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Kennerspiel des Jahres

Allgemeine Spiele-Themen
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ravn

Re: Kennerspiel des Jahres

Beitragvon ravn » 16. April 2011, 12:35

Golbin schrieb:

> Was die Einstufung angeht, setzen die Juroren die
> Zugehörigkeit fest. Ich glaube, dass 7 Wonders in die
> Kategorie "Kennerspiel" gehört. Für uns Vielspieler ist es
> ein einfaches Spiel, aber für Normalspieler ist es schon
> recht komplex (7 Kartentypen, über 30 verschiedene Karten,
> Punkte auf vielen Ebenen, Zwischenwertung).

Interessanter Gedankengang. Ein Tikal, Torres oder auch El Grande, an der Schwelle im letzten Jahrtausend ausgezeichnet, würde heute dann wohl eher den Kennerspiel-Preis abräumen. Fast schon eine logische Folge in Zeiten, in denen "man" sich eher berieseln lässt und eher einfach nur konsumieren will ohne Eigenleistung vorab erbracht zu haben. Für Nicht-Spieler taugt ein Torres schlicht nix.

Während für das "Spiel des Jahres" dann möglichst keinerlei Einstiegshürde gelten könnte - also Kategorien wie Bamboleo, Dixit, Würfelbingo. Die sind einfach und kurz vom Regelwerk, können aber Spass machen - auch für Nicht-Spieler.

Bin gespannt. Der Sommer 2011 wird interessant! :-)

Cu / Ralf

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peer

Re: Kennerspiel des Jahres

Beitragvon peer » 16. April 2011, 14:05

Hi,
...und genau deswegen sehe ich den Kennerpreis kritisch.

Der Argumentation von Wolfgang kann ich auch nicht folgen. Ja, es kommen gute Spiele heraus, die keine Chance auf den Hauptpreis haben. Das ist aber kein Problem des Hauptpreises oder der Spiele. Solche Spiele wird es immer geben - Rollenspiele, Zweipersonenspiele...
Der Preis hat ja nicht die Funktion alle guten Spiele auszuzeichnen, sondern das Kulturgut "Spiel" zu fördern, vor allem indem man die "Masse" an gute Spiele heranführt. Das ist schon was anderes als "Es wäre schade, wenn XY keinen Preis gewinnen würde"

ciao
peer

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ravn

Re: Kulturgut "Spiel"?

Beitragvon ravn » 16. April 2011, 14:35

peer schrieb:

> Der Preis hat ja nicht die Funktion alle guten Spiele
> auszuzeichnen, sondern das Kulturgut "Spiel" zu fördern, vor
> allem indem man die "Masse" an gute Spiele heranführt.

Das Kulturgut "Spiel" fördern, das klingt toll, halte ich aber für ein viel zu hoch gestecktes Ziel. Ehrgeizig und eventuell populistisch.

In meinem Verständnis ist Gesellschaftsspiele ist ein Hobby von vielen, betrieben in der Freizeit, um Spass, Entspannung, Abwechslung oder auch die Herausforderung zu haben. Das als Kulturgut hochzustilisieren, schafft schon ein Problem in sich, weil es andere Freizeitaktivitäten abwertet und sich damit selbst ausgrenzt - ebenso wie der Ratschlag "mal ein gutes(!) Buch zu lesen".

Aber es steht ja jedem frei, zu versuchen, das Kulturgut Spiel zu fördern. Der Ansatz über eine jährliche Auszeichnung von einzelnen Spielen, um so eine mediale Aufmerksamkeit zu erreichen, könnte über ein Kinder-Kenner-Spiel aber ebenso verwässert werden.

Oder ist es einzig die Absicht, unbedarften Käufern aufgrund des Pöppels eine Vorauswahl zu präsentieren? Blöd nur, dass das aufgrund der Vielfalt an ausgezeichneten Spielen nicht klappen kann, weil zwar jedes auf seine Art mindestens gut ist, aber nicht zwingend auch jedem Käufer gefallen wird.

Dann schon lieber die Freak-Beratung im Freundeskreis, um interessierte Nicht- oder Noch-Nicht-Spieler mit der Faszination Gesellschaftsspiele anzustecken. Aber dafür braucht es kein Kulturgut. Oder liegt der Nutzen des "Spiel des Jahres" ganz woanders?

Cu / Ralf

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Lorion42
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Re: Kennerspiel des Jahres

Beitragvon Lorion42 » 16. April 2011, 15:04

Naja warten wir doch erstmal ab, wie der Preisträger aussehen wird.

Ich seh drei Szenarien:
a) 7 Wonders gewinnt - dann hat sich die Grenze auf jeden Fall verschoben. Das ist locker auf der selben Stufe wie Dominion oder Thurn & Taxis, was sich gegenseitig beeinflussende Mechanismen angeht. Fänd ich auch nicht gut
b) Ein Spiel der Komplexität Strasbourg oder Firenze gewinnt, die dann eher Richtung Tikal und El Grande gehen. Kann man positiv werten, weil sie heutzutage vermutlich wirkliche keine Chance mehr hätten. Tore der Welt war auch nicht komplexer... denke es könnte in die Richtung gehen.
c) Ein etwas anspruchsvolleres Spiel ala "Burgen von Burgund" gewinnt. Hier sollte es dann keine Diskussion mehr geben über die Grenze nach unten. Es wird dann aber eine Diskussion losbrennen, ob das nicht doch eher ein Profispiel ist... ich kann da aber versichern 6 von 10 auf der alea-Skala ist noch locker für Gelegenheitsspieler spielbar, wenn sie einen Erklärbär haben. Also durchaus ein Kennerspiel.

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Helby
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Paris Connection

Beitragvon Helby » 16. April 2011, 15:26

Golbin schrieb:
> Diese Spieler
> bekommen über Spiele mit einfacheren Regeln und Mechanismen
> besser Zugang zum Gesellschaftsspiel und mit Paris
> Connection, Blockers! und Eselsbrücke fallen mir direkt drei
> ganz starke Spiele in diesem Sektor ein.

Was gefällt Dir so an Paris Connection?
In Deiner Messenachlese warst Du schon total begeistert von dem Spiel.

Siehe mal weiter unten meinen Thread dazu, vielleicht kannst Du mir ja mal einen Tipp geben.
Ich will das Spiel mögen sieht wunderbar aus mit tollem Material, aber diese eine Spielendbedingung (Marseille) ist furchtbar und das Spiel eigentlich auch ziemlich beliebig.
Liegt uns das Spiel nur nicht, denn selbst bei BGG hat es ja immerhin eine 7.1 Bewertung.

Vielleicht kannst Du ja mal schildern was Dir an dem Spiel so gefällt und mit ein paar Sätzen mal schildern wie eure Runden verlaufen und auch wie lange ein Spiel bei euch so dauert.

Bei uns dauert eine Partie zu Dritt so 10 Minuten.
Ein Spieler ist immer dabei, der direkt auf Marseille zubaut (ist ja auch eine lukrative Strecke), dann fangen alle irgendwann an diese Loks zu ertauschen, Marseille ist angeschlossen und das Spiel vorbei und mit mind. 50% Siegrate hat der Direktbauer gewonnen, das ist irgendwie zu simpel.

Danke im vorraus,
Helby

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Gead
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Re: Kulturgut "Spiel"?

Beitragvon Gead » 16. April 2011, 15:29

Hallo Ralf,

andere Freizeitaktivitäten können und sind ja durchaus auch Kultur. Jede (Ball-)Sportart, die nach bestimmten Regeln gespielt wird, Menschen in- und außerhalb des Spielfelds in ihren Bann zieht, begeistert, entspannt, unterhält oder auch fordert, besitzt Spielkultur. Als Kulturgut ist ja eher das Objekt der Begierde gemeint, also das Medium mit dem gespielt wird. Und der Begriff "Spiel" ist hier durchaus variabel zu verstehen: Beim Fußballspiel wäre das dann der Fußball - also das Kulturgut "Fußball" usw.

Das Kulturgut, um das es der Jury hier geht, meint natürlich im Speziellen die Vereinfachung - die Verkleinerung von "großen Sport- und Spielveranstaltungen" auf Tischformat. Vom Großen zum Kleinen. Vom Volk zur Familie. Von FIFA zu Tipp-Kick. Ich halte es daher nicht für populistisch, von einem Preis zu sprechen, der sich zum Ziel gesetzt hat, das Kulturgut "Spiel" zu fördern. Denn dieses Kulturgut ist defintiv kein populistisches Mittel, das die Massen im großen Stil beeinflussen will. Eher das Gegenteil. Dafür sorgt allein schon die Vielfalt von der du selbst ja auch sprichst.

Ebenso halte ich noch für wichtig, dass "Hobby" kein Kriterium ist, das für die Preisvergabe relevant ist. Gespielt werden kann ja überall - auch während der Arbeit, zu jeder Tageszeit - nicht nur am Feierabend. Und Spielen kann sogar Arbeit sein! ;-) Oder Lernen. Oder Trösten. Ist heilsam bei Langeweile, Einsamkeit und Krankheit!

Bei dieser Gelegenheit mal 'ne andere Frage: Ab wann spricht man nicht mehr von Wiederspielreiz, sondern von Sucht? Kann man brettspielsüchtig werden, so wie man computerspielsüchtig werden kann? Das frage ich nicht provokativ, eher besorgt, da zumindest bei mir Brettspiele nie diesen Reiz ausgelöst haben, des Nicht-mehr-aufhören-Könnens wie das bei Computerspielen der Fall war. Ich denke, dass Brettspiele mehr "Kultur" im Sinne des Kultivieren-Könnens und maßvoller sind als Computerspiele. Gibt es noch andere Parameter, an denen sich der "Kulturgehalt" messen lässt?

Gehaltvolle Grüße
Gead

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Luis A.
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Re: bgg rang -eselsbrücke - paris - blockers

Beitragvon Luis A. » 16. April 2011, 16:42

sehe ich im falle von paris connection genau wie helby. blockers und eselsbrücke sind da die deutlich stärkeren titel, wobei das bgg ranking mit zu wenigen stimmen noch gar nicht aussagekräftig genug ist!!
eselsbrücke ist für uns ein heisser kandidat und hat bei bgg derzeit sogar eine 8,02. heisst aber wie gesagt nix.

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peer

Re: 7 Wonders als Kennerspiel?

Beitragvon peer » 16. April 2011, 16:52

Hi,

naja, die Jury hat in der Vergangenheit immer wieder betont, dass die nicht-ausgezeichneten Spiele keine Verlierer sind, sondern immer noch besonders herausgehobene Spiele.
Insofern ist der Ausdruck nur folgerichtig. Meines Wissens ist er aber auf 2 Jahre beschränkt.
ciao
peer

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peer

Sucht <-> Wiederspielreiz

Beitragvon peer » 16. April 2011, 16:55

Hi,

Gead schrieb:

> Bei dieser Gelegenheit mal 'ne andere Frage: Ab wann spricht
> man nicht mehr von Wiederspielreiz, sondern von Sucht? Kann
> man brettspielsüchtig werden, so wie man computerspielsüchtig
> werden kann? Das frage ich nicht provokativ, eher besorgt, da
> zumindest bei mir Brettspiele nie diesen Reiz ausgelöst
> haben, des Nicht-mehr-aufhören-Könnens wie das bei
> Computerspielen der Fall war. Ich denke, dass Brettspiele
> mehr "Kultur" im Sinne des Kultivieren-Könnens und maßvoller
> sind als Computerspiele. Gibt es noch andere Parameter, an
> denen sich der "Kulturgehalt" messen lässt?

Prinzipiell kann alles süchtig machen. Eine Sucht erkennt man daran, dass man in bestimmten Situationen immer wieder zum Suchtverhalten (spielen, wetten. rauchen...) greift und diese Situationen immer häufiger auftreten, bzw. sogar bewusst ausgelöst werden. Anders ausgedrückt: Es gibt keine Alternative mehr zu "Brettspielen", wäre man brettspielschtig.
Normalerweise benötigt man aber Mitspieler, insofern ist eine offline-Brettspielsucht wohl schwer aufzubauen. Aber eine BSW/Yucatan.de - Sucht wohl

ciao
peer

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Jerry

Re: Kennerspiel des Jahres

Beitragvon Jerry » 16. April 2011, 17:22

Golbin schrieb:

> [.. viel Zutreffendes ..]
>
> Ich glaube, dass 7 Wonders in die
> Kategorie "Kennerspiel" gehört. Für uns Vielspieler ist es
> ein einfaches Spiel, aber für Normalspieler ist es schon
> recht komplex (7 Kartentypen, über 30 verschiedene Karten,
> Punkte auf vielen Ebenen, Zwischenwertung).

Sehe ich ähnlich. "7 Wonders" ist m.E. konkurrenzlos das beste Spiel des Jahrgangs (ja sogar eines der besten Spiele der letzten 10 Jahre). Hinsichtlich der Zugänglichkeit ist es ähnlich wie bei Dominion: ich habe das Spiel schon einigen Wenigspielern erklärt und alle sind damit gut zurechtgekommen. Aber ob dieselben Personen sich das Spiel hätten selbst erarbeiten können? Eher nicht.


> Mit Paris Connection, Blockers! und Eselsbrücke fallen mir direkt drei
> ganz starke Spiele in diesem Sektor ein.

Ich seh schon, ich muss "Paris Connection" mal ausprobieren. Ansonste Zustimmung: "Blockers/Uptown" und "Eselsbrücke" sind weitere exzellente Spiele.


Für meinen Geschmack bieten sich zwei Möglichkeiten:

Entweder die vorsichtigere Version mit Blockers oder Eselsbrücke als SdJ und 7 Wonders als KennerSdJ. Oder die forschere Variante mit 7 Wonders als SdJ und Burgen von Burgund als KennerSdJ. Wir werden sehen.

J. (wird heute abend zum x-ten mal 7 Wonders spielen)

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Golbin
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Re: Paris Connection

Beitragvon Golbin » 17. April 2011, 09:53

Hallo Helby,

na, dann will ich mal was zu PC schreiben.

In Nürnberg werden die Spiele erklärt, aber nicht gespielt. Dort gefiel es mir, weil es halt ganz, ganz wenige Regeln hat und trotzdem nicht trivial, sondern taktisch klang. Davon gibt es nicht viele Spiele und ich war sehr erfreut, wieder einmal so eines vorzufinden. Und so wie du mich beschreibst, kam das aus dem Messebericht gut herüber.

Seit letzten Donnertag (14.4.2011 <= für Leute, die das Posting mal in drei Jahren herauskramen) ist es nun in meinem Besitz. Ich habe seitdem 2 Spiele gemacht und ich muss sagen, es hat meine Erwartungen voll erfüllt. Das trifft übrigens auch auf die Mitspieler zu, die überwiegend Gern- aber keien Vielspieler waren.

Die Partie zu viert wurde durch Marseille beendet. Die Spielerin, die es anschloss, gewann nicht. Es war ein sehr taktisches Spiel, denn die blaue Linie stoppte zwei Felder vor Marseille mangels Loks. Erst durch Abgabe wurde das Spielende provoziert.

Die Partie zu sechst endete durch fünf leere Tableaus. Keine Chance für die Linien, Marseille zuerreichen. Gnadenlos wurden die Loks schon vorab weggebaut, teilweise in die hier zugegebenermaßen französische Pampa, teilweise durch Anschluss andere Städte abseits des direkten Weges nach Marseille, vornehrmlich an der Ostseite Frankreichs.

Das Phänomen des schnellen Anschlusses von Marseille hatte ich also nicht. Ich glaube auch, dass es sich gut verhindern lässt, selbst zu dritt. Wenn ein Spieler direkt darauf zubaut, können die beiden Mitspieler 10 Loks wegbauen, ohne dass es Fortschritte in Richtung Marseilles gibt. Und letztendlich möchten Spieler ein solches Ende ja nur, wenn sie sich als aktueller Sieger fühlen. Das dürften selten mehrere Spieler sein.

Wolfgang
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Re: Kennerspiel des Jahres

Beitragvon Golbin » 17. April 2011, 10:01

Hi Jerry:
> Hinsichtlich der Zugänglichkeit ist
> es ähnlich wie bei Dominion: ich habe das Spiel schon einigen
> Wenigspielern erklärt und alle sind damit gut
> zurechtgekommen. Aber ob dieselben Personen sich das Spiel
> hätten selbst erarbeiten können? Eher nicht.

Und genau das lässt es mich als Kennerspiel einstufen. Diese Situation gab es damals bei Tikal sehr oft. Bei diesem SdJ bekamen wir so viele Anfragen zur Erklärung, dass wir es nicht mehr machen konnten und wollten.

> Entweder die vorsichtigere Version mit Blockers oder
> Eselsbrücke als SdJ und 7 Wonders als KennerSdJ. Oder die
> forschere Variante mit 7 Wonders als SdJ und Burgen von
> Burgund als KennerSdJ. Wir werden sehen.

Ja, so ähnlich sehe ich das auch, wobei ich dann zu Troyes mit den verbesserten Regeln tendieren würde.

Wolfgang
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mic
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Pöppel-Aufdruck auf "nur" nominierten Spielen

Beitragvon mic » 17. April 2011, 10:07

Das Problem ist nicht, dass auf der Schachtel darauf hingewiesen wird, sondern, dass das genau gleich aussieht wie beim Spiel das gewonnen hat.
Es kann doch nicht im Sinne der Jury sein, dass die Kunden nicht richtig erkennen können wer den Preis letztlich gewonnen hat?

Meiner Meinung nach sollte ein Kasten aufgedruckt werden, zB in der Farbe der Preiskategorie, zB auch mit dem Lorbeerkranz, aber eben keinen Pöppel.
Was spricht dagegen?

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Re: Kennerspiel des Jahres

Beitragvon Golbin » 17. April 2011, 10:14

Hallo Peer,

ich beziehe mich u. a. auf dies hier:
http://www.spiel-des-jahres.com/cms/fro ... ?idcat=167

speziell auf den Passus : "... sein Ziel tatsächlich auch zu verwirklichen, nämlich sich werbend einzusetzen für die Werte des Spiels in der Gesellschaft, im Freundeskreis und in der Familie."

und da glaube ich, dass ein "einfaches" Spiel, d. h. eines mit viel Spielspaß bei wenigen Regeln und trotzdem viel Tiefgang (das kann Kreativität, aber auch Taktik sein) und ein notwendig ist.
Ein 7 Wonders it mit seiner hohen Qualität wäre für mich ein sehr schönes Kennerspiel, weil es für Kenner gut zugänglich ist und die Kriterien Spielspaß und Tiefgang erfüllt.

Wolfgang
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Der Spielschmaus der Jahres

Beitragvon Familie Tschiep » 17. April 2011, 11:52

Was hältst du vom Spielschmaus des Jahres?

Wenn man sehr nuschelt, kann aus einem Kinderspiel ein Kennerspiel werden. Ich glaube, Kinderspiel und Kennerspiel sind sich lautmalerisch sehr ähnlich.

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Re: Kennerspiel des Jahres

Beitragvon peer » 17. April 2011, 17:08

Hi,
Golbin schrieb:
>
> Hallo Peer,
>
> ich beziehe mich u. a. auf dies hier:
> http://www.spiel-des-jahres.com/cms/fro ... ?idcat=167
>
> speziell auf den Passus : "... sein Ziel tatsächlich auch zu
> verwirklichen, nämlich sich werbend einzusetzen für die Werte
> des Spiels in der Gesellschaft, im Freundeskreis und in der
> Familie."
>
> und da glaube ich, dass ein "einfaches" Spiel, d. h. eines
> mit viel Spielspaß bei wenigen Regeln und trotzdem viel
> Tiefgang (das kann Kreativität, aber auch Taktik sein) und
> ein notwendig ist.

Da sind wir einer Meinung. Ich bezog mich auf den ersten Absatz:
"ich persönlich halte den Preis für sehr gut. Es gibt reichlich Kennerspiele, die aber für viele Menschen zu komplex sind. Daraus heraus haben diese Spiele in den letzten Jahren (fast) keine Chancen gehabt, den Titel zu gewinnen."

Ich hatte dich so verstanden, dass du es bedauerst, dass all die schönen Spiele (zu Recht) keinen Titel gewinnen können. Und genau da finde ich, dass das nicht notwendig ist.
Vielleicht habe ich dich da aber auch falsch verstanden :-)

Ich habe eine ganz andere Befürchtung: Letztes Jahr hatten wir drei kommunikative Spiele auf der Nominierungsliste. Sollte die Jury den Trend folgen (und Eselsbrücke wäre ja z.B. ein Kandidat), dann besteht die Gefahr, dass ein falsches Zeichen gesetzt wird. Ich hab nix gegen kommunikative Spiele - im Gegenteil, ich mag die sehr gerne. Aber es besteht die Gefahr, die Zielgruppe des Preises bekommt vermittelt: "Taktik und Strategie ist für Kenner. Familien sollten lieber komunikatives Spielen".

Na mal sehen :-)

und BTW: Gibt es eigentlich regeltechnische Unterschiede zwischen Blockers und Uptown?

ciao
peer (Uptownfan)

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Re: Kennerspiel des Jahres

Beitragvon Familie Tschiep » 17. April 2011, 17:22

Peer, vielleicht waren kreative Spiele beim Spiel des Jahres allgemein einfach unterrepräsentiert, es gab insgesamt nur 3, die den Titel gewonnen haben, nun will man das aufholen. Vielleicht ist es so, dass Normalspieler eher Kreativspiele bevorzugen als Vielspieler. Wollen wir ehrlich sein, wenn zweimal hintereinander ein Strategiespiel gewinnt, beschwert sich ja auch kein Vielspieler. "Oh, schon wieder ein Strategiespiel", wirst du dann nicht hören.

Ich bin immer noch für Spielschmaus des Jahres, weil Kennerspiel und Kinderspiel sich sprachlich zu ähnlich sind.

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Re: Kennerspiel des Jahres

Beitragvon peer » 17. April 2011, 17:27

Hi,
Familie Tschiep schrieb:
>
> Peer, vielleicht waren kreative Spiele beim Spiel des Jahres
> allgemein einfach unterrepräsentiert, es gab insgesamt nur 3,
> die den Titel gewonnen haben, nun will man das aufholen.
> Vielleicht ist es so, dass Normalspieler eher Kreativspiele
> bevorzugen als Vielspieler. Wollen wir ehrlich sein, wenn
> zweimal hintereinander ein Strategiespiel gewinnt, beschwert
> sich ja auch kein Vielspieler. "Oh, schon wieder ein
> Strategiespiel", wirst du dann nicht hören.

Klingt plausibel. Ich muss aber dagegen reden ;-)
Dass es Spiele wie Activity, Tabu etc. gibt, ist den meissten Leuten, die partiell Spieleinteressiert sind, klar.
Dass es familientaugliche Taktik/Strategiespiele gibt nicht unbedingt. Imho wird das Kulturgut daher durch die besser gefördert.

ciao
peer


> Ich bin immer noch für Spielschmaus des Jahres, weil
> Kennerspiel und Kinderspiel sich sprachlich zu ähnlich sind.

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Re: Kennerspiel des Jahres

Beitragvon Golbin » 17. April 2011, 18:22

Hallo Peer,

nein, ich bedaure nicht, dass es Spiele gibt, die den Preis aufgrund ihres Regelwerks nicht gewinnen konnten. Wie du schreibst, gibt es sie auch weiterhin, z. B. Rollenspiele.

ich halte aber aufgrund der Veränderungen über die Jahre die Anpassung der Preisstruktur beim SdJ für sehr sinnvoll. Zum einen gibt es weitaus mehr Spiele mit komplexen Regeln (Das sind die Spiele, die die Jury mit +++ bzw. ++++ ´kennzeichnet: http://www.spiel-des-jahres.com/cms/fro ... ?idcat=122 und http://www.spiel-des-jahres.com/cms/fro ... ?idcat=121), zum anderen teilen sich die Spieler immer mehr in Spieler, die gern komplexe Spiele mögen und Spieler, die lockere, schnell zu erlernende Spiele mögen, auf. Dem wird nun Rechnung getragen und genau wie bei der Förderung anderer Kulturgüter (Bücher, Film) muss man einerseits versuchen, Menschen mit dem Medium in Kontakt zu bringen und anderseits auch zeigen, was es an höherem Niveau gibt. Mit Faust bekommst du kaum einen Jugendlichen zum Lesen, wohl aber mit Harry Potter oder jetzt Skullduggery pleasent.

Was deine Befürchtung bzgl. kommunikativer Spiele angeht, teile ich sie nicht. Gerade druch den neuen Preis wird hier mehr Platz für einfache, nicht kommunikative Spiele geschaffen, weil die strategischeren Spiele eine eigene Liste haben. Ich versuche das mal am letzten Jahrgang darzustellen.
Hätte es den Kennerspielpreis schon gegeben, wäre die Nominierungsliste aufgeteilt worden. Ich packe mal die + und ++ auf das normale SdJ, die +++ aufs Kennerspiel.
Dann hätten wir Dixit, Identik, A la Carte und IWdZ - Würfelspiel auf dem normalen SdJ und ein weiteres Spiel wäre von der empfehlenswerten Liste "hochgerutscht". Vorstellbar wäre hier dann Jäger und Sammler als einfaches, recht abstraktes Sammelspiel.

Auf der Kennerspielliste wären Fresko, Tore der Welt (ich packe den Sonderpreis mal hierhin) sowie drei der vier Spiele Tobago, Samarkand, Hansa Teutonica und Magister Navis, und aufgrund der Struktur hätte entweder Fresko oder Tore der Welt gewonnen. Für mich klingt das sehr gut.

Wolfgang
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Re: Pöppel-Aufdruck auf "nur" nominierten Spielen

Beitragvon LemuelG » 17. April 2011, 18:35

Wenn ich mich an gelegentliche Wortmeldungen hinsichtlich der Verkaufszahlen des Spiel des Jahres richtig erinnere, und diese vergleiche mit den (selteneren) Wortmeldungen zu Verkaufszahlen von nominierten Spielen, so scheint der SdJ-Effekt (also eine Explosion der Verkaufszahlen) nur beim SdJ selbst zu wirken, nicht (oder kaum) aber bei den nur nominierten Spielen. Insofern kann trotz der identischen Pöppel (mit allerdings unterschiedlicher Beschriftung) von Verwirrung offenbar keine Rede sein - fast alle Leute landen beim SdJ selbst. Und falls doch mal einer oder zwei versehentlich ein "nur" nominiertes Spiel kaufen: Was genau ist denn dann das Problem daran?

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Re: Kennerspiel des Jahres

Beitragvon Lorion42 » 17. April 2011, 21:15

Für 2009 wär das aber sehr seltsam gewesen:

Spiel des Jahres:
- Fits
- Finca
- Fauna
+ eventuell
- Einauge sei Wachsam
- Gift Trap (was mMn gewonnen hätte wenn es auf die sonst eher langweilige Liste gekommen wäre)

Kennerspiel des Jahres:
- Dominion
- Pandemie
- Valdora
- Diamonds Club
- Space Alert

Ich hatte nicht den Eindruck, dass Dominion viele Leute überfordert hat. Ein paar wenige, aber das hat Thurn&Taxis (++) auch geschafft... Erfahrungen aus dem Bildungssystem haben doch gezeigt, dass man sich niemals an den schwächsten orientieren sollte

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Re: Pöppel-Aufdruck auf "nur" nominierten Spielen

Beitragvon mic » 17. April 2011, 21:53

-Es verwässert die Marke wenn 5 vermeintliche SpJ im Regal rumstehen
-->Ein gewisser Überdrusseffekt tritt ein
-Es verwirrt Kunden
-Kunden werden "hereingelegt"
-Es nimmt das Alleinstellungsmerkmal des Preises

fällt mir auf die Schnelle ein.

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Jerry

Re: Blockers vs. Uptown

Beitragvon Jerry » 17. April 2011, 21:59

peer schrieb:

> und BTW: Gibt es eigentlich regeltechnische Unterschiede
> zwischen Blockers und Uptown?

Ja, bei der Siegbedingung hinsichtlich des Umgangs mit geschlagenen, gegnerischen Steinen:

Bei Uptown sind die geschlagenen, gegnerischen Steine nur Tie-Breaker wie du sicher weisst. Bei Blockers sind sie zusätzliche (Minus)Punkte. Deine Endpunktzahl berechnet sich bei Blockers wie folgt: Du bekommst einen Punkt pro Gruppe auf dem Brett (wie gehabt). Zusätzlich wird geschaut, welchem Spieler du die meisten Steine rausgehauen hast und für jeden dieser Steiner gibt's noch mal einen Punkt.

Beispiel: Du hast 2 Gruppen auf dem Brett und hast Spieler A einen Stein geschlagen, Spieler B 4 Steine geschlagen und Spieler C 3 Steine. Dann bekommst du 2+4=6 Punkte. Wie üblich gewinnt, wer am wenigsten Punkte hat.

Ich hab beide Versionen schon gespielt und beide haben ihren Reiz. Die Blockers Regel macht Schlagen deutlich teurer, was das Spiel aber weder besser noch schlechter macht sondern nur anders. Mir persönlich gefällt die Uptown Regel etwas besser weil man da sorgloser spielen kann. Da das Material ja identisch ist, kann man aber beide Versionen nach Geschmack und Mondphase spielen :-)

J.

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LemuelG
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Re: Pöppel-Aufdruck auf "nur" nominierten Spielen

Beitragvon LemuelG » 17. April 2011, 22:47

Wie ich geschrieben hatte - die Verkaufszahlen, die hier im Forum gelegentlich erwähnt werden, sprechen da eine andere Sprache; die Kunden lassen sich offenbar nicht verwirren. Und wenn es da kein wirkliches Problem gibt, dann ist auch keine Lösung notwendig, die vom Status quo abweicht.

Ich sehe das wirklich sehr entspannt, zumal der Text im Pöppel zur besseren Unterscheidbarkeit vor ein paar Jahren bereits deutlicher formuliert wurde. Und ganz ehrlich - reingelegt dürfte sich auch ein "Aus-Versehen-Käufer" nur dann fühlen, wenn er ein schlechtes Spiel erworben hat ... und hinsichtlich der Qualität ist zwischen den 5 nominierten Spielen der Unterschied in aller Regel nicht groß.

Thygra
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Re: Kennerspiel des Jahres

Beitragvon Thygra » 18. April 2011, 09:02

Das Kennerspiel soll nicht mit dem DSP konkurrieren, sondern wird vom Niveau her niedriger angesiedelt. Somit kann mir Burgund nur schwer vorstellen. 7 Wonders sehe ich aus demselben Grund auch klar als Kennerspiel.

Tikal, Torres, El Grande sowie Thurn & Taxis würden vermutlich heute nicht mehr das SdJ gewinnen. Und genau deshalb ist das Kennerspiel ein sinnvoller neuer Titel, um solche Spiele auch weiterhin prämieren zu können.

Was einige eurer Tipps betrifft: Bei Eselsbrücke bin ich etwas skeptischer als ihr, was eine Nominierung betrifft. Die Punktwertung ist für nicht wenige Spieler sehr frustrierend und hat nicht selten einen abschreckenden Charakter für die Zielgruppe des SdJ. Das könnte zumindest eng werden. Ich habe da von Schmidt eher noch Qwirkle auf dem Zettel. Aber ich halte mich mit Meinungen zur Liste lieber etwas zurück, da ich als Redakteur etwas befangen bin. Obige Statements geben nur Eindrücke wieder, die ich von anderen Spielern aufgenommen habe.
André Zottmann (geb. Bronswijk)
Thygra Spiele
(u. a. für Pegasus Spiele tätig)


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