Beitragvon Marten Holst » 23. Februar 2006, 13:52
Moin,
natürlich ist die Definition grenzwertig. Ich denke, dass Spiele mit "gleichen Regeln für alle" und geographisch unterschiedlichen Positionen, die eben verschiedene Strategien erfordern (eigentlich extrem viele hier genannte, Serenissima zum Beispiel, oder Diplomacy, oder der Kreter beim Civi) wirklich einen unklaren Grenzbereich bilden. Einerseits ist eine Asymmetrie klar gegeben und muss ausbalanciert werden, sonst ist das Spiel kurz ("Johannes hat den Griechen gezogen, wir gratulieren zum Sieg. Möchte jemand eine Revanche?"), andererseits ist eben die Frage, ob diese Spiele per se asymmetrisch "gemeint" sind, und ob manchmal nicht Spielsituationen sogar überführbar sind (daher halte ich das hier genannte Schach für völlig ungeeignet als Beispiel). Irgendwie komme ich nicht umhin, drei Kategorien zu sehen, denn auch komplette Asymmetrie mit verschiedenen Spielelementen und Spielzielen gibt es ja (eines der deutlichsten Beispiele wäre der Herr der Ringe - Der Ringkrieg, oder auch Friedrich). Naja, und dann gibt es asymmetrische Spiele, in denen dieses kaum eine Auswirkung hat, und und und.
Ich kann nur sagen, ich liebe solche Spiele, bei denen nicht alles mathematisch äquivalent ist. Allerdings ist es - wie mehrfach gesagt - schon ein Hindernis, wenn sich die verschiedenen Parteien deutlich unterschiedlich schnell öffnen. Ein positives Gegenbeispiel wäre hier der unvermeidliche Knizia (HdR - Die Entscheidung). Nach zwei Partien und dem Gedanken "langweilig, weiß gewinnt immer" (oder war es schwarz) kamen wir langsam darauf, wie man es besser anlegen kann. Naja, und nun hat man stets Angst vor den "unschlagbaren" Eigenschaften des anderen ;-). Manche Spiele sind aber leider doch entweder unausgeglichen in der "Stärke" der Position, oder eben in der Spielbarkeit. Und es ärgert einen schon, wenn man die Hexe (war die das?) beim Zepter, den Kreter bei Civi und den griechen bei Mare Nostrum bekommt, und eben nicht "einfach mal so" spielen kann, wie die anderen. Irgendwo weiß man von anderen, dass das Spiel nicht kaputt ("broken") ist, aber man kommt nicht wirklich drauf. Könnte man vielleicht sagen, ein gutes asymmetrisches Spiel muss nicht nur für gute Spieler ausbalanciert sein, sondern auch für schlechte? Ich nenne das mal "praktisch balanciert" im Gegensatz zu "theoretisch balanciert". Oder wäre diese "Forderung" bereits zu nahe daran, Spielstrategien zu verwässern? (Man denke an berühmte Anfängerfehleinschätzungen wie "Sternwarte bei Sankt Petersburg/Zunfthalle bei San Juan gewinnt immer", die eben auch erst mit der Erfahrung relativiert oder komplett ins Wasser gekippt werden)
Tschüß
Marten