Beitragvon Mirko » 22. Mai 2011, 14:21
Helby schrieb:
>
> Das liest sich jetzt so als ob man in einem Zug gleich alle
> diese 'guten', knapp bemessenen Plättchen bekommen kann.
Nein, von allen Plättchen in einem Zug war nicht die Rede. Dennoch bleibt der Spieler vorne, haben also die Mitspieler zuvor bei fraglichen Plättchen ebenfalls nicht zugreifen können, ergibt sich ihm die Möglichkeit wiederum zuerst, davon Gebrauch zu machen.
>
> Erstens braucht man den richtigen Würfelwurf und zweitens
> kannst Du fast immer nur 1 Plättchen nehmen.
Nö. Durch das Plazieren geeigneter Plättchen wie Rathaus, Kirche oder Burgen lässt sich das Nehmen und Ablegen von Plättchen oftmals sehr gut miteinander kombinieren. Da ist es oft möglich, zu Beginn eines Durchgangs auch gleich zwei starke Plättchen abzuräumen. Schließlich bin ich ja dazu in der Lage, meine Plättchenzwischenablage noch [i]vor[/i] Beginn des neuen Durchgangs zu entleeren, sodass ich mich gleich darauf gut eindecken kann. Dazu gehört eben auch, für ausreichend Arbeiter zu sorgen, wenn die Plättchenauslage gegen Ende des Durchgangs eh nicht mehr so doll ist (zum Beispiel durch den Bau eines Wohnhauses, zur Not tut es auch mal ein weggeworfener Würfel).
> Wenn Du anfangs immer nur Schiffe nimmst hast Du zwar den
> Startspielervorteil, aber auf Waren brauchst du dann wohl
> nicht mehr gehen, denn wer Schiffe später einsetzt bekommt
> viel mehr Warenplättchen auf einmal.
"Immer nur Schiffe" nehmen steht ja nun überhaupt nicht zur Diskussion: Zwei genügen doch bereits. [b]Schließlich reicht es frühzeitig genau ein Schiff mehr[!] zu bekommen, als jeder andere Mitspieler[/b] und diese entsprechend zeitnah unterzubringen. Das ist nun wirklich nicht so aufwendig oder zeitraubend. Den Vorsprung behält man im Laufe der Partie einfach bei. 1,5 Waren pro Schiff zu kassieren ist dabei ausgesprochen realistisch - es müssen ja nicht immer gleich zwei oder mehr sein und auf die letzten paar Waren, die so an mir vorbei gehen pfeife ich gerne laut und munter.
>
> Deine Strategie wirkt ja so als ob Du Burgen nimmst und
> einsetzt und mit der zweiten Aktion ein weiteres gutes
> Plättchen. Das kann mal klappen, aber die Würfel bestimmen da
> doch noch etwas mit und wenn Du ständig Aktionen 'opferst' um
> Arbeiter zu bekommen dürfte eigentlich kein Sieg für Dich in
> Aussicht sein.
Natürlich baut man die Burgen möglichst direkt und bedient sich sofort aus der Auslage, ich denke das versteht sich von selbst. ;) Zum Thema richtig würfeln habe ich ja bereits oben angedeutet: Die richtige Vorbereitung ist alles. Am Besten macht sich da ein Wohnhaus, zur Not verzichtet man halt mal auf einen Würfel und kauft sich so die nötige Flexibilität.
>
> Bei den Tableaus 2 bis 9 liegen die Gebiete zum Teil weit
> auseinander, so dass Du erst Verbindungen mit anderen
> Plättchen legen musst. Außerdem hat man auch nur 3 Felder zur
> Verfügung um Plättchen zu horten, so dass Deine
> Schiffsstrategie spätestens bei Tableau 2 bis 9 scheitert.
Ich habe nun 3 verschiedene Pläne + 2x den Startplan gespielt, das ändert aber an der umrissenen Strategie so ziemlich gar nichts. Dann hangelt man sich halt mit einer Kette durch, die aus Ablaufbeschleunigern wie Rathäusern, Kirchen & Co. besteht. Bei den etwas anspruchsvolleren und zweifellos schöner zu spielenden Plänen benötigt man ein gewisses Maß an Vorausschau um schnell die kleinen Plansegmente miteinander zu verbinden und zu befüllen. Zugleich hat man dadurch zumeist aber auch mehrere Alternativen, die aufgrund der Streuung der benötigten Würfelergebnisse eben auch die Abhängigkeit von bestimmten Würfelresultaten beseitigen.
>
> Was heißt geschickt, die Würfel müssen auch mitspielen.
> Es liegen je Spieler 1 Schiffsplättchen aus.
> Warten Deine Gegenspieler bis Du die anderen auch noch
> nimmst? Nimmt Dir in der Zwischenzeit keiner die 'tollen'
> Burgen, Minen und wertvollen gelben Plättchen weg? Gehen alle
> Deine Mitspieler nur auf Gebäude und Viehzucht?
Das behauptet ja niemand, wie gesagt hat man aber als Erstzugreifender bei flexibler und intelligenter Spielweise trotzdem häufigeren und schnelleren Zugriff auf die besagten Plättchen. Es ist ja nicht gesagt, dass man die alle sofort wegschnappen muss (oder gar kann, was natürlich nicht der Fall ist). Es genügt aber nunmal, die Entwicklung der Mitspieler im Auge zu behalten und dafür zu sorgen, ihnen rechtzeitig um einen Schritt zuvorzukommen. Im Zweifelsfall genügt schließlich immer die gleichzeitige Entwicklung und Fertigstellung (d.h. in der gleichen Anzahl Spielzüge), denn als Startspieler bin ich ja trotzdem vorher dran und kann die Burgen/Minen/Schiffe so um den entscheidenden Hauch früher komplettieren. Die Boni für den jeweils ersten beziehen nun mal nicht die Anzahl der Züge sondern lediglich den Zeitpunkt der Fertigstellung ein.
> Das liest sich jetzt so, als ob da je Runde nur ein gutes
> Plättchen liegt und der Rest nur Makulatur ist. Jeder
> verfolgt doch im allgemeinen eine eigene/andere Strategie für
> diese man unterschiedliche Plättchen gebrauchen kann, also
> ist doch Dein 'Rosinen raus picken' doch sehr subjektiv.
>
> Und 'als erster alle Burgen, Minen...' geht wie oben schon
> geschrieben auch nicht, da Du ja meistens nur 1 Plättchen
> nehmen darfst.
An dieser Stelle wird das Ganze nun repititiv, ich möchte mich da nicht andauernd wiederholen. Du wirst mir aber sicher darin zustimmen, dass es doch recht offensichtliche Differenzen in der Wertigkeit einiger Plättchen - insbesondere im Kontext ihres richtig getimten Einsatzes - gibt und eben nicht alle Plättchen per se gleich gut sind. Das würde schließlich auf ein ziemlich belangloses Daherspielen hindeuten, bei dem echte, nicht belanglose Entscheidungsprozesse kaum stattfinden könnten. Eine erfolgreiche Spielweise besteht doch fraglos in der richtigen Nutzung der richtigen, stärkeren Plättchen. Am Ende gewinnt, wer die kumulativen Effekte seiner Plättchenauslage am besten eingesetzt hat. Oder etwa nicht?
> Wie nielsepielse auch schon schreibt, können ja deine
> Mitspieler wirklich nicht die dollsten Strategen sein. Spiel
> es mal in einer anderen Runde, da wird es schon ganz anders
> laufen. Vielleicht spielt ihr aber auch nur an einer Stelle
> falsch, lies am besten nochmal die Regel.
Regelfehler ausgeschlossen, sorry. Das Spiel habe ich mit insgesamt sechs verschiedenen Mitspielern (zuzüglich mir selbst) gespielt. "Die eine Runde" gab und gibt es da nicht. DAS wäre mir auch zu langweilig.
>
> Außerdem mit den unterschiedlichen Tableaus muss eigentlich
> jeder eine andere Strategie fahren, so dass es spätestens bei
> den Varianten zu verschiedenen Prioritäten was die Plättchen
> betrifft kommt.
Dem kann ich so nicht zustimmen, es ist nicht die Strategie, die sich ändert, sondern lediglich das notwendige Timing in der Abfolge der zu plazierenden Plättchen. Da ist halt ein wenig Flexibilität gefordert, die aber meines Erachtens von einem durchschnittlichen alea-Kunden und Vielspieler durchaus zu erwarten ist. Warum sollte er sich sonst einem solchen Spiel widmen?
>
> > Schiffen würde ich zumindest das Prädikat
> > "übermächtig-verdächtig" attribuieren.
>
> Nö ich nicht, zu früh eingestezt fehlen die Waren und alle
> folgenden Spieler sitzen auf mir, so dass der
> Startspielervorteil flöten geht.
Du bist mir offensichtlich gedanklich nicht gefolgt: Machst Du genau einen Schritt mehr, als deine Mitspieler es können, steht auch niemand auf Dir. (So simpel ist das!) ;) Außerdem bin ich ja nicht blöd, eine Ware nehme ich natürlich immer mit, ohne ist das der unplanmäßige Ausnahmefall.
Jedenfalls bleibe ich vorerst bei dem Urteil, ich hätte mir von dem Spiel mehr spielerische Tiefe und Spielbalance erwartet und gewünscht und widme mich da eben lieber anderen, ausgezeichneten Spielen - besonders gerne auch denen von alea.
Spielerisch grüßt
Mirko ~ http://www.youtube.com/user/ludosophicus