Dominion?!? Wie konnten die nur....?

[Stefan Bosse]

Oh je, Dominion ist's. Damit verabschiedet sich die SDJ-Jury endgültig von dem Anspruch, einen Familien-Spielepreis zu vergeben. Jetzt sind sie also zum Steigbügelhalter der Vielspielerszene geworden. Nur wegen Spielniveau und so wird ein derartiges Spiel auf den Thron gehievt, womit Oma unterm Weihnachtsbaum garantiert nicht klar kommt. Was soll das eigentlich? Denkt denn keiner an die Familien mit kleinen Kindern und Rentnern?

So, das musste mal gesagt werden. Endlich können wir diese Diskussion mal andersrum führen! :lol:



P.S. Ein Quäntchen Unernst war übrigens auch dabei, falls es jemand nicht bemerkt hat.

[ravn]

Einfach Hinweis in die Spieleschachtel packen, dass man Angriffskarten in den ersten x Partien meiden soll und schon klappt es auch mit Oma unterm Weihnachtsbaum. Ist dann allerdings genauso ein autistisches Spielvergnügen wie FITS.

Keine Frage, kann Spass machen, aber sollte "das Spiel des Jahres" nicht mehr können, als nur Vielspieler befriedigen, die dank Brettspielwelt in hunderten Fast-Food-Partien ihre Taktiken optimiert haben? Wenn die Mitspieler entweder egal werden, weil man seinen eigenen Stiefel eh runterspielt, oder mit Angriffskarten nur nervig die Spieldauer verlängern, frage ich mich, warum ich Dominion spielen soll.

Augenzwinkernde Grüsse mit einem Körnchen Warheit

Cu / Ralf

[Attila]

Hiho,

Ganz ehrlich: Wenn Dominion ein vielspieler-Spiel ist, dann bin ich wohl der typische Familienspieler.

Atti

[ludosophicus]

1) Die Funktion der Karten erklärt sich am Besten durch einfaches ausprobieren. Das heißt bis auf den Grundablauf muss zu Beginn nicht viel erklärt werden, der Rest ist learning by doing.

2) Keltis schnitt beim DSP so schlecht ab wie noch kein SdJ zuvor. Dominion hingegen schneidet so gut ab, wie es schon seit ein paar Jahren keinem Hauptpreis gelungen ist.

3) Spieleinteressierte Journalisten werden nicht ein anderes Spiel öffentlich zum Spiel des Jahres erklären, weil ihnen der aktuelle Hauptpreisträger nicht gefällt.

usw. ... ;)

[Stefan Bosse]

Das ist auch mein Kritikpunkt, dass es eben Killerstrategien gibt, die man nur mit anderen Killerstrategien in den Griff bekommt - und die dann mechansich herunterspielt.

"Autistisch" trifft es eigentlich ganz gut.


Gruß
Stefan

[Stefan Bosse]

> Ganz ehrlich: Wenn Dominion ein vielspieler-Spiel ist, dann
> bin ich wohl der typische Familienspieler.

Kennst du "War in Kindezimmer" mit der "Aufräumen"-Extension? Wird durch die "Ab-ins-Bett-Erweiterung noch besser, ein absoluter Kracher. Familein-Strategiespiel vom Feinsten, mit einer Spieldauer locker über drei Stunden. Nur die 10.000 Counter in Form von Duplo-Steinen sind etwas groß. ;-)

[ludosophicus]

Was ich vergaß: Die durchschnittlich häufig spielende Familie freute sich in den vergangenen Jahren, den Neuzugang des Jahres bei Gefallen in den darauffolgenden Jahren mit Erweiterungen ausbauen zu können.

Dieses Mal steht beim Griff ins Regal zur Neuanschaffung die einladende Erweiterung bereits als überzeugendes Verkaufsargument daneben. Der ein oder andere nicht knauserig wirken wollende Spieleverschenker wird da wohl mit zwei Schachteln das Geschäft verlassen.

Außerdem:

Das überragende Spiel des Jahrgangs war bislang noch kein überragendes Umsatzinstrument (Ende 2008 waren meines Wissens nur ca. 5000 verkaufte Spiele zu verzeichnen). Das ist nun Geschichte. Ein - wie ich finde - verdienter Erfolg. Die Jury wird damit auch ihrer selbstauferlegten Verpflichtung gerecht, für hohe Spielqualität in der gegenwärtigen und zukünftigen Spielkultur zu sorgen.

Spielerische Grüße
Mirko

[Michael Weber]

ludosophicus schrieb:

> 3) Spieleinteressierte Journalisten werden nicht ein anderes
> Spiel öffentlich zum Spiel des Jahres erklären, weil ihnen
> der aktuelle Hauptpreisträger nicht gefällt.
>
> usw. ... ;)

http://www.reich-der-spiele.com/specials/Das-Spiel-des-Jahres-2009-ist-gewaehlt

:-D

[Grzegorz Kobiela]

Ich freue mich, dass Dominion es geschafft hat, aber als Vielspieler nicht als Gelegenheitsspieler. Solche nämlich werden von der Regel erschlagen. Nicht einmal ich habe die Regeln beim ersten Mal verstanden bis mir es ein Freund erklärt hat. Dann machte es bei mir "autsch" (nach dem Motto "OMG, so einfach ist das?").

Es ist leicht, aber nicht leicht zu erlernen, wenn es einem keiner erklärt. Es ist nun mal ein total anderes Spielprinzip, das es bisher in der Form nicht gegeben hat.

[rolf]

Wir haben mit dem empfohlenen Set in der Spielregel das Spiel kennen gelernt. Wir vier fanden das Spiel total langweilig und öde.
Dann haben wir mit Angriffs- und Verteidigungskarten gespielt und alle fanden es 1000 mal besser. Heute spielen wir mit Zufalls- oder Wunschdeck (jeder sucht sich zwei Karten aus).

[l8xx]

Mir gefällt D. sehr gut. Aber für die Masse wäre ein Faune wohl besser gewesen.

Ich sehe D. als Experiment: Vielleicht kann es so sehr begeistern wie Siedler vor ca. 20 Jahren. Vielleicht also kann man Gelegenheitsspieler in die Vielspielerecke ziehen. Siedler war ja damals für viele der Einstieg in die Szene. Das könnte bei D. auf gelingen.

[Grzegorz Kobiela]

Dominion könnte vor allem Jugendlichen gefallen, die ja auch alle Arten von Trading Card Games lieben. In dem Sinne sehe ich das ähnlich. Dominion könnte das neue Gateway Game werden.

[Klaus Knechtskern]

"l8xx" hat am 29.06.2009 geschrieben:
> Mir gefällt D. sehr gut. Aber für die Masse wäre ein Faune
> wohl besser gewesen.
>
> Ich sehe D. als Experiment: Vielleicht kann es so sehr
> begeistern wie Siedler vor ca. 20 Jahren. Vielleicht also
> kann man Gelegenheitsspieler in die Vielspielerecke ziehen.
> Siedler war ja damals für viele der Einstieg in die Szene.
> Das könnte bei D. auf gelingen.

naja, 20 Jahre sind das noch nicht ganz ;-)

Noch nicht mal 15.....

[l8xx]

>
> naja, 20 Jahre sind das noch nicht ganz ;-)
>
> Noch nicht mal 15.....

Ich hab's nicht mehr genau gewußt, deshalb eben "ca."

[Richard van Vugt | GAMEPACK.nl]

Gateway zu was? Mehr Sammelkartenspiele wie Magic? Wo ist das 'zusammen ein Spiel spielen' bei 'Dominion'? Auf BGG nennt man sowas 'Multiplayer Solitaire'; hier auf das Forum wird es autistisch genannt. Beide sind so wie ich das sehe dasselbe. Mir hat das Spiel kein Spaß gemacht.

Viele Grüße,
Richard

www.gamepack.eu

[ravn]

Wobei es ja anscheinend ausreichend viele Spieler gibt, denen Dominion Spass macht, auch oder gerade eben weil man nicht direkt zusammenspielt, sondern nur indirekt mal mehr oder weniger auf die Mitspielerzüge reagiert.

Als Alternative für mich ganz nett, ab im Zweifel spiele ich doch lieber zusammen mit und gegen meine Mitspieler und dafür gibt es ausreichend viele Spiele. Also hat ein Dominion auch seien Daseinberechtigung in seiner ganz besonderen Nische der Eigenbrötler...

Cu/Ralf

[Richard van Vugt | GAMEPACK.nl]

Da ist es bereits schon gut angekommen; ein mir befreundeter Spieler der sehr gerne 'Magic' spielt findet 'Dominion' toll und hat es auch gekauft. Aber neue Spieler in die Hobby ziehen tut es sehr warscheinlich nicht.

Viele Grüße,
Richard

www.gamepack.eu

[Hartmut Th.]

"Richard van Vugt | GAMEPACK.nl" hat am 29.06.2009 geschrieben:
> > seiner ganz besonderen Nische der Eigenbrötler...>
>
> Da ist es bereits schon gut angekommen; ein mir
> befreundeter Spieler der sehr gerne 'Magic' spielt findet
> 'Dominion' toll und hat es auch gekauft. Aber neue Spieler
> in die Hobby ziehen tut es sehr warscheinlich nicht.

Hallo Ralf & Richard,

bei unserer Spielevorstellung Ende letzten Jahres, bei der sich Dinslakener Familien (die sonst nicht zu unseren Spielkreistreffen kommen) vor Weihnachten informieren, kam Dominion bereits sehr gut an, ebenso auf unseren Spieleseminaren in Hilchenbach - auch hier einige "Spiele-Normalos" dabei (@Ralf: da haben wir beide übrigens eine hier nicht genannte echte Graupe gespielt, das war aber nicht Dominion). Und auch sonst habe ich in den vergangenen Monaten viele Nicht-Vielspieler (aus Bekanntenkreis, Sportverein usw.) erlebt, die an Dominion sehr viel Spaß hatten. Von einem Nicht-miteinander-Spielen kann doch echt nicht die Rede sein. Und wenn man es so spitzfindig sieht, dann sind ja wohl auch Spiele wie "Take it easy" oder "6 nimmt" in Euren Augen absolute Flops, oder? Zuletzt kommt es auch darauf an, ob und wie man ein Spiel erklärt bekommt oder sich aneignen muss - wobei letzteres m.E. bei Dominion doch noch eher leicht ist.

Kann ja sein, dass Ihr beiden keinen Spaß daran habt (wie ich an zig anderen Spielen), aber miesmachen schafft Ihr nicht - mir und (vermutlich vielen) anderen macht es weiterhin viel Freude :-)

verspielte Grüße, Hartmut (ach, wie oft muss auch ich im Leben mit der Wahl anderer klarkommen...)

- Spielekreis Hiespielchen - www.hiespielchen.de/dominion -

[ravn]

Hartmut Th. schrieb:

> Und wenn man es so spitzfindig sieht,
> dann sind ja wohl auch Spiele wie "Take it easy" oder "6
> nimmt" in Euren Augen absolute Flops, oder?

Flops keineswegs, sondern beides Spiele, die in entsprechenden Spielrunden zu entsprechenden Spielstimmung gut passen. Genauso funktionieren Linq und Was'n'das? nur in entsprechenden Spielrunden. Soviel Vielfalt ist doch toll!

> Kann ja sein, dass Ihr beiden keinen Spaß daran habt (wie ich
> an zig anderen Spielen), aber miesmachen schafft Ihr nicht -
> mir und (vermutlich vielen) anderen macht es weiterhin viel
> Freude :-)

Missmachen will ich hier niemanden Dominion, nur relativieren, dass es eben nicht jeder für ein wirklich tolles Spiel hält, so dass man jetzt auch zwingend dafür beim Deutschen Spielepreis stimmen muss. Habe eben leider nach den ersten (durchaus interessanten, weil eben neu) Spielpartien ohne interaktive Karten eben nur und aussschliesslich solche Partien erlebt, wo diese Angriffs-Karten das Spielefühl kaputt gemacht haben.

Cu / Ralf

PS: Welchen Hilchenbach-Flopp meintest Du?

[Klaus Knechtskern]

"l8xx" hat am 29.06.2009 geschrieben:
>>
>> naja, 20 Jahre sind das noch nicht ganz ;-)
>>
>> Noch nicht mal 15.....
>
> Ich hab's nicht mehr genau gewußt, deshalb eben "ca."

*g*

[Richard van Vugt | GAMEPACK.nl]

Alles gesagt.

Viele Grüße,
Richard

www.gamepack.eu

[l8xx]

Fits, welches ja auch hoch im Kurs gehandelt wurde, ist aber noch mehr solitär.
Bei D geht es darum schneller als die Gegner an's Ziel zu kommen. Die geringe bis 0-Interaktion ist korrekt. Sehe ich aber bei manchen Runden als Vor- bei anderen als Nachteil.

[Batquad]

ich glaube egal welches spiel "spiel des jahres wird",
es wird immer jemand sich darüber muckieren. ist es wie letzes jahr keltis ( welches ich auch nicht sooooo gut finde), dann wird gesagt ohne thematik, keine spieltiefe etc,
oder wie jetzt "dominion" dann wird gesagt zu anspruchsvoll, nicht familientauglich. also welches spiel soll denn nun gewinnen welches den grossteil zufrieden stellt.
also meine meinung, da es ja SPIEL DES JAHRES heisst sollte es auch ein spiel werden für vielspieler, ein preis für spieler. man verteilt ja auch keine oscars an drittklassige deutsche talkmaster.
spiele nominieren für vielspieler und damit punkt.

[Michael Schlepphorst]

Na dann will ich nun auch mal meinen Senf dazu geben nachdem ich lange nachgedacht habe ob ich es tun soll oder nicht ;-)

Ich persönlich bin jemand der dieses Spiel absolut genial findet und eben genau wie Siedler damals das Zeug zu einem neuen Klassiker haben kann. Auch weil es eben mal dem Einheitsbrei widerspricht.

Daher freue ich mich natürlich riesig über die Wahl, andererseits finde ich sie aber auch sehr mutig. Denn wie schon einige erwähnt haben ist es sicherlich etwas anspruchsvoller als manch andere Titel der letzten Jahre. Obwohl die Regeln recht kurz und einfach sind, ist der Einstieg nicht zu unterschätzen und viele die es anhand der Regel versuchen werden könnten scheitern.

Wie bei jedem Spiel des Jahres gibt es natürlich immer wieder Leute die es mögen oder eben nicht. Aber die Argumentationen das die interaktiven Karten den Spielreiz senken kann ich so gar nicht nachvollziehen. Die in der Regel vorgeschlagenen Regeln bieten Decks an die allesamt gut funktionieren und nur bei ganz krassen Zufallsdecks kann es passieren, dass eine Art Endlosschleife produziert wird. Aber man ist ja auch nicht gezwungen die Decks zufällig zu wählen.

Ich finde es jedoch komisch einerseits die fehlende Interaktivität zu bemängeln und sich dann bei dem verstärkten Einsatz von interaktiven Karten über die daraus resultierende längere Spieldauer zu beschweren. Ich meine über welche Spielzeiten reden wir denn? EIn Dominion mit interaktiven Deck dauert doch trotzdem niemals länger als 60-80 Minuten. Und das ist doch nun wirklich nicht zu lang für ein Spiel, oder? Wenn es dabei dann aber interaktiv und spannend zu geht ist das doch völlig, ok.

Gut was jeder für spannend empfindet ist natürlich subjektiv, aber man kann nicht behaupten das es dann schlechter funktioniert. Es ist dann eben anders und das ist IMHO die große Stärke dieses Spiels. Je nach Deck spielt es sich unerschiedlich und natürlich ist es irgendwo eine Optimierungsaufgabe. Aber welches Spiel ist das nicht wenn man es oft genug gespielt hat? Dominion wird aufgrund seiner kurzen Spieldauer eben oft gespielt und dann entwickelt man irgendwann feste Strategien die man zu optimieren versucht. Besser so als ein Spiel das ich nach 3-5 Partien nie wieder anpacke weil es nichts neues bietet.

Kurzum, ich bin sehr gespannt wie es in den nächsten Monaten ankommen wird in der Familienspiel-Gemeinde. Ich traue dem Spiel ein ähnliches Potential wie Carcassonne oder vielleicht auch SvC zu. Aber es ist nach längerer zeit sicherlich mal wieder ein mutiger Versuch der Jury, der natürlich auch in die Hose gehen kann ...

Grüße

Michael, der Dominion mit oder ohne roten Pöppel gerne spielt ...

[peer]

Hi,
Ich stimme dir weitestgehend zu. Natürlich darf der Anspruch eines SdJs nicht zu hoch sein, aber andererseits ist es auch nicht gut wenn nur Niedrig-Anspruch-Spiele SdJ werden können. Dann ist die Gefahr eben groß, dass ein Spiel zum "SDJ-Einheitsbrei" verkommt; eben dass es eine gante Reihe mittelmäßiger, nicht wirklich schlechter SdJs geben wird, von denen aber auch keines hervorsticht.
Es ist immer mutig etwas nonkonformistisches zu prämieren. Es kann in die Hose gehen (wie bei Torres) oder es kann etwas wirklich großes dabei rauskommen (wie bei Siedler oder auch Carcassonne). Was davon zutrifft wird die Zeit zeigen. Im Moment beschweren sich die Ablehner von Dominion und die Fans sehen sich bestätigt - gute Argumente gibt es für beide Seiten.

ciao
peer
www.spielbar.com