Beitragvon peer » 2. Juni 2010, 13:17
Hi,
Christof T. schrieb:
>
> Aber Peer, was darf denn ein Maßstab sein für die
> »Nichtspieler da draußen«?
Es gibt keinen verbindlichen Maßstab. Das ist ja der Gag. "Die Siedler von Catan" sind ein augenscheinliches Beispiel: Es gibt viele Regeln und die Spieldauer geht über 60 Minuten. Dennoch war das Spiel ein Erfolg. "Raub-Ritter" dagegen hat eine Simpel-Regel, ist aber so abstrakt, dass viele Wenigspieler aus meinem Bekanntenkreis damit nicht klarkommen. (Ich mags übrigens).
Die Regellänge macht eben noch keinen Sommer - der Regelaufbau ist mindestens ebenso wichtig (Siedler war da genial - ich wiederhole mich da gerne - was sicherlich zu dem Erfolg wesentlich beigetragen hat). Auch die Frage wie intuitiv die Regeln sind und wie leicht zu erfassen. Löwenherz (eines meiner Top-50, wenn nicht Top20-Spiele) hat das Problem, dass alles gleichzeitig erfasst werden muss. Dafür ists dann relativ intuitiv, was wieder ein Plus ist. Insgesamt ists aber wohl noch auf der Grenze des Machbaren...
Letztlich spielt auch der Aufforderungscharakter eine große Rolle. Wenn die Motivation fehlt, kann das Spiel noch so einfach sein, es wird weggepackt - und notfalls auch mit der Begründung "Ist zu schwierig". Weckt es dagegen Begeisterung, fuchst man sich auch in kompliziertere Dinge rein (Meine Eltern - sonst die absoluten Vorzeige-Gelegenheitsspieler - wollten z.B. unbedingt Britannia kennenlernen, weil sie die Art des Spieles mit den vielen Völkern fasziniert hat. Mein Vater ging dann sogar mit mir die Regel zusammen durch.).
Die Aussage "Spiel XY hat zu viele Regeln" ist zu vereinfacht. Da ist mehr Fingerspitzengefühl gefragt und das vermisse ich ein wenig bei der Jury in den letzten Jahren. Ich bin wirklich kein Jury-basher und ich bin sicherlich auch ein Realist was die Regelverstehkompetenz der breiten Masse betrifft (Hey, ich bin Lehrer - sogar Chemielehrer und arbeite damit im Zweitunbeliebtesten Fach in Deutschland). Aber die große Angst auch mal was etwas komplizierteres zu wagen halte ich für kontraproduktiv und auch für zu kurz gegriffen... Es gibt viele Variablen, die bestimmen, ob ein Spiel etwas für die "breite Masse" ist. Die Regellänge als einzige heranzuziehen lässt zu viel außer acht - und ist auch didaktisch und lerntheoretisch falsch (Ist ja auch nicht so, dass die Schüler nur die einfachsten Lerngebiete mögen/beherrschen...)
ciao
peer