Beitragvon bagelboy » 5. März 2009, 17:48
Ich sehe das mit dem Spenden doch eher anders als ihr: klar lässt das Spiel dem Spieler die freie Wahl, wann er spendet. Natürlich kann ich erst in der letzten Runde spenden und bleibe bis dahin liquide, aber erstens sind (jedenfalls in meinen Runden) die wenigsten Spieler so diszipliniert und behalten genug Geld zurück um dann wirklich nicht rauszufliegen. Zweitens ist das Spenden am Ende kalkulierbarer. Ich kann besser abschätzen, wer wie viel Spenden wird. Spende ich dagegen schon während des Spieles immer mal (womit ich kein panisches Permanentspenden meine) können die Spieler meine Summe nur schwer einschätzen und müssen dann eher abwägen, wie viel sie wirklich spenden müssen um nicht rauszufliegen. Drittens finde ich, nimmt man sich selbst einiges an Stimmung/Spannung, wenn man erst am Ende spendet. Ich kann (um es mit dem Beispiel mal runter zu brechen) auch eine Runde "Mensch ärger dich nicht" spielen und niemals jemand anderen rausschmeißen (außer, wenn es gar nicht anders geht) - spielen alle friedlich, zockelt "Mensch ärger dich nicht" so vor sich hin und ist noch langweiliger, als es ohnehin schon ist. Spielt man gegen Kinder wird es nicht lange dauern bis diese einen rausschmeißen. Gleiches geschieht bei Livingstone: Spende ich erst am Ende, weil alle anderen das auch nicht wollen, dann mag das funktionieren - ändert sich die Spielerunde und es wird häufig gespendet, sollte man sich doch schnellstens überlegen, ob man nicht auch spendet. Ich spiele es mittlerweile so, dass ich einfach spende, wenn ich will. Das ist mal in einer Partie recht spät und in einer anderen recht früh. Gerade, wenn ich viele Edelsteine verkauft habe, spende ich gerne auch mal früher etwas. Die verblüfften Gesichter am Spielende begleitet mit dem Satz „ich hatte ganz vergessen, dass du am Anfang schon gespendet hast“ finde ich sehr unterhaltsam. Meistens verändert sich auch das Spendenverhalten mit der Anzahl der Partien. So habe ich es jedenfalls bei den meisten meiner Mitspieler erlebt.
Zu der Spieldauer muss ich ebenfalls sagen, dass ich da vollkommen andere Erfahrungen gemacht habe. Klar war mal die eine oder andere Runde ein bisschen länger als die Durchschnittsspieldauer. Dafür habe ich auch schon einige 2er-Runden deutlich unter der vorgegeben Spieldauer gespielt. Finde es jedoch keinesfalls negativ mal ein wenig länger und mal ein weniger kürzer zu brauchen. Klar kann es ab irgendeinem Punkt anstrengend sein, wenn sich ein Spiel hinzieht, aber mal ehrlich: liegt es dann nicht eher an den Mitspielern und einem selbst? Wenn ich oder meine Mitspieler in einem Spiel in einen ewig langen Grübelmodus verfallen, dann brauche ich mich auch nicht zu wundern, wenn das Spiel plötzlich sehr lange dauert. Außerdem dauern Spiele anfänglich meistens länger, als später, wenn man gut eingespielt ist. Beispielsweise langweile ich mich gewaltig, wenn ich jemandem Agricola beibringe und dieser bei seinen Zügen einfach nicht aus dem Knick kommt. Klar, ist das ein umfangreiches Spiel, aber genauso gut kann man die Charakterauswahl bei „Ohne Furcht und Adel“ nennen bei der ich mich schon gefragt habe, was daran mehrere Minuten dauern kann sich eine Karte auszusuchen! Spieler die eingespielt sind, benötigen dafür vielleicht maximal ne halbe Minute.
Mit anderen Worten: Kenne ich ein Spiel, benötige ich weniger Zeit und bleibe auch in der Regel in der Durchschnittsspieldauer, die der Verlag angibt.