Beitragvon Daniel R. » 1. November 2007, 16:10
Hallo Eike,
Du schreibst:
Demnach sollte das "Spiel des Jahres" in Deutschland wohl auch besser "Von einer handvoll Geeks ausgewähltes angebliches Spiel das Jahres" heißen?
Nein, denn da ist Dir ein Logikfehler unterlaufen:
Das Spiel des Jahres ist ein Jury-Preis und kein Publikumspreis.
> Welchen Namen man dem Kind gibt ist doch eigentlich wurscht...
Eben nicht (ist sogar sehr wichtig, siehe meine Erläuterung)
Namen im Sinne einer Etikette ist mächtiges Kommunikatinosinstrument. Der Titel "Schweizer Spielepreis" suggeriert Seriösität und schweizer Qualität.
Also entweder ist es eine kompetente Jury die einen solchen Preis verleiht oder dann ist ein Publikumspreis.
Per Definition handelt es sich hier um einen Publikumspreis, da Kunden der organisieren Ludotheken aus einer Auswahlliste ihre Lieblingsspiele benennen durften.
Wenn eine Ludothek (oder deren Verband) eine Vorauswahl tätigt, dann dies hinsichtlich auch der Verfügbarkeit in den Ludotheken, denn die Leute sollen ja die Spiele im Sortiment beurteilen/wählen können.
Punkt 1
Abgestimmt haben lediglich 800 Personen (alles Kunden, welche Spiele in Ludotheken ausleihen).
Dies ist zuwenig um repräsentativ für die Schweizer Spieleszene zu sein. Beim DSP konnte ja jeder abstimmen, der wollte, ob schriftlich oder per Internet. In der Schweiz wurden nur Ludothekenkunden berücksichtigt.
Punkt 2
Eine Ludothek wählt ihre Spiele nach ganz besonderen Kriterien aus, denn das Material wird verliehen. Einerseits soll es robust sein und nicht allzuviel Kleinmaterial enthalten, welches schnell verlorgen geht bzw. zuviel Aufwand bei der Rücknahmekontrolle verursacht. Ausserdem dürfen auch hier die Regelwerke nicht zu komplizert sein.
Diese speziellen Erfordernisse kippen Spiele wie Caylus, Schatten über Camelot oder Säulen der Erde schon mal gleich aus dem Rennen. Für die Auswahl des Sortimentes geht das in Ordnung, für eine faire Wahl eines Siegers aber nicht.
Wenn man implizit davon ausgeht, dass ein Spielepreis das beste Spiel aller auf dem Markt erhältlichen Spiele auszeichnen soll, dann sprechen die Kritikpunkte eine klare Sprache, dass dieser Preis die mit dem Titel verbundenen (immanenten) Erwartungen NICHT erfüllen kann.
Ich habe kein Problem damit, dass "Einfach genial Knobelspass" einen Preis gewinnt, aber bitte nicht mit einem Titel, der suggeriert, hier hätte die ganze Schweiz mitbestimmt.
Es ist sicher schön, dass auch wir in der Schweiz einen Preis vergeben, nur schade, dass sowenig dabei gedacht/geplant wird.
Viele Grüsse
Daniel