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Angry Birds – Alles nur geklaut?

Angry Birds ist mit mehr als 600 Millionen Downloads auf iPhone und Android ein Massenphänomen. Doch das erfolgreichste Handyspiel aller Zeiten hat vieles auch nur abgekupfert – und zwar bei alten Bekannten.

Verärgerte Vögel erobern die digitale Welt

Für den Entwickler von Angry Birds, Rovio, läuft es quasi birdtastisch: Das Spiel verzeichnet mehr als 600 Millionen Downloads auf iPhone und Android. Dazu kommen die ziemlich erfolgreiche iPad-App Angry Birds HD sowie 5,8 Millionen monatliche Nutzer für die Facebook-Anwendung. Laut einer Studie aus dem September 2011 verbringen Spieler weltweit 200 Millionen Minuten pro Tag mit Angry Birds – das entspricht 380 Jahren.

Für alle, die Angry Birds nicht kennen: Das Spiel besteht aus Dutzenden Levels, deren Prinzip immer gleich und denkbar simpel ist. Auf dem Smartphone zieht ihr mit einem Finger ein Katapult auf, in dem ein Vogel hockt. Damit zielt ihr auf Holz-, Glas- oder Steingebilde Dahinter verstecken sich grüne Schweine. Ziel des Spiels ist es, mit einer vorgegebenen Anzahl von Schüssen alle Schweine zu vernichten.

Das klingt erst einmal ziemlich verrückt. Vor allem, weil gar nicht klar ist, warum die Birds so „angry“ auf die Schweine sind. Kurze Zwischensequenzen lassen nur erahnen, dass sie ein Ei der Vögel gestohlen haben könnten. Dennoch ist Angry Birds von den Downloadzahlen her das erfolgreichste Smartphone-Spiel aller Zeiten. Woher kommt dieser schon fast drei Jahre anhaltende Hype? Vier Punkte sind dafür ausschlaggebend.

Darum ist Angry Birds so erfolgreich!

Angry Birds ist extrem einfach und hat eine intuitive Steuerung. Das Spiel nutzt die Touch-Funktion der Smartphones optimal für seinen Zweck aus. Das Katapult aufzuziehen und die Vögel abzuschießen, kann jeder – egal ob sechs oder 60 Jahre alt – innerhalb weniger Runden lernen.

Trotz der simplen Bedienung steckt eine aufwendige Entwicklung hinter dem Spiel. Wenn Gegenstände umfallen oder zerbersten, passiert das physikalisch absolut nachvollziehbar. So erreicht Angry Birds in dem Bereich einen hohen Grat an Realismus, der wichtig ist, um Käufer nicht zu vergrätzen.

Die Levels von Angry Birds sind sehr abwechslungsreich gestaltet, aber dennoch immer überschaubar. Jedes einzelne Level lässt sich innerhalb weniger Minuten lösen. Das vermittelt uns das Gefühl, etwas geschafft, einen Erfolg errungen zu haben. Dadurch schüttet unser Gehirn Dopamin aus und wir fühlen uns glücklich.

Angry Birds kostet auf dem iPhone nur 79 Cent, auf Android-Geräten und im Web ist es sogar kostenlos. Gleichzeitig bietet es einen großen Umfang. Rovio stellt laufend Updates und neue Levels zum Download bereit. Wer das Angebot voll ausnutzt, bekommt so etliche Stunden Spielspaß zum Schnäppchenpreis.

Alles nur geklaut?

Der Angry-Birds-Erfinder war jedoch nicht der erste, der wusste, dass diese Punkte für den Erfolg eines Spiels wichtig sind. So genannte Katapultspiele, zu denen der Rovio-Titel zählt, gibt es schon seit Jahren. Eines der bekanntesten ist Yetisports – und das ist genau so skurril wie Angry Birds. Ihr steuert einen Yeti, der nicht Baseball, sondern Basepinguin spielt. Ihr müsst also einen Pinguin über eine möglichst große Distanz schleudern. In anderen Ablegern der Reihe schießt ihr den Frackträger wie einen Golfball durch eine Wüste (Yeti Sports 5). Dabei müsst ihr Hindernisse wie im Weg herumstehende Giraffen und Elefanten überwinden. Oder ihr katapultiert den Pinguin in die Höhe, wo er sich an einem Albatros festkrallt (Yeti Albatros). Mithilfe dessen gleitet ihr über einen möglichst weiten Weg, um den Highscore zu knacken.

Auch die Yetisports-Reihe war äußerst erfolgreich. Als sie vor acht Jahren ihren Höhepunkt feierte, erschienen sogar kostenpflichtige Kaufversionen für den PC, die PlayStation 2 und die Xbox. Ein Ableger erschien auch für die Nintendo Wii. Selbst heute motivieren die Spiele noch, kurzzeitig auf Punktejagd zu gehen. Allerdings flaute der Hype genau so schnell ab, wie er entstanden war. Denn die Yetisports-Titel werden schnell eintönig. Und mit der Vielfalt von Angry Birds können sie erst recht nicht mithalten. Aber: Yetisports ist ein Beispiel dafür, dass das Prinzip „Schleudere Dinge gegen andere Dinge“ nicht neu ist. Rovio hat es mit Angry Birds nur zur richtigen Zeit für das richtige Gerät perfektioniert.