Beitragvon ravn » 31. Mai 2010, 12:05
Eine interessante Vorabauswahl, mal überkritisch beleuchtet:
Dixit - Wer nicht ein wenig feingeistig veranlagt ist, kann mit diesem Assoziationsspiel wenig anfangen. Habe schon Spielrunden bzw. Mitspieler erlebt, bei denen es gnadenlos durchgefallen ist, aber ebenso Überraschungen, wo es gut angekommen ist, wo ich es nicht erwartet hätte. Die Zählleiste auf der Schachtel finde ich blöd, weil die Schachtel immer im Weg steht. Zudem hat (oder hatte) das Spiel einen gewaltigen Regelfehler in der deutschen Version und eine nummerierte Ablage der Karten fehlt, die man aber improvisieren kann mit Abstimmungsplättchen.
Identik - Die Originalausgabe mit elektronischem Timer fand ich besser, weil die auch in der Mitte der abgelaufenen Zeit gepiept hat und niemand auf die Sanduhr achten musste. Zudem werden die Mitspieler mehr als man selbst belohnt, wenn man gut erklärt. Wer das Spiel zu taktisch spielt, kann es kaputtspielen auf diese Art und Weise, sollte aber eh nicht die Zielgruppe sein.
A la Carte - Erinnert von der Optik eher an Puppenstube und kann deshalb abschrecken, wenn man es das erste Mal öffnet oder präsentiert. Gut vom Verlag gewählt, kein Foto vom Spielmaterial auf die Schachtel zu packen. Der Spielablauf ist nett, aber beschränkt sich eigentlich auf eine Würzbewegung, die den ganzen Reiz ausmacht. Direkte Interaktion wird nur durch den Würfelwurf oder Sonderplättchen ermöglicht, ansonsten spielt man so nebenher und wartet, bis man wieder selbst agieren kann.
Im Wandel der Zeiten Würfelspiel - Die chinesischen Arbeiten haben keine Bohrschablone, sondern bohren die Löcher der Statusholzblocks nach viel Gefühl. Sieht immer noch wie vom Weihnachtsmarkt aus, aber wenigstens die Würfel sind jetzt lesbar im Gegensatz zur Erstauflage des Originals. Interaktion ist hier ebenfalls Fehlanzeige und nur über die negativ wirkenden Katastrophen gegeben. Wer gewinnt, entscheidet in erster Linie die Würfelhand, weil wenn genau das fällt, was man braucht, dann ist man auf der Siegerseite.
Fresko - Alter Wein in neuen Themen-Schläuchen. Wer in der Spielreihenfolge hinten sitzt, muss oft nehmen, was eben übrig bleibt. Bei der Fresko-Malerei lebt man von den Vorlagen der Mitspieler, die sich eventuell nicht merken können oder wollen, welche Farben man genommen hat und was man damit malen kann. Vermittelt zudem ein bedenkliches Weltbild, dass früh aufstehen griessgrämig macht und man das beheben kann, in dem man nicht selbst, sondern seine Arbeiter ins Theather schickt. Eurogame in seiner guten Ausprägung, wo Mechanismus vor Thema geht, aber trotzdem ein Thema gefunden werden muss. Durch die Module kann man sich sein eigenes Spiel zusammenbauen auf der Komplexitäts-Skala.
Fazit: Alle nominierten Spiele haben ihre Schwächen, wenn man denn unbedingt Schwächen finden will. Alle nominierten Spiele machen in der richtigen Spielrunden aber auch Spass. Fresko ist da wohl am tauglichsten, weil jeder - bis auf Farbenblinde - da mitspielen können in der Grundversion und es die Herausforderung bietet, es auch mal mit allen Modulen zu spielen.
Cu/Ralf