Mittwoch, 16.12.2015 | Spieleabend #62
Welch ein winterlich wunderbarer Weihnachts-Spieleabend! Trotz einiger Terminprobleme waren wir unverhofft zu fünft, also in voller, ursprünglicher Besetzung. Zwar kamen die Gesellen nicht allzu früh an, aber das war mir auch gerade recht, musste ich doch noch einige Vorbereitungen für diesen besonderen Spieleabend treffen, der nur ein einziges Mal im Jahr aus der Menge der Spieleabende heraussticht: Unsere Weihnachtsfeier. Es müssen Jahr für Jahr, Kerzen angezündet, nicht schmuckvolle Papierstapel versteckt, Tassen gespült, Glühweinflaschen besorgt, Keksschälchen platziert und allerorten weihnachtliche Accessoires verteilt werden. Ein ganz schöner Aufwand, eine solche Atmosphäre auf geschätzten zwölf Quadratmetern unterzubringen. Aber wenn einem der Adventskranz die Nasenhaare wegbrennt und die Barbarazweige in den Nacken stechen, versteht jeder Depp, dass jetzt Advent ist. Außerdem hatte jeder genügend Zeit, sich auf diese Überdosis Besinnlichkeit einzustimmen. Falls es einem der Teilnehmer zu wenig war: Aller Voraussicht nach ist es nächstes Jahr am letzten Vorlesungsspieleabend wieder dasselbe Spiel. Da kann man sich jetzt entweder mental drauf einstimmen oder nicht. Und damit auch wirklich kein noch so kleiner Teil des heutigen Spieleabends unbeeinflusst von der besonderen Thematik bleiben würde, habe ich aus dem Brettspiel-Adventskalender die entsprechenden Promos herausgesucht, die überall in der weiten Spielelandschaft Schnee rieseln lassen und Weihnachtsmänner ansiedeln. Mattes nahm den ganzen Trubel einfach so hin. Erik duldete ihn, gerade noch so. Arne nahm ihn aufs Korn, indem er zu jeder Melodie des weihnachtlichen Internetradios
Rocking around the christmas tree sang. David hatte die Türchen des Adventskalenders auf Frosted Games Tag für Tag verfolgt und war deshalb auf den Schock gefasst. Und ich war natürlich Urheber dieses Spuks. Aber einmal im Jahr darf sowas doch auch sein, finde ich zumindest.
Nachdem ihr jetzt also um die Randbedingungen wisst, will ich zum spielerischen Teil des Abends kommen. Analog zum Verfahren in diesem Bericht zog es sich auch heute Abend etwas, bis wir zum ersten Spiel kommen konnten. Aber
Wizard wurde ohne große Proteste angenommen, insbesondere mit der unglaublich tollen Promo
Die Weihnachtszauberer. Unter den Türchen von Herrn Nagy sind natürlich diejenigen am Besten, die irgendwie auf Weihnachten geschustert sind. Und wenn dann auch noch ein Spiel aus den Urzeiten unserer illustren Runde einen Tag vor diesem denkwürdigen Abend im Adventskalender ist, freue ich mich natürlich umso mehr und bin quasi gezwungen, es auf den Tisch zu bringen. Aber genug geschwafelt:
Die vier neuen Zauberer sind toll illustriert; der Kenner erkennt gleich die Analogie zu den ursprünglichen Zauberern. Man kann entweder die vier alten durch die neuen Weihnachtszauberer austauschen, oder man spielt mit allen acht, wie es die Regel für die Weihnachts- und auch schon die Adventszeit empfiehlt. Dann sind die neuen Zauberer stärker als die alten und außerdem schlägt ein später gespielter Weihnachtszauberer einen früher ausgespielten. Zur Erinnerung: Bei den normalen Zauberern ist es genau andersherum, hier holt der erste sicher den Stich.
Diese wenigen Änderungen in der Regel ergeben dennoch neue Gedankengänge, mit denen ich ganz offensichtlich überfordert war. Zumindest konnte ich nicht gleichzeitig Rumtopf erhitzen, Tee aufgießen, den Rumtopf vor dem Aufkochen bewahren, den Tee ausschenken und dann auch noch den Rumtopf ausschenken. Immerhin war ich nachher nicht in den Miesen, und das war ja schonmal die Hauptsache. Dadurch, dass jetzt plötzlich acht statt vier Zauberern im Spiel sind, wird alles unberechenbarer, aber einmal im Jahr ist das auch kein Problem. Natürlich haben wir in den Anfängen viel zu oft Wizard gespielt, als dass es sich als Evergreen hätte manifestieren könne, aber zur Weihnachtsfeier gehört es dazu, ebenso wie... Ein anderes Spiel. Das kommt gleich noch. Aber erstmal die Punktestände, die ich zugegebenermaßen lieber übersprungen hätte: 240:100:180:150:30 - Sieg für Mattes, krasse Niederlage für mich. Zwischenzeitlich war ich sogar mal in den Miesen... Da gehe ich doch lieber zum nächsten Spiel über:
Die Siedler von Catan. Sitzt ihr? Ich hoffe es! Denn ihr werdet euch jetzt entscheiden müssen, ob mir übersinnliche Kräfte der Vorsehung gegeben sind, oder, was fast noch unwahrscheinlicher ist, ob Klaus Teuber (sic!) diese Berichte mitliest. Wovon ich rede? Nun, ich zitiere mein zwei Jahre jüngeres Ich, um klar zu machen, welch unerhörtes Ereignis eingetreten ist:
Der Siedler hat geschrieben:Aber dann wisst ihr auch sicher schon, dass wir... Die Siedler von Catan gespielt haben. Ohne Schnörkel, ohne Fischer, ohne Ölquellen und auch ohne Weihnachtsmänner auf Catan. Das Schlimme ist, dass man nicht einmal mit Sicherheit sagen kann, dass es ein solches Szenario nicht gibt!
Bidde! Bidde! Dittsche und ich sind begeistert, die Sachlage liegt klar auf der Hand: Klaus Teuber liest mit oder ich kann hellsehen - Beides nicht von schlechten Eltern! Denn gleich am ersten Tag war im Brettspiel-Adventskalender das Catan Szenario
Der Weihnachtsmann. Klingt komisch, ist aber so. Übrigens ein Satz, den Armin Maiwald so nie oder zumindest nicht sonderlich häufig in der Sendung mit der Maus gesagt haben will. Ich mag den Satz trotzdem.
Kommen wir aber zur Partie. Denn neben diesen Umständen, die ich eher in meine Traumwelt als auf den realen Spieleabend geschoben hätte, war auch das heutige Spiel voll von unglaublichen Situationen. Höchstwahrscheinlich werde ich es nicht schaffen, alle anständig wiederzugeben. Aber für diejenigen, die dabei waren, mögen die nun folgenden Aufzeichnungen eine Erinnerungsstütze sein. Denn Fotos haben wir leider keine. Wahrscheinlich hat meine Mutter recht und ich werde das in nicht allzu ferner Zukunft bereuen, aber dann kann ich ja immerhin diese Berichte lesen. Und getreu dem Motto
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte habe ich immerhin eine geringe Chance, dass meine Texte ausdrucksstärker sind als ein läppisches Foto. Denn auf 1.000 Worte komme ich allemal. Beispielsweise bestand der Bericht #61 aus 1056 Worten - Bäm! Doch zurück zum Geschehen: Zum ersten Mal spielten wir mit dem großen Spielfeld, dass sonst nur zu den Hochfesten auf Familienfeiern benötigt wird. Aber auf seine charmante Art und Weise ist für mich auch der Weihnachtsspieleabend ein kleines Hochfest. Zu der großen Insel kam aber noch das besagte Szenario dazu: Der Weihnachtsmann ist eine neue Spielfigur, ähnlich wie der Räuber. Nur quasi genau das Gegenteil. Steht der Weihnachtsmanni auf einer Landschaft, darf der Räuber nicht dorthin gezogen werden. Und wenn man eine Wolle zahlt, darf man die neue Figur versetzen. Jeder dort vertretene Spieler bekommt dann ein "Geschenk", deren zwei man wiederum in einen Rohstoff eintauschen kann. Als neue Landschaft kommt das Haus des Weihnachtsmannes hinzu. Wird der Bewohner auf seine Heimstatt versetzt, bekommt jeder Anrainer gleich zwei Geschenke, also faktisch einen beliebigen Rohstoff. Und unter Abgabe von zwei Wolle kann man mit dem Weihnachtsmann sogar den Räuber in die Wüste verbannen und obendrein die oben beschriebenen Vorteile nutzen. Alles in allem also Regeländerungen, die Catan nicht völlig auf den Kopf stellen, aber vor allem Wolle viel wertvoller machen und so auch den Tauschhandel intensivieren.
Welche erwähnenswerten Situationen aber gab es? Nun, zum einen war da David, der auf dem Plan bei seinen zwei anfänglichen Siegpunkten blieb, es mit Entwicklungskarten aber dennoch auf sechs Zähler brachte - Und das ohne die Größe Rittermacht, um die er hart mit Arne rang. Außerdem entbrann ein heftiger Kampf um die Längste Handelsstraße zwischen Erik und Arne. Da Erik immer näher an den Sieg heranrückte, taten wir anderen alles, um diesen zu verhindern. Und wegen der außerordentlichen Bauphase (Jeder Spieler darf nach jedem Zug eines Mitspielers bauen, nicht nur in seinem eigenen), die in Spielen in großer Besetzung hinzukommt, konnten wir Arne jederzeit unter die Arme greifen. So kam es dann zu wilden Dreiecksverhandlungen, bei denen ich zwischen Arne und David nur den Mittelsmann spielte, damit Erik nicht direkt das Spiel beendete. Um David vom Handel zu überzeugen, legte ich noch mein Wort obendrauf, den Weihnachtsmann im nächsten Spielzug auf ein gemeinsames Feld zu setzen, wovon wir dann beide profitieren würden. Ein ähnlich abstruser Handel kam kurz vor Spielende in Mattes' Zug zum Tragen. Auch hier tauschten wir Arne die fehlenden Rohstoffe zu, damit er seine Straße noch verlängern konnte, allerdings nochmal eine Stufe komplexer. Und, was eigentlich das schönste war, ohne Mattes' Überzeugung. Er fungierte lediglich als zaudernder Strohmann, dem wir die Rohstoffe in die Finger drückten. Im Endeffekt tauschten Arne und ich, aber über den Angelpunkt Mattes war das auch möglich, ohne dass einer von uns am Spiel war. Trotzdem konnte Erik im nächsten Zug ausmachen, aber das verringerte nicht den Reiz dieser Bündnisse. So stelle ich mir ein Battlestar Galactica vor! Es ist wirklich nicht schlecht, dass wir ein solches Spielgefühl bei den scheinbar so verstaubten Siedlern herbeibeschworen haben. Nun gut, unsere Partie hat auch ihre drei Stunden gedauert, aber so lang kam es mir nicht im Ansatz vor. 7:10:8:6:7 sind eigentlich nur Zahlenwerte, am Ende stand das unglaubliche Erlebnis, zumindest auf meiner Seite.
In diesem Gedanken kamen wir dann auch auf Rollenspiele zu sprechen, Arne brachte das Thema Dungeons & Dragons auf, was mir aber für unsere Runde als nicht allzu geeignet erschien. Stattdessen kamen mir direkt Spiele wir Time Stories oder Pandemic Legacy in den Sinn. Und so wie es aussieht, wird es im neuen Jahr mit einem Spiel dieses Kalibers losgehen. Seid gespannt, wofür wir uns entscheiden, und ob wir uns tatsächlich an dieses epische Gruppenprojekt wagen. Nach der heutigenh Erfahrungen mit dem Weihnachtsmann auf Catan sind unsere Lebensgeister in diese Richtung aber auf jeden Fall geweckt - Klingt komisch, ist aber so. Und diesmal meine ich es genauso, wie es schreibe

Solltet ihr Vorschläge haben, wie wir zu fünft eine dichte Rollenspielatmospähre im Brettspielgewand erreichen könne, bitte her damit! Die Länge sollte nicht zu heftig überborden und die allgemeinen Anforderungen könnt ihr ja den 60 Berichten entnehmen

Verwickelt in hitzige Nachbesprechungen zur eben erst beendeten Partie Siedler tranken Erik und ich noch ein Warsteiner Weihnachtsbier. In all dem Trubel vergaßen wir die Nachbesprechung des Tatorts, die ich jetzt umgehend per Mail anstoßen werde. Dass es heute nur zwei Spiele waren, grämt mich nicht weiter, denn es waren zwei tolle Spiele mit passenden Varianten, die sehr gut zur Stimmung des Abends passten. Und ich hoffe, nein, ich gehe vielmehr sicher davon aus, dass sich jeder von uns Fünfen heute auf diesem Spieleabend sehr wohl gefühlt hat und ihn auch nicht missen möchte. Die Besetzung, die Spiele, die Atmosphäre und auch die konkreten Spielverläufe waren einfach ein Erlebnis. Ich bin sehr dankbar dafür, dass es diese Runde in genau dieser Form gibt, zu der jeder seinen Teil dazu gibt, ohne den der Spieleabend einfach nicht wäre, was er ist. Übrigens einen solchen Abend wie wir ihn hier haben, mit solchen Partien wie diesen und solchen Lausejungs wie uns fünf, den gibt es ja gar nicht. Auf dem Spieleabend geht es nächstes Jahr weiter wie gewohnt, oder auch anders. Aber was auch passiert, ich werde berichten. Es wird keinen ungezogenen Film über unseren Spieleabend geben. Ein Roman in Form eines Heftchens ist für das nächste Jahr aber durchaus vorstellbar. Dreimal ist es ja bereits geschehen. Aber es ist nichts von meinen Berichten erlogen, bis auf die kleine Eva. Wahr sind nur die Erinnerungen, die wir mit uns tragen; die Träume, die wir spinnen, und die Sehnsüchte, die uns treiben. Damit wollen wir uns bescheiden. Frohe Weihnachten allen Lesern. Hand aufs Erz,
Der Siedler