Beitragvon kleinerpoet » 22. November 2010, 17:38
Hallo, zusammen!
Da das Thema ja sehr leidenschaftlich und zum Teil auch kritisch diskutiert wird, hab ich hier noch zwei Ergänzungen dazu, die mit unser Ausgangsdiskussion nicht ganz so viel zu tun haben, aber unter dem Blickwinkel einer sehr stark vernetzten Weltwirtschaft (vielleicht zu stark, meiner Meinung nach) ganz interessant sein könnten.
Die erste Ergänzung ist ein Greenpeace-Artikel zum Thema Wachstum und nachhaltige Wirtschaft.
http://www.greenpeace.de/themen/umwelt_wirtschaft/nachrichten/artikel/nachhaltige_wirtschaft/
Die zweite betrifft eine persönliche Anmerkung von mir zu einem kurzen Lexikonartikel über komparative Kosten. (Dies sprach Volker in seinem Beitrag weiter oben an):
KOMPPARATIVE KOSTEN
Das Verhältnis der Produktionskosten zweier Güter, wobei die Produktionskosten des Gutes A im Verhältnis zu den Produktionskosten des Gutes B ausgedrückt werden. Nach Adam Smith (* 1723, gestorben 1790) ist der Außenhandelsgewinn für die Welt dann am größten, wenn sich jedes Land auf die Produktion derjenigen Güter spezialisiert, die es am preiswertesten herstellen kann (absoluter Kostenvorteil). Die von David Ricardo (* 1772, gestorben 1823) entwickelte Theorie der komparativen Kosten besagt, dass sich jedes Land auf Produktion und Export derjenigen Güter spezialisieren sollte, die es mit dem kleinsten absoluten Kostennachteil (relativer komparativer Kostenvorteil) produzieren kann. Außenhandel lohnt sich denmnach auch, wenn ein Land bei der Produktion aller Güter dem Ausland unterlegen ist. Werden die Produktionskosten zweier Güter für zwei Länder miteinander verglichen, so kann das Land mit den für beide Güter zusammen absolut höheren Produktionskosten trotzdem ein günstigeres Kostenverhältnis haben, nämlich den komparativen Kostenvorteil, der seine Ursache in Produktivitätsunterschieden oder unterschiedlicher Ausstattung mit Produktionsfaktoren haben kann.
(Quelle: Duden Wirtschaft von A bis Z)
Dem will an sich erstmal nichts hinzufügen, denn das ist zunächst für die Leser des Forums genügend Lese- und Denkstoff.
Ich erinnere aber in Bezug auf die These, daß jedes Land, das herstellen soll, was es am besten kann, an die berühmte "Joghurt-Reportage" aus dem Magazin der Süddeutschen irgendwann in den neunziger Jahren: da ging es unter anderem darum, daß gewisse Komponenten für Joghurt und Joghurtgläser so lange per LKW durch die Gegend kutschiert wurden, bis schließlich über 700 km Fahrerei allein für die Erzeugung von Inhalt und Verpackung nötig waren.
Stellt man überall nur vor Ort das her, was man am besten kann, ist das im Prinzip nicht schlecht und unterstützt in gewisser Weise meine Originalthese. - Wenn man die Produkte dann aber (fast immer per LKW) viel durch die Gegend karrt, erzeugt man eine Menge Abgase, verstopft die Autobahnen und... und... und...
Ihr seht, worauf ich hinaus will: ganz im Gegensatz zu - meist - recht idiotischen EU-Richtlinien, die Franzosen vorschreiben wollen, welche Bestandteile in deren Käse drin soll, plädiere ich dafür, heimischen Erzeugern den Rücken zu stärken.
Doch darüber hinaus wäre ein lokales Produzieren und Ausliefern auch im Sinne vieler, die sich über eine zu lange und umständliche Nachlieferung von z.B. Spielen aufregen: wenn z.B. ein Verlag seine Produktion jeweils regionalen Firmen anvertraut, wäre nicht nur arbeitsplatztechnisch sondern auch ökologisch einiges gewonnen - und das Endprodukt relativ schnell beim lokalen 'Endverbraucher.'
Grüße, Ralf
P.S. Die Griechenland-Krise, gefolgt vom Schwächeln der irischen sowie portugiesischen und spanischen Wirtschaft, zeigt, daß die Europäische Union mit ihren Regeln und Verordnungen und ihrer Pseudomacht über Einzelstaaten ein schöner Traum war, der bald zuende gehen wird.
(Vielleicht noch nicht politisch, aber auf jeden Fall ökonomisch,und zum Teil auch juristisch, weil Einzelstaaten Rechte und Kompetenzen abtreten müssen).
Der dagegen von vielen Politikern so geschmähte Nationalstaat hat meines Erachtens durchaus Vorteile. Es würde aber an dieser Stelle zu weit führen, sie aufzuzählen.
Der Mittelweg zwischen Kleinstaaterei wie im 18. Jahrhundert und EU-Bürokratie wie heutzutage ist meiner Meinung nach ideal: Nationalstaaten, die ihrer Wirtschaft tatkräftig helfen, aber sich nicht zu sehr in die Wirtschaft als solche einmischen. Staaten, die auch gern eng miteinander verflochten sein dürfen, aber keinesfalls solche, die ihre eigenen Kompetenzen an eine überdimensionierte und aufgeblähte Bürokratie (wie hier im Beispiel in Brüssel) abgeben, die nur Geld kostet und wesentlich ineffizienter ist als die meisten Gemeindeverwaltungen.