Beitragvon Roman Pelek » 18. September 2004, 17:34
Hi Volker,
Volker L. schrieb:
> Korrekt.
> Das ist nebenbei bemerkt auch der (Haupt-)Grund dafür, dass
> selbst ein (aus Vielspieler-Sicht) schlechtes SdJ bei der
> DSP-Wahl auf einem der vorderen Plätze landet (was dann
> von manchem Unbedarften (oder frechem Wissenden) als
> Argument dient für "soooo falsch kann die SdJ-Jury ja nicht
> gelegen haben, wenn auch die Spieleszene dieses Spiel auf
> Platz 3 (oder 4 oder 5) wählt" :roll: )
Ja, die Aussagekraft ist da natürlich stark eingeschränkt. Was jedoch niemanden abhalten muss, es dennoch, wenn auch unberechtigt, in die eigene Argumentation einzubauen ;-) Der SdJ-Nachzieheffekt ist beim DSP immer drin, den kriegst Du da auch nicht raus, außer man rührt an elementaren und sehr gut etablierten Kernmechanismen der Abstimmung sowie am Termin. Letztere Belange zu ändern wäre allerdings sicher ein Vabanquespiel, weil man damit den Teilnehmerkreis zumindest mittelfristig (stark) beschneidet. Und wer stellt schon mutwillig ein Rennpferd zwangsweise in den Stall? Oder für Informatiker: never change a running system...
> > Damit wertet der DSP "welches gute Spiel hat dieses Jahr die
> > meisten Leute erreicht" und ist kein echter Vergleich der
> > Qualität der Spiele.
Das war er doch noch nie und ich kann mich auch nicht daran entsinnen, dass dieser Anspruch je gegeben war. Wenn man qualititativ werten will, schließt sich ein summativer Abstimmechanismus mit Top-5 per se aus. Denn dann muss man über eine Notenskala und Median oder Mittelwert gehen, ggf. mit einer Mindestzahl an Noten pro Teilnehmer, um das Ganze halbwegs aussagekräftig zu machen. Beides hat seine Tücken, die Notenvariante ist z. B. sehr anfällig für Gruppenabstimmungen, der DSP hingegen landet zwangsläufig immer auf der (von mir flapsig formulierten) Aussage "es gewinnt das Spiel, bei dem wo die meisten das halbwegs vernünftig fanden". Aber es gibt für Interessierte ja auch Alternativen, z. B. die Boardgamegeekliste. Was ich dort vermisse, ist die Auswertungsmöglichkeit für den aktuellen Jahrgang, was letztlich eigentlich nur eine simple SQL-Abfrage über das Erscheinungsdatum sein müsste. Momentan muss man sich das leider noch per Hand rausklauben.
Das einzige, was mich immer wieder erstaunt, ist die Tatsache, dass die Aussagekraft der Spielepreise jedes Jahr auf's Neue diskutiert wird, wo die Mechanismen und ihre Vor- und Nachteile über Jahre hinweg identisch bleiben. Um's mal auf Deutsch zu sagen: weder beim SdJ noch beim DSP gewinnt das unangreifbar "objektiv beste Spiel" (von dem ich sowieso nicht glaube, dass es existiert), da dort viele "Unschärfen" subjektiver sowie mechanischer Natur hineinwirken. Das sind halt Marketingvehikel unserer Branche, und wir brauchen sie, da sie ein (stark) simplifiziertes Bild unserer Szene publkumswirksam widerspiegeln. Dass da einige hinten runter fallen, ist systemimmanent, aber ich bin innerhalb der Szene noch auf keinen Vorschlag gestoßen, wie man es breitenwirksam "fairer" oder "besser" machen könnte. Das Optimum wäre eigentlich ein Spielefachverkäufer, der seiner jeweiligen Zielgruppe das für sie "beste" Spiel empfiehlt. Aber wir selbst arbeiten ja alle hart daran, genau diesen Beruf zu etwas zu machen, wonach Archäologen in ein paar hundert Jahren graben dürfen... *seufz*
Ciao,
Roman