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GAME Bundesverband reagiert auf neu entfachte „Killerspiele“-Debatte

Der GAME Bundesverband hat heute eine Pressemitteilung veröffentlicht, um auf die neu angeheizte „Killerspiele“-Debatte zu reagieren. Nach dem Amoklauf von München vor einigen Tagen hatte unter anderem Innenminister de Maizière angedeutet, dass „gewaltverherrlichende Computerspiele“ mitverantwortlich für schreckliche Gewalttaten seien – der GAME mahnt nun Besonnenheit an.

Schnellschusserklärungen zu einem Amoklauf: Die alte „Killerspiele“-Debatte ist wieder aktuell

Es war ja fast zu erwarten. Nachdem sich herausgestellt hatte, dass der Amokläufer, der am vergangenen Freitag wahllos Menschen in einem Münchner Einkaufszentrum erschossen hat, zuhause offenbar Ballerspiele gezockt hat, ließ die Reaktion von Politikern nicht lange auf sich warten. Innenminister Thomas de Maizière sagte in einer Pressekonferenz kurz nach dem Amoklauf, dass das „unerträgliche Ausmaß von gewaltverherrlichenden Spielen im Internet auch eine schädliche Wirkung auf die Entwicklung von Jugendlichen hat. Das kann kein vernünftiger Mensch bestreiten.“ Beweisen kann das allerdings auch niemand – jedenfalls gibt es von wissenschaftlicher Seite bislang keine Erkenntnisse, die einen monokausalen Zusammenhang zwischen dem Spielen von Shooter-Games und Gewalttaten belegen. Millionen Spieler weltweit zocken Ballerspiele, ohne im Anschluss reale Straftaten zu begehen. In einer aktuellen Pressemitteilung warnt der GAME Bundesverband davor, wieder in alte Verhaltensmuster zurückzufallen und die erstbeste Erklärung für eine quasi unerklärliche Tat heranzuziehen.

Damit bezieht sich die Organisation auf frühere Debatten darum, inwiefern sogenannte „Killerspiele“ mitverantwortlich dafür sind, wenn junge Leute Amok laufen. Allein zwischen den Jahren 2000 und 2010 wurde diese Diskussion von Politikern und Medien mehrmals wieder neu entfacht, zum Beispiel nach den Amokläufen in Schulen in Winnenden und Erfurt. Verständlich ist es natürlich, dass nach einfachen Lösungen – etwa einem Verbot von brutalen Spielen – gerufen wird – die Sinnhaftigkeit liegt weniger nahe. Ein Attentat wie das, das sich am vergangenen Freitag in München zugetragen hat, resultiert – wie auch der GAME Bundesverband betont – aus einer Vielzahl von Faktoren, unter anderem der psychischen Verfassung des Täters, des sozialen Umfelds, der Erziehung, der Lebensumstände. Der GAME verweist darauf, dass Spiele in Deutschland von der USK geprüft werden und besonders gewalttätige Titel für Jugendliche daher gar nicht zugänglich seien – das ist natürlich Theorie. In der Praxis gibt es immer Mittel und Wege, um an ein Spiel zu kommen. Der Amokläufer von München hatte sich über das Deep Web eine Waffe besorgt – schwer vorstellbar, dass sich so jemand von Verboten vonseiten der Politik oder von Einschränkungen der USK davon abhalten ließe, ein Ballerspiel zu zocken. Daher sei es wichtig, die Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen, aber auch von Eltern und Erziehern zu fördern, um sicherzustellen, dass Heranwachsende altersgerechte multimediale Unterhaltung nutzen und die Inhalte von Spielen oder Videos einordnen können.

Für die Mitglieder der Gamesbranche wirkt die erneut entfachte „Killerspiele“-Debatte wie ein überwunden geglaubtes Relikt aus dem vergangenen Jahrzehnt. Das Thema wurde vor Jahren schon in Talkshows und Artikeln intensiv und leider oft allzu emotional und nicht sachlich genug diskutiert. Eine interessante Dokumentation darüber könnt ihr euch in der Mediathek des ZDF anschauen (nur zwischen 20 und 6 Uhr verfügbar, da einige Inhalte nicht für Kinder geeignet sind). „Es sollte jetzt ausschließlich darum gehen, sich um Fakten sowie Strategien einer effektiveren Prävention zu kümmern und den Angehörigen der Opfer zur Seite zu stehen“, schreibt der GAME Bundesverband und ruft zu einer sachlichen Diskussion auf.