Beitragvon Zottelmonster » 10. Juni 2012, 13:47
So, jetzt ist es schon eine Woche her, mein Erlebnis des 31. Göttinger Spieleautorentreffs
Ich bin schlauer geworden, habe nette Leute getroffen, viele Prototypen gesehen, Gesprächen gelauscht und unheimlich selten Interesse für meinen eigenen Prototypen bekommen. (Fußball? Ne, ist nicht mein Ding. Fußball? Ne, das funktioniert nicht.)
Und so lief das ab:
Übernachtungstechnisch hatte ich mich für die günstige Variante des Verwandtenbesuchs in Hannover und dem Pendeln mit dem Zug (Niedersachsenticket funktioniert da wunderbar) entschieden. So kam ich also am Samstag um 8:49 in Göttingen am Bahnhof. Nachdem ich heraus getreten war, und mich einigermaßen in der Himmelsrichtung orientiert hatte, wurde ich auch schon angesprochen, ob ich wüsste, wo die Stadthalle sei. Der fragende war netter, aufgeschlossener Holländer, der seit 5 Jahren als semiprofessionelles Hobby Spiele entwickelt. Mit ihm gemeinsam machte ich mich dann auf den Weg zur Stadthalle. Jeroen hatte selbst 5 Prototypen dabei, nicht alle von ihm selbst, sondern auch zwei von Bekannten aus Holland. Alles eher kurzweilige Familienspiele, aber eines um die Nachfolge des Abteilungsleiters in einem Büro (konnte ich leider nicht testen).
Ungefähr um 9:10 waren wir dann an der Sadthalle und mussten warten. Es hatte sich schon eine Schlange an Spieleautoren gebildet, die immer länger wurde. Drinnen waren dann die Tische im Foyer schon besetzt, aber in der Stadthalle selbst, war genug Platz vorhanden. Also suchte ich mir einen Tisch, trug die Nummer auf der Liste ein und breitet meinen „Teamchef“ aus. Und dann kam der spannende Teil des Events:
Warten…
Warten…
Warten…
Naja, am Anfang war es nicht ganz so schlimm. Ein Redakteur von Cryptozoic interessierte sich für meinen Prototypen, stellte aber schnell fest, dass für sein Beuteschema zu viel verschiedenen Material vorhanden war, die Spielzeit nicht in guter Relation zur Schachtelgröße war (nächstes Mal nehme ich einfach einen größeren Karton) und er lieber Football oder Basketball gehabt hätte für den amerikanischen Markt. Das Grundprinzip hatte ihn aber angesprochen.
Ungefähr um 11:30 Uhr kam dann noch Reiner Stockhausen von dlp-games, mit dem ich mich schon verabredet hatte. Er nahm sich viel Zeit für mich und war auch erstmal überrascht, dass mein Spiel ein „Nicht-Nur-Kartenspiel“ war. Er hatte sich auch mehr Kartenspiel vorgestellt. Letztlich fand er alles nicht so ganz supi, die Grundidee aber gut nur waren ihm zu viele Aufmerksamkeitsbereiche im Spiel und dadurch das Spiel zu unübersichtlich. Viele Ideen und Anregungen habe ich trotzdem aus dem Gespräch mitgenommen. Leider habe ich durch das Gespräche dann das erste Tutorium verpasst, auf dem man einen Überblick über die Redakteure und Tipps zum „Redakteure ansprechen“ bekommen hätte.
Diese Tipps haben mir dann im Laufe des Nachmittags gefehlt und ich habe entweder die Redakteure verpasst, weil ich mir selbst Protos angesehen habe oder sie war, wie oben geschildert, nicht für mein Spiel zu begeistern. So wurde meine Laune im Laufe des Nachmittags immer schlechter. Zum Ende hatte ich eigentlich schon entschieden am Sonntag nicht wieder zu kommen. Dann kam ich aber durch Zufall noch mit Thomas Müller von Heptagon ins Gespräch, weil ich das Konzept von „Machtwechsel“ ganz großartig finde. Dadurch kam ich auch mit Ralf Krause ins Gespräch, der sich an der Idee von einem Fußballmanager als Brettspiel auch schon versucht hatte, aber nie glücklich damit geworden ist. Und weil er sich das Spiel am Tag drauf nochmal angucken wollte und die Aussicht bestand, dass ich mein Prototypen noch mit auswärtigen Gästen spielen konnte, bin ich nochmal hin.
Das hat sich dann auch gelohnt. Ich konnte mein Spiel ein Runde mit zwei Kindern spielen (ungefähr 10 Jahre), die kaum Probleme mit den Regeln hatten, denen es aber auch ein paar Optionen zu viel waren. Und Ralf Krause kam nochmal vorbei und besah sich meinen Manager. Er war ganz angetan von der Idee mit den Spielercountern. Danach kam auch Thomas Müller nochmal vorbei und zeigte sich auch nicht abgeneigt dem Spiel gegenüber, obwohl er auch gerne unterschiedliche Aufstellungen gehabt hätte. Nach einem kurzen Anspielen gab er mir dann noch seine Karte und meinte, dass ich mich nochmal melden solle, wenn ich in einem Jahr noch keinen Verlag hätte. Er hat den Plan mit Heptagon jedes Jahr ein Spiel rauszubringen. Letztes Jahr Machtwechsel, dieses Jahr ein Finanzkrise-Spiel und im kommenden Jahr steht noch nichts fest und der Fußballmanager weckte sein Interesse.
Danach war es dann auch schon 13 Uhr und ich wollte den Zug um 14:09 Uhr bekommen, also packte ich so langsam zusammen und schlenderte nochmal durch die Reihen. Der zweite Fußballmanager im Programm war am Sonntag auch nicht mehr erschienen, war aber auch ein WorkerPlacement-Monstrum. Und viele Tische sind am Sonntag leer geblieben.
Alles in allem hat sich das hinfahren trotz des Leerlaufsamstagnachmittags gelohnt. Ich habe allerdings auch einige Lehren gezogen:
- Am besten einen Platz im Foyer suchen, da ist der „Durchgang“ an Menschen größer, als in der Halle, gerade am Sonntag, wenn Zuschauer da sind.
- Mehr als einen Prototypen haben, sonst geht man das Risiko ein, dass man gerade auf kein Interesse stößt, sei es wegen Thema, Mechaniken oder Aufmachung.
- Redakteure frühzeitig offensiv ansprechen; alle die ich am Samstagnachmittag angesprochen hab, hatten noch eine ewig lange Liste, die sie abarbeiten wollten.
- Am besten wieder den Tisch neben Ulrich Blum sichern, dann bekommt man wieder die neusten Pläne von Ulrich Blum und Andrea Meyer mit und kann den lustigen Gesprächen zwischen den beiden, Friedemann Friese und Ralph zur Linde folgen.
Soweit mein Erfahrungsbericht, ob’s im nächsten Jahr wieder einen geben wird, hängt davon ab, wie produktiv ich bin…