Beitragvon kleinerpoet » 17. Oktober 2010, 18:33
Hallo, Nils!
Genau über Deine Frage habe ich mir in den letzten beiden Jahren auch immer wieder Gedanken gemacht. Da ich lange aber keine Kindertestgruppen hatte, war es erst in den letzten Monaten möglich, intensiv mit ihnen zu testen.
Wichtig ist dabei vor allem, zu erkennen, daß Kinder (gerade jüngere) Spiele anders testen als Erwachsene: sie reagieren emotional darauf und nicht analytisch. Das ist in Bezug auf das Spielerlebnis ein Vorteil, doch wenn man testet, möchte man ja noch mehr herausholen.
In meinem Fall funktioniert das über gezieltes Befragen.
Anders als bei Erwachsenen halte ich Fragebögen nur partiell für hilfreich: viele meiner Kindertester konnten noch nicht oder kaum schreiben... so etwas ist also nur für Kinder etwa ab der zweiten oder dritten Klasse sinnvoll.
Die Kunst ist es aus meiner Sicht, durch Fragen an die Kinder möglichst viele Aussagen zum Spiel zu bekommen, ohne sie durch die Fragestellung zu beeinflussen.
Bei meinen ersten Tests fragte ich meistens nur:
1) Was gefällt Euch an dem Spiel?
2) Was gefällt Euch nicht?
3) Was kann man verbessern?
Sehr wichtig ist dabei manchmal gezieltes Nachhaken, insbesondere bei Kindern, die etwas länger brauchen, um sich eine Meinung zu bilden. (Was jedoch sehr schön ist, manchmal im Gegensatz zu Erwachsenentests: sie lassen sich gegenseitig ausreden).
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Doch seit ich mit immer mehr Kindern ganz unterschiedlicher Herkunft und mit unterschiedlichen Spielerfahrungen zu tun hatte, ist mir die Einordnung ihrer Spielerfahrung (ebenso wie bei Erwachsenen) wichtig.
Daher mache ich in letzter Zeit vor dem Spiel immer eine kurze Fragerunde, um damit vertraut zu werden, wie häufig und was sie spielen. (Die Spielhäufigkeit ist bei meinem Erwachsenenfragebogen schon länger Standard).
Dadurch, daß ich erfahre, was sie spielen, kann ich besser einschätzen, wie schwierig die Spiele sein dürfen, die ich ihnen vorstelle. Natürlich probiere ich vieles auch praktisch aus, aber diese Spielerfahrung von ihnen ist mir ein wichtiger Wert.
Ich weiß natürlich, daß das mit 500 Kindern nicht so geht, und es kommt auch darauf an, wie viel Betreuer man hat, also Leute, die die Spiele evtl. befragen können. - Aber ein Vorteil hat dieses Befragen auf jeden Fall: Kinder fremdeln oft ein bisschen, gerade wenn sie einen nicht kennen. Das ist ganz natürlich, und ich finde es auch okay, daß sie Fremden gegenüber zurückhaltend sind.
Dadurch, dass man den Kontakt zu ihnen aufbaut, sie ernst nimmt, und zurückhaltend, professionell und zielgerichtet mit ihnen arbeitet, entsteht eine kleine Vertrauensbasis. So fragte mich ein Kind neulich, wann ich wieder mal ein Spiel zum Testen vorbeibrächte.
Das werte ich als kleines Erfolgserlebnis.
Ich betrachte mein Testen mit Kindern aber durchaus als noch ausbaufähig, denn im Lauf der Zeit lernt man durch genaues Beobachten und Erfahrung hinzu.
Insofern würde ich Dir vorschlagen, Dich auch mit Autoren kurzzuschließen, die bereits mehrere Kinderspiele herausgebracht haben. Diejenigen von ihnen, die ich kenne, sind offen und freundlich, und werden Dir gewiss ein Stück weiterhelfen können.
Ich hätte diese Anmerkungen auch in eine Mail an Dich persönlich schreiben können. Aber ich denke, es gibt da draußen im Universum noch den einen anderen Spieleautor, den das selbe Problem plagt. Und man kommt nur weiter, wenn man sich gegenseitig austauscht, Erfahrungen weitergibt und sich vernetzt.
Von daher bin auch ich dankbar für Anregungen zu diesem Thema.
Alles Gute, Ralf!