So, endlich zu den ersten zwei Partien Wallenstein gekommen, möchte ich auch dazu meinen PEEP-Ton abgeben :-))
Wallenstein ist das neue Spiel mit dem Würfelturm von Queen und ist aus der Feder von Dirk Henn entsprungen. Öffnet man die große Schachtel,so findet man einen großen Spielplan, der die deutschen Gebiete in der Zeit von 1618 darstellt, ein Spieltableau (Din A4) für jeden der 3-5 Mitspieler, den Würfelturm, Karten, Holzwürfel in Spielerfarben sowie Pappmarker. Wie in letzter Zeit immer bei Queen ist das Material von Top-Qualität und lädt geradezu zum Spielen ein.
[b] Regeln: [/b]
Die Regel kommt auf 6 Din A4-Seiten darher und führt gut in das Spiel ein. Zuerst wird grob der Rundenablauf erklärt - man spielt 2 Jahre durch, aufgeteilt in je 3 Aktionsrunden und eine Wertungsrunde (die sich erstaunlich gut mit den Jahreszeiten decken :-)) ) - und dann die einzelnen, zur Verfügung stehenden Aktionen. Das ist in meinen Augen eine sinnvolle Aufteilung, mit deren Hilfe wir das Spiel recht gut haben erschliessen können - wobei ich zugeben muß, daß ich vor der ersten Partie die Regel mehrfach gelesen hatte (ich geb es ja zu, ich wartete ungeduldig auf die erste Partie :-)) ). Beim Nachschlagen haben wir ein-/zweimal suchen müssen, aber bisher konnte auf jede Frage anhand der Regel und etwas gesundem Menschnverstand geklärt werden.
[b] Spielablauf: [/b]
Ziel des Spiels ist es, durch Kontrolle von Ländern sowie Errichten von Gebäuden in diesen, in den beiden Wertungen zusammen die meisten Punkte zu erreichen - jedes kontrollierte Land zählt ein Punkt, jedes kontrollierte Gebäude auch, ferner gibt es noch Punkte für Gebäudemehrheiten in den einzelnen Regionen.
Wie kommt man nun an die Punkte? Jeder Spieler ist zu Spielbeginn schon im Besitz mehrerer Ländern, was entweder nach vorgegebener Startaufstellung geschehen kann (haben wir in beiden Partien, einmal zu dritt und einmal zu fünft, so gemacht) oder durch eine vorgeschaltete Einsetzrunde, auf die ich nicht weiter eingehen möchte (habe ja keine Erfahrungen damit). Ich denke, zu Beginn sollte man ruhig nach der vorgegebenen Startaufstellung spielen, die erscheint sehr ausgeglichen.
In den ersten drei Jahreszeiten jedes der zwei Jahre planen die Spieler gleichzeitig [b] 10 [/b] Aktionen, was auch einen Haupteil der Spielzeit bei uns ausmachte. Hier ist man immer in Entscheidungskonflikten, zum einen, da jede Aktion nur einmal pro Jahreszeit zur Verfügung steht und zum anderen, da in jedem Land nur eine Aktion pro Jahreszeit durchgeführt werden kann. Zu den Aktionen gehören Truppenbewegungen, inkl. resultierender Kämpfe, Truppennachschub, Einfordern von Geld oder Weizen sowie Bau von Gebäuden.
Haben alle Spieler ihre Aktionen geplant - dies geschieht durch verdecktes Legen einer Länderkarte auf die zugehörige Aktion auf dem eigenen Tableau - so werden diese nach einer immer neu bestimmten Reihenfolge aufgelöst.
Kommt es zu Kämpfen, so wird der Würfelturm bedient. Angreifende und verteidigende Truppen werden hineingeworfen, von wem mehr Truppen in der Auffangschale landen, der hat gewonnen - um es grob anzureißen. Die Kämpfe haben durch den Turm einen schönen Pepp - große Truppensprünge auf dem Plan sind bisher dadurch nicht vorgekommen. Hat man einen groben Überblick über die noch im Turm befindlichen "Armeen", so kann man seine Chancen auf einen Sieg recht gut überschauen.
[b] Spielgefühl: [/b]
Soviel zum Spielverlauf, ausgelassen habe ich die Ereignisse, von denen pro Jahreszeit eins von vier bekannten ausgelöst wird, sowie einige andere Details. Wie ist nun das Spielgefühl? [b] Spannend ![/b] Das Spiel lebt von der Planung unter Unsicherheit. Während man seine 10 Aktionen plant ist nur die Reihenfolge der ersten fünf auszuführenden Aktionen bekannt. Die der letzten fünf offenbart sich erst im Laufe der Aktionsphase. Ferner ist bekannt, aus welchen Ereignissen eins ausgelöst wird, aber auch nicht, welches jetzt genau eintrifft. Auch die Zugreihenfolge der einzelnen Spieler wird erst nach der Planung der Aktionen festgelegt.
Somit muß man bei seinen Aktionen schon gut überlegen, in welchen Ländern man welche Aktionen durchführen möchte (generell muß jede Aktion durchgeführt werden - man hat aber Blankokarten zum "Bluffen" auf der Hand), damit nicht am Ende das Land vor dem Durchführen der Aktion schon dem Gegner in die Hände gefallen ist, womit man auch die dort geplante Aktion für einen entfällt (und das kann bitter sein, wie ich am eigenen Leib erfahren durfte! ).
Man sollte sich schon im klaren sein, ob man lieber in Truppen investiert oder eifrig Gebäude baut - beides wird man aufgrund des begrenzten Nachschubs an Geldmitteln, nicht über längere Zeit parallel aufrecht halten können. Auch muß man genügend Getreide eintreiben, damit die Bevölkerung im Winter nicht revoltiert und einem evtl. gut ausgebaute Ländern durch einen Aufstand verwüstet.
Trotz der hohen Unsicherheit ist eine geschickte Planung oft von Erfolg gekrönt, kann man sich etwas in seine Mitspieler hineinversetzen. Jedoch darf man nicht aus den Augen verlieren, daß nur 6 Aktionsrunden zur Verfügung stehen, in denen man seine Position auf dem Brett verändern (-bessern) kann. Somit ist in Wallenstein auch eine strategische Komponente zu finden.
In beiden Partien hat Wallenstein den Mitspielern sehr gut gefallen. Die Partien waren spannend und im Ausgang recht knapp. Jedoch war schon etwas Zeit mitzubringen, die Partie zu dritt war mit 2 Stunden noch fixer als die Partie zu fünft mit 3 Stunden zu Ende (jeweils inklusive Regelerklären). Leben tut das Spiel wie schon gesagt von dem schönen Unsicherheitsfaktor und der damit verbundenen Spannung, Schadenfreude, Niedergeschlagenheit etc. Wie sagt Hannibal vom A-Team so schön: "Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert". :cool:
Wallenstein ist für mich nach den ersten Partien definitiv ein Highlight der Neuerscheinungen von Nürnberg und wird es voraussichtlich auch nach weiteren Partien bleiben. Ich denke, ich bin mit dieser Meinung nicht allein :-))
Tschö,
- Arne -
P.S.: Zu guter letzt noch eingefallen: Für all diejenigen unter uns, die beim Spielen auch noch etwas lernen möchten, liegt Wallenstein ein wunderschönes Begleitheft bei, daß einem die "heiße" Phase des 30-jährigen Kriegs, und die daran maßgeblich beteiligten Personen, näherbringt.