Beitragvon Roman Pelek » 9. Juni 2005, 03:03
Hi Wolfgang,
Wolfgang schrieb:
> Die Seiten des Excel-Dokuemnts sind passwortgeschützt, die
> gesamte Datei nicht. Letzteres würde auch keinen Sinn machen,
> weil sie niemand nutzen könnte. Die Seiten zu schützen macht
> aus zweierlei Sicht Sinn. Zum einen steckt in dem Dokument
> eine Menge Arbeit. Ich möchte nicht, dass sie verändert wird
> oder anderweitig angeboten wird. Ich kann zwar damit nicht
> verhindern, dass es auf irgendeiner anderen Site angeboten
> wird, aber ich kann dann nachweisen, dass das Dokument von
> mir stammt. Zum anderen Punkt gleich mehr.
>
> Die ganze Sache ist entstanden, weil ich mich in Excel tiefer
> eingearbietet habe und dabei mir einige Funktionen
> beigebracht habe. Ich mache das gerne an Beispielen, zu denen
> ich einen konkreten Bezug habe und so kam es zu der Idee des
> Diamantrechner.
Um ehrlich zu sein finde ich diesen Ansatz etwas schade. Dies hat nichts mit Naivität zu tun oder dass ich nicht weiß, dass im Web sehr leicht mal eigene Arbeit andernorts auftaucht - natürlich mit einem anderen Urheber. Sondern weil es eben evtl. interessierten Leuten eigene Experimente mit der und Einblicke in die von Dir geschaffenen Basis verbietet, außer sie basteln sich das Sheet 1:1 nach - und es handelt sich beim Rechner ja nicht um ein rein kommerzielles Produkt. Und Aufmerksamkeit für die Website erlangst Du alleine durch die Tatsache, dass Du Deine Arbeit zur Verfügung stellst, so oder so. "Any news..." halt.
> In seiner jetzigen Form zerstört er das Spiel nicht, weil er
> keine konkreten Berechnungen für den nächsten Zug vorgibt. Da
> dort aber ein Spiel komplett mitprotokolliert werden kann,
> ist eine gute Basis bereits vorhanden. In der BSW gab es
> einen Bot namens "DerTuerke", der Diamant spielte und das
> durchaus erfolgreich. Verknüpft man beide Ideen, so kann man
> ein sehr gutes Spiel sicher zerstören, was eine weiterer
> Grund war, die Seiten mit einem Passwort zu schützen.
Zum Thema "Zerstören eines Spiels": ich bin der Meinung, dass man ein Spiel an sich sowieso nicht "zerstören" kann, außer man tritt in der Delonge'schen Auslegung im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Fuß darauf (oder verbrennt es meinetwegen, solche Äußerungen gab's ja hier auch schon *g*). In meinen Augen gibt es allerdings zwei Phänomene, die gerne fälschlicherweise als eine solche "Zerstörung" ausgelegt werden:
Zum einen kommt es vor, dass jemand im Spieldesign einen eklatanten Fehler entdeckt, der jedem, der dieses auch entdeckt oder weiß, den Spielspaß verhagelt, weil ein Vorgehen "nach Schema F" reicht, um das Spiel zu gewinnen. Jedoch ist es nachgerade dämlich, diesem jenen, der es vielleicht zuerst öffentlich kundtut, die "Zerstörerrolle" zuzuweisen - denn in diesem Fall läge die Schuld eindeutig bei Autor und Verlag, dass sie etwas übersehen haben. Ich nenne das einfach mal das "Hiob"-Phänomen, weil hier der Überbringer der Nachricht und nicht der Verursacher des Problems in bester inquisitorischer Manier verurteilt wird ;-) (Faszinierend an diesem Phänomen: seit Jahrtausenden ist dieses Problem bekannt, aber jede Generation fällt aus persönlicher Eitelkeit wieder auf dieses Schema zurück)
Zum anderen gibt es einen Menschenschlag, die ich mal als "Spiel-Spaß-Zerstörer" betiteln möchte. Zu denen gehören diejenigen, die sich am Spieltisch selbst (nicht vorher oder nachher, mal länger über Spielesachverhalte nachzudenken ist sehr spannend, aber bitte nicht mitten im eigentlichen Spiel) nicht trauen, aus Erfahrungen und "Pi-mal-Daumen"-Einschätzungen spontane Entscheidungen im Spielverlauf zu treffen, sondern alles und jedes immer in buchhalterischer Selbstzerfleischung vor Ort bis auf die 3. Stelle hinterm Komma nachrechnen müssen. Das Zynische daran ist: nicht selten gewinnen solche Naturen am Spieltisch gegen andere - aber nicht immer (wie sie selbst oft meinen), weil sie überlegen gespielt haben, sondern weil sie ihre durchaus fähigen Mitspieler am Ende einer langen, sehr langen Partie durch ihre Grübelei schlichtweg zermürbt haben. Hätte ich ein Schublädchen in meinem Spielenähkästchen, wo ich solche Mitspieler hineintun könnte, es wäre mit "Vorsicht: Psychoterroristen (nie wieder zum eigenen Spielabend einladen)" beschriftet. Und es hinge ein Vorhängeschloss davor, dessen Schlüssel ich dem Alteisenhändler zum Einschmelzen übergeben hätte.
> Auch die BSW-Spieler brauchen keine Angst haben, dass man mit
> dem Rechner mogeln kann. Ich habe in der BSW Spieler gesucht
> und gefunden, die mir das mitprotokollieren erlaubt haben. Es
> kostet so viel Aufmerksamkeit und dauert so lange, dass es
> mir damit nicht möglich war, bessere Ergebnisse zu erzielen;
> im Gegenteil ich wurde schlechter und das, obwohl ich zu
> jederzeit wusste, wie viele Edelsteine jeder besaß.
Meine Rede: wer im Spiel alles durchrechnet, ist einfach zu lahm. Gut zu spielen, so man denn die Ambitionen überhaupt verspürt, ist für mich rein theoretisch betrachtet eine Kosten-Nutzen-Rechnung: wie gut spiele ich, wenn ich möglichst schnell Entscheidungen treffen muss? Dieses Verhältnis wird gerne untern Teppich gekehrt, ist aber an sich das eigentlich Spannende, denn zum Spiel und dem Spaß daran gehört auch ein gewisser Spielfluß - und wer letzteren zum eigenen Vorteil bewusst zu durchbrechen sucht, respektiert m. E. nicht die Menschen, die mit ihm am Tisch sitzen und bei denen vielleicht der Spaß und nicht das Gewinnen im Vordergrund steht. Bzw. muss man solches dann vorher abklären (wenn alle dasselbe möchten, isses ja wieder okay), ansonsten führt es nur zu Frust - und dafür sollten Spiele(abende) nicht herhalten.
> Was ich schade finde, ist Attilas Verhalten. Wie geschrieben,
> steckt in der Entwicklung einige Arbeit und sie ist jedem
> zugänglich. Da hier die Ergebnisse gepostet sind, werden nun
> weniger Personen das Excel-Dokument downloaden und ich kann
> das Interesse an einer solchen Arbeit nicht mehr messen. Es
> ist bedauerlich, dass immer wieder Personen Inhalte und
> Ergebnisse einfach veröffentlichen, obwohl sie ihnen nicht
> gehören.
Das halte ich für übertrieben. Die Ergebnisse, über die wir hier reden, sind welche, die sich jeder halbwegs mathematisch bewanderte Mensch auf die eine oder andere Weise selbst erstellen kann. Die Mittel und Kenntnisse, die dazu erforderlich sind, gehören zum essentiellen Handwerkszeug in dieser Richtung, und Deinen Arbeitsaufwand werden die meisten - dazu gehöre ich auch - sowieso erkennen und respektieren (ich persönlich arbeite beruflich täglich ca. 3-4h mit Excel). Und zum Thema "Messen" - wenn man denn messen möchte, muss man auch die Messfehler und ihre Ursachen einkalkulieren können. Ein steriles Umfeld, sozusagen die Petrischale der Erkenntnis, gibt es nirgendwo. Und irgendwer oder irgendwas fährt Dir sowieso immer in die Parade, das wusste schon Herr Murphy allzu gut :-))
> Ebenfalls bin ich sehr verwundert über Franz-Benno. Wenn
> solche Ergebnisse wie dieser Diamant-Rechner erstellt werden,
> so sind sie gerade dafür da, veröffentlicht zu werden. Über
> die Grenzen muss der Autor selbst entscheiden. Wenn es
> möglich ist, einfache Berechnungsformeln zu entwickeln, die
> sich jeder leicht merken kann, dann ist ein Spiel kein Spiel
> mehr, sondern nur noch ein Ablauf mathematisch optimierter
> Ereignisse. Sowas sollte schon bekannt sein, weil der Kauf
> eines solchen Spiels durchaus zu einer Fehlinvestition führen
> kann.
S.o., dann ist nicht "Hiob" der zu Verurteilende. Aber, um ehrlich zu sein, habe ich Bennos Statement nie so interpretiert - ohne andere Antworten in diesem Thread wäre ich nicht auf den Gedanken gekommen, mehr als eine schelmische Stichelei, ein bissl Ketzertum, um andere zu einem netten Plausch einzuladen, herauszulesen. Vielleicht ein Irrtum, mag sein, in letzterem Fall wäre Bennos Verbissenheit nicht auf meiner Wellenlänge. In dubio pro reo lese ich Postings aber erstmal zum Vorteil des Absenders, schließlich wird vieles versehentlich so arikuliert, dass die meisten Leser versehentlich meinen, dass der Schreiber auf den Mond verbannt gehört, kaum dass er sich's versähe...
> Ich finde Diamant klasse und genau deshalb habe ich mir eine
> Grenze gesetzt, ganz egoistisch um mir slebst nicht den
> Spielspaß zu nehmen nund zu einer Maschien zu werden.
Hm... Bei "Diamant" droht, außer vielleicht als Führender im 5. Höhlengang, doch eh nie Gefahr, "rein mechanisch" vorzugehen. Alle vermeintlichen Strategiebetrachtungen und Wahrscheinlichkeitsrechnungen tragen dabei doch sowieso nur "im Mittel der Partien" Früchte. Wenn man vorhat, Hunderte von Partien um Geld zu spielen, weiß man dadurch sicherlich, wie man langfristig vorzugehen hat - aber was nutzt es Dir in der konkreten Partie, wenn das Glück Dir sowieso ein Schnippchen schlägt? Und wenn Du hinten liegst, liegt doch eh der Kick darin, "mal alles auf eine Karte" zu setzen und ein hohes Risiko einzugehen. Da kann man so viele Wahrscheinlichkeitstheoretiker auf dieses Spiel loslassen, wie es dunkle Materieteilchen in diesem Universum gibt - "kaputt" in diesem Sinne kriegt man es nicht. Eine Selbstkasteiung ist da gar nicht vonnöten, die Grenzen werden sowieso im konkreten Fall von außen gesetzt.
> Wenn du, Benno, Angst um Manila hast, dann kann ich dir
> sagen, dass von mir keine Gefahr ausgeht. Ich spiele Manila
> nicht so gern und so habe ich kein Interesse an einer tiefer
> gehenden Analyse.
Sorry, aber wenn dieser an sich inhaltlich spannende Thread, in dem unterschiedlichste Auffassungen zum Tragen kommen, jetzt zu Hahnenkämpfchen zwischen Platzhirschen verkommt, dann darf jeder Leser des Forums gerne vergessen, dass mein Name darin mal mit vorkam. Mit Verlaub, aber wir sind hier nicht radschlagende Pfauen auf Brautschau, mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass sich die weibliche Spielerschaft zu Recht ganz köstlich über solche allzu offensichtlichen Verhaltensweisen der männlichen Forumsschreiberlinge amüsieren dürfte *seufz*
Ciao,
Roman (hofft auf ein wenig Restunterhaltungswert in diesem Thread, wenn die inhaltliche Substanz schon allzu offenkundig wie Butter zwischen den Fingern entfleucht...)