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Schimmel im Fernhandel - Konsequenzen von Verlagen, Händlern und Käufern

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kleinerpoet
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Schimmel im Fernhandel - Konsequenzen von Verlagen, Händlern und Käufern

Beitragvon kleinerpoet » 21. November 2010, 14:16

Hallo, Leute!

Leider treten derzeit immer wieder Schimmelprobleme bei Holzprodukten auf, die aus Fernost kommen und von dort verschifft werden.

Ein Spielehersteller erklärte das wie folgt:

========================================================

Sowohl in China als auch bei uns gibt es eine Qualitätskontrolle für Holzprodukte wie Spielfiguren etc. Trotzdem ist es möglich, daß ein Produkt, daß in China perfekt in den Container kam, beim Ausladen Schimmelbefall haben kann.
Wie kommt das?

Die Temperaturschwankungen im indischen Ozean betragen bis zu 35°. Werden die Teile in Hamburg in der kühleren Jahreszeit angeliefert, vergrössert sich die Bandbreite der Temperaturen, denen die Ware unterwegs ausgesetzt ist.

Dadurch ist es möglich, daß unterwegs durch wechselnde Luftfeuchtigkeit und starke Temperaturunterschiede Schimmelbildung auftritt.

In diesem Fall muß die Ware entschimmelt (es gibt spezielle Verfahren dafür) oder ersetzt werden.

==========================================================

Soweit der Hersteller.

Ich habe aus dem Gedächtnis zitiert, daher nicht wortwörtlich, sondern sinngemäß.

Seine Konsequenz daraus ist, daß dieser Hersteller verstärkt mit europäischen Zulieferern arbeitet, da das zugleich Probleme mit Zeitverzögerungen durchs Verschiffen durch die halbe Welt reduziert.

Meine These: können das nicht alle machen?

Können wir in Zukunft und langfristig nicht weggehen von chinesischen, tschechischen, russischen, amerikanischen Herstellern... und hin zu einheimischen Zulieferern?

--- Deutsche Produkte haben oft einen hohen Qualitätsstandard. Wenn wir uns in der Spielebranche darauf einigten, daß alle Verlage nur Markenware aus dem Inland herstellen und politisch Druck machten, daß ausländische Billigimporte mit sehr hohen Strafzöllen belegt würden, geschähe meines Erachtens folgendes:

- Die einheimische Wirtschaft würde gestärkt. Arbeitsplätze, die jetzt in Billiglohnländern angesiedelt sind, kämen allmählich zurück nach Deutschland.
- Produkte kämen sehr schnell auf wichtige Messen, wie z.B. nach Essen.
- Die leichte Preiserhöhung, die durch einheimische Lohn- und Produktpreise zustande käme, müsste mittelfristig von allen Beteiligten akzeptiert werden. Langfristig könnte aber (insbesondere bei wirkungsvollen Strafzöllen für Billigprodukte aus dem Ausland oder ein Importverbot, was noch wirkungsvoller wäre) eine Preisstabilisierung eintreten und Spieleprodukte sogar günstiger werden: kürzere Wege und der Wegfall von Zöllen bzw. der Stop von Billigprodukten erzeugt eine stärkere Nachfrage nach einheimischen Produkten.

Das möchte ich einfach gern mal als Anregung hier ins Netz stellen. Freuen würde ich mich, wenn sich auch Vertreter von Firmen beteiligen, die sich selten zu Wort melden wie Ravensburger (und ich meine hier Ravensburger selbst, am besten die Chefetage, keine außerhalb angesiedelten Dienstleister, so verdienstvoll sie auch sein mögen), Kosmos, Selecta, Winning Moves, Goldsieber und alle anderen Stimmen, die wir im Forum kaum hören.

Es wäre spannend, zu hören, was die Firmen dazu sagen, und meines Erachtens mutig, wenn sie es genauso öffentlich sagten wie Vertreter von Amigo, Huch oder Alea, die ja auch häufig ihre Stimme in diesem Forum erheben.


Herzliche Grüsse, Euer Ralf Gringmuth

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peer

Re: Schimmel im Fernhandel - Konsequenzen von Verlagen, Händlern und Käufern

Beitragvon peer » 21. November 2010, 14:32

Hi,
ja klar sind einheimische Produktionen unproblematischer (Dann gibts auch keine Probleme beim Zoll oder Transportverzögerungen).
Nur: Gerade bei Holz- und Printmedien ist die Produktion in China erstmal deutlich günstiger. Wenn man hier darüber diskutiert ob 30¤ oder 40¤ für ein "7 Wonders" zu viel ist, dann sorgt man automatisch dafür, dass Verlage ihre Produktionsstätten dahin verlagern wo Materialschlachten (zumindest theoretisch) nur halb so teuer produziert werden können.

ciao
peer (hat jetzt mal versucht so neutral wie möglich die Sachlage darzustellen)

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Herbert

Re: Schimmel im Fernhandel - Konsequenzen von Verlagen, Händlern und Käufern

Beitragvon Herbert » 21. November 2010, 14:38

> Nur: Gerade bei Holz- und Printmedien ist die Produktion in
> China erstmal deutlich günstiger. Wenn man hier darüber
> diskutiert ob 30¤ oder 40¤ für ein "7 Wonders" zu viel ist,
> dann sorgt man automatisch dafür, dass Verlage ihre
> Produktionsstätten dahin verlagern wo Materialschlachten
> (zumindest theoretisch) nur halb so teuer produziert werden
> können.

Ein 7 Wonders erscheint ja gerade aufgrund der Materialqualität als zu teuer. Für 35 Euro kann ich ein Kartenspiel auch im Inland in guter Qualität produzieren.

Gruß aus dem Münsterland
Herbert

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peer

Re: Schimmel im Fernhandel - Konsequenzen von Verlagen, Händlern und Käufern

Beitragvon peer » 21. November 2010, 15:14

Hi,
Herbert schrieb:

> Ein 7 Wonders erscheint ja gerade aufgrund der
> Materialqualität als zu teuer. Für 35 Euro kann ich ein
> Kartenspiel auch im Inland in guter Qualität produzieren.

Mmh, wenn ich demnächst mal wieder etwas mehr Zeit habe, werde ich mal Angebote einholen - nur um zu sehen, wie sich so ein Preis zusammensetzt (Ludofakt + Graphiker kontaktieren, Autorenhonorar und Gewinnspanne einrechnen, Steuer + Händlercharge draufrechnen)

ciao
peer

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Duschkoenig
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Re: Schimmel im Fernhandel - Konsequenzen von Verlagen, Händlern und Käufern

Beitragvon Duschkoenig » 21. November 2010, 15:17

"Wenn wir uns in der Spielebranche darauf einigten," ... Das nennt man ein Kartell und das ist zum Glück und zum Wohle der Konsumenten verboten und wird auch entsprechend bestraft.

Lass doch die Verlage das anbieten und ihre Produkte auch so bewerben. Wenn die Konsumenten das wirklich wollen, werden sie das schon kaufen und es sich durchsetzen.

Grüße DK

P.S. wenn ich über einen eigenen Kleinverlag nachdenke, dann ist da durchaus der Gedanke, alle Holzteile in heimischen Behindertenwerkstätten herstellen zu lassen. Ob sich das rechnet ist mir nicht klar, aber im hochwertigen Segment sollte das durchaus ein Kaufargument sein ...

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kleinerpoet
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Re: Schimmel im Fernhandel - Konsequenzen von Verlagen, Händlern und Käufern

Beitragvon kleinerpoet » 21. November 2010, 15:27

Nein, Duschkönig, da würd ich Dir gern wiedersprechen.

Wenn man nationale Richtlinien anstrebt (wie z.B. Russland früher bei gewissen Zöllen auf ausländisches Getreide, um den inländischen russischen Markt zu schützen), so ist das kein Kartell, sondern die Vorgehensweise eines Staates, der das Wohl seiner Bauern und Zwischenhändler im Sinne hatte.

Das lässt sich auch auf andere Branchen übertragen.

In der Richtlinie z.B. gegen Kinderarbeit, Ausbeutung von Arbeitskräften in China und anderen Billiglohnländern liegt auch kein Kartell vor, aber sie schützt ausländische Arbeitnehmer, auf deren Rücken sehr günstige Preise entstehen.

Ein Kartell ist meines Erachtens (ohne, daß ich die Definition jetzt extra nachschaute) eine geheime Absprache, die nur wenigen Anbietern nutzt und dem Rest schadet.

Meine Intention ist eine ö f f e n t l i c h e und offene Vereinbarung, die jeder einsehen kann und die allen inländischen Produzenten nützt: nix Kartell, nix Geheimnistuerei und Förderung einheimischer (auch kleinerer) Zuliefererfirmen.

Gibt es eigentlich ab und an den einen oder anderen Politiker, sei es lokal oder national, der diese Themen mitliest und sich für die Spielebranche einsetzen will? Kennt jemand Menschen in entsprechenden Verbänden (Produzenten, Handelsorganisationen, Juristen, Politiker), der diesen mal einen Hinweis in dieser Sache geben will?

Immerhin tönen die meisten Politiker oft, daß sie viel für einheimische Branchen und den deutschen Einzelhandel tun wollen, jetzt könnten sie auch mal handeln und uns vor zu billigen Importen schützen.

Gruß, Ralf

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Volker L.

Re: Schimmel im Fernhandel - Konsequenzen von Verlagen, Händlern und Käufern

Beitragvon Volker L. » 21. November 2010, 15:35

kleinerpoet schrieb:
>
> Immerhin tönen die meisten Politiker oft, daß sie viel für
> einheimische Branchen und den deutschen Einzelhandel tun
> wollen, jetzt könnten sie auch mal handeln und uns vor zu
> billigen Importen schützen.

Deutschland hat einen erheblichen Außenhandelsüberschuss.
Wenn Deutschland Strafzölle auf Einfuhren erhebt, um die
heimische Wirtschaft zu schützen, werden andere Länder
das gleiche machen, wodurch dann unterm Strich viel mehr
Arbeitsplätze in Deutschland verloren gehen als neu
entstehen... :-|

Man wird allenfalls einzelne konkret begründete Maßnahmen
wie Vermeidung von Kinderarbeit in Billiglohnländern o.ä.
unternehmen können, und selbst da droht dann ein
Handelsstreit mit den betreffenden Ländern.

Gruß, Volker

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Duschkoenig
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Beiträge: 26

Re: Schimmel im Fernhandel - Konsequenzen von Verlagen, Händlern und Käufern

Beitragvon Duschkoenig » 21. November 2010, 15:37

Also ich hatte "Wenn wir uns in der Spielebranche darauf einigten" zitiert und das ist ein Kartell zum Schaden der Kunden (denen wird nämlich die Auswahl genommen und höhere Preise abverlangt).

Was jetzt erwähnst ist die uralte Diskussion gegen Freihandel (schau mal unter Corn Laws, Ricardo und komparative Kostenvorteile nach). Dazu ist so ziemlich alles gesagt. Gut gemeint mag es ja sein, schadet aber nur dem Konsumenten und nützt denen, die einen komparativen Kostennachteil haben.

Zu Strafzöllen und WTO Regeln wollte ich auch noch was schreiben, aber das Volker gerade getan ...

Wie gesagt, ich würde einfach die Konsumenten entscheiden lassen.

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Dirk Piesker
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Re: Schimmel im Fernhandel - Konsequenzen von Verlagen, Händlern und Käufern

Beitragvon Dirk Piesker » 21. November 2010, 15:51

> Wenn man nationale Richtlinien anstrebt (wie z.B. Russland
> früher bei gewissen Zöllen auf ausländisches Getreide, um den
> inländischen russischen Markt zu schützen), so ist das kein
> Kartell, sondern die Vorgehensweise eines Staates, der das
> Wohl seiner Bauern und Zwischenhändler im Sinne hatte.

Ja. Strafzölle gegen Qualtitätsmängel.
Das nenn ich mal ein volkswirtschaftlich innovatives Konzept.
Klappt bestimmt prima!

Aber sehr poetisch..


Gruß,
Dirk

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rol
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Re: Schimmel im Fernhandel - Konsequenzen von Verlagen, Händlern und Käufern

Beitragvon rol » 21. November 2010, 16:18

Hi,
ein (kleines) Tütchen Trockensalz - pro eingeschweißtem Spiel - kann das Schlimmste verhindern, aber da müsste bei den Verlagen das Problembewußtsein möglicherweise noch wachsen; allerdings sollten dann die Holzteile nicht im Folien-, sondern Stoff- oder Papiersäckchen verpackt sein.

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Attila
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Re: Schimmel im Fernhandel - Konsequenzen von Verlagen, Händlern und Käufern

Beitragvon Attila » 21. November 2010, 17:27

Hiho,

Das ist imo aber eine billige Ausrede.
Meines erachtens ist das Problem, das die Farben nicht ausreichend getrocknet werden, bevor das zeug dann weiterverarbeitet (in Kartons gepacken, eingeschweisst, etc) wird.

Hier einen auf Protektionismus machen hilft imo aber auch keinem weiter.

Atti

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Volker L.

Re: Schimmel im Fernhandel - Konsequenzen von Verlagen, Händlern und Käufern

Beitragvon Volker L. » 21. November 2010, 19:06

Attila schrieb:
>
> Meines erachtens ist das Problem, das die Farben nicht
> ausreichend getrocknet werden, bevor das zeug dann
> weiterverarbeitet (in Kartons gepacken, eingeschweisst,
> etc) wird.

rol schrieb:
>
> ein (kleines) Tütchen Trockensalz - pro eingeschweißtem
> Spiel - kann das Schlimmste verhindern (...) allerdings
> sollten dann die Holzteile nicht im Folien-,
> sondern Stoff- oder Papiersäckchen verpackt sein.

Ist Euch schonmal aufgefallen, dass die Zipp- oder
sonstigen Plastiktütchen, in denen die Holzteile drin
sind, üblicherweise gelocht (oder porös) sind?
Ratet mal, wozu die gelocht werden ;-)

Und in Kombination mit korrekter Lochung sollte das von
rol vorgeschlagene Tütchen Trockensalz auch gegen solche
extremen Schwankungen der Umgebungsbedingungen helfen,
die ich im Gegensatz zu Atti nicht als billige Ausrede,
sondern zumindest als [i]mögliche[/i] zusätzliche Ursache
für denkbar halte.

Gruß, Volker

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Harald

Kommt Holz aus Fernost?

Beitragvon Harald » 21. November 2010, 19:19

Woher stammt eigentlich die Information, dass deutsche Spielehersteller ihre Holzteile aus Fernost kommen lassen? Sicherlich mag das sein. Ich denke aber, dass Holzteile häufig aus Osteuropa zugeliefert werden. Manche Hersteller, insbesondere wenn sie Kinderspiele verlegen, produzieren sogar in Deutschland selbst.

Gruß Harald
http://kids.gamesweplay.de

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drfunk

Re: Schimmel im Fernhandel - Konsequenzen von Verlagen, Händlern und Käufern

Beitragvon drfunk » 21. November 2010, 20:05

Also um den klimatischen Aspekt mal zu klären:

Wird ein Spiel in einem heißeren Gebiet mit der dort herrschenden Luftfeuchtigkeit eingeschweißt, was ggf. sehr viel Feuchte sein kann, so kommt es bei einem Temperaturabfall zum Ansteigen der relativen Luftfeuchtigkeit bis der sogenannte Taupunkt erreicht ist. Dann kondensiert die Leuftfeuchtigkeit und die Spielmaterialien werden nass. Die kälteren Temperaturen sorgen zudem dafür, dass Schimmel exzellente Lebensbedingungen vorfindet.
Der Vorschlag einfach Silica-Gel-Päckchen hinzuzufügen sollte das Problem lösen, schließlich kennt man diese Lösung ja bei elektrischen Geräten.

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achim

Re: Schimmel im Fernhandel - Konsequenzen von Verlagen, Händlern und Käufern

Beitragvon achim » 21. November 2010, 21:06

Schimmelbildung bei Holzteilen bei neuen Spielen habe ich über die Jahre hinweg bisher nur dreimal festgestellt. Interessant dabei ist, dass es sich ausschließlich um Matagot-Spiele gehandelt hat. Ich kann mir ebenso wie Attila nicht vorstellen, dass dabei die Schiffreise der Verursacher war. Ich denke eher, dass dies mit der Qualität der Farbe zusammenhängt, die zum Einfärben der Holzteile verwendet wurde sowie deren Trocknungszeit.

Dass dieser Schimmelbefall in dieser Häufigkeit bei nur einem Hersteller (in meinem Fall) geschehen ist, kann durchaus auf Zufall beruhen, um jedoch meine Gesundheit sowie die meiner Familie zu schützen, will ich den Zufall für die Zukunft nicht überstrapazieren und verzichte auf Spiele dieses Herstellers.

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Thomas Reh
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Re: Schimmel im Fernhandel - Konsequenzen von Verlagen, Händlern und Käufern

Beitragvon Thomas Reh » 21. November 2010, 23:12

Da gibt es aber auch Fälle bei anderen Verlagen.

Gruss
Thomas

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ravn

Re: Schimmel im Fernhandel - Konsequenzen von Verlagen, Händlern und Käufern

Beitragvon ravn » 21. November 2010, 23:54

achim schrieb:

> Ich kann mir ebenso wie Attila
> nicht vorstellen, dass dabei die Schiffreise der Verursacher
> war. Ich denke eher, dass dies mit der Qualität der Farbe
> zusammenhängt, die zum Einfärben der Holzteile verwendet
> wurde sowie deren Trocknungszeit.

Packt mehr Schimmel-Ex in die Farbe und das Problem ist gelöst!

Cu / Ralf

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Herbert

Re: Kommt Holz aus Fernost?

Beitragvon Herbert » 22. November 2010, 11:24

> ... Manche Hersteller,
> insbesondere wenn sie Kinderspiele verlegen, produzieren
> sogar in Deutschland selbst.

Es wäre wünschenswert, wenn das nicht nur für Kinderspiele geschähe.

Gruß aus dem Münsterland
Herbert

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Harald

Re: Kommt Holz aus Fernost?

Beitragvon Harald » 22. November 2010, 11:31

Wobei das Ausgangsposting unterstellt, dass sogar Selecta Holzteile aus Fernost bezieht. Da fände ich es erstmal gut, wenn dafür ein Beleg vorgebracht würde.

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Folmion
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Re: Kommt Holz aus Fernost?

Beitragvon Folmion » 22. November 2010, 11:39

Ich finde nicht, das der Eingangspost irgendeinem Verlag etwas unterstellt. Selecta wird doch nur am Ende erwähnt, wo der Threadersteller den Wunsch äussert, das sich auch Verlage an der Diskussion beteiligen.
Das beinhaltet doch keine Unterstellungen.

Viele Grüße,
Florian

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dilli
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Beiträge: 356

Re: Kommt Holz aus Fernost?

Beitragvon dilli » 22. November 2010, 14:13

Nicht nur Selecta, soindern auch andere beziehen die Holzteile aus Tschechien - von Detoa http://www.detoa.cz/vyrobni-technologie/mezinarodni-veletrh-hracek-norimberk-nemecko.htm
Und ich habe nicht den Eindruck als ob bisher bei den Verlagen verschimmelte Teile aufgekommen wären

dilli
(die sehr wohl zwischen Fernost und Tschechien untescheidet)

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Ralf Arnemann
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Re: Schimmel im Fernhandel - Konsequenzen von Verlagen, Händlern und Käufern

Beitragvon Ralf Arnemann » 22. November 2010, 16:44

> Leider treten derzeit immer wieder Schimmelprobleme
> bei Holzprodukten auf ...
Sagt wer?

> Können wir in Zukunft und langfristig nicht weggehen
> von chinesischen, tschechischen, russischen,
> amerikanischen Herstellern ...
Natürlich können wir das. Dann müssen wir halt auch die Konsequenzen akzeptieren - nämlich eine krasse Verarmung.

Das "buy local"-Konzept wurde ja schon ausführlich getestet. Bekannt unter dem Begriff "Mittelalter". Man ist aus guten Gründen davon abgekommen.

> Deutsche Produkte haben oft einen hohen
> Qualitätsstandard.
Oft - aber garantiert ist das nicht. Es gibt auch miese deutsche Produkte und hervorragende ausländische.
Generell gilt: Qualität kostet.

> und politisch Druck machten, daß ausländische
> Billigimporte mit sehr hohen Strafzöllen belegt würden,
Eine spannende Idee für ein Land, das ganz wesentlich vom Export lebt ...

> Arbeitsplätze, die jetzt in Billiglohnländern
> angesiedelt sind, kämen allmählich zurück nach
> Deutschland.
Kaum. Entweder würde sie durch Maschinen ersetzt, oder sie würde wegfallen, weil sie keiner bezahlen will.

> - Die leichte Preiserhöhung, ...
Diese Vermutung ist wohl leider falsch. Wegen eines leichten Preisunterschieds wäre die Produktion nicht verlagert worden.

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Bernd Eisen
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Re: Schimmel im Fernhandel - Konsequenzen von Verlagen, Händlern und Käufern

Beitragvon Bernd Eisen » 22. November 2010, 17:27

Hallo Atti!

Das ist absolut korrekt. Mir selbst momentan bei Porto Carthago passiert. Die Holzchips kleben zum Teil noch zusammen (bekommt man aber leicht auseinander), was Beweis genug ist, dass die Farbe nicht komplett getrocknet war - und dann kanns mitunter (in Einzelfällen) zu Schimmelbefall kommen, wobei ich sofort Ersatz liefere!

Zur Diskussion was eine "leichte Preiserhöhung" für ein in Deutschland produziertes Spiel angeht nur soviel:
Niemand hätte ein Porto Carthago für 60 ¤ gekauft, denn das wäre der Preis gewesen, den man unter unternehmerischen Gesichtspunkten hätte verlangen müssen, bei Deutscher Produktion.
So könnte ein Kleinverlag mit geringen Stückzahlen nicht mit größeren Verlagen preistechnisch konkurrieren.

Viele Grüße
Bernd

www.irongames.de

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Weltherrscher
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Re: Schimmel im Fernhandel - Konsequenzen von Verlagen, Händlern und Käufern

Beitragvon Weltherrscher » 22. November 2010, 17:30

Ralf Arnemann schrieb:
>
>
> Das "buy local"-Konzept wurde ja schon ausführlich getestet.
> Bekannt unter dem Begriff "Mittelalter". Man ist aus guten
> Gründen davon abgekommen.
>

Man kommt aus guten Gründen wieder darauf zurück. Und im Mittelalter wurde reger Fernhandel betrieben. :)

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kleinerpoet
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Re: Schimmel im Fernhandel - Konsequenzen von Verlagen, Händlern und Käufern

Beitragvon kleinerpoet » 22. November 2010, 17:38

Hallo, zusammen!

Da das Thema ja sehr leidenschaftlich und zum Teil auch kritisch diskutiert wird, hab ich hier noch zwei Ergänzungen dazu, die mit unser Ausgangsdiskussion nicht ganz so viel zu tun haben, aber unter dem Blickwinkel einer sehr stark vernetzten Weltwirtschaft (vielleicht zu stark, meiner Meinung nach) ganz interessant sein könnten.

Die erste Ergänzung ist ein Greenpeace-Artikel zum Thema Wachstum und nachhaltige Wirtschaft.

http://www.greenpeace.de/themen/umwelt_wirtschaft/nachrichten/artikel/nachhaltige_wirtschaft/

Die zweite betrifft eine persönliche Anmerkung von mir zu einem kurzen Lexikonartikel über komparative Kosten. (Dies sprach Volker in seinem Beitrag weiter oben an):

KOMPPARATIVE KOSTEN
Das Verhältnis der Produktionskosten zweier Güter, wobei die Produktionskosten des Gutes A im Verhältnis zu den Produktionskosten des Gutes B ausgedrückt werden. Nach Adam Smith (* 1723, gestorben 1790) ist der Außenhandelsgewinn für die Welt dann am größten, wenn sich jedes Land auf die Produktion derjenigen Güter spezialisiert, die es am preiswertesten herstellen kann (absoluter Kostenvorteil). Die von David Ricardo (* 1772, gestorben 1823) entwickelte Theorie der komparativen Kosten besagt, dass sich jedes Land auf Produktion und Export derjenigen Güter spezialisieren sollte, die es mit dem kleinsten absoluten Kostennachteil (relativer komparativer Kostenvorteil) produzieren kann. Außenhandel lohnt sich denmnach auch, wenn ein Land bei der Produktion aller Güter dem Ausland unterlegen ist. Werden die Produktionskosten zweier Güter für zwei Länder miteinander verglichen, so kann das Land mit den für beide Güter zusammen absolut höheren Produktionskosten trotzdem ein günstigeres Kostenverhältnis haben, nämlich den komparativen Kostenvorteil, der seine Ursache in Produktivitätsunterschieden oder unterschiedlicher Ausstattung mit Produktionsfaktoren haben kann.
(Quelle: Duden Wirtschaft von A bis Z)

Dem will an sich erstmal nichts hinzufügen, denn das ist zunächst für die Leser des Forums genügend Lese- und Denkstoff.

Ich erinnere aber in Bezug auf die These, daß jedes Land, das herstellen soll, was es am besten kann, an die berühmte "Joghurt-Reportage" aus dem Magazin der Süddeutschen irgendwann in den neunziger Jahren: da ging es unter anderem darum, daß gewisse Komponenten für Joghurt und Joghurtgläser so lange per LKW durch die Gegend kutschiert wurden, bis schließlich über 700 km Fahrerei allein für die Erzeugung von Inhalt und Verpackung nötig waren.

Stellt man überall nur vor Ort das her, was man am besten kann, ist das im Prinzip nicht schlecht und unterstützt in gewisser Weise meine Originalthese. - Wenn man die Produkte dann aber (fast immer per LKW) viel durch die Gegend karrt, erzeugt man eine Menge Abgase, verstopft die Autobahnen und... und... und...

Ihr seht, worauf ich hinaus will: ganz im Gegensatz zu - meist - recht idiotischen EU-Richtlinien, die Franzosen vorschreiben wollen, welche Bestandteile in deren Käse drin soll, plädiere ich dafür, heimischen Erzeugern den Rücken zu stärken.

Doch darüber hinaus wäre ein lokales Produzieren und Ausliefern auch im Sinne vieler, die sich über eine zu lange und umständliche Nachlieferung von z.B. Spielen aufregen: wenn z.B. ein Verlag seine Produktion jeweils regionalen Firmen anvertraut, wäre nicht nur arbeitsplatztechnisch sondern auch ökologisch einiges gewonnen - und das Endprodukt relativ schnell beim lokalen 'Endverbraucher.'

Grüße, Ralf


P.S. Die Griechenland-Krise, gefolgt vom Schwächeln der irischen sowie portugiesischen und spanischen Wirtschaft, zeigt, daß die Europäische Union mit ihren Regeln und Verordnungen und ihrer Pseudomacht über Einzelstaaten ein schöner Traum war, der bald zuende gehen wird.
(Vielleicht noch nicht politisch, aber auf jeden Fall ökonomisch,und zum Teil auch juristisch, weil Einzelstaaten Rechte und Kompetenzen abtreten müssen).

Der dagegen von vielen Politikern so geschmähte Nationalstaat hat meines Erachtens durchaus Vorteile. Es würde aber an dieser Stelle zu weit führen, sie aufzuzählen.

Der Mittelweg zwischen Kleinstaaterei wie im 18. Jahrhundert und EU-Bürokratie wie heutzutage ist meiner Meinung nach ideal: Nationalstaaten, die ihrer Wirtschaft tatkräftig helfen, aber sich nicht zu sehr in die Wirtschaft als solche einmischen. Staaten, die auch gern eng miteinander verflochten sein dürfen, aber keinesfalls solche, die ihre eigenen Kompetenzen an eine überdimensionierte und aufgeblähte Bürokratie (wie hier im Beispiel in Brüssel) abgeben, die nur Geld kostet und wesentlich ineffizienter ist als die meisten Gemeindeverwaltungen.


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