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[PEEP] Wallenstein

Kritiken und Rezensionen: Wie ist Spiel XY?
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Arne Hoffmann

[PEEP] Wallenstein

Beitragvon Arne Hoffmann » 21. Mai 2002, 21:45

So, endlich zu den ersten zwei Partien Wallenstein gekommen, möchte ich auch dazu meinen PEEP-Ton abgeben :-))

Wallenstein ist das neue Spiel mit dem Würfelturm von Queen und ist aus der Feder von Dirk Henn entsprungen. Öffnet man die große Schachtel,so findet man einen großen Spielplan, der die deutschen Gebiete in der Zeit von 1618 darstellt, ein Spieltableau (Din A4) für jeden der 3-5 Mitspieler, den Würfelturm, Karten, Holzwürfel in Spielerfarben sowie Pappmarker. Wie in letzter Zeit immer bei Queen ist das Material von Top-Qualität und lädt geradezu zum Spielen ein.

[b] Regeln: [/b]
Die Regel kommt auf 6 Din A4-Seiten darher und führt gut in das Spiel ein. Zuerst wird grob der Rundenablauf erklärt - man spielt 2 Jahre durch, aufgeteilt in je 3 Aktionsrunden und eine Wertungsrunde (die sich erstaunlich gut mit den Jahreszeiten decken :-)) ) - und dann die einzelnen, zur Verfügung stehenden Aktionen. Das ist in meinen Augen eine sinnvolle Aufteilung, mit deren Hilfe wir das Spiel recht gut haben erschliessen können - wobei ich zugeben muß, daß ich vor der ersten Partie die Regel mehrfach gelesen hatte (ich geb es ja zu, ich wartete ungeduldig auf die erste Partie :-)) ). Beim Nachschlagen haben wir ein-/zweimal suchen müssen, aber bisher konnte auf jede Frage anhand der Regel und etwas gesundem Menschnverstand geklärt werden.

[b] Spielablauf: [/b]
Ziel des Spiels ist es, durch Kontrolle von Ländern sowie Errichten von Gebäuden in diesen, in den beiden Wertungen zusammen die meisten Punkte zu erreichen - jedes kontrollierte Land zählt ein Punkt, jedes kontrollierte Gebäude auch, ferner gibt es noch Punkte für Gebäudemehrheiten in den einzelnen Regionen.

Wie kommt man nun an die Punkte? Jeder Spieler ist zu Spielbeginn schon im Besitz mehrerer Ländern, was entweder nach vorgegebener Startaufstellung geschehen kann (haben wir in beiden Partien, einmal zu dritt und einmal zu fünft, so gemacht) oder durch eine vorgeschaltete Einsetzrunde, auf die ich nicht weiter eingehen möchte (habe ja keine Erfahrungen damit). Ich denke, zu Beginn sollte man ruhig nach der vorgegebenen Startaufstellung spielen, die erscheint sehr ausgeglichen.

In den ersten drei Jahreszeiten jedes der zwei Jahre planen die Spieler gleichzeitig [b] 10 [/b] Aktionen, was auch einen Haupteil der Spielzeit bei uns ausmachte. Hier ist man immer in Entscheidungskonflikten, zum einen, da jede Aktion nur einmal pro Jahreszeit zur Verfügung steht und zum anderen, da in jedem Land nur eine Aktion pro Jahreszeit durchgeführt werden kann. Zu den Aktionen gehören Truppenbewegungen, inkl. resultierender Kämpfe, Truppennachschub, Einfordern von Geld oder Weizen sowie Bau von Gebäuden.

Haben alle Spieler ihre Aktionen geplant - dies geschieht durch verdecktes Legen einer Länderkarte auf die zugehörige Aktion auf dem eigenen Tableau - so werden diese nach einer immer neu bestimmten Reihenfolge aufgelöst.
Kommt es zu Kämpfen, so wird der Würfelturm bedient. Angreifende und verteidigende Truppen werden hineingeworfen, von wem mehr Truppen in der Auffangschale landen, der hat gewonnen - um es grob anzureißen. Die Kämpfe haben durch den Turm einen schönen Pepp - große Truppensprünge auf dem Plan sind bisher dadurch nicht vorgekommen. Hat man einen groben Überblick über die noch im Turm befindlichen "Armeen", so kann man seine Chancen auf einen Sieg recht gut überschauen.

[b] Spielgefühl: [/b]
Soviel zum Spielverlauf, ausgelassen habe ich die Ereignisse, von denen pro Jahreszeit eins von vier bekannten ausgelöst wird, sowie einige andere Details. Wie ist nun das Spielgefühl? [b] Spannend ![/b] Das Spiel lebt von der Planung unter Unsicherheit. Während man seine 10 Aktionen plant ist nur die Reihenfolge der ersten fünf auszuführenden Aktionen bekannt. Die der letzten fünf offenbart sich erst im Laufe der Aktionsphase. Ferner ist bekannt, aus welchen Ereignissen eins ausgelöst wird, aber auch nicht, welches jetzt genau eintrifft. Auch die Zugreihenfolge der einzelnen Spieler wird erst nach der Planung der Aktionen festgelegt.

Somit muß man bei seinen Aktionen schon gut überlegen, in welchen Ländern man welche Aktionen durchführen möchte (generell muß jede Aktion durchgeführt werden - man hat aber Blankokarten zum "Bluffen" auf der Hand), damit nicht am Ende das Land vor dem Durchführen der Aktion schon dem Gegner in die Hände gefallen ist, womit man auch die dort geplante Aktion für einen entfällt (und das kann bitter sein, wie ich am eigenen Leib erfahren durfte! ).

Man sollte sich schon im klaren sein, ob man lieber in Truppen investiert oder eifrig Gebäude baut - beides wird man aufgrund des begrenzten Nachschubs an Geldmitteln, nicht über längere Zeit parallel aufrecht halten können. Auch muß man genügend Getreide eintreiben, damit die Bevölkerung im Winter nicht revoltiert und einem evtl. gut ausgebaute Ländern durch einen Aufstand verwüstet.

Trotz der hohen Unsicherheit ist eine geschickte Planung oft von Erfolg gekrönt, kann man sich etwas in seine Mitspieler hineinversetzen. Jedoch darf man nicht aus den Augen verlieren, daß nur 6 Aktionsrunden zur Verfügung stehen, in denen man seine Position auf dem Brett verändern (-bessern) kann. Somit ist in Wallenstein auch eine strategische Komponente zu finden.

In beiden Partien hat Wallenstein den Mitspielern sehr gut gefallen. Die Partien waren spannend und im Ausgang recht knapp. Jedoch war schon etwas Zeit mitzubringen, die Partie zu dritt war mit 2 Stunden noch fixer als die Partie zu fünft mit 3 Stunden zu Ende (jeweils inklusive Regelerklären). Leben tut das Spiel wie schon gesagt von dem schönen Unsicherheitsfaktor und der damit verbundenen Spannung, Schadenfreude, Niedergeschlagenheit etc. Wie sagt Hannibal vom A-Team so schön: "Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert". :cool:

Wallenstein ist für mich nach den ersten Partien definitiv ein Highlight der Neuerscheinungen von Nürnberg und wird es voraussichtlich auch nach weiteren Partien bleiben. Ich denke, ich bin mit dieser Meinung nicht allein :-))

Tschö,

- Arne -

P.S.: Zu guter letzt noch eingefallen: Für all diejenigen unter uns, die beim Spielen auch noch etwas lernen möchten, liegt Wallenstein ein wunderschönes Begleitheft bei, daß einem die "heiße" Phase des 30-jährigen Kriegs, und die daran maßgeblich beteiligten Personen, näherbringt.

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Dieter Niehoff

Re: Wallenstein

Beitragvon Dieter Niehoff » 21. Mai 2002, 22:42

Uns gefiel WALLENSTEIN ( ....in BILSTEIN) so gut, dass wir nach zwei Jahren gerne noch ein drittes Jahr gespielt hätten (Zeit genug hat man ja bei diesem 4-Tage-Spiel-Marathon im Sauerland). Wäre wohl gar nicht so schlecht gewesen. Zu selten gab es kräftige Würfelturm-Gefechte. Jeder war in seinen Ländereien mit aufrüsten und bauen beschäftigt. Mit dem Resultat des Stillstandes in klötzchenstarken Ländern (Drohungen des "kaltern Krieges"). Wir hätten das 3. Jahr gebraucht, denn wenn alles gebaut und alle Klötzchen verteilt sind, gilt es anzugreifen um zu gewinnen, also um weitere Siegpunkte zu sammeln. Geldknappheit gab es bei uns eher nicht.

Aber im Resultat: Ein phantastisches, durchweg eher leichtgängiges "großes" Spiel mit dem Flair eines Eroberungssspiel - ohne viel Eroberungen.

Note 1
meint
Dieter Niehoff

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Michael-spielbox

Re: [PEEP] Wallenstein

Beitragvon Michael-spielbox » 22. Mai 2002, 18:04

Hi zusammen,
ich habe ca. 5 Partien Wallenstein mit ca. 12 verschiedenen Spielern gespielt. Allen (!) hat es sehr gut gefallen. Einige haben es sich sofort danach bestellt bzw innerhalb kürzester Zeit nochmals gespielt. Und immer wieder der Kommentar: gut bis sehr gut!
Nice dice
Michael

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Christian Schnabel
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Re: [PEEP] Wallenstein

Beitragvon Christian Schnabel » 22. Mai 2002, 21:18

Hallo Arne,

auch für mich gehört Wallenstein zu den sehr wenigen herausragenden Topspielen dieses Jahrgangs.

Schade, daß Spiele, die auch eine etwas "direktere Konfrontation" gegenüber den Mitspielern erlauben, bei der "Jury SdJ" offenbar keinerlei Lobby haben.

Viele Grüße

Christian Schnabel

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Dieter Niehoff

Re: [PEEP] Wallenstein

Beitragvon Dieter Niehoff » 22. Mai 2002, 22:14

Christian Schnabel schrieb:
> Schade, daß Spiele, die auch eine etwas "direktere
> Konfrontation" gegenüber den Mitspielern erlauben, bei der
> "Jury SdJ" offenbar keinerlei Lobby haben.

Das macht uns doch nix. So haben wir wenigstens ein weiteres Spiel ganz für uns alleine ..........

meint Vielspieler
Dieter Niehoff

Frage an Wallenstein-Spieler. Wer hat schon mal mehr als zwei Jahre gespielt? Wurde das Geschehen mangels weiterer Nachschub- und Ausbaumöglichkeiten agressiver? Oder trat Stillstand ein?

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Christian Schnabel
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Re: Wallenstein 3. Jahr

Beitragvon Christian Schnabel » 23. Mai 2002, 20:55

Hallo Dieter,

> Wer hat schon mal mehr als zwei Jahre gespielt? <

Noch nicht ausprobiert.

> Wurde das Geschehen mangels weiterer Nachschub- und Ausbaumöglichkeiten agressiver? Oder trat Stillstand ein? <

Die Partein laufen bei Wallenstein teilweise sehr unterschiedlich ab. Dazu zwei Beispiele:

1.) In einer Runde wurde gebaut, verstärkt, gebaut, verstärkt und nochmals gebaut. Kaum Angriffe; es herrschte "Kalter Krieg" und jeder lauerte auf seine Chance.

In dieser Runde wäre es in einem 3. Spieljahr wahrscheinlich zu einem gewissen Stillstand gekommen.

2.) In einer anderen Runde (mit zudem vermeintlich sehr friedlichen Mitspielerinnen und einem weiteren Mitspieler) mutierte das Spiel zu einem wahren "Hauen und Stechen", nachdem der Mitspieler es gewagt hatte im Sommer des 1. Jahres einen (erfolgreichen) Angriff zu starten.

Diese Runde hätte problemlos ein 3. Spieljahr vertragen.

Ach so; beide spielweisen waren spannend und machten gleichviel Spaß.

Viele Grüße

Christian Schnabel

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Christian Schnabel
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Re: - direkte Konfrontation - Spiel für uns alleine

Beitragvon Christian Schnabel » 23. Mai 2002, 21:26

Hallo Dieter,

>> Schade, daß Spiele, die auch eine etwas direktere Konfrontation" gegenüber den Mitspielern erlauben, bei der "Jury SdJ" offenbar keinerlei Lobby haben.<<

> Das macht uns doch nix. So haben wir wenigstens ein weiteres Spiel ganz für uns alleine <

Stimmt natürlich zunächst einmal. Außerdem gibt es ja auch genügend Spiele mit "direkterer Konfrontation" aus dem Ausland (USA, GB, Frankreich) zu beziehen.

Allerdings gibt es da 3 (gewisse) Nachteile:

1.) der Preis : für Avalon Hill/Hasbro- Spiele muß ich ca. 65 -
75 Euro hinblättern,
2.) die Spielregel ist meist nur Englisch (oder auch nur in
Französich); zum Lesen und Verstehen der Regeln benötige ich
daher meist die doppelte bis dreifache Zeit.

Alles noch akzeptabel, aber jetzt kommt mein eher spezifisches Problem:

3.) Übersetzung aller Ereignis-, Aktionskarten ... ins Deutsche.
Sonst brauche ich "so ein Spiel" in unserer Runde gar nicht
erst vorschlagen (ich denke da mit "grausen" an eine Partie
"Guillotine").

Ja, und der 3. Punkt kostet jetzt doch viel Zeit und ggf. Mühen.



Nach langer, langer Abstinenz in diesem Genre der "German Games" erscheinen nun Wallenstein und Piratenbucht. Beide natürlich nicht auf der Liste; da wahrscheinlich (?) für die Jury "politisch" inkorrekt (?) oder ?

Sollten nun die Verkaufszahlen dieser Spiele nicht den Erwartungen gerecht werden; ja was dann? Dann muß ich mich wohl leider notgedrungen wieder auf dem Auslandsmarkt umsehen?!
Hingegen würde ich mich freuen, wenn Spiele in der Qualität und Machart von Wallenstein und Piratenbucht auch in anderen Deutschen Verlagen produziert werden würden.

In jeden Fall blieben mir die drei obigen Probleme erspart. :-)


Viele Grüße

Christian Schnabel


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