Beitragvon Der Siedler » 23. Oktober 2014, 00:55
Mittwoch, 22.10.2014 | Spieleabend #26
Einmal laut und die Runde geblökt und schon liegt alle Aufmerksamkeit auf dem neuen Spieleabend-Bericht. Montagabend ist mir jetzt doch etwas zu weit weg, obwohl der Thread immer noch so heißt. Aber für dieses Semester ist jetzt der Mittwoch der Tag der Wahl. Da ich aber auch hier kein besonderes wochentaggebundenes Durchhaltevermögen sehe, werde ich mit dem entsprechenden Analogon zum Montagabend auch gar nicht erst anfangen. Stattdessen muss ich wohl akzeptieren, dass zumindest dieser Teil der Tradition keine echte Tradition mehr ist. Für heute hatte ich im Voraus bereits eine Mail rumgeschickt. La Isla war vorgesehen für die Besetzung mit weniger als fünf Leuten, aber da heute (zumindest im späteren Verlauf) alle anwesend waren, griffen wir auf Port Royal zurück. Aber ich will ja nicht zu viel vorwegnehmen. Während wir Arne, der seine Hausaufgaben nicht erledigt hatte, die Regeln von Port Royal erklärten, kam eine SMS von Erik rein, dass er sich wohl oder übel verspäten würde. Immer mal was Neues. Aber wir, sprich ich, Mattes, David und Arne (Aufzählungsreihenfolge sitzplatzbedingt) waren natürlich alle nicht auf den Kopf gefallen und von Mattes kam der Vorschlag, einen gar nicht soo alten Bekannten nochmal auf den Spieltisch zu bringen:
Splendor. Mattes hat sich dem Vernehmen nach in dieses Spiel nahezu verliebt. Aber ich will es gar nicht schlecht machen, auch mir gefällt es äußerst gut für das, was es sein will. In dieser Partie jedoch war nach kurzer Regelauffrischung zu Beginn eine ganz seltsame Dynamik zu verspüren: Da in der unteren Reihe nur Karten lagen, für deren Kauf man drei oder gar vier gleiche Edelsteine aufwenden musste, griffen erstmal alle im Vorrat zu, bis dort nichts mehr abzugreifen war. Dann kam natürlich iwann der Punkt, an dem endlich einer eine solche teure Karte zu sich bugsierte, woraufhin alle sich auf die nachrückenden günstigen Karten stürzten. Als dann alle Klunker verbraten waren, begann wieder das große Sammeln, bis beinahe jeder ans Zehn-Steine-Limit stieß: Eine wirklich ungewöhnliche Erscheinung, sind doch sonst die Entwicklungen der Spieler zumindest leicht unterschiedlich. In dieser Partie hatten wir ganz krasse Kauf- und Hamsterphasen. Nachher kam natürlich trotzdem etwas Tempo ins Spiel und letztlich wurde Arne verdient Zweiter, weil er die Adeligen geschickt kombiniert hatte. Natürlich war mir das auch aufgefallen, aber obwohl man natürlich sieht, dass Rot schwer im Trend liegt, kommt dann doch wieder alles anders... 9:15:3:12 bedeuteten den Sieg für Mattes, der viele Karten aus der mittleren Reihe genommen hatte und zudem noch einen Adeligen für sich gewinnen konnte. David hatte zwar wie immer eine feine Maschinerie, aber heute zeigte sich sehr deutlich, dass man es damit nicht übertreiben darf. Und als Mattes ihm auch noch die optimale Karte aus der Premium-Reihe wegschnappte, nur, um sie ihm zu entziehen, war sein Plan geplatzt. Und wenn einem ein Adeliger und eine Fünfer-Karte ausfallen, kann man am Ende schonmal mit bloß drei Punkten dastehen. Ich habe jedenfalls beim Schreiben gerade schon wieder den Reiz, noch eine Partie zu spielen. Klar, ist nicht drin, und sei es weil ich gerade mutterseelenallein hier sitze und tippe, aber als Konsequenz werde ich Splendor vllt am Wochenende nochmal mit meiner Freundin spielen. Die mochte es im Sommer auch ziemlich gerne. Erik war während unseres ersten Spiels bereits angekommen. Immer ein bisschen nervig, wenn vier spielen und einer wartet, aber dann soll er halt mal pünktlich kommen. Obwohl, dann hätten wir Splendor gar nicht erst spielen können und das wäre auch ziemlich schade gewesen.
Auf Nachfrage hin wurde logischerweise Port Royal genannt, aber mir war klar, dass ich niemanden mehr zu einem anständigen Hauptspiel des Abends bewegen würde können, wenn wir Port Royal gegen kurz nach neun beendet hätten. Deshalb diktierte ich gleichsam Istanbul vor, aber es hatte auch keiner wirklich etwas dagegen. Nur Arne wollte nicht unbedingt das Spiel von letzter Woche wiederholen. Klar, ich bin auch kein Freund von Dopplungen, aber so kann man immerhin den Spielfluss straffen und etwas tiefer im Hirn verankern. Hoffe ich zumindest. Und weil ich nichts heraufbeschwören wollte, wählte ich dem Sinne des Erfinders zuwider noch einmal die Startaufstellung der 16 Orte. Ich dachte mir, dass man eine etwas längere Spieldauer, wie die Regel es ausdrückt, ja nicht auch noch provozieren müsse. Und letztlich erwies sich der Gedanke als richtig, denn auch am heutigen Abend saßen wir wieder 80 Minuten am aktuellen Kennerspiel des Jahres. Zum Ablauf einer solch umfassenden Partie kann man sich natürlich in langen Ausführungen ergehen, aber ich befürchte, dass ich wieder nur eine Kurzversion liefern kann: Mattes war ziemlich hinten an und blieb ganz ohne Moscheenplättchen, was sich als nicht vorteilhaft erwies. David dagegen ergatterte schnell alle vier und machte den Wagen komplett, was ihn nach einem Besuch beim Sultan und beim Edelsteinhändler als Sieger dastehen ließ. Erik verpatzte ganz zum Schluss die letzte Rubinmöglichkeit, weil er zwei Geld in seinem Vorrat übersah. Weil ich direkt betroffen gewesen wäre, gestand ich ihm eine nachträgliche Korrektur nicht zu, was ihm ein bisschen ziemlich auf die Laune schlug. Aber ganz ehrlich, die Würfel der Teestube waren schon gefallen, danach kann man beim besten Willen nichts mehr machen. Und wenn ich an die früheren Montagabende im Keller denke, kann ich nur laut auflachen! Jemand, der da einen Zug hätte korrigieren wollen, wäre niedergemacht worden. Im freundschaftlichen Sinne, versteht sich. Das geht hier alles viel lumpiger zu, als ich es sonst gewohnt bin. Naja, so langsam werde ich den Jungens hier mal die harten Regeln der Straße beibringen. Wegen dieses Versäumnisses, das letzte nötige Moscheenplättchen noch mitzunehmen, wurde Erik letztlich Vierter statt vllt sogar Zweiter. Ich hingegen musste bemerken, dass meine kurzen taktischen Überlegungen bedenklich oft nicht so hinhauten, wie ich es geplant hatte. Und manchmal waren stupide Spielfehler dafür verantwortlich. Zu fünft mangelt es nach meinem Empfinden eben doch etwas an Konzentration. Klar, es ist auch krass, wenn man zu dritt einen ganzen Abend lang aufs Concordia-Brett starrt und kaum ein Wort verliert, aber ein Mittelweg wäre wie so oft wohl die beste Lösung. Zum Spiel: Die Bonuskarten wurden von fast allen ziemlich trickreich an entscheidenden Stellen ins Spiel eingebunden. Hier liegt wohl auch wirklich ein wichtiger Baustein zum Sieg. So richtige Laufwege konnte ich jedoch bei keinem identifizieren. Jeder musste einige Male im Spiel den Umweg über den Brunnen gehen. Naja, Übung macht den Meister. Und nächstes Mal liegt hier auch nicht mehr der Brunnen, sondern die Dönerbude aus der spielbox. Außerdem werden wir beim nächsten Mal die Orte zufällig anordnen. Und vllt sind wir beim nächsten Mal Istanbul auch nicht unbedingt zu fünft. 4(29):4(19):3:5(14):5(8) mit Punkte(Geld) sind für mein Empfinden schon ziemlich knapp. Und tatsächlich hatte jeder für die letzten Züge schon einen ausgefuchsten Masterplan in der Hinterhand, der dann aber eben doch ganz knapp an Davids zeitlichem Vorsprung scheitern musste. Auch hier ist der Spieler angefixt, in der nächsten Partie etwas effizienter zu planen, Wege gezielter zu nutzen und eben nicht "alles Mal auszuprobieren". Aber wer weiß, wie in einigen Wochen die Orte liegen? Nebenbei: Die angekündigte Erweiterung wird mit Sicherheit gekauft.
Zum Schluss dann, wie bereits bekannt, Port Royal. Das war dann auch nochmal ein schöner Abschluss, der mit seinem Nervenkitzel-Element sogar Arne begeistern konnte. Ich gebe es zu, ich hatte schon weitergeschrieben und die besonderen Höhepunkte der Partie herausgearbeitet, bis mir dann auffiel, dass ich euch noch eine Kurzerklärung schuldig bin. Also gut, aber wirklich nur kurz: Man deckt Karten auf und entscheidet selbst, wann Schluss ist. Mehr Karten bedeuten auch mehr Auswahl und bei vier oder gar allen fünf Schiffsfarben auch mehr Zugriffsmöglichkeiten. Wenn man aber zwei Mal dieselbe Schiffsfarbe aufdeckt, ist der Zug automatisch vorbei. Zumindest dann, wenn man das Schiff nicht abwehren kann, wozu man Karten mit Säbeln benötigt. Hat man derer viele, kann man selbstredend ungehinderter durchs Deck navigieren als mit nur einem Leichtmatrosen. Wenn man sich entscheidet, vom Entdecken zum Handeln & Heuern überzugehen, darf man zunächst selbst eine Karte aus der Auslage nehmen. Bei vielen unterschiedlichen Schiffsfarben entsprechend mehr. Schiffe bringen dabei einfach Geld, Personen bestimmte Vorteile und manche Personen helfen sogar dabei, Expeditionen durchzuführen. Das sind Karten, die bestimmte Symbole fordern (Kreuz, Anker und Hütte) und dafür verhältnismäßig viele Siegpunkte springen lassen. Neben diesen Personen, die man nur für diese Aufträge anschafft, gibt es auch noch viele spannende andere Effekte, aber deren Beschreibung kann man dann doch schneller der Regel entnehmen, wenn man daran Interesse hat. David stürzte sich ganz krass auf Piraten und Matrosen und konnte am Ende beinahe jedes Schiff wieder wegschicken, wenn es ihm nicht in den Kram passte. Aber er hat wohl zu spät den Schwenk vollzogen und Siegpunkte gesammelt, statt seine Säbelsammlung zu vervollständigen. Mattes verzockte sich wiederholt, jedoch war das auch teilweise etwas schlecht gespielt, da er kaum Abwehrpunkte hatte. Arne verfügte über den Witzbold, der ihm für jede vorgefundene leere Auslage ein Geld bescherte. Denn, und das habe ich noch gar nicht erwähnt, der aktive Spieler nimmt ja meist nur eine oder vllt mal zwei der aufgedeckten Karten zu sich. Der Rest wird reihum angeboten, und wer Interesse hat, bezahlt die normalen Anheuerkosten, die im Übrigen bei jeder Karte unterschiedlich sind, plus ein Geld an den aktiven Spieler. Das freut diesen besonders, wenn jeder andere Spieler noch ein Zweier-Schiff mitnimmt und der aktive Spieler nochmal Bonuspenunzen einstreicht. Das hört sich jetzt alles u.U. etwas verwirrend an, ist es aber mit Sicherheit nicht. Wir decken einfach Karten auf und fragen uns immer: Noch eine? Oder ist jetzt mal gut? Und wenn man dann zugreift, baut man sich eine kleine Auslage, die möglichst gut ineinandergreifen sollte. Wer dann auch noch Glück mit den richtigen Symbolen für die Expeditionen hat, der hat gute Chancen auf den Sieg. Und das war bei uns eindeutig Arne, dessen Sonderfähigkeiten es ihm nahezu unmöglich machten, einmal mit leeren Taschen dazustehen. 11(10):11(4):3:7:12. Knackiges Spiel, gut eingebauter "Push your luck"-Mechanismus, den wir hier auf dem Spieleabend noch gar nicht hatten. Meinetwegen könnte sich Port Royal gerade als Absacker etablieren, ohne dabei beliebig oder gar trivial zu sein.
Ganz im Gegensatz zu letzter Woche war diese Woche dann auch schnell Aufbruchsstimmung da, nachdem wir mit dem Spielen fertig waren. Da es statt Tatort am Sonntag einen Polizeiruf gab, den keiner geschaut hatte, gab es auch in diese Richtung nichts zu besprechen. Und da Erik vom Kaffee mit der Dozentin dann doch schon ziemlich müde war, gab es auch kein Bierchen mehr. Und ja, das war der Grund für seine Verspätung. Ts, ts, diese Bauingeneure. Mattes schlägt auch immer wieder Die Goldene Stadt vor. Ob das nun daran liegt, dass das Spiel direkt im Sichtfeld steht oder daran, dass er es echt gut fand, kann ich nicht sagen. Aber ich glaube nicht, dass sich dafür nochmal eine Mehrheit findet. Naja, wer weiß. Bevor ich euch aber verabschiede, muss ich euch noch eine furchtbare Mitteilung machen: Meine Mitspieler sind sich uneinig, ob man überhaupt jede Woche ein neues Spiel ausprobieren muss. Um ganz ehrlich zu sein, sind sie sich sogar einig in der These, dass man nicht jede Woche ein neues Spiel braucht. Das sehe ich natürlich ganz anders. Was soll ich denn dann in meine Signatur schreiben: Diese Woche neu: Nix oder Diese Woche wiederholt: Die Siedler von Catan? Kommt mir gar nicht in die Tüte! Dafür habe ich zu Hause noch viel zu viel ungespieltes bzw. vernachlässigtes im Regal stehen. Allerdings muss ich meinen Genossen Recht geben, dass wir uns viel zu viele Spiele nur zum einmaligen Spiel erarbeiten. Saga, Potato Man und Land Unter zum Bleistift. Meine Schlussfolgerung wäre dann ganz einfach, diese nochmal zu spielen. Na also, so wird es gemacht. Und wer sagt schon Nein, wenn ich mit einem verlockenden neuen Spiel mit interessantem Thema und noch packenderer Mechanik ankomme, wie... Zooloretto! Spaß beiseite. Das bringe ich bestimmt nicht mit nach Aachen. Hand aufs Erz,
Der Siedler
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