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[PEEP] Mauerbauer

Kritiken und Rezensionen: Wie ist Spiel XY?
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Heinrich Tegethoff

[PEEP] Mauerbauer

Beitragvon Heinrich Tegethoff » 4. März 2006, 15:33

[b]Mauerbauer[/b]
von Leo Colovini, 2-4 Spieler ab 10 Jahren, Hans im Glück


[b]Der erste Blick auf's Spielfeld[/b]
Das Spielfeld mit seitlicher Kramerleiste zeigt Kreise, auf denen später Türme gestellt werden, mit Verbindungslinien, auf die die Mauern kommen, und das ganze ist in Dreiecke aufgeteilt. Die grüne Wiese ist an zwei Seiten durch Ufer abgegrenzt, auf denen die Türme dann zu Leuchttürmen werden. Bei genauem Hinsehen erkennt man noch, das die gesamte Spielfläche in drei Bereiche über Mauerlinien geteilt ist, zu denen je ein Wappen gehört.
Bereit steht ein Satz von 33 Mauersteinen (beige, mit süßen kleinen Zinnen), je 12 Häuser und 3 Paläste in 5 Farben (zu den bekannten gesättigten Farben rot, grün, gelb und blau gesellt sich hier rosa) sowie je 10 pöppelförmige, große Türme in schwarz, grau und weiß. Die Farben haben nichts mit den Spielerfarben zu tun, aber wer schnell "grün!" ruft, der bekommt immerhin noch einen Zählstein dieser Farbe. Das ganze Material kommt in Holz daher.

Tja, und dann sind da noch 3 Würfel und ein Stapel Wertungskarten, die nach der Kürzestregel den ersten [i]falschen[/i] Eindruck vom Spiel geben: Ich soll also pro Runde eine Mauer auf das Spielfeld legen, würfeln, gemäß Würfelvorgabe zwei Türme an die Mauer stellen (falls noch nicht gebaut), zwei Häuser nach Farbvorgabe der Würfel links und rechts der Mauer legen, und wenn die Mauer eine neue Stadt einschließt, dann werten alle Spieler mit bis zu 2 ihrer zufällig gezogenen Handkarten (sprich: es gibt die Siegpunkte). Werde ich da etwa vom Zufall gespielt? Man denkt's sich schon: nein, sonst würde mich dieses Spiel kaum interessieren.

[b]Handkarten[/b]
Jeder Spieler beginnt mit ein paar Handkarten, welche einem bei einer Wertung Siegpunkte einbringen, und zwar für sehr unterschiedliche Möglichkeiten: z.B. 8 Siegpunkte, wenn die neue Stadt, deren Gründung die Wertung auslöste, genau 3 Dreiecksfelder groß ist. Oder für jeden schwarzen Turm in der Stadtmauer 2 Punkte, oder für einen beliebigen Turm in der Mauer einen Punkt, oder für 4-5 verschiedene Häuserfarben in der Stadt 7 Punkte, oder für gelbe Häuser 1 plus gelbe Paläste 3 Punkte. Das ganze versteht sich auch für andere Farben und Größen, wobei jede Kartenart zweimal vertreten ist. Man kann aber auch bei der Wertung Siegpunkte machen mit Häusern und Türmen, die "frei" außerhalb jeder Stadt stehen, z.B. für alle freien grünen Häuser 1 Punkt oder für alle freien grauen Türme 2 Punkte oder für freie Mauern 1 Punkt oder für freie Leuchttürme 2 Punkte etc. Zudem kann man noch Punkte pro freiem Haus auf einem durch Wappen markiertem Gebiet erzielen. Die Vielzahl der Möglichkeiten ergibt dann, abhängig von der Spielsituation, teils sehr starke Karten (8 und mehr Punkte) oder "Schrott" - zumindest im jeweiligen Augenblick.

[b]Spielablauf[/b]
Wer an der Reihe ist, nimmt eine Mauer und plaziert sie auf eine freie Mauerlinie. Dann wird mit einem Turmwürfel und zwei Häuserwürfeln gewürfelt. Falls die Mauer nicht schon beiderseits von Türmen eingerahmt ist, so muß ein Turm nun die Farbe des Würfels zeigen, den anderen kann man sich frei wählen, falls möglich, und stellt den oder die neuen Türme neben die Mauer. Ergo kann man bei einer Mauer, die frei in die Landschaft kommt, eine Turmfarbe frei wählen und die andere Seite ist durch den Würfel bestimmt.
Die beiden W6-Häuserwürfel zeigen die 5 Häuserfarben und eine Jokerseite (freie Farbwahl). Man nimmt die zwei Häuser, die zur gewürfelten oder gewählten Farbe gehören, und setzt eins links, eins rechts der Mauer. Am Spielfeldrand kann man sich das Haus aussuchen, da es ja nur eine Seite gibt.
Wird durch den neuen Mauerstein eine geschlossene Stadtmauer gebildet, so entsteht eine neue Stadt. Der Spieler darf nun noch entscheiden, eine Mauer, die zwischen der neuen und einer vorhandenen Stadt steht, zu entfernen und daraus eine aber dann größere Stadt zu bauen (Verschmelzung). Für je zwei Häuser einer Farbe in der Stadt wird statt dessen ein Palast aufgestellt, sofern es noch einen Palast dieser Farbe gibt. Anschließend kommt es zu einer Wertungsrunde, bei der alle Spieler der Reihe nach Wertungskarten ausspielen und ggf. Siegpunkte machen. Der (oder die) Spieler, der nach einer Wertung die wenigsten Punkte hat, darf beliebig viele Handkarten abwerfen und 1:1 vom verdeckten Nachziehstapel nachziehen (austauschen).

[b]Wertungsrunde durch Stadtgründung[/b]
Jeder Spieler kann ein oder zwei Handkarten auslegen und erhält die angegebenen Siegpunkte gemäß der Bedingung auf der Karte. Man kann aber nur genau eine Karte nachziehen, so dass man bei zwei Karten Ablage danach weniger Karten auf der Hand hält. Wirft man dagegen eine Karte ohne Wertung ab, so darf man zwei Karten nachziehen - im Laufe der Partie ist also immer zu entscheiden, ob man gerade genügend Punkte macht oder besser eine Karte abwirft, von der man nicht (mehr) viele Punkte erwartet. Liegt man zudem hinten, so kann man dadurch ohne Wertung nicht nur eine Karte mehr bekommen sondern auch noch die schlechten anschließend austauschen.

Grob hat sich gezeigt, dass Karten mit weniger als 5 Punkten zu wenig bringen, um effektiv gegen Handkartenzahlverlust zu sein (außer gegen Spielende), während mehr als 5 Punkte attraktiv wird.

[b]Spielende[/b]
Geht eine der Materialien Häuser, Türme, Mauern oder Paläste zu Ende, so endet das Spiel nach dem Spieler, wobei Häuser und Türme einer gewürfelten aber nicht mehr vorhandenen Farbe frei aus einer vorhandenen Farbe gewählt werden. Ggf. gibt es noch eine Wertung.

[b]Wie fühlt es sich an?[/b]
Das erste, was schnell auffällt: die Würfel geben zwar etwas vor, aber das meiste entscheide ich noch selbst. Die wichtigste Entscheidung ist die: wohin mit der Mauer? Werde ich eine neue Stadt schaffen und damit eine Wertung auslösen? Kann ich eine vorhandene Stadt vergrößern, in dem ich formal eine gründe und dann eine Mauer zum Nachbarn entferne? Eine Vorlage für die Mitspieler schaffen, damit diese mir meine Stadt passend bauen - tja, oder aber dann gründen und doch nicht oder woanders verschmelzen? Oder einfach etwas neues in die Landschaft setzen, weil ich noch starke "freie" Karten habe?
Und meist habe ich die Wahl bei der Häuserwahl (nur 5 von 36 Möglichkeiten sind fix), und da ist Feintuning drin, je nachdem, was ich an Wertungskarten auf der Hand habe. Provoziere ich mit den neuen Häusern jetzt oder später Paläste? Gibt es (dann) noch Paläste, die mehr Punkte einbringen als Häuser - für mich oder leider für die Mitspieler?

Gegen Ende gibt es durch Verschmelzen mindestens eine "große" Stadt, in der viele Häuser und Paläste stehen und die viele Türme hat. Wann soll ich meine Punkte damit machen? Kommt noch mehr in die Stadt, also warten und jetzt was anderes spielen? Passende Karten das Spiel über aufheben? "Gerade gibt es viele freie graue Türme, macht 6 Punkte, und es werden wohl weniger werden, aber ich kann nur 2 Karten ausspielen." - "Jetzt nicht werten und neue Karten bekommen?" (dabei habe ich doch glatt eine Karte abgeworfen, die stark im Endspiel mit einer riesigen Stadt ist und satte 10 Punkte eingebracht hätte...)

Ein kleines Manko: Vor allen Dingen im fortgeschrittenen Spiel sind die Grenzen der drei Wappen-markierten Gebiet nicht mehr gut zu sehen, und deren Wertungskarten unterliegen ohnehin starken Schwankungen. Da fragte ich schon einmal meinen Mitspieler: "Wieso machst Du dort 6 Punkte? Ich sehe nur 2. - Okay, ja, prima, 6 Punkte. Ich habe ja die andere (der beiden) Karten" - und zack! noch 6 eigene Punkte statt Austausch.
Und bei entsprechendem Licht sollte man vorher warnen, dass das dunkelgrau auf dem Turmwürfel schnell einmal als schwarz gesehen wird.
Von diesen Kleinigkeiten abgesehen ist das Material gut, funktional und durchaus attraktiv, wenn auch durch die satten Farben sehr bunt. Macht nichts, denn das Spiel versucht gar nicht erst, ein Thema aufzupfropfen und wirkt "trotzdem" nicht abstrakt.

[b]Fazit[/b]
Wenn es denn regulär im Handel ist, kommt mir mein eigenes Mauerbauer auf den Tisch. Und dann wird es wohl noch viele Partien geben. Mehr die lockere aber taktische Runde, nicht so vergrübelt allemal, aber mit viel mehr Spieltiefe als "Gefahr - Achtung! Würfel!!" mancherorts auslöst. Ich spielte bisher in einer 2er- und einer 4er-Runde, und mir und meinen Mitspielern machte es durchweg Spaß. Ich lehne mich sogar so weit aus dem Fenster, dass ich Mauerbauer die SdJ-Fähigkeit zuspreche - allemal nach der Formel, dass ein unter den Tannenbaum gelegtes SdJ bis zum Ende des 2. Weihnachtstages 3x gespielt wurde. Das schafft Mauerbauer. Zudem überzeugt es durch "Neidkomponenten" ("Wieso hast Du die 8x2-Punkte-Karte sogar doppelt?"- "Tja, warum wollte ich wohl diese Stadt genau so?"), etwas Ärger- und Bluffpotential und einen überzeugenden Mechanismus, hinten liegende Spieler wieder nach vorne zu bringen, wenn man geschickt und risikobetont vorgeht.

[b]Sonst:[/b]
- Die Spielzeit dürfte unabhängig von der Spielerzahl sein
- Es gibt gemäß Mitspieleraussagen sehr unterschiedliche Partien, von "der Plan ist fast voll aber es gibt noch keine Stadt und damit noch keine Wertung" bis zu "viele kleine Städte - doch nix Großes".
- Zu dem Regelheft kann ich nichts sagen: bisher nicht mein eigenes Spiel, sondern erklärt bekommen.
- Das Spiel ist ab 8 oder 10 Jahren, je nach Quelle
- Ein Startspielervor- oder -nachteil ist nicht zu erkennen, obwohl nicht alle Spieler gleichmässig häufig spielen.

Servus,
Heinz (endlich mit erstem PEEP)

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Braz
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Re: [PEEP] Mauerbauer

Beitragvon Braz » 7. März 2006, 09:11

Hallo Heinrich,

> Heinz (endlich mit erstem PEEP)

..nun wird`s aber auch Zeit..... :))


Danke für den schönen PEEP!

Gruß
Braz

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Niccolo
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Re: [PEEP] Mauerbauer

Beitragvon Niccolo » 13. März 2006, 14:28

Heinrich Tegethoff schrieb:

ein schönes PEEP - Danke :)


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