es keinen Spaß macht, wenn jeder macht, was er will. Lernen durch Selbsterfahrung ist (nicht in allen, aber in viele Fällen) die beste Methode. Vielleicht hier ein Weg.

Gruß
Thomas

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Thomas O.
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Re: destrutkives Verhalten von Kindern

Beitragvon Thomas O. » 13. Januar 2011, 13:56

Duchamp schrieb:
>
> Deine Beschreibung kling nach klassischer "Eskalation", und
> da sind leider wir Erwachsenen aufgerufen, die souverän zu
> vermeiden. Deine Beschreibung klingt eher wie "dann eben
> nicht!" und wegpacken - was ich schade finde. Darauf
> einzugehen und ein von Boudie erwähntes "Schummelspiel" zu
> spielen, finde ich auch besser.

Mag sein. Aber auf Kinder, die um jeden Preis ihre Kopf durchsetzen wollen, einzugehen, ist auch nicht immer richtig. Was machst du mit einem Kind, dass nach den abgesprochenen zwei Stücken Kuchen unbedingt noch ein drittes möchte? Darauf eingehen? Nur mit Kompromissen, wie etwas "nur wenn du erst mal was Gesundes ist". Manchmal muss aber eben klar bei seinen Vereinbarungen (= Spielregeln) bleiben, sonst gewöhnen sie sich an den Gedanken, es gäbe zu jeder Regel (für sie) eine Ausnahme. Ist meine persönliche Meinung, aber das sieht jeder anders.

Was anderes ist, wenn man von vornherein vereinbart hat, heute mal ein "Schummelspiel" zu spielen. Aber es wurde vereinbart, ein "Spiel" (= gemäß der Regeln) zu spielen.

> keinen richtigen Sieger mehr gibt. Und ein gemeinsames
> Nachedenken darüber, was eigentlich "Gewinnen" ist, könnte
> auch hilfreich sein.

Definitiv gute Idee.

> Außerdem halte ich die "Nachbearbeitung" solcher Situationen
> für wichtig. Tauscht euch mit eurem Sohnemann mal darüber
> aus, spätestens vorm nächsten Spiel. Möchte er es wieder so
> machen? Wie könnte man einen Streit vermeiden? Was sind
> sinnvolle Verabredungen für Spielsituationen, damit es allen
> Spaß macht?

Ja, ein guter Weg.

Gruß
Thomas

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Jerry

Re: destrutkives Verhalten von Kindern

Beitragvon Jerry » 24. Januar 2011, 13:24

janove schrieb:

> Wenn man nicht gewünschtes Verhalten nicht konsequent
> unterbindet, wird es fortgesetzt [...]
> Von daher mache ich es jedenfalls genau wie Deine Frau in
> Deinem Beispiel.

Volle Zustimmung.

Und dazu bin ich der Meinung, dass das Diskutieren mit kleineren Kindern meistens wenig bis keinen Sinn hat. Diskutieren sollte man mit Kindern erst, wenn sie auch in der Lage sind, ihr Verhalten zu reflektieren. Bis dahin gilt für elterliche Anweisungen das Prinzip: Konsequenz - ja. Erklären - ja. Diskutieren und rechtfertigen - nein.

Ich habe selbst zwei Kinder die 8 und 10 Jahre alt sind. Mit der 10-jährigen kann man mittlerweile tatsächlich sinnvolle Diskussionen führen bei denen ich mich auch gerne überzeugen lasse. Bei dem 8-jährigen geht das nach wie vor nur sehr begrenzt, insbesondere wenn es um Dinge geht die auf die er total scharf ist (Wii spielen, lange aufbleiben etc.)

J.


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