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Wir sind nicht von dieser Welt...

Das ehemalige spielbox-Spielerforum
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Tom

Wir sind nicht von dieser Welt...

Beitragvon Tom » 11. März 2007, 22:30

Hallo,

will doch einmal eine meiner Erfahrungen der letzten Zeit loswerden.
Habe mich mit ein paar Bekannten unterhalten - da wurde ich gefragt, ob ich das
Spiel "In 80 Tagen um die Welt" kenne.
Die Bekannten haben das Spiel im Schrank aber bisher noch nie gespielt.
Vier verschiedene Personen haben begonnen die Spielregel durchzulesen und haben dann abgebrochen. Es war ihnen zu kompliziert.
Die Bitte war jetzt, ob ich ihnen das Spiel erklären könne.

Warum ich das erzähle? Alle vier Personen sind nicht dumm, waren aber nicht in der Lage das Spiel wirklich zu spielen. Bei uns im Forum usw. läuft das Spiel unter "nettes Familienspiel". Für mich stellt sich die Frage, ob wir hier tatsächlich ganz, ganz weit weg von den "normalen" Spielern sind?

Kopfkratzende Grüße

Tom

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ingo

Re: Wir sind nicht von dieser Welt...

Beitragvon ingo » 11. März 2007, 22:42

Tom schrieb:

> wir hier tatsächlich ganz, ganz weit weg von den "normalen" Spielern
> sind?

kommt mir manchmal auch so vor - ich hab vorletzte woche nen paar erwachsenen ein paar spiele gezeigt/erklärt - und einigen war carcassone, haste bock? und revolte in rom zu kompliziert/nur schwer beizubringen

Der - an dem Abend doch sehr verwunderte - Ingo

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Frank ( Dereinzigechte )

Re: Wir sind nicht von dieser Welt...

Beitragvon Frank ( Dereinzigechte ) » 11. März 2007, 22:53

Tja, das kenne ich auch.
Eine bekannte von uns bekam Besuch und wollte sich ein paar nette "Familienspiele" ausleihen.
Zug um Zug war Ihnen dann schon zu kompliziert und dabei ist es sogar meinem 12 jährigen Sohn zu langweilig.
Drunter und Drüber haben sie nicht verstanden.

Zwar sind diese Bekannten begeisterte World of Warcraft Spieler ( Computer ) aber schon bei dem Gedanken ihnen die Brettspielversion erklären zu wollen schüttele ich nur den Kopf.

Fazit: Wir sind wirklich nicht von dieser Welt !
Bleibt nur zu hoffen das dies die Men in Black nicht merken.

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Frank ( Dereinzigechte )

Re: Wir sind nicht von dieser Welt...

Beitragvon Frank ( Dereinzigechte ) » 11. März 2007, 22:56

Bleibt eigentlich nur noch zu erwähnen das meine "normale" Spielegruppe nach nur sechs Stunden alle Tore in Arkham versiegelt hatte und der gute Chtulhu kaum in seinem Schlummer gestört wurde, aber das erklär mal einer der "Halma" und "Monopoly" Fraktion.

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millibeth
Spielkamerad
Beiträge: 21

Re: Wir sind nicht von dieser Welt...

Beitragvon millibeth » 11. März 2007, 22:58

Mit wachsender Spielbegeisterung kommt auch ein erhöhtes Regelverständnis finde ich.
Man kann besser abstrahieren und bekannte Meschanismmen mit neuen, anderen Spielen verbinden. Klar, es gibt immer Meschen, die es auch nach der 98sten Erklärung nicht raffen, allerdings denke ich, es ist mehr eine Sache der Erfahrung und Praxis.
Möchte nicht wissen, wie bräsig ich mich am Anfang angestellt habe..

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Klaus Ottmaier

Re: Wir sind nicht von dieser Welt...

Beitragvon Klaus Ottmaier » 11. März 2007, 23:07

Ja, dachte ich auch tendenziell. Aber in den letzten Tagen bin ich positiv überrascht worden: Gleich mehrmals stellte ich bei neuen Gesprächpartner fest, dass die sehr gerne Brettspiele spielen (auch sowas wie El Grande und das alte Löwenherz). Und so hatte ich die gar nicht eingeschätzt. Hoffentlich keine Zufallstreffe/r.

Klaus (der fest davon überzeugt ist, dass gerade heute das Kulturgut Spiel wieder mehr Verbereitung finden könnte/sollte)

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ferdinand köther

Re: Wir sind nicht von dieser Welt...

Beitragvon ferdinand köther » 11. März 2007, 23:07

Traurig - der ... nein, nicht Dummheit, sondern Ignoranz sind keine Grenzen gesetzt.

Die Leute sind einfach zu faul, ihre paar grauen Zellen mal etwas joggen zu lassen, ach was, nur 'ne Kniebeuge würde reichen!

Nein, nicht wir sind von einer anderen Welt (naja, 'n bißchen vielleicht ;-)), die anderen sind nur zu dösig (nicht unbedingt gleichzusetzen mit dumm!).

Die Hiesiegen und die Dösigen .... ok, so gesehen sind das schon zwei Welten ...

Ich geh' jetzt mal etwas dösen,
Ferdi

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Ernst-Jürgen Ridder

Re: Wir sind nicht von dieser Welt...

Beitragvon Ernst-Jürgen Ridder » 11. März 2007, 23:16

Hallo,

so wird es wohl sein. Die Übung und Gewöhnung machen da viel aus.

Mein 10-jähriger z.B. spielt Venedig, Shogun, Maestro Leonardo, Puerto Rico, Siedler von Catan, Wikinger (ProLudo) und anderes ganz gut mit, hat auch Dolmengötter in einer Erwachsenenrunde schon gewonnen.
Versuche ich aber, seine gleichaltrigen Spielkameraden mal in ein solches Spiel einzubeziehen, zeigen sich oft Verständnisschwierigkeiten, weil es keine Gewöhnung an derartige Regelwerke gibt. Ganz zu schweigen natürlich von der in dem Alter meist anzutreffenden mangelnden Fähigkeiten, sich auch über eine Stunde hinaus auf ein solches Spiel zu konzentrieren.

Spielerische Grüße
Ernst-Jürgen

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Andreas Keirat

Re: Wir sind nicht von dieser Welt...

Beitragvon Andreas Keirat » 11. März 2007, 23:17

Tom schrieb:
>
> Warum ich das erzähle? Alle vier Personen sind nicht dumm,
> waren aber nicht in der Lage das Spiel wirklich zu spielen.
> Bei uns im Forum usw. läuft das Spiel unter "nettes
> Familienspiel". Für mich stellt sich die Frage, ob wir hier
> tatsächlich ganz, ganz weit weg von den "normalen" Spielern
> sind?
>
> Kopfkratzende Grüße
>
> Tom

Hallo Tom!

Dieses Phänomen kenne ich auch zur Genüge. Ich denke, daß es damit zu tun hat, daß sich die Menschen immer seltener mit dem (konzentrierten) Lesen beschäftigen. Heutzutage wird statt dessen viel lieber visuell gearbeitet, man läßt sich gerne berieseln. Das konzentrierte Lernen/Lesen, welches man als Schüler mehr oder weniger aufgezwungen bekommt, wird danach nur noch begrenzt gebraucht und eher wieder verlernt. Allenfalls im Beruf braucht man noch aktuelles Fachwissen und liest sich da noch in entsprechende Artikel ein oder macht Schulungen (die dank PowerPoint auch schön visuell werden).

Je mehr Training man hat, desto einfacher wird das Begreifen von Anleitungen (Brettspiele, Elektronik...). Früher war ich bestimmt auch bei einigen Spielen schwer von Begriff...

Ciao,

Andreas Keirat
www.spielphase.de

(r)

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Lorion

Re: Wir sind nicht von dieser Welt...

Beitragvon Lorion » 12. März 2007, 00:47

Ich habe die Erfahrung auch mit "Thurn und Taxis" gemacht...
Leute die vorher nicht einmal "Zug um Zug" oder "Alhambra" gespielt haben, waren mit dem Spiel überfordert. Es war einfach zu viel Neues. Ich schätze das ist genau der Punkt. Wenn es einem neu ist, Karten aus einer Auslage auszuwählen und man noch nie versucht hat aus verschiedenen Wegpunkten eine Strecke zu bauen, dann wird man nicht beide Sachen gleichzeitig begreifen und dann noch bei alle dem auf irgendwelche Bonusplättchen achten.
Ich denke das menschliche Gehirn ist einfach nicht so aufnahmefähig zu viele neue Sachen auf einmal zu begreifen. Sobald man den Leuten vorher einmal Zug um Zug erklärt hat (man also die ersten beiden Punkte schon begriffen hat), kapiert die auch Thurn & Taxis.
Ist also alles nur Erfahrungssache...
Siedler von Catan war vermutlich so Erfolgreich, weil es Aspekte, die jeder schon von weniger komplexen Spielen kennt (Karten sammeln, Würfeln, tauschen) mit wenig neuen Aspekten zu einem ganz anderen Spiel vereint hat.

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Braz
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Beiträge: 6431

Re: Wir sind nicht von dieser Welt...

Beitragvon Braz » 12. März 2007, 00:47

Hallo Tom,

selber habe ich auch diese Erfahrungen gemacht, schiebe es aber darauf, dass entweder:

a) Leute einfach nicht gewöhnt sind, sich für etwas Zeit zu nehmen und konzentriert zu lesen...alle wollen immer gleich drauf loslegen. Das Beste ist dann immer, wenn man nach 3/4 der Regel gesagt bekommt:"Na, nu`is gut...laß uns mal einfach losspielen..." und das, obwohl sie noch gar nicht die Punktwertung etc. kennen.....

b) Leute beim Regellesen einfach zu unkonzentriert sind und auch ncht mehr de Nerv dafür haben

c) schlicht und einfach: Einfach nicht trainiert sind, gesetzesähnliche ( ;) ) Text nach Feierabend durchzulesen...

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Braz
Kennerspieler
Beiträge: 6431

Re: Wir sind nicht von dieser Welt...

Beitragvon Braz » 12. März 2007, 00:49

Lorion schrieb:
> Siedler von Catan war vermutlich so Erfolgreich, weil es
> Aspekte, die jeder schon von weniger komplexen Spielen kennt
> (Karten sammeln, Würfeln, tauschen) mit wenig neuen Aspekten
> zu einem ganz anderen Spiel vereint hat.

Ich denke/vermute eher, dass SvC ab einem gewissen Stadium einfach ein Selbstläufer war. Vielen Leuten ist die Regel bei Bekannten erklärt worden ...das Spiel fanden sie daraufhin gut und haben es sich selbst zugelegt...die Regel kannten sie ja schon (=Vermutung)

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Droegi
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Beiträge: 515

Re: Wir sind nicht von dieser Welt...

Beitragvon Droegi » 12. März 2007, 00:56

Es hängt auch stark vom Typ Spiel ab. Bei TuT führst Du immer nur Aktionen aus. Außer einer Kutsche besitzt Du nichts im Spiel, was Du verbessern kannst.
Bei SvC bauen die Spieler ihr eigenes kleines Wirtschaftsimperium auf. Das Stück Land, auf dem sie etwas gebaut haben, gehört quasi ihnen.

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Peter Gustav Bartschat

Re: Wir sind nicht von dieser Welt...

Beitragvon Peter Gustav Bartschat » 12. März 2007, 06:28

Ich persönlich komme mit Spielanleitungen ganz gut zurecht, dafür habe ich große Schwierigkeiten, bei unerwarteten Ereignissen im Zusammenhang mit Autos, Küchengeräten und PCs die richtige Entscheidung zu finden.

Nun bringe ich für Autos, Küchengeräte und PCs kein eigentliches thematisches Interesse auf, sondern möchte lediglich die Funktionen nutzen.
Ich habe zum Beispiel keine Ahnung, wie ich meine neue Kaffeemaschine dazu bringe, Milch aufzuschäumen: Ich finde keinen rechten Zugang zu den Handgriffen, die ich da ausüben muss, obwohl es eine Bedienungsanleitung mit Bildern gibt. Vermutlich ist es mir einfach zu langweilig, mich da in die Bedienungsanleitung einzulesen, aber wenn mein Leben davon abhinge, innerhalb eines Tages zu lernen, wie man Milch aufschäumt, dann würde ich das aller Wahrscheinlichkeit nach schon hinkriegen.

Bei Spielen ist das anders: Da interessiere ich mich auch für die Entstehungsgeschichte, alternative Versionen, neue Handlungsmöglichkeiten, die die Spielelemente noch bieten Ich lese mir die Spielanleitung vor dem Spiel durch, mache Probe-Partien gegen mich selbst, lese die Spielanleitung nach dem ersten richtigen Spiel nochmal, um festzustellen, was ich beim ersten Mal übersehen oder missverstanden habe.

Ich kann mir gut vorstellen, dass andere Menschen sich in dem Maße, in dem ich mich für Spiele interessiere, für Autos, Küchengeräte und PCs interessieren. Dafür möchten sie bei Spielen vielleicht nur die Funktionen nutzen, sprich: Sie möchten spielen, ohne sich erst - aus ihrer Sicht - mühsam in die "Bedienungsanleitung" einzulesen. Etwa so, wie ich zwar gerne Milch aufschäumen möchte, aber keine rechte Lust habe, das im Selbststudium zu lernen.

Ich glaube nicht, dass Aspekte wie "intelligent" und "dumm" irgend etwas mit diesem Unterschied zu tun haben. Es sind halt die Geschmäcker verschieden, aber das ist ja eine Binsenweisheit.

Mit einem lieben Gruß
Gustav

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Oliver S.

Re: Wir sind nicht von dieser Welt...

Beitragvon Oliver S. » 12. März 2007, 07:29

Ich habe letztens versucht, jemandem SAKKARA zu erklären, und ich muß leider zugeben:
Ja, wir sind nicht von dieser Welt !

weil:
1. Wir so altmodische Sachen machen wie : lesen (Die Regeln).
2. Wir darüber hinaus noch mit dem grauen Zeugs im Kopf arbeiten.
3. Wir offen für Neues sind.
4. Wir UNS mal was erklären lassen.

und 5. (Der unglaublichste Punkt, ja schon fast skandalös)

WIR SPIELEN GERNE !

mit spielerischen Grüßen
Oliver S.
www.spielevater.de

P.S.: wem Zug um Zug zu kompliziert ist, der soll mal Spiele wie z.B. LA CITTA oder PIRATENBUCHT ausprobieren. ;-)

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Ralf Vogt

Re: Wir sind nicht von dieser Welt...

Beitragvon Ralf Vogt » 12. März 2007, 08:51

Hi Tom,

meine Erfahrungen sind genauso. Wir sind definitiv ganz weit weg von den allermeisten Spielern. Wobei man eben unterscheiden muss zwischen Regellesen und Erklärtbekommen.

Erstmal muss man feststellen, dass die komplexeren Sachen, die wir Vielspieler gerne spielen, wie etwa ein Puerto Rico, Maestro Leonardo, Amun-Re, Caylus, etc die normalen Spieler vollkommen überfordert und zwar nahezu alle, selbst wenn sie alles haarklein erklärt bekommen. Von der Spielregel ganz zu schweigen, die wird nach spätestens zwei Seiten abgebrochen.

Die etwas einfacheren aber noch umfangreicheren Sachen erreichen die normalen Leute durchaus, wenn man sie gut und geduldig erklärt. Zuletzt immer wieder mit großem Erfolg auf Familienfeiern: Bluff, Carcassonne, Einfach genial, Cincinati, Zug um Zug, Heckmeck im Bratwurmeck, Ohne Furcht und Adel. Aber auch bei diesen Spielen ist die Spielregel für Gelgenheitsspieler eine enorme Hürde, die sie selten überspringen. Ich kaufe hin und wieder auf dem Flohmarkt und immer wieder höre ich von den Vekäufern, sie hätten die Regel nicht verstanden.

Und dann kommen die ganz einfachen Sachen, die auch der Gelegenheitsspieler versteht, bei denen meine Spielrunden aber die Nase rümpfen, wie Uno oder Phase 10.

Ganz schlimm finde ich einige Leute in meinem Spielekreis, die das Einfache ablehnen und immer nur die komplexen Sachen wollen. Für die ist Bluff oder Carcasonne pillepalle. Und ich frage mich dann immer, wie man mit so tollen Spielen KEINEN Spaß haben kann. :-? Ehrlich gesagt geht mir das manchmal ziemlich auf den Geist, weil es elitär und arrogant ist. Oder eben NICHT VON DIESER WELT.

Spiele Grüße
Ralf

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Thomas

[OT] Erfolg von den Siedlern von Catan

Beitragvon Thomas » 12. März 2007, 09:01

Braz schrieb:
> Ich denke/vermute eher, dass SvC ab einem gewissen Stadium
> einfach ein Selbstläufer war. Vielen Leuten ist die Regel bei
> Bekannten erklärt worden ...das Spiel fanden sie daraufhin
> gut und haben es sich selbst zugelegt...die Regel kannten sie
> ja schon (=Vermutung)

Aber wie kam es zu diesem "gewissen Stadium"? Warum haben die Leute nicht die Regeln von Adel verpflichtet, El Grande, Auf Achse, Heimlich & Co. etc. von Bekannten erklärt bekommen und sich daraufhin das Spiel selber zugelegt? Es muss 1995 noch etwas anderes passiert sein, so dass es überhaupt zu der kritischen Masse an Bekannten gekommen ist, die anderen die Spielregeln erklärt und damit als Multiplikator für die Siedler von Catan gedient haben. Aber was?

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Frank"Riemi"Riemenschneider

Re: Wir sind nicht von dieser Welt...

Beitragvon Frank"Riemi"Riemenschneider » 12. März 2007, 09:23

Tom schrieb:
> Für mich stellt sich die Frage, ob wir hier
> tatsächlich ganz, ganz weit weg von den "normalen" Spielern
> sind?
>
>Moin Tom,

Die Antwort lautet: Jein!

Es ist einfach unsere Aufgabe als Spieler, die Spiele und damit Spielregeln in die Welt zu tragen.

Wenn ich ein PC Problem habe, frage ich doch auch jemand aus meinem Bekanntenkreis. Der schreibt dann in seinem Stammforum: Sind wir ganz weit weg von dem "normalen" User?

Der gleiche PC Experte fragt mich über Spiele aus und findet das alles so kompliziert. Was schreibe ich dann in meinem eigenen Forum? :-)

Fröhliche Grüße

Riemi

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agent_T_bib

Re: Wir sind nicht von dieser Welt...

Beitragvon agent_T_bib » 12. März 2007, 09:56

...oder eine Frage der Konzentration beim Zuhören.....

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Thomas O.

Re: Wir sind nicht von dieser Welt...

Beitragvon Thomas O. » 12. März 2007, 10:11

Tom schrieb:
>
> Familienspiel". Für mich stellt sich die Frage, ob wir hier
> tatsächlich ganz, ganz weit weg von den "normalen" Spielern
> sind?

Hallo Tom,

ich habe kürzlich ganz ähnliche Erfahrungen gemacht: Nach dem Spiel eines (für meine Begriffe) einfach zu erlernenden Familienspiels meinte eine Gelegenheitsspielerin, die Spielregel sei mangelhaft. Auf mein insistierendes Nachfragen (da ich die Regel für einwandfrei halte), kam heraus, dass aus ihrer Sicht zwar alle Regeldetails im Regelheft enthalten seien, aber nirgendwo stehen würde, wie man sinnvoll spielt und was man tun muss, um erfolgreich zu sein. Ich habe versucht, ihr zu erklären, dass es Aufgabe des Spielers ist, dies in zahlreichen Partien herauszufinden und dass genau das den Spielreiz ausmacht. Und ich glaube, an dem Punkt habe ich von einer ihr unbekannten Welt gesprochen: In unserer Welt wollen wir die Spielmechanik durchleuchten, Taktiken und Strategien austüfteln, die zum Sieg führen, das Spiel "knacken". In der Welt der Gelegenheitsspieler wollen sie eine größtmögliche Transparenz von Anfang an, das Spiel genießen, ohne zu viel Anstrengung durch Regelhürden und taktische Ansprüche aufbringen zu müssen. Dazu passt auch, dass mich Gelegenheitsspieler zu Beginn eines neuen Spiels häufig fragen, ja, was tue ich denn jetzt am besten? Antwort: Irgendwas, du wirst schon sehen, was passiert; wenn vorher feststünde, mit welchen Zügen man gewinnt, dann wäre es kein Spiel.

Da stellt sich mir die Frage: Sollte in der Spielregel eine Rubrik "Taktische Tipps für Anfänger" oder "So spielen Sie sinnvoll" enthalten sein oder nicht? Viele Gelegenheitsspieler würden sich bei der Regellektüre gierig darauf stürzen. Kann man damit eine gewisse Einstieghürde erleichtern? Oder nimmt man damit den Spielern den Reiz, dies selbst zu entdecken?

Gruß Thomas (den die Frage, welche Funktionen eine Spielregel erfüllt, seit längerer Zeit brennend beschäftigt)

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Heinrich Glumpler

Re: Wir sind nicht von dieser Welt...

Beitragvon Heinrich Glumpler » 12. März 2007, 10:32

Hi,

(manche) Gelegenheitsspieler wollen sogar viel mehr - sie wollen ein Spiel intuitiv spielen können.

Eine Rubrik "Tipps für Anfänger" mag sinnvoll sein oder nicht, aber tatsächlich wünschen diese Spieler sich Spiele, die sie direkt spielen können, indem sie sich am Thema orientieren und auf ihren Bauch verlassen ("Ah, ein Autorennen - da muss ich schnell sein und aufpassen, dass ich nicht aus der Kurve fliege").

Und angesichts der Lesefaulheit, die zum Teil unterstellt wird, wäre eine solche Rubrik ... nur eine Seite mehr, die zu lesen man keine Lust hat.

(andere) Gelegenheitsspieler dagegen ... womit ich nur sagen will, dass es verdammt viele Welten gibt :-)

Grüße
Heinrich

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Günter Cornett

Re: Wir sind nicht von dieser Welt...

Beitragvon Günter Cornett » 12. März 2007, 10:53

ferdinand köther schrieb:
>
> Traurig - der ... nein, nicht Dummheit, sondern Ignoranz sind keine Grenzen gesetzt.
>
> Die Leute sind einfach zu faul, ihre paar grauen Zellen mal
> etwas joggen zu lassen, ach was, nur 'ne Kniebeuge würde reichen!

Tja, also ich denke, es gibt Leute, die spielen in erster Linie, um Spaß zu haben und weniger aus Gründen der Selbstgeißelung (was natürlich nicht immer ein Widerspruch sen muss).
Für viele gilt, dass sie keinen Spaß haben, wenn sie dafür erstmal arbeiten müssen und zwar nicht nur um sich das Spiel erstmal kaufen zu können sondern zusätzlich um es zu verstehen.

Im Optimalfall läuft es so: Man hört die Musik und tanzt dazu.
Jemand packt ein Spiel aus, in der Regel steht: so geht es. Und los geht's.
Dass das in den seltensten Fällen möglich ist, ist mehr ein Nachteil des Mediums Brettspiels als des Spielers.

Der Vorwurf der Faulheit geht von einem ganz anderen Verständnis von Spiel aus. Ist mehr sowas christliches: Quäle dich ein Leben lang durch die Spielanleitung, dann wird dir am eine himmlische Belohnung zuteil (oder auch ewige Verdammnis, falls du das eine oder andere Detail nicht berücksichtigt hast). Die Wege des Herrn Autor sind mitunter unergründlich. Frage nicht: warum ist das so, sondern nimm das einfach mal hin und das und das und das .... Kopfschmerzen!


Faulheit? - Alles eine Frage der Motivation.
Je länger die Durststrecke ist, desto verlockender muss da die Belohnung winken. Das Schaf lockst du eher mit Gras (leichte Kost, lässt sich einfach so von der Wiese aufnehmen), den Tiger mit einem Steak (dem man noch erst auflauern oder hinterherrennen muss).

Und wenn der Weg zur Wiese weit ist, ist es Aufgabe des Autors/Verlags, den Weg zu ebnen, eventuell ein paar Grasflächen am Wegesrand zu pflanzen, damit man Spass haben kann, bevor einem das komplette Spiel bekannt ist.
Positive Beispiele:
- Siedler: man liest zuerst das Wesentliche, schlägt Details später nach
- Piranja Pedro: Regel als Comic
- Civilisation (nicht die Regel, aber das Spiel selbst): Während der ersten Spielzüge braucht man viele Regeln nicht. Hat man das Prinzip verstanden, kommen weitere Regeln hinzu)
- Looping Loui: fast selbst erklärend


Ein paar kurze allgemein gehaltene Tipps zu sinnvollen Spielzügen halte ich für ausgesprochen förderlich. Wenn ich weiß, warum ich etwas tue, kann ich mir das wesentlich leichter merken, als wenn ich einfach nur Anweisungen stapeln muss.

Gruß, Günter (hat mitunter auch Probleme Spielregeln so zu formulieren, dass Dritte sie verstehen)

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Axel Bungart

Re: Wir sind nicht von dieser Welt...

Beitragvon Axel Bungart » 12. März 2007, 11:01

Hallo!

Ja, genau so sehe ich das auch. Juristen sind juristische Texte viel eingängiger als uns Nicht-Juristen. So geht es uns mit den Spielregeln.
Aber versuche mal einem Juristen ein Spiel zu erkären.... :-D

Gruß
Axel

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Matthias Prinz

Re: Wir sind nicht von dieser Welt...

Beitragvon Matthias Prinz » 12. März 2007, 11:05

Hallo Heinrich,

ich hoffe, dieses Thema wird in deinem Workshop am Wochenende zu Genüge diskutiert. :)

Ich denke auch, dass dies eine der großen Herausforderungen zu die Zukunft der Gesellschaftsspiele sind.

Meiner Meinung nach hat Siedler da seinerzeit eindrucksvoll bewiesen, wie man es macht. Da gab es in der Erstauflage (?) neben der Regel, ein großformatiger Aufbau für Spielneulinge samt Probepartie. Dazu dann noch der Siedler-Almanach zum Nachschlagen.
Das hat mit Sicherheit großen Anteil daran, dass das Spiel so erfolgreich in allen Gruppen angekommen ist.
Der zweite große Aspekt war das, was man sich für seine eigenen Spiele wünscht: Die Regeln werden von Spieler zu Spieler weitergegeben und die Regel wird erst garnicht mehr benötigt. Dann spielt man vielleicht nicht immer ganz korrekt, aber es macht meist trotzdem Spaß ;)

Viele Grüße
- Matthias

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achim

Re: Wir sind nicht von dieser Welt...

Beitragvon achim » 12. März 2007, 11:09

Hallo Tom,
wir haben gestern die Wikinger von Pro Ludo gespielt. Klare Regel und einfaches Spiel, das soll für uns bedeuten, das Spiel ist einfach zu spielen, aber schwierig zu gewinnen. Nach ca. zwei Stunden kam eine kleine Nebendiskussion auf, ob dieses Spiel von "normalen Weihnachtsspielern" zu meistern wäre. Wir kamen zum einstimmigen, ohne überheblich wirken zu wollen, Beschluss, dieses, vom Regelwerk sehr gut aufgebaute und leichte Spiel, wäre für diese Leute ein Fehlkauf. Wie kamen wir zu dieser Erkenntnis:

- Die Regel ist für dieses Klientel zu umfangreich
- Der Spielmechanismus ist viel zu komplex und für Wenigspieler zu
kompliziert,d.h. sie werden vom Spiel nicht geführt, sondern müssen selbst ihre
vielfältigen Züge planen.

Obwohl ich nicht gewonnen habe, mir persönlich der Glücksanteil stellenweise etwas hoch erscheint (sagen alle Verlierer), hat mir dieses Spiel gut gefallen. Als "Weihnachtsspieler" wäre ich aber wahrscheinlich über das Öffnen des Spielkartons nicht hinausgekommen.

Aber, und da sind wir uns doch wohl alle einig, nicht alle Spiele müssen für alle Spieler geeignet sein. Es gibt doch für jeden etwas. Und das Schöne daran ist, wer mehr will, kann auch mehr bekommen!

Gruß
achim


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