Beitragvon Marten Holst » 16. August 2008, 18:30
Moin,
> Der Ausstausch des Anspruches von "Mittel" zu "Gering"
> steigert möglicherweise die Verkäufe, aber nicht die
> Spielkultur (was ja auch ein erklärtes Ziel der Jury ist).
Das hängt jetzt zum größten Teil an der Frage, was genau für Dich, für mich, für die Jury diese ominöse "Spielkultur" ist. Die Jury versteht darunter, so wie ich es verstehe, erst einmal: das Spielen(*) sollte in zunehmend mehr Haushalten regelmäßiger Bestandteil des Alltags (oder des "Alltäglichen besonderen Tages") werden, es soll weiterhin das Interesse geweckt werden, sich mit dem Angebot in diesem Sektor zu beschäftigen und weitere Spiele anzusehen (also nicht nur Skat- oder Siedlerrunde), auch mal neue Spiele anzusehen und nicht nur die Klassiker. Also "Spielen als Teil der (Lebens- oder Alltags-) Kultur". Dein Anspruch (so wie ich ihn herauslese) geht mehr in Richtung "Förderung des anspruchsvollen Spieles innerhalb des Spielemarktes", also Vorstellung des "anspruchsvolleren auf dem aktuellen Markt" oder als Schlagwort "Mehr Kultur im Spielen(**)". Noch anders plakativ formuliert: die Jury will, dass (mittelfristig) die Verkaufszahlen steigen, Du willst, dass die Durchschnittsqualität der verkauften Spiele steigt. Das muss sich nicht ausschließen, aber es sind eben doch sehr verschiedene Ziele. Und - ziemlich sicher im Gegensatz zu Dir, wie ich Deine Postings verstehe - ich glaube nicht, dass es in der Breite erfolgreicher ist, Nichtspieler mit anspruchsvollerer Kost (in diesem Sinne) zu ködern. (***)
Wobei bei Verkaufszahlen immer schwierig ist, herauszufinden, warum sie so sind. Sind die Verkaufszahlen von Torres schlechter, weil das Spiel Leute vom Design her nicht ansprach ("Kauf via Regalblick"), weil weniger Leute beim Spielen bei Freunden von dem Spiel überzeugt wurden, weil die SdJ der Vorjahre das Vertrauen in die Marke erschüttert hatten und SdJ nicht mehr blind gekauft wurden, etc.
Tschüß
Marten
(*) Natürlich zu verstehen in unserem Sinne der Brettspiele, Kartenspiele etc. Also nicht Kubb, nicht mit Kindern spielen, kein MMUORPG oder QVCPDFXYZ
(**) Nein, kein Quiz über klassische Kunstrichtungen in Musik, Bild und Architektur... das war anders gemeint...
(***) Ausnahmen bestätigen die Regel. Und da alle Vergleiche hier hinken, meiner auch nur in der Fußnote: ich bekomme wohl Whiskynichtmöger eher überzeugt, immer mal wieder einen Whisky mit Genuss zu trinken, wenn ich ihnen einen anständigen Blended(****) vorsetze und ihn sie so trinken lasse, wie sie wollen, also gerne mit etwas Cola und Eis. Komme ich mit einem 17-Jahre-Ardbeg an, verbiete Cola und Eis, dann denke ich, werden mehr Leute von "prrrrrrrrrrrr örx" reden. Obwohl ich persönlich genau mit letzterer Methode an Whisky "herangeführt" wurde.(*****)
(****) Der Germanist spricht hier von einem "Oxymoron"
(*****) Insofern ein schlechtes Beispiel, weil man sich sehr gut streiten kann, ob die Verbreitung alkoholischer Kultur, und sei es nur bei denen, die eh schon mal ein Glas trinken, ein wünschenswertes Ziel darstellt.