Beitragvon HHumpty.Dumpty » 20. August 2010, 04:26
Zitat:
"Mittlerweile stapeln sich die Anfragen nach kostenlosen Rezensionsexemplaren und Gratisspielen für Spieleclubs. Für jedes verschenkte Spiel müssen zehn verkauft werden. Okay, die Spieleschachtel bekommt eins, auch die Leute von Odyssee 2020. Wer ist denn das? www.ich-rezensiere-dein-spiel.de? Nie gehört. Mal im Netz nachschauen. Ah, die haben schon fünf Spiele besprochen. Warum nicht auch dem Nachwuchs eine Chance geben? Spiel eingetütet und weg. "
Hallo liebe Spielgemeinde!
Hallo auch geschätzte Standbetreuer aus Essen, Verlagsleute, Spielerfinder!
So sehr ich auch, wie wohl fast alle anderen hier, über diesen großartigen Artikel von den Nöten eines Spielerfinders gelacht habe.
So sehr ist mir das lachen an oben genannter Stelle doch im Halse steckengeblieben. Ich nehme dies einmal zum Anlass, auf einen Mißstand aufmerksam zu machen und hoffentlich Standbetreuer auf der Spielmesse Essen, Verlagsleute und Spielerfinder für dieses Thema zu sensibilisieren.
Es geht um den Mißbrauch von Presseausweisen und sog. "Möchtegernrezensenten".
Anno 2009, kurz nach der Spielmesse Essen, ist mir und anderen Spielern aus meiner Region ein Mißstand bekannt geworden, der nicht nur mir sprichwörtlich die Galle in den Hals getrieben hat.
2009 hat jemand aus unserer Region, "schwerbewaffnet mit einem Presseausweis" die Spielmesse Essen besucht.
Zum allerersten mal.
Ohne jegliche Reputation.
Ohne jegliche Referenzen.
Ohne das jemand für Person in genannter Sache "gebürgt" hätte.
Der Besuch geschah relativ spontan mit einer nur kurzen Vorbereitungszeit und war nach jeder Definition ein "Erstlingsbesuch".
Genannte Person ist kaum ein Jahr vorher in die Spielscene unserer Region eingeführt worden und die - nun ja, sagen wir spielerische Praxis und Erfahrung von Person ist zu diesem Zeitpunkt noch sehr "überschaubar" gewesen.
Besagte Person war wie erwähnt mit einem "Presseausweis" schwer bewaffnet. Ansonsten bestand das "Kapital" dieser Person in zwei großen XL Zieh-Trollis und einer oder zwei fetten Kamera(s), die gut sichtbar über dem Bauch hangelte(n).
Person ist von Stand zu Stand gezogen, hat mit ihrem "Presseausweis" rumgewedelt und konnte mit erschreckendem Erfolg "Rezensionsexemplare" in einem höheren dreistelligen Euro-Wert erbeuten. Oder anders ausgedrückt: Die "Beute" betrug ca. zwei große XL Reisekoffer voller Spiele (so ein XL Koffer fasst wohl um die ca. 120 l. Volumen?). Da in diese Koffer nicht alles hineinpasste was Person an "Rezensionsexemplaren" anvertraut wurde, hat Person Zusagen div. Standbetreuer bekommen, das ihr nach der Messe noch weitere "Rezensionsexemplare" zugeschickt werden würden. Inwieweit das dann tatsächlich geschehen ist, entzieht sich meiner Kenntnis - also bleiben wir mal bei den verbürgten zwei Koffern!
Das ist nun 10, fast 11 lange lange Monate her.
Soweit mir, soweit anderen Spielfreunden aus unserer Region bekannt, hat die Person bis heute für diese Spiele irgendwo öffentlich eine Rezension hinterlegt.
Im großen und ganzen muß man sagen, das viele Verkaufscrews in Essen anscheinend erschreckend leichtgläubig auf die Anfrage nach diesen "Rezensionsexemplaren" reagiert haben.
Person wurde so gut wie nicht gefragt, ob sie:
- überhaupt schon einmal eine Rezension veröffentlicht / geschrieben hat.
- ein geeignetes Forum hätte, wo genannte Rezensionen dann erscheinen sollten.
- oder welcher Art denn der sog. "Presseausweis" währe?
War die Person Reporter, Journalist?
Also fachlich vermutlich in der Lage, eine Rezension eloquent zu Papier zu bringen?
Oder war die Person - ohne genannte Berufsstände jetzt kleinreden zu wollen - evtl. Fotograf, Kameramann/frau, evtl. auch einfach "nur" Kabeltrommelträger? Dies qualifiziert nicht unbedingt automatisch dazu, eine Rezension zu schreiben, das ist hoffentlich einsichtig?
Nun mag man dazu, das sich hier jemand offensichtlich mit großem Erfolg "persönlich" bereichert hat, stehen wie man will. Der eine oder andere mag nun vielleicht auch Schulterzuckend denken "Ja und - bei den Auflagen der großen Verlage - Herrgott, das eine Spiel halt". Eine gute Freundin von mir meinte sogar: "Holger Holger, reg Dich darüber doch nicht auf, dieses Verhalten ist in der Medienbranche (bei Bücher und CD`s) völlig normal". Sie ist ausgebildete Moderatorin, sie wird wissen wovon sie da redet.
Ich möchte auch gar nicht darauf hinweisen, was der laxe Umgang mit solchen "Möchtegernrezensenten" für ein Signal an all die vielen vielen Spiele-Supporter, Spiele-Erklärbären UND die renomierten ehrenhaften Rezensenten, die unser aller Spielerleben durch unermüdlichen Einsatz mit voller Seele bereichern, ausstrahlt. Hier in meiner Region haben diese Leute soweit ich mit ihnen gesprochen habe, jedenfalls ALLE einen richtig dicken Hals wegen der Sache!
MIR persönlich geht es um folgenden Punkt. Diesen Punkt hat mir ein namenhafter Spielevent-Organisator unserer Region aus seiner erlebten Praxis heraus erklärt und das ist mir - leider - erschreckend einsichtig.
Verlage haben einen "Spieletopf".
Aus diesem "Topf" werden alle Anfragen von Rezensenten bedient.
Aus diesem "Topf" werden aber AUCH alle Anfragen von Cons, von Spielevents bedient. Egal ob kleine, mittlere oder große Events.
Jedes Spiel also, das nun aus diesem "Topf" zur persönlichen Bereicherung abgegriffen wird, fehlt dann als z.B. "Leihspiel" einem dieser Spielevents.
Problematisch ist das vor allem für die kleinen und mittelgroßen Cons. Diese müßen nämlich bei den Verlagen - insbesondere bei den kleineren Spieleverlagen - oft ganz schön rudern und strampeln, um auch nur ein paar Leihspiele, geschweige denn "Spiele zur weiteren Verwendung" (bei Folgeveranstaltungen) zu erhalten. Denn gerade die KLEINEREN Spielverlage haben nicht das Geld um zahllose Rezensions/Con-Frei-Exemplare vorzuhalten.
Wenn da also nun so ein "Möchtegernrezensent" an die Verlage herantritt und in nennenswertem Umfang deren Spieletopf "abschöpft", ohne seiner damit eingegangenen ___VERPFLICHTUNG___ einer Rezension nachzukommen. Schädigt das (auch) die CONscene. Und nimmt damit der Spielgemeinde jede Menge Spielspaß!
Denn wir Spieler gehen zu diesen Spielecons, um dort (auch) die aktuellen Spieleneuheiten des Jahres auszuprobieren, ggf. Kaufentscheidungen zu treffen. Und jedes Spiel, das auf diese Weise "abgegriffen" wird und in einer privaten Spielesammlung verschwindet... findet NICHT seinen Weg auf die kleinen und mittelgroßen Spielecons. Kann daher von UNS Spielern nicht entdeckt, nicht ausprobiert, nicht kennengelernt werden.
Das macht die Cons kapput. Und beraubt uns Spieler von der "Basis" jeder Menge potentiellem Spielspaß.
Das ist, wie gesagt die Argumentation eines Spielevent-Organisators aus unserer Region. Dem ich mich in dieser Meinung unbedingt anschließe.
Ich hoffe also, das dieser Beitrag für 2010 nun sprichwörtlich die Fische im See aufgeschreckt hat, so das sie dieses Jahr nicht mehr beissen.
Liebe Standbetreuer, Verlagsleute, Spielerfinder.
Wenn zur Messe Essen Gestalten an euch herantreten und anfangen mit ihrem Presseausweis herumzufuchteln.
Kontrolliert bitte diese "Presse"ausweise.
Fragt nach, welcher "Art" von Presse die Person denn ist?
Fragt bitte nach, ob sie Referenzen hat, ob sie schon mal Spielerezensionen irgendwo veröffentlicht hat.
Fragt nach wo das war. Fragt ob jemand aus der Spielscene die Person kennt und ggf. bestätigen kann, das sie hinreichend vertrauenswürdig ist. Fragt für welches "Blatt" (resp. Webseite) sie schreibt. Und OB sie überhaupt für ein "Blatt" schreibt! Ist die Person z.B. arbeitslos oder hat den Beruf gewechselt - und das u.U. schon seit einigen Jahren - wird so ein Presseausweis nicht etwa von irgendjemanden automatisch eingezogen (habe ich zumindestens so gehört). Die Person behält (oft) das kostbare Stück Pappe einfach. Für zumindestens einige "Presse" Leute ist so ein "Presseausweis" also wie eine Lizenz zum Gelddrucken (freier Eintritt als "PRESSE" zu diversen Veranstaltungen incl.)
Wenn das also so ist, wie meine oben genannte Freundin meint. Das der Mißbrauch von Presseausweisen dieser Art in der Medienbranche gang und gäbe ist... ist unser Regional-Kandidat sicherlich kein Einzelfall sondern nur die eine doofn@se, die hier in der Region den Mund zu weit aufgemacht hat um mit ihrem "Erfolg" auch noch Hausieren zu gehen genau das ist nämlich hier geschehen).
Mit spielerischen Grüßen!
Holger.