Beitragvon Der Siedler » 13. September 2018, 02:46
Mittwoch, 12.9.2018 | Spieleabend #160
Auf Regen folgt gewöhnlich Sonnenschein. Nach den beiden freundlichen Kommentaren letzte Woche habe ich mich natürlich auch diese Woche wieder auf den Spieleabend gefreut, schließlich kann es ja nicht zwei Mal in Folge schiefgehen. Außerdem hatte ich diesmal auch die Spieleauswahl mit etwas mehr Mühe betrieben, was zugegebenermaßen in den letzten Wochen teilweise etwas gelitten hat. Angekündigt hatten sich David mit seiner Freundin Judith, Mattes und ich selbst habe mich natürlich auch fristgerecht bei mir angemeldet.
Zu Beginn gab es eine Premiere, bei der schon vorher klar war, dass es wahrscheinlich keine Wiederholung geben wird. Die Rede ist aber nicht von einem Exit-Spiel, eher von einem Ess-it-Spiel. Okay, der kam flach, aber nicht flacher als die Schokoladentäfelchen in der Catan Schokoladen Edition. Ja, richtig gehört. Also für den Fall, dass ihr euch den Bericht selbst vorlest. Ansonsten richtig gelesen. Von meinem Onkel vor einiger Zeit zu Weihnachten geschenkt bekommen, war es nun wirklich mal an der Zeit, dieses Gimmick auf den Tisch zu bringen, bevor in ein paar Wochen die Schokolade abgelaufen wäre. Spielerisch haben wir es mit einer heruntergebrochenen Siedler-Verhunzung zu tun, bei der der Würfelwurf durch das Drehen eines Pfeils auf einer Scheibe ersetzt wird. Ganz so plump ist es dann aber doch nicht, weil man durchaus für seine Siedlungen Einkünfte bekommt, aber nicht für alle. Geregelt ist das, wie auch die Einkünfte der Städte, über eine farbliche Zuordnung auf der Drehscheibe. Der Räuber hat sein eigenes Feld auf der Scheibe genau wie ein Jokerrohstoff, den wir auch dringend brauchten: Lehm fiel nämlich so gut wie gar nicht, was auch beim Schoko-Siedeln in der Anfangsphase problematisch sein kann. Und eine problematische Anfangsphase ist beim Schoko-Siedeln insbesondere deshalb problematisch, weil das Spiel nur aus der Anfangsphase besteht: Bei fünf Siegpunkten ist Schluss. Klar, dass es hier mehr die Leckereien ankommt, die nach Ende der Partie verspeist werden dürfen. Vorne auf der Packung als feinste belgische Schokolade beworben, enttäuscht diese tatsächlich nicht und liegt weit über dem Niveau der üblichen Adventskalender-Schokolädchen. 4:4,5:5:4 lautete das eher uninteressante Resultat dieser Partie, denn hier kommt es wirklich vor allem aufs Glück an. Mattes fand auch das Spielerlebnis so knackig, dass er es sich durchaus nochmal als Aufwärmer oder auch Absacker vorstellen könnte. Die Schokolade wäre dann natürlich nicht mehr dabei, sondern man müsste mit Spielsteinen aus einem Exemplar Siedler nachhelfen. Denn, und das sollte ich vielleicht nicht unerwähnt lassen, die Schokotäfelchen sind hier das Spielmaterial! Straßen, Siedlungen, Städte und Ritter sind auf den Etiketten abgedruckt und müssen in eine ordentliche Auslage gebracht werden, ehe man sie nach getanem Siedelwerk verzehren darf. Dabei war David sicher der fleißigste, aber mir schmeckte die Nascherei wie bereits angedeutet auch sehr gut. Ob ich das mechanisch doch eher schwache Spiel aber ohne den Schoko-Gag nochmal bräuchte, da bin ich mir nicht so sicher. Dann lieber nochmal das richtige Siedler mit der Ritter-Sport-Erweiterung Der Schokoladenmarkt. Treue Leser werden sich erinnern...
Danach folgte ohne große Widerrede Notre Dame. Da Erik letzte Woche ja sein Veto eingelegt hatte, nutzte ich heute die Gelegenheit es ihm zu ersparen. Klar, so musste es Judith komplett neu erklärt werden, aber da das gleichzeitig als Auffrischung für die beiden anderen diente, war die halbe Stunde (oder eher weniger) alles andere als verschwendete Zeit. Denn Mattes und David brauchten für ihre Verhältnisse erstaunlich lang, um das Spiel wiederzuerkennen. Bis zum Auspacken des Materials hieß es "Nie gesehen!". Von der Spielleistung her traf das aber eher auf mich zu. Ich kam auf keinen grünen Zweig und brachte es einfach nicht fertig, genug Steine auf die Felder zu bringen. Immer wieder wurde ich Opfer der Ratten oder musste wegen akuten Steinmangels welche von woanders zum aktuellen Ort stellen. So kann man sich natürlich auf lange Sicht keine funktionierende Strategiebasis aufbauen. Bei der Kathedrale war ich zwar in den Durchgängen A und B dabei, aber dafür bekam ich im Hospital keinen Fuß in die Tür und hatte obendrein ständig zu wenig Geld, um jemanden zu bestechen. Allein die Kutschfahrten liefen bei mir ganz gut. Bis auf Durchgang C kam ich mit meiner steinlosen Strategie sogar erstaunlich gut durch, aber dann ging bei David die Punkte-Kaskade los und ich war immer noch damit beschäftigt, einen meiner fünf Steine für die nächste halbgare Aktion vom einen zum anderen Feld zu versetzen. Erstaunlicherweise ging es von uns vieren recht vielen so, dass es am Ende scheinbar an allen Ressourcen mangelte. Ich glaube aber nicht, dass hier ein Fehler im Spieldesign vorliegt, sondern dass wir einfach nicht gut genug vorgesorgt haben, was ganz besonders Steine anging. Und Geld natürlich. Ach ja, und Pestheilung. 50:34:39:43 werfen kein gutes Licht auf mich. Nur Judith - hier in ihrer Erstpartie - schnitt schlechter ab, und sie hatte bis zum Ende Probleme mit der Symbolik, was eine strategische Spielweise natürlich nicht einfacher machte. Wichtig aber: Das Spiel dauerte ohne Erklärung nur 75 Minuten, und fühlte sich damit schnell gespielt an. Ich bekam zwar nichts auf die Reihe, hatte aber das gute Gefühl von Nächstes Mal läuft's besser! und hätte morgen Lust, es nochmal richtig zu machen.
Zum Schluss gab es eine für unsere Verhältnisse lange Findung des Absackers, aber ich setzte mich schlussendlich mit Land Unter! durch. David hatte keine Lust auf das Spiel, um ganz ehrlich zu sein. Da ich aber die Chance nutzen wollte, dass wir recht früh mit dem Hauptspiel fertig geworden waren, und ich auch nicht viel Lust auf die nächste Partie Port Royal hatte, bekam ich meinen Willen. Dafür hat David bei seinem nächsten Spieleabend sicher einen gut. Und ich weiß auch schon, welches Spiel er sich nicht wünschen wird. Kurze Rekapitulation nach geschätzten vier Jahren, worum es eigentlich geht: Wir spielen Wetterkarten mit Werten von 1 bis 60. In der Mitte liegen zwei Flutkarten mit Werten von 1 bis 12, sagen wir 7 und 11. Wer die höchste Wetterkarte spielt, bekommt die 7 und trickreicherweise bekommt der Spieler mit der zweithöchsten Wetterkarte dann die andere, also in unserem Beispiel die 11. Wer dann die höchste Flutkarte vor sich liegen hat, verliert ein Leben. Wozu dann der Quatsch mit der 7, die 11 ist doch ohnehin höher? Nun, man überdeckt Flutkarten im Laufe des Spiels. Wenn der Spieler mit der 11 sich also jetzt eine kleine Karte angelt, dann kann es für den anderen mit seiner 7 durchaus noch eng werden. So geht es zwölf Runden lang, dann gibt es für übrige Leben Punkte. Was machen wir also? Einschätzen, in welche Zahlenregion die anderen gehen könnten, um dann antizyklisch zu spielen und bloß nicht die zweithöchste Karte zu spielen. Denn das ist meistens mit dem Verlust eines Lebens verbunden. Wer aber hoch spielt, wenn alle kleine Werte abschmeißen, der hat nichts zu befürchten. Und andersrum genauso.
Jetzt kommt aber erst der eigentliche Clou: Man spielt mit seinem Blatt und der zugehörigen Anzahl Leben und gibt diese Kombi Karten und Leben dann nach links weiter. Am Ende hat jeder einmal mit jedem Blatt gespielt, sodass man im Laufe der Partie die Blätter kennenlernt und durchaus taktisch spielen kann. In manchen Fällen mit schlechten Blättern, wie Judith anfangs eins hatte, kann man dann so gut wie nichts dagegen tun, gegen die Wand gespielt zu werden. Am Ende hatten wir noch eine relativ lange Diskussion darüber, inwiefern sich das Spiel an dieser Stelle vielleicht sogar ein wenig aufhängt. Da mit Judiths Blatt aber keiner die entsprechende Runde überleben konnte, fand ich das nicht so schlimm. David hat es aber schlicht und ergreifend nicht gefallen, wie stark man sich hier die anderen Blätter merken muss und auch mithalten muss, welche Karten schon gefallen sind. Das muss man zwar bei so gut wie jedem klassischen Kartenspiel, aber hier wird es durch die vier Runden mit denselben Blättern nochmal deutlich verschärft. Ich kann schon verstehen, dass das einem zu viel werden kann. Deshalb habe ich mir die Mühe auch gar nicht erst in besonderem Maße gemacht und trotzdem 4:0:6:8 gewonnen. Mir hat es Spaß gemacht, Mattes auch, David bräuchte es nicht nochmal. Da er aber inzwischen nicht mehr ganz so treu mit von der Partie ist wie Mattes, wird sich bestimmt noch einmal eine Gelegenheit für Land Unter ergeben.
Wir erzählten noch eine Weile über dies und das, zum Beispiel über die Möglichkeiten der Gestaltung des Familiennamens, sprich das ganze Thema Doppelname, Namen des Partners annehmen, ausländische Sitten dazu, etc.pp. Spannend, aber eine wirkliche Faktenbasis hatten wir auch nicht. Wobei ich es jetzt auch nicht so interessant fände, dass ich mich hierzu informieren würde, bevor ich es mal wirklich brauche. Ein Rouletteprofessor war ebenfalls Thema bei uns: Der Kerl kann angeblich zwischen dem Eindrehen der Kugel in den Kessel und dem Ende der Wettzeit quasi berechnen, wohin die Kugel fliegt, und das mit einer Abweichung von ein paar Zahlen. Die anderen waren recht schnell davon überzeugt, dass so was zwar schwierig, aber machbar sein könnte. Ich bin da eher skeptisch, schließlich ist die Bahn der Kugel teilweise so komplex und zumindest scheinbar unvorhersehbar, dass mir eine Berechnung im Kopf als unmöglich erscheint. Aber was langweile ich euch mit unseren Gesprächsthemen, in Wirklichkeit ist der Bericht schon lang genug. Ich bin sehr froh sagen zu können, dass wir einen schönen Abend hatten. Ja, wahrscheinlich sollte ich wieder besser im Voraus planen, welche Spiele auf der Tagesordnung landen. Hand aufs Erz,
Der Siedler
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