Beitragvon Michail Antonow » 4. März 2007, 12:33
Hallo, Fans von ConHex,
bitte um Verständnis dafür, dass ich erst jetzt antworte, denn ich war unterwegs ohne Internet-Zugang.
Die Regelfrage von Dietrich ist bereits von Hartmut und Ingo - korrekt - beantwortet worden.
Hier möchte ich nur ergänzend erzählen, wie es dazu kam, dass so eine berechtigte Frage entstehen konnte: Der Verleger, Ludwig Gerhards, hatte ursprünglich vorgesehen, je ein helles und ein dunkles Besitzplättchen (mit kleinem Loch in der Mitte) speziell passend für das kleine quadratische Feld in der Mitte herzustellen.
Beim ersten Prototypen waren die passenden Plättchen auch dabei - sehr schön und funktionell. Er hat allerdings auch darauf hingewiesen, dass die Produktion dieses zusätzlichen Teils das Spiel wesentlich teurer machen würde.
Da es mir wichtig war, ConHex noch erschwinglich auf den Markt zu bringen, bin ich ihm entgegengekommen und habe von mir aus angeregt, auf die zusätzlichen Plättchen für das Zentralfeld ganz zu verzichten. Die anderen Plättchen passen ja gerade noch in das Zentralfeld hinein. Und selbst wenn in der mittleren Mulde eine Perle liegt, kann das Plättchen noch etwas schräg darüber gelegt werden. Keine schöne Lösung, zugegeben, aber eben kostensparend ;-) Oder, wie Hartmut es gelöst hat, die Perle entfernen.
Mein wichtigstes Argument für den Verzicht auf die teuren Sonderplättchen war aber ein anderes: Sie werden nämlich so gut wie nie gebraucht. Mittlerweile habe ich Hunderte von Partien ConHex gespielt und kann mich nur an ganz wenigen Fällen erinnern, wo man sie gebraucht hätte. Ein starker Spieler kommt schneller und sicherer voran, wenn er kein Tempo und keine Munition für die Eroberung des Zentralfeldes vergeudet. Erst in einem zähen Endspiel, wenn nach langer Jagd an den Kanten entlang und um die Mitte herum kein Durchbruch mehr in Sicht ist, kann das Zentralfeld wichtig und sogar spielentscheidend werden. Aber wie gesagt: dazu kommt es äußerst selten.
Zur hübschen Idee von Ingo Althöfer mit dem Backblech voll Wasser, das die Lagune von Venedig darstellen soll, kann ich nur bestätigend hinzufügen: Es hat mich außerordentlich gefreut, dass ein angesehener Mathematikprofessor mein Spiel so hoch eingeschätzt und so rührend liebevoll gestaltet hat. Als überzeugter Anhänger der Abstraktion bleibe ich aber lieber Purist, zumindest im Fall ConHex.
Extrem kurze Regel, Verzicht auf alles Unnötige, strategische Tiefe und trotzdem sofortiger Einstieg für Anfänger - das sind Eigenschaften, die ich nicht schmälern möchte. Dass auch so etwas gelegentlich Anerkennung findet, kann man im Buch von Cameron Browne "Connection Games" und jüngst in der aktuellen Printausgabe der Spielbox nachlesen.
Vielleicht werde ich beim nächsten Spieleprojekt aber nicht so streng (stur?) abstrakt bleiben.
Mit spielerischen Grüßen
Michael