Beitragvon Marcus Segler » 13. November 2007, 18:52
Hallo,
zu 1960 - The Making of the President gibt es hier kaum Beiträge, deshalb mal ein paar Sätze von mir. Meine Meinung beruht auf einer kompletten Partie.
Die Regeln bekommt man im Internet, und wem die 24 Seiten zu viel sind der kann sich einfach die letzte Seite ansehen, dort findet sich eine sehr brauchbare und ausreichende Regelzusammenfassung.
Die Ausstattung des Spiels ist sehr schön. Der Plan sieht gut aus, die Spielkarten auch und alleine das Layout der Regeln zeigt, dass viel Zeit und Liebe in das Spiel investiert wurde.
Was bietet das Spiel? 5 Aktionsrunden, dann eine Debatte, 2 Aktionsrunden und schließlich die Präsidentenwahl.
Funktioniert das Spiel? Ja, man hat einige Möglichkeiten seinen Einfluss auf das Spielfeld zu bringen. Die Karten geben dem Spiel eine sehr dichte Atmosphäre und die Ereignisse auf den Karten werden kurz erläutert – wer von uns kennt sich schon so gut mit der Wahl von 1960 aus?
So versucht man also während der Aktionsrunden die Wählergunst in den Staaten zu gewinnen, Einfluss auf wichtige politische Themen zu nehmen, die Medien zu beeinflussen oder schlicht und ergreifend den Gegner zu behindern.
Das funktioniert gut, man kann mit jeder Karte etwas anfangen.
Dann kommt die Debatte. Dort werden Karten, die man in den vorangegangenen Runden angesammelt hat, ausgespielt um bei den drei politischen Themen die Nase vorne zu haben. Das zahlt sich aus, denn der Sieger jedes einzelnen Bereichs darf eine bestimmte Menge von Holzklötzchen (Einfluss) ins Spiel bringen.
Es folgen noch zwei Aktionsrunden und dann ist sie schließlich da, die entscheidende Präsidentenwahl. Hier können noch bestimmte Ereignisse eintreten, die man schon früher im Verlauf des Spiels gespielt hat. Dann versucht jeder Spieler noch mit vier angesparten Karten bestimmte Staaten zu übernehmen, eventuell schließen sich bisher unentschlossene Staaten dem Kandidaten an, der die Medien kontrolliert.
Dann kommt die große Abrechnung: die Spieler nehmen sich die gewonnenen Staatenplättchen und addieren die Stimmen. Die können, je nach Staat, sehr unterschiedlich aussehen: New York bringt fette 45 Stimmen, Hawaii nur drei.
Es gewinnt der Kandidat, der mehr mindestens 269 Stimmen sammeln konnte.
Die Spieldauer von 1960 liegt locker unter zwei Stunden.
Meine persönliche Meinung zu diesem Spiel ist durchwachsen. Ja, es funktioniert. Ja, die Spieldauer ist kurz. Ja, es sieht schick aus.
Aber: irgendwie fehlt mir die Beziehung zu dem Thema.
Betrachte ich nun das andere Spiel von Jason Matthews an, Twilight Struggle, dann muss ich sagen: Es kommt irgendwie besser.
Ich spiele viel TS, am Tisch und auch im Internet. Und ich halte TS von der Komplexität her für wenig anspruchvoll. Noch weniger darf es für mich nicht sein. Aber: man spielt es am Tisch in unter drei Stunden und im Internet in weniger als 60 Minuten. TS hält durch die Siegpunktleiste und die ständigen Wertungen die Spannung permanent hoch, etwas was mir bei 1960 völlig fehlt. Schlaumeier könnten hergehen und permanent die Stimmen der Staaten auszählen, aber ich denke dafür ist 1960 nicht gemacht. Man sollte es zügig spielen, genau wie TS.
So bin ich der Meinung, dass 1960 deutlich hinter TS zurück bleibt (Amerikaner mögen das anders sehen ;-).
Wer sich allerdings von TS überfordert fühlt und schon immer wissen wollte, welche Auswirkung ein schlecht rasierter Nixon im Fernsehen hatte, der sollte es sich vielleicht ansehen.
Gruß Marcus