Beitragvon Peter Gustav Bartschat » 10. August 2006, 06:16
Oliver schrieb:
> Hat man so in der "Antike" gesprochen?
Möglicherweise hat man immerhin so geschrieben - und wir sehen ja auch nur die Schriftform von Dietrichs Text vor uns, hören aber nicht, wie es klingt, wenn er ihn ausspricht.
Viele frühe alphabetische Schriften (das sind Schriften, in denen die einzelnen Zeichen nicht für komplette Begriffe stehen, sondern für gesprochene Laute oder Silben) kommen zum Beispiel völlig ohne Vokale aus: Die Vokale muss der Leser später nach seinem Gutdünken ergänzen. Zu diesen Schrifte gehört zum Beispiel die hebräische Schrift. Den sich daraus ergebenden Effekt lernt man oft in der Schule kennen, wenn einem auffällt, dass bestimmte historische Personen, die auch in der Bibel vorkommen, im Religionsunterricht ganz anders heißen als im Geschichtsunterricht.
Der babylonische König, der in den antiken Texte (ins lateinische Alphabet übertragen) NBCDNSR geschrieben wird, steht in unseren Geschichtsbüchern als "Nebucadnezar" und in der Bibel als "Nabuchodonosor": Die Vokale wurden irgend wann mal unterschiedlich ergänzt, und jeder Autor hat´s dann später so weiter gehalten, wie er es selbst im Studium gehört hatte.
Dem vergleichbar ist die schriftliche Aufzeichnung, die wir von Dietrichs Beitrag sehen: Auch hier wurde eine verkürzte schriftliche Darstellung gewählt, bei der der Leser aufgefordert ist, die nicht schriftlich aufgezeichneten Bestandteile aktiv zu ergänzen. Im Zusammenhang ausgesprochen klingt das selbstverständlich anders, als wenn man nur die aufgezeichneten Teile in phonetische Silben überträgt.
Zum besseren Verständnis übertrage ich den Text hier mal Zeile für Zeile:
Dietrich schrieb:
> Hallo,
Dietrich spricht:
> Herr Präsident, Frau Kanzlerin, sehr geehrte Abgeordnete, liebe Spielerinnen und Spieler draußen im Land,
Dietrich schrieb:
> ich auch haben wollen ...
Dietrich spricht:
> Nach reifliche Überlegung sowie ausführlicher Würdigung der derzeitigen Finanzlage und der Interpretation der Vorhersagen zukünftiger wirtschaftlicher Entwicklungen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass eine zusätzliche Anschaffung des besprochenen Produkts zur Ergänzung meines Portfolios überwiegend positiv zu beurteilen ist.
Dietrich schrieb:
> Wo geben ...? Außer Essen!
Dietrich spricht:
> Klärungsbedarf besteht zur Zeit allerdings noch hinsichtlich der lokalen Erhältlichkeit des Produktes. Immerhin muss zu seiner Anschaffung noch ein frei disponierbarer Zeitraum eingeplant werden, der nicht bereits für den nur begrenzt aufschiebbaren Vorgang der Nahrungsaufnahme reserviert ist.
Dietrich schrieb:
> Was kosten ... ?
Dietrich spricht:
> Abschließend bitte ich Sie, sich auf den folgenden Arbeitskreis "Definition und Verwendung des Kostenbegriffs" vorzubereiten.
Dietrich schrieb:
> Gruß Dietrich
Dietrich spricht:
> Mit freundlichen Grüßen aus Niederbayern, wo man traditionell immer noch den Familiennamen vor den Taufnamen setzt
Dietrich Gruß
Erfreut, geholfen zu haben
Gustav