Beitragvon Roman Pelek » 2. Februar 2006, 23:44
Hi Sven,
Sven schrieb:
> Hab mich in letzter Zeit nich mehr so mit der Szene befasst
> und bin nich ganz auf dem Laufenden was gerade "in" is.
> Also könntet ihr mir ein paar spiele empfehlen?
Hm, willst Du wissen, was "in" ist oder was "gut" ist? ;-) Scherz beiseite, hier scheinen wir uns ja mehrheitlich im Konsensterrain zu bewegen, und getreu dem Motto "Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem" hier noch mein Senf:
"Caylus": Definitiv ja, wenn man es nicht zu Tode grübelt. Zum Glück isses mir bislang nur einmal passiert, dass mir denkträge Wanderdünen den Spielspaß ernsthaft versandet haben, also alles im grünen Bereich :-))
"Antike": Bei mir reicht's nicht ganz zum Luftsprung, aber ist m. E. dennoch ein sehr gutes Spiel. Mein Kritikpunkt wäre, dass die Spielabläufe sich in gewisser Weise ähneln und die Vielfalt der Strategien eher eine scheinbare ist. Meine Theorie: sich früh und gut im Sinne von Fortschritten entwickeln, sich nicht zu sehr militärisch aufreiben und am Ende die letzten Siegpunkte durch Tempeleroberungen holen ist die Primärstrategie, wenn man um den Sieg mitspielen will. Abgesehen davon: schönes, klares Spieldesign ohne unnötigen Ballast, macht am meisten Spaß zu viert oder fünft, da darunter zu wenig Konkurrenz aufkommt, während sechs Spieler des Guten etwas zu viel sind. Falls Du Spielen, die thematisch den "Swimmingpool von Casablanca bis nach Istanbul" (Zitat: Die Ärzte, "Ich bin reich") zum x-ten Mal wieder aufgießen, noch nicht leid geworden bist, ist's einen Blick wert.
"Funkenschlag": In der Neubearbeitung ein feines Spiel für Strategen, die Zähigkeit der alten Version mit Wachsmalstiften und Spieldauern bis 4h (je nach Elan) ist endlich weg. Ganz klar: anschauen.
"Goa" / "Louis XIV": Hier fasse ich mal zusammen: beide haben meiner Spielegruppe richtig gut gefallen - und bei beiden würde ich keine Partie, die man mir anbietet, ausschlagen. Letzte Bedenken vor bedingungsloser Lobhudelei: "Goa" wirkt leicht spröde ob eines Setzmechanismus, der spielerisch richtig gut, aber nicht wirklich thematisch ist, "Louis XIV." schafft selbiges mit Ausnahmen bei den Mehrheitenwertungen. Und, wo wir schon bei der persönlichen Empfindung "spröde" sind, auch noch was von mir:
"Amun Re": Ich weiß nicht, woher es kommt, aber nicht wenige Spielerunden scheinen damit nix anfangen zu können (zu zäh, zu trocken, zu Knizia usw. :-) ), während es bei uns in den letzten beiden Jahren zu den Lieblingen zählte und immer flüssig lief. Insofern möchte ich es mal als Alternative für Taktiker/Strategen empfehlen. Denn zumindest wir hatten bei diesem Spiel die berühmte-berüchtigte "turn angst", im positiven Sinne interpretiert also das Kribbeln, aus diversen Möglichkeiten die richtige heraussuchen zu müssen, weil man nicht alles machen darf, und zudem noch die Psychologie bei den Versteigerungen, dass man nie weiß, ob die anderen so handeln, wie man es selbst wünscht. Bevor's mir allerdings von außen serviert wird: als Mathematiker mag ich zu den "Knizia-Verstehern" zählen und es kann sein, dass ich insofern ein anderes Verständnis von Sprödigkeit habe 8-)
Sei's drum, ich hoffe, ich konnte wenigstens etwas zu Deiner Kaufentscheidung beitragen, auch wenn es ob der zutreffenden Empfehlungen meiner Vorredner nicht wesentlich neu, dafür etwas ausführlicher geriet.
Ciao,
Roman (fragt sich grade, ob ein "Knizia-Versteher" gesellschaftlich nun schlimmer ist als ein "Frauen-Versteher". Und alternativ, wie man denn einen "Swimmingpool von Casablanca bis nach Istanbul" mit minimalem Aufwand sauber hält. Die Welt ist wahrlich voller Fragen. Zum Glück gibt's noch welche, deren absurde Irrelevanz mehrheitlich zum eigenen Vergnügen - welches als Überlebensstrategie sowieso chronisch unterschätzt wird - beiträgt :-) )