Beitragvon kleinerpoet » 30. Oktober 2010, 15:53
Hallo, Leute!
Im Anschluss werde ich einen Text, den ich neulich schon einmal im Kinderspielforum veröffentlicht habe, hier noch einmal für alle wiedergeben - denn ich habe das Gefühl, das Thema "Politische Korrektheit" ist - gerade auch, wenn wenig darüber gesprochen wird - für viele Spieler wichtig.
Dabei klingt mir ein wenig die Bemerkung eines Redakteurs nach, mit dem ich über ein realistisches Spielthema sprach, also nichts Anstosserregendes, sondern bloss ein aktuelles Thema, das häufig in den Nachrichten auftaucht.
Sinngemäß sagte dieser Redakteur, daß Spieler für die Dauer eines Spiels bewusst in eine andere Welt jenseits der realen abtauchen wollten und daher Spielthemen, die sich z.B. mit der Wirklichkeit und / oder Ungerechtigkeiten beschäftigten, selten annähmen.
Das liess ich erstmal sacken, mußte aber später wieder daran denken. - Ist es wirklich so, daß a l l e Spieler beim Spiel der realen Welt entfliehen wollen?????
Ich würde gerne von Spielern erfahren, welche Themen sie bevorzugen, und welche Themen sie bei Spielen vermissen. Möglicherweise gibt es ja Spielthemen, die durchaus gewünscht aber nie von uns Autoren oder den Verlagen präsentiert werden...
Dabei ist es mir völlig gleich, wie große Chancen dieses Thema dann tatsächlich hat, im heutigen Verlags-common-sense veröffentlicht zu werden... es interessiert mich einfach.
*************************
Und hier noch einmal mein oben erwähnter Originalbeitrag aus dem Kinderspielforum, den man ohne Weiteres auch auf die Welt der Erwachsenenspiele übertragen kann:
In einem Interview von REICH DER SPIELE sagt die Spieleautorin Britta Stöckmann ( www.reich-der-spiele.com Komplett-Link:
http://www.reich-der-spiele.com/specials/Britta-Stoeckmann-ueber-Expedition-Sumatra )unter anderem Folgendes:
"(...) Was wäre die Spielewelt ohne die Möglichkeit, seine Mitspieler rauszuwerfen, in den Bankrott zu treiben, sie manchmal gar zu ermorden oder die Niagarafälle hinunterstürzen zu lassen, Hühnern die Schwanzfedern auszureißen, Baumaterialien wegzuschnappen oder zu stehlen, Vampiren Knoblauch in ihre Ruhestätte zu legen, oder auch einfach mal die Welt zu erobern? Wer wollte schon ein Spiel spielen, in dem vor lauter Gerechtigkeit und Moral keinerlei Reibereien auftreten und am Ende alle die gleiche Anzahl Punkte bekämen?"
Der Hintergrund dieser Antwort war die Frage über politische Korrektheit in Spielen. Bei Britta Stöckmann ging es um ein Familien- und nicht um ein Kinderspiel. Trotzdem finde ich es interessant, das hier mal im Bereich des Kinderspiels aufzugreifen.
Denn immer wieder gibt es Themen, die Menschen bewegen... oft denken aber Redakteure und / oder Spiele(gross)händler, "so was geht nicht, verkauft sich nicht / machen wir nicht."
Besonders extrem scheint mir der Markt bei Kindern zu sein. Denken wir hier grad mal an andere Gebiete jenseits des Brettspiels: Lucky Luke bekam albernerweise irgendwann seine Zigarette - und Markenzeichen - aus dem Mund genommen und dafür einen Strohhalm zwischen die Lippen; bei Asterix und in anderen Comics fliesst niemals Blut und Donald Duck ist ein ungeschlechtlicher Erpel, dessen 'Neffen' sich über Zellteilung vererben, weil man bei der Existenz von Kindern in Comics fragen könnte, wo diese herkämen... ach, wie schrecklich!
Vergleichbares gibt es natürlich ebenfalls im Spielebereich, ohne daß mir auf Anhieb gleich konkrete Negativbeispiele einfallen.
Mich würde nun mal interessieren, ob es Autoren gibt, die mit bestimmten Themen bei Redakteuren genau aus diesem Grunde gescheitert sind; oder umgekehrt Redakteure, die etwas von der politischen Linie Abweichendes gerne mal machen würden, es aber aus den unterschiedlichsten Gründen nicht tun.
Nachtrag zu den Themen:
Hier im Spielerforum interessiert mich natürlich auch: wo sind diejenigen, die mal 'anders' spielen möchten. Was für Themen gehen für Euch gerade noch bzw. ziehen Euch (eben weil sie 'böse' sind) an, und wo sagt Ihr, "nein, geht nicht mehr, ist mir zu geschmacklos / grausam ?"
Schönes Wochenende noch, Euer Ralf