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[PEEP] Yinsh

Kritiken und Rezensionen: Wie ist Spiel XY?
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Marten Holst

[PEEP] Yinsh

Beitragvon Marten Holst » 8. Oktober 2003, 20:56

Moin,

(das hat man nun davon, dass man zu doof ist, die Foren zu unterscheiden ;-) )

Nach Gipf, Zèrtz, Tamsk und Dvonn kommt nun das sechste abstrakte Zwei-Personen-Spiel des "Projekt Gipf", Yinsh. Das sechste, nicht das fünfte, weil es den Zyklus abschließen soll (das fünfte kommt dann später). Und das tut es, in zweierlei Hinsicht, sehr gut.

Schauen wir uns das Spiel einmal an. Überraschender Weise handelt es sich hier um ein abstraktes Zwei-Personen-Spiel. Da ist natürlich das Spielbrett, ein Sechseck "ohne Ecken", auf dem in den drei "Achsenrichtungen" jeweils mehrere parallele Linien liegen, auf den Schnittpunkten dieser Linien wird gespielt, analog dem Go. (Hat da etwa jemand "Gipf" gerufen?). Dazu (zum Spielen) stehen jedem Spieler fünf Ringe zur Verfügung, zusätzlich gibt es noch 51 Spielsteine, auf der einen Seite weiß, auf der anderen schwarz. Zunächst setzen die Spieler abwechselnd ihre 5 Ringe auf beliebige Kreuzungspunkte, danach beginnt das eigentliche Spiel. Ein Spielzug besteht nun aus folgendem: zuerst legt man in einen seiner Ringe einen Stein (mit der eigenen Farbe nach oben) auf den dortigen Kreuzungspunkt, danach bewegt man diesen Ring weg. Man kann dabei entweder beliebig weit geradelinig ziehen, ohne dabei Steine oder gegnerische Ringe zu überspringen (oftmals geschieht dieses aber nur über ein Feld), oder man kann eine Reihe von Steinen überspringen. Der Anlauf ist dabei beliebig, aber ähnlich dem Damespiel hat man direkt hinter dem letzten Stein dieser Reihe zu landen und seinen Zug zu beenden. Danach werden alle übersprungenen Steine, eigene wie gegnerische, auf die andere Seite gelegt, wechseln also ihre Zugehörigkeit. Es ist dabei komplett verboten, jemals über Ringe (eigene wie gegnerische) zu ziehen.

Entsteht bei einem Zug eine Reihe von fünf gleichen Steinen einer Farbe (hat da etwa schon wieder jemand "Gipf" gerufen? Da waren es aber nur 4...), so darf der Spieler, der diese Farbe spielt (meist, aber nicht notwendig, der Zugspieler) diese fünf Steine und einen eigenen Ring freier Wahl vom Brett nehmen. Entstehen in einem Zug mehrere unabhängige (überschneidungsfreie) Linien, so kann man entsprechend mehr Ringe entfernen. Ziel des Spieles ist es, als erster drei solcher Fünferreihen gebildet zu haben, also drei der fünf eigenen Ringe vom Brett zu bekommen.

Wie spielt es sich nun? Nachdem man in der ersten Partie erst einmal relativ willkürlich seine Ringe platziert und etwas herumgedödelt hat, merkt man schnell einige der Eigenheiten des Spieles. Zum einen: jeder Ring, den man schon vom Brett gespielt hat, fehlt einem ganz unangenehm auf dem Brett. So hat auch der zurückliegende Spieler noch eine Chance. Zweitens: auf dem Brett befinden sich zwei Stellungen gleichzeitig. Zum einen die Steine, wo gibt es potenzielle Fünferreihen. Wichtiger aber ist die Position der Ringe. Oft findet sich ein Ring, der gerade an einer Reihe arbeitete, nach Zerstörung derselben durch Umdrehen eines zentralen Stückes gehörig im Abseits. Oft wird ein Stein auch nicht gesetzt, weil man da einen Stein haben möchte, sondern um einen anderen aus einer gegnerischen Drohung umzudrehen, noch öfter aber fast, um den zugehörigen Ring in eine bessere, meist Blockadeposition zu bringen. Wenn man sich dann erst mal eingedacht hat, empfehle ich eine Schachuhr. Oder auch nicht - bislang scheint mir Yinsh deutlich taktischer und damit zügiger zu sein als beispielsweise Dvonn, es fällt mir auch leichter (glaube ich) Stellungen und Züge "aus dem Bauch heraus abzuschätzen".

Die "Das ist ja wie Siedler"-Fraktion wird ihre helle Freude an dieser Fundgrube haben: Ähnlichkeiten zu Gipf (logischerweise), Gobang/Gomoku, Dame, Reversi, wer will auch zu Fire & Ice (Einsetzen und wegziehen) können gefunden werden, wobei sie allerdings ein rundes Gesamtbild ergeben, ein nettes, stimmiges Spiel, das ähnlich wie Abalone nicht nur für ganz "harte" Strategen, sondern auch für Nebenbeidaddler geeignet ist.

Da ich das Spiel bislang nur "virtuell" in der Brettspielwelt gespielt habe, kann ich weder zu den Potenzialen für das Gesamtprojekt noch zum Handling all zu viel sagen. Ich kann mir vorstellen, dass das dauernde Drehen der Steine gewisse Unlusteffekte erzeugt, aber das muss man sehen, wenn man am Brett gesessen hat.

Tschüß
Marten

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Michael Reitz
Kennerspieler
Beiträge: 107

Re: [PEEP] Yinsh

Beitragvon Michael Reitz » 9. Oktober 2003, 21:37

Hallo Marten,
>
> Entsteht bei einem Zug eine Reihe von fünf gleichen Steinen
> einer Farbe (hat da etwa schon wieder jemand "Gipf" gerufen?
> Da waren es aber nur 4...), so darf der Spieler, der diese
> Farbe spielt (meist, aber nicht notwendig, der Zugspieler)
> diese fünf Steine und einen eigenen Ring freier Wahl vom
> Brett nehmen.
>
an dieser Stelle möchte ich anmerken, dass eine 5er-Reihe und ein Ring entfernt werden *müssen* (also nicht dürfen); das ist schon wichtig, denn sonst könnte man unzerstörbare 5er-Reihen - diese kann man in Randnähe bilden - bis zum Ende liegen lassen, um nicht mit einem Ring weniger weiterspielen zu müssen.

> Da ich das Spiel bislang nur "virtuell" in der Brettspielwelt
> gespielt habe, kann ich weder zu den Potenzialen für das
> Gesamtprojekt
>
Die Yinsh-Potentiale erscheinen erst nächstes Jahr (zusammen mit denen vom 5. Spiel) im GIPF Set 3.

> noch zum Handling all zu viel sagen. Ich kann mir vorstellen, dass das
> dauernde Drehen der Steine gewisse Unlusteffekte erzeugt, aber das
> muss man sehen, wenn man am Brett gesessen hat.
>
Also, aus meiner Erfahrung am echten Yinsh-Brett kann ich sagen, dass mich das Umdrehen nicht besonders gestört hat. Yinsh ist meist viel zu spannend als dass man sich am Umdrehen der Markierungssteine stören könnte.
Übrigens, das (ständige) Umdrehen der Markierungssteine ist vergleichbar mit dem (ständigen) Weiterrücken der Steine bei GIPF (noch eine Gemeinsamkeit).

Michael

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Marten Holst

RE: [PEEP] Yinsh

Beitragvon Marten Holst » 10. Oktober 2003, 01:43

Moin Michael,

danke für die Klarstellungen ;-)

Tschüß
Marten

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Marcel-André Casasola Merkle

Re: [PEEP] Yinsh = super

Beitragvon Marcel-André Casasola Merkle » 12. Oktober 2003, 16:06

Hallo,

> Nach Gipf, Zèrtz, Tamsk und Dvonn kommt nun das sechste
> abstrakte Zwei-Personen-Spiel des "Projekt Gipf", Yinsh. Das
> sechste, nicht das fünfte, weil es den Zyklus abschließen
> soll (das fünfte kommt dann später). Und das tut es, in
> zweierlei Hinsicht, sehr gut.

das ich kann nur bestätigen. Yinsh spielt sich richtig gut und das sage ich als jemand, der rein abstrakte Spiele sonst eher mit spitzen Fingern anfasst.

Die Beschränkung auf fünf Ringe, mit denen man Züge ausführen kann, macht es auch dem Anfänger leicht, in das Spiel einzusteigen ohne überfordert zu werden. Dennoch bietet Yinsh eine Tiefe, die das Spiel sicherlich nicht so schnell langweilig werden lässt.

Daumen hoch :)

Gruß Marcel-André Casasola Merkle

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Erhard Portner
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Beiträge: 504

Re: [PEEP] Yinsh = super

Beitragvon Erhard Portner » 13. Oktober 2003, 21:39

Ho, ho, ho!

Da ist Kris Burm nach "Zertz" und "Dvonn" aber mal wieder ein ganz, ganz großer Wurf gelungen! Ein Super-Spiel!

"Yinsh" gefällt mir sowohl vom Spielmechnismus als auch vom Spielmaterial her ausgesprochen gut. Ein klarer Anwärter für die diejährige Liste des "Portner" :-) .

Mit verspielten Grüßen
Erhard

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KMW

Re: [PEEP] Yinsh

Beitragvon KMW » 15. Oktober 2003, 13:17

Danke, Marten,
wir haben den Beitrag soeben ins Spielarchiv aufgenommen.
Gruß
KMW

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SpieLama
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Re: [PEEP] Yinsh

Beitragvon SpieLama » 22. November 2016, 06:58

Jan rezensiert die Yinsh-Neuauflage. Auch er ist begeistert. Warum, verrät er im Video unter https://youtu.be/i3YSTShKiL0?t=4m15s.


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