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Wenn die Zeit vorüber ist ...

Das ehemalige spielbox-Spielerforum
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Herbert

Wenn die Zeit vorüber ist ...

Beitragvon Herbert » 6. Februar 2011, 14:55

... dann heisst es, soll man gehen.

Gestern las ich, dass es zukünftig 3 Hauptpreise beim Spiel des Jahres geben soll. Und dabei stellte ich fest: es interessiert mich nicht mehr. Gewiss, ich registriere jedes Jahr, welches Spiel sich denn nun "Spiel des Jahres" nennen darf und denke dann immer kurz nach, ob dieses neue Spiel in der Reihe der Preisträger irgendeinen Sinn macht. Und niemals kam ich zu einem Ergebnis. Und inzwischen denke ich auch nicht mehr ernsthaft darüber nach.

1979 wurde Hase und Igel zum Spiel des Jahres gekürt. Aha, dachte ich, das wird wohl das beste Spiel des Jahres sein. Und ich habe es bei Freunden gespielt - und es gefiel allen. Was wir damals kannten, waren Schach, Mühle, Dame, Skat, Rommee, Canasta, Mensch ärger Dich nicht, Monopoly und Risiko. Es gab auch damals schon richtig gute Spiele (Acquire, Dune, Diplomacy, 1829, Civilization, Cosmic Encounter, Twixt, Trade, Crude, Monad, Sleith, Venture), aber die kannten wir nicht. Kannte kaum jemand in Deutschland. Woher sollten wir sie auch kennen. Unsere Eltern kannten Sie nicht, unsere Freunde kannten sie nicht, Internet gab es nicht und Spielezeitschriften kannten wir auch nicht. Das Spiel des Jahres hingegen gab uns die ersten Anregungen.

Und so vergab die Jury jedes Jahr einen weiteren Titel. Wir spielten Sagaland, Scotland Yard, Dampfross, Heimlich & Co, Auf Achse, Barbarossa, Café International, Adel verpflichtet, Drunter & Drüber, Um Reifenbreite, Bluff und schließlich die Siedler von Catan und El Grande. Gewiss, es waren auch schwächere Titel drunter, aber die meisten waren brauchbar. Und mit den Siedlern und El Grande hatte man 1995 und 1996 zwei wirklich neuartige Spiele prämiert.

Aber das Spiel des Jahres war schon lange nicht mehr unsere einzige Richtschnur. Seit den 80ern gab es die spielbox und die Internationalen Spietage, seit den 90ern das Internet und den Deutschen Spiele Preis. Vom Spiel des Jahres wusste man, dass es von einer Handvoll Experten vergeben wurde.

Und dann wurde die Jury komisch. Mississippi Queen war heilbringend für alle, die da dachten eine Handvoll Experten könne unfehlbar sein. Aber das war wohl ein Ausrutscher, denn mit Elfenland, Tikal, Torres und Carcasoonne folgten ja wieder richtig starte Titel.

Danach aber brach die Banalität über uns herein. Und sie verspielten ihre Tradition. Tradition entsteht, wenn man immer wieder das gleiche tut. Aber die Jury tat nicht immer das Gleiche. Gewiss, sie kürte in jedem Jahr ein Spiel des Jahres. Der Sonderpreis schönes Spiel wurde fast 20 mal vergeben, der Sonderpreis Kinderspiel 11 mal, danach wurde das Kinderspiel des Jahres daraus. So erhält man Tradition. Aber gleichzeitig verwirrte sie uns: Sonderpreis puzzle, Sonderpreis Geschicklichkeitsspiel, Sonterpreis Geschichte im Spiel, Sonderpreis Literatur im Spiel, Sonderpreis Fantastisches Spiel, Sonderpreis Komplexes Spiel Sonderpreis Partyspiel, Sonderpreis Neue Spielewelten und Sonderpreis Spiel des Jahrs plus. Und jeder wurde in 1 oder 2 Jahren vergeben - dann nie wieder!

Die Verkaufszahlen für das Spiel des Jahres gehen zurück - womöglich denken andere auch wie ich. Alarmierendes Zeichen für die Jury. Quo vadis? Nun soll es einen dritten Hauptpreis geben. Wahrscheinlich für das Beste Spiel, welches Puzzle oder Geschicklichkeitsspiel oder Historienspiel oder Literaturspiel oder Fantastisches Spiel oder Komplexes Spiel oder ein Spiel aus einer neuen Spielewelt ist. Dürfen wir uns also zukünftig nicht nur fragen, warum in aller Wellt das Spiel xy nun Spiel des Jahres wurde sondern auch, in welche der Katorien es einzurodnen ist. Dabei gibt es diesen Preis doch schon seit 1990, es ist der Deutsche Spiele Preis.

Ich werde mich nicht mehr wirklich mit den Preisträgern der Jury beschäftigen. Ich werde die Namen der Preisträger zur Kenntnis nehmen, genau so wie ich inzwischen den Gewinner der Tour de France nur noch zur Kenntnis nehme. Ich werde mich wehmütig erinnern an Hase und Igel und Eddy Merxx und werde die neuen Namen nur noch zur Kenntnis nehmen, egal wie viele es denn sind. Es ist mit diesem Preis wie in Sport und Politik: irgendwann ist die Zeit vorbei, und einige wollen das einfach nicht begreifen.

Gruß aus dem Münsterland
Herbert

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Pohy
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Re: Wenn die Zeit vorüber ist ...

Beitragvon Pohy » 6. Februar 2011, 15:07

Hallo Herbert,

meine 100%ige Zustimmung. Auch für mich zählt dieser Preis nichts mehr. Klar, schaue ich noch, welcher Titel den Preis gewinnt, aber der DSP (Deutscher Spiele Preis) ist für mich viel mehr wert.

Ebenfalls zu empfehlen ist der "International Gamers Award".

Diese beiden Auszeichnungen spiegeln seit Jahren die richtig guten Spiele wieder.

Die "Spiel des Jahres" Auszeichnung ist meiner Ansicht nach nur noch ein Preis für die "normalen" (Familien)spieler. Für Hardcore-Spieler und Fans der richtig guten Spiele ist er nur noch zum Belächeln geeignet.

Wirtschaflich ist er allerdings für die Firmen wichtig, die ihn bekommen. Ein Spiel mit diesem Aufdruck verkauft sich halt einfach gut am Markt.

Ich vertrete allerdings die Meinung:

Wenn es ihn nicht geben würde, ich würde ihn nicht vermissen.

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rolf
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Re: Wenn die Zeit vorüber ist ...

Beitragvon rolf » 6. Februar 2011, 15:54

Hallo Herbert,

auch ich denke genau so wie Du.

Den Preis Spiel des Jahres ... nehme ich nur noch zur Kenntnis. Ich beteilige mich auch nicht an den immer wieder erscheinden Diskussionen. Manchmal ärgere ich mich über den verschenkten "Raum" im Förum; machmal geht mir auch nur ein Schmunzeln über meine Lippen.
Meine "Richtschnur" ist Der Deutsche Spiele Preis.

Trotzdem habe ich genug Spiele, auch Neue. Ich vermisse dadurch eigentlich nichts.
LG

Rolf

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peer

Re: Wenn die Zeit vorüber ist ...

Beitragvon peer » 6. Februar 2011, 16:18

Hallo,
rolf schrieb:

> Meine "Richtschnur" ist Der Deutsche Spiele Preis.

Da muss ich mal aus Neugier nachfragen (ernstgemeinte Frage): Was meinst du mit "Richtschnur"? Kaufst du dir den DSP immer oder wie ist das zu verstehen?

Mir gehts mit dem DSP nämlich so: Es sind die Spiele drauf, die ich auch mehr oder minder dort erwartet habe - daher ist der Informationsgehalt für mich eher gering. Mich würde aber interessieren, ob andere Spieler sich durch ihn tatsächlich in ihrem Kaufverhalten beeinflussen lassen.

ciao
peer (der Herberts Artikel auch gut fand)

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rolf
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Re: Wenn die Zeit vorüber ist ...

Beitragvon rolf » 6. Februar 2011, 16:23

Hallo Peer,

ich meinte damit, dass ich mir diese Spiele "näher" anschaue.

Für mich und meine Spielgruppe war z. B. LOUIS XIV und COLONIA ein klarer Fehlkauf.

LG

Rolf

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PzVIE-spielbox
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Re: Wenn die Zeit vorüber ist ...

Beitragvon PzVIE-spielbox » 6. Februar 2011, 16:48

Gut geschrieben Herbert!

Ich denke, wenn man sich für Spiele wirklich interessiert, gibt es bessere Möglichkeiten sich darüber zu informieren als eine selbsternannte Jury.

BGG, Spielekreise, Messen und freilich der FLGS sind die besten Quellen um festzustellen, ob mir (bzw. meiner Runde) ein Spiel zusagen wird oder nicht. Ich brauche weder SdJ noch DSP noch SdS. Diese Preise sind für Leute, die sich die Zeit für solche Recherchen nicht nehmen wollen - da haben sie dann ihre Berechtigung. Wenn der Absatz des Spiel des Jahres sinkt, liegt's vielleicht daran, dass die Leute sich wieder mehr selbst informieren, oder aber Dixit nichts taugt :eek:

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Kudde
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Re: Wenn die Zeit vorüber ist ...

Beitragvon Kudde » 6. Februar 2011, 16:51

Herbert schrieb:
>
> Ich werde mich nicht mehr wirklich mit den Preisträgern der
> Jury beschäftigen. Ich werde die Namen der Preisträger zur
> Kenntnis nehmen, genau so wie ich inzwischen den Gewinner der
> Tour de France nur noch zur Kenntnis nehme.

Das heißt, du wirst zu den Gewinnern der Tour de France dich in ähnlicher Länge äußern? Ist schon interessant, was manche hier zu Themen schreiben, die sie ja so gar nicht interessieren. :-P


> Es ist mit diesem Preis wie in Sport und
> Politik: irgendwann ist die Zeit vorbei, und einige wollen
> das einfach nicht begreifen.
>

Was willst du jetzt damit sagen? Dass die Jury zurücktreten muss, und es kein SdJ mehr geben soll?

Überhaupt versteh ich deine Kritik nicht wirklich. Kritisierst du jetzt die Qualität der letzten Preisträger? Die war früher auch nicht wirklich besser.
Sind dir die Spiele zu banal geworden? Sagaland und Bluff waren auch nicht gerade komplex.
Und warum darf die Jury nicht auch mal Änderungen einführen? Hast du auch noch alle Gewohnheiten wie vor 30 Jahren und dich nicht geändert? Würd mich jedenfalls wundern.

Kudde

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LemuelG
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Re: Wenn die Zeit vorüber ist ...

Beitragvon LemuelG » 6. Februar 2011, 17:36

Lieber Herbert,

vielleicht hast Du Dich in den vergangenen 32 Jahren ja noch mehr verändert als die Auswahlqualität des SdJ. Wie Du selbst schreibst, hatte das SdJ in seiner Anfangszeit für Dich Relevanz, weil Du damals nur wenige andere Spiele kanntest und es selbst bei latentem Interesse keine andere Möglichkeit gab, sich mit begrenztem Aufwand über Spiele und ihre Qualität zu informieren.

Heute ist beides anders: Du kennst Dich in der Welt der Spiele aus und benötigst keine Richtschnur mehr, wenn es um Gateway Games geht. Und wer sich wirklich für Spiele interessiert, kann im Internet (oder im sehr ausgewählten Zeitschriftenfachhandel und zu einem nicht trivialen Einzelpreis, wenn wir mal von Gelegenheitskäufern und nicht von Abonnenten ausgehen) gut informieren - ob das allerdings so einfach ist, wenn man sich in der Spielewelt nur wenig auskennt, wage ich zu bezweifeln ... die Einstiegshürden sind auch weiterhin nicht trivial.

Wir sehen also: Du brauchst den Preis nicht mehr - Du kennst Dich aus und kennst gute Informationsquellen und deren Handhabung. Gilt das aber auch für den durchschnittlichen Familienvater, der zu Weihnachten ein Brettspiel verschenken möchte, weil die Familie an den Feiertagen mal an einem Tisch zusammenkommen soll, der aber darüber hinaus keine Zeit und keine Motivation hat, sich mit der Materie eingehender zu beschäftigen?

Meine These ist, dass es sehr wohl noch sehr viele Menschen gibt, die den Wegweise Spiel des Jahres gut brauchen können. Hier im Forum dürfte von diesen aber kein einziger unterwegs sein. Für uns ist der Preis allein insofern relevant, als dass wir darüber diskutieren können, ob denn der richtige Wegweiser zur potentiellen Vergrößerung unserer kleinen Gemeinde ausgewählt wurde. Der Informationsgehalt für uns ist ansonsten gleich Null.

Dass es bei der langen Existenz des SdJ mittlerweile einige Leute gibt, die sich regelmäßig viele Jahre lang das SdJ gekauft haben, die aber von harten Optimierungsspielen mangels Praxis überfordert werden, ergibt sich auch als schlüssige Folgerung aus Deinen Gedankengängen. Für diese in den letzten Jahrzehnten gewachsene Gruppe kann ein weiterführender Preis "zwischen" SdJ und DSP durchaus sinnvoll sein - Abgrenzungsdiskussionen hin oder her.

Mein Fazit also: Es wäre doch traurig, würde sich ein Charakter über die Zeit angesichts veränderter Gegebenheiten nicht weiterentwickeln. Und was für Menschen gilt, darf auch für Spielepreise gelten.

Grüße aus Berlin,
LemuelG

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i9n
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Re: Wenn die Zeit vorüber ist ...

Beitragvon i9n » 6. Februar 2011, 18:12

Ganz frei von meiner eigenen Meinung. Ich war neugierig und hab mal bei Google Insights verglichen:
Relevanz der Suchbegriffe (seit 2004):

-Spiel des Jahres
-boardgamegeek
-spielbox (nicht mal mit online Zusatz)
-spielepreis (ohne "deutscher" - sonst ist da nichts mehr)

Das Ergebnis kriegt man durch Aufrufen dieses Links:

http://www.google.com/insights/search/#q=Spiel%20des%20Jahres%2Cboardgamegeek%2Cspielbox%20%2Cspielepreis&geo=DE&cmpt=q

-Spiel des Jahres :27
-boardgamegeek :2
-spielbox :4
-spielepreis :1

Wenn man sich dann überlegt, daß "boardgamegeek" und "spielbox" im Web vergleichsweise deutlich mehr gefragt sind als im "normalen Leben" ist der Titel "Spiel des Jahres" vermutlich das einzige, was von "der Öffentlichkeit" (außerhalb der Expertenkreise) registriert wird.

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Tom13
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Re: Wenn die Zeit vorüber ist ...

Beitragvon Tom13 » 6. Februar 2011, 21:01

@ Herbert: sehr schön geschrieben, drückt wirklich sehr gut die eine (Schwach-)Seite des SdJ aus - der damalige Versuch DAS Spiel für Nicht-Spieler zu finden, das ALLEN Spaß macht... und das gibt es eben nicht.

Weshalb waren die Spielerkreise zufrieden mit Titeln wie ElGrande und Tikal? Eben weil komplexere Spiele waren, die aber von der Menege der Weihnachtsferien-Spieler und Oma-Opa-Besuchsnachmittagspieler nicht wirklich Verwendung fanden...

Als Vielspieler halte ich das letztjährige Dixit als grausiges Gesellschaftsspiel - muss aber inzwischen eingestehen, dass es durch die innovative, leicht-zugängliche Art besonders Spielemuffel und Familien sehr anspricht.

Was ich aber auch sehr kritisch sehe, sind die unzähligen Pöppelaufdrucke auf unzähligen Spieleschachteln (Nominiert für.., in der Auswahlliste, ..., ..in der Kategorie blablabla..., Empfehlung...., Kinderspiel, ... Plus...).

Dies schmälert die Einschätzungsmöglichkeit für Neukunden im Laden erheblich und macht den Wert des Preises immer schwammiger.

Bereits das Kinderspiel des Jahres ist zweischneidig - entweder versucht der Preis ein Familienspiel zu küren (also auch und v.a. für Kinder) oder "nur" ein Kinderspiel.
Wo sollen da die Grenzen verlaufen?

Ähnliches Problem sehe ich auch mit dem "Plus" (oder wie er auch immer heißen mag) für komplexe Spiele: Wie komplex darf ein Spiel für Familien und/oder Vielspieler sein?
Spieler, die komplexe Spiele spielen, kennen sich i.d.R. in der Spielewelt aus - die brauchen keine Kaufanregung, sondern höchstens eine Vergleichs- und Diskussionsgrundlage (z.B. DSP)...

Und die gernspielende Familie? Soll sie sich durch Pöppelaufdruck wie z.B. "Spiel des Jahres für Halbprofis" zum Kauf von Agricola und Caylus berufen fühlen? Und wird sie auch damit zufrieden sein?

Hier liegt mE der Hase (& Igel) richtig dick im Pfeffer. Deshalb auch von mir der Aufruf: Lieber EIN innovatives Familienspiel küren als wild Pöppelaufkleber unters Volk verstreuen....

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Herbert

Re: Wenn die Zeit vorüber ist ...

Beitragvon Herbert » 6. Februar 2011, 21:48

Tom13 schrieb:
> Was ich aber auch sehr kritisch sehe, sind die unzähligen
> Pöppelaufdrucke auf unzähligen Spieleschachteln (Nominiert
> für.., in der Auswahlliste, ..., ..in der Kategorie
> blablabla..., Empfehlung...., Kinderspiel, ... Plus...).

Du sprichst mir aus der Seele.

Gruß aus dem Münsterland
Herbert

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Herbert

Re: Wenn die Zeit vorüber ist ...

Beitragvon Herbert » 6. Februar 2011, 21:57

LemuelG schrieb:
>
> Lieber Herbert,
>
> vielleicht hast Du Dich in den vergangenen 32 Jahren ja noch
> mehr verändert als die Auswahlqualität des SdJ.

Das will ich schwer hoffen :-)

> Mein Fazit also: Es wäre doch traurig, würde sich ein
> Charakter über die Zeit angesichts veränderter Gegebenheiten
> nicht weiterentwickeln. Und was für Menschen gilt, darf auch
> für Spielepreise gelten.

Hat er sich denn in den letzten 32 Jahren wirklich weiterentwickelt? Gerade das bezweifle ich ja.

Gruß aus dem Münsterland
Herbert

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LemuelG
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Re: Wenn die Zeit vorüber ist ...

Beitragvon LemuelG » 6. Februar 2011, 23:14

Naja, mit den Erweiterungen Kinderspiel und *Den-Namen-denkt-sich-die-Jury-noch-aus* finde ich die Veränderung zumindest der Struktur der Preisvergabe durchaus gegeben.

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Helmut
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Re: Wenn die Zeit vorüber ist ...

Beitragvon Helmut » 7. Februar 2011, 00:05

Das mag ja alles richtig sein, aber wenn die verkauften Hochauflagen vom geschmähten SdJ oder z.B. auch das "Schlag den Raab" nicht vorhanden wären, würde so mancher Verlag die "Freak-Spiele" nicht finanzieren können.

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ravn

Re: Persönlicher Spiel des Jahres Wegweiser

Beitragvon ravn » 7. Februar 2011, 01:13

Herbert schrieb:

> Es ist mit diesem Preis wie in Sport und
> Politik: irgendwann ist die Zeit vorbei, und einige wollen
> das einfach nicht begreifen.

Wir als "wissende Vielspieler" sind eh nicht die Zielgruppe dieser Auszeichnungen, wissen wir doch für uns eh viel besser, was wir spielen wollen, was es überhaupt an empfehlenswerten Spielen gibt und brauchen da keinerlei Wegweiser auf den Spieleschachteln.

Viel lieber bin ich da selbst der "Spiele-Ratgeber und Wegweiser" im Bekanntenkreis der Weniger-bis-wenig-Spieler. Ist auch viel persönlicher.

Somit ist mir "Das Spiel des Jahres" auch egal. Freu mich aber für die Verlage, wenn die danach weiter bessere Spiele veröffentlichen können, die wir Freaks auch toll finden können.

Schön würde ich es hingegen finden, wenn es in jedem "Spiel des Jahres" einen Flyer geben würde, der auf eine ständig aktualisierte Internetseite verweist, die ausgehend von dem "Spiel des Jahres" auch noch andere empfehlenswerte Spiele des Jahrgangs oder Evergreens vorstellt. Druckwerke sind mir da zu schnell veraltet. Und nicht jeder hat ja Spielefreaks wie uns in seinem Bekanntenkreis, die das "Spiel des Jahres" wahrlich als Wegweiser überflüssig machen.

Cu / Ralf

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Knut

Re: Wenn die Zeit vorüber ist ...

Beitragvon Knut » 7. Februar 2011, 08:17

Interessante Seite. Dem "Interesse im zeitlichen Verlauf" ist zu entnehmen, dass das Interesse am Spiel des Jahres seit 2004 insgesamt abnimmt. Und wenn ich statt "deutscher spiele preis", wie die richtige Schreibweise lautet, dessen durchaus gängige Abkürzung DSP eingebe, sieht das Ergebnis so aus:
http://www.google.com/insights/search/#q=Spiel%20des%20Jahres%2Cboardgamegeek%2Cspielbox%20%2Cspielepreis%2CDSP&geo=DE&cmpt=q
Wobei das Interesse im zeitlichen Verlauf auch nichts Gutes für die Zukunft verspricht.
Knut

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Knut

Re: Wenn die Zeit vorüber ist ...

Beitragvon Knut » 7. Februar 2011, 08:30

Die Zeiten der hohen Auflagen (ich meine damit jetzt nicht den SdJ-Titel) dürften angesichts der Masse des Angebots eh vorbei sein. Wie viele der von uns hier hochgelobten Spiele erreichen in Deutschland wohl vierstellige Verkaufszahlen?
Knut

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i9n
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Re: Wenn die Zeit vorüber ist ...

Beitragvon i9n » 7. Februar 2011, 09:20

"DSP" darfst Du hier nicht als Vergleich nehmen! Das steht in erster Linie für "Digital Signal Processor" und somit wird hier nicht Interesse an Spielen sondern an Computertechnik mit dem "Spiel des Jahres verglichen" :-).

Das siehst Du, wenn Du den Suchbegriff "DSP" an die oberste Stelle der Analyse setzt: Unten findest Du die häufigsten Suchbegriffe (Yamaha DSP, Microsoft DSP, ...). Der Deutsche Spiele Preis ist zu irrelevant um in dieser Liste aufzutauchen. Man muss mit den Statistiken also verdammt aufpassen und kann ja bekanntlich so ziemlich alles damit anstellen...
Zum Beispiel gabs mal ein Spiel des Jahres: "Manhattan". Wenn ich das per Google Insights mit anderen Spielen vergleiche, stelle ich fest, dass es wohl das bekannteste aller Spiele überhaupt sein müsste! Könnte natürlich auch daran liegen, dass es da einen berühmten Stadtteil einer berühmten Stadt gibt, der vielleicht auch gesucht sein könnte?

Google hin oder her:
"Spiel des Jahres" ist wohl unangefochten das einzig statistisch "relevante" Qualitätsmerkmal für Spiele hierzulande.

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Werner Bär
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Re: Wenn die Zeit vorüber ist ...

Beitragvon Werner Bär » 7. Februar 2011, 10:28

> "DSP" darfst Du hier nicht als Vergleich nehmen! Das steht in
> erster Linie für "Digital Signal Processor" und somit wird
> hier nicht Interesse an Spielen sondern an Computertechnik
> mit dem "Spiel des Jahres verglichen" :-).

Und mit "Spiel des Jahres" ist bei den meisten Treffern ein (für irgendeine Mannschft wichtiges) Fußballspiel gemeint.

Werner.

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Re: Wenn die Zeit vorüber ist ...

Beitragvon Volker L. » 7. Februar 2011, 11:35

Werner Bär schrieb:
>
> > "DSP" darfst Du hier nicht als Vergleich nehmen! Das steht in
> > erster Linie für "Digital Signal Processor" und somit wird
> > hier nicht Interesse an Spielen sondern an Computertechnik
> > mit dem "Spiel des Jahres verglichen" :-).
>
> Und mit "Spiel des Jahres" ist bei den meisten Treffern ein
> (für irgendeine Mannschft wichtiges) Fußballspiel gemeint.

Wenn ich die Vorpostings richtig verstanden habe, geht es
hier nicht um die Anzahl der gefundnen Treffer, sondern
um eine Statistik, wie oft Nutzer einen bestimmten
Suchbegriff eingeben. Und das dürfte bei besonders wichtigen
(Fußball)spielen wohl eher der bzw. die beiden Vereinsnamen
sein ;-)

Gruß, Volker

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Re: Wenn die Zeit vorüber ist ...

Beitragvon i9n » 7. Februar 2011, 11:53

Laut Google sind die "Spiel des Jahres" Treffer überwiegend "echte". Das sieht man, wenn man auf der Seite nach unten scrollt und sich anschaut, dass alles im "Spiel -Zusammenhang" steht.
Auch wird der exakte Begriff analysiert : beispielsweise "Spiele des Jahres" ist nur noch auf gleichem Level wie "spielbox".

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Werner Bär
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Re: Wenn die Zeit vorüber ist ...

Beitragvon Werner Bär » 7. Februar 2011, 12:05

> Laut Google sind die "Spiel des Jahres" Treffer überwiegend
> "echte". Das sieht man, wenn man auf der Seite nach unten
> scrollt und sich anschaut, dass alles im "Spiel
> -Zusammenhang" steht.

Ok, ich hatte nur die "Nachrichtenschlagzeilen" auf der Seite betrachtet. Und da bezog sich von 7 Einträgen "Spiel des Jahres" nur einer auf Brettspiele.

Werner.

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Re: Wenn die Zeit vorüber ist ...

Beitragvon Blendi » 7. Februar 2011, 12:35

Hallo Herbert

"Wenn die Zeit vorüber ist, dann soll man gehen"

Ich fand deinen Beitrag gut aber mir wurde nicht ganz klar was du jetzt genau mit diesem Zitat besagen möchtest.
Willst du damit sagen, dass DEINE Zeit (in der dich das SdJ interessiert hat) vorbei ist und du deshalb gehen wirst (den SdJ ignorierst)?
Oder verstehe ich es richtig, dass du meinst, die Zeit der Jury für das SdJ ist abgelaufen und sie sollte sich auflösen?

Falls, wie ich vermute, die zweite Behauptung richtig ist, dann hierzu mein Kommentar:

Ich interessiere mich nicht für Fussball, es wird Zeit die Bundesliga abzuschaffen. Früher fand ich die Politiker besser, heute spielen sie keine Rolle mehr für mich. Zeit, die Politik abzuschaffen.

Ja wer bin ich denn, wer bist du denn, das unsere Meinung für alle gelten soll?

Nur damit wir uns richtig verstehen - zu 99% teile ich die Ansichten deines Beitrags. Auch für mich war das SdJ früher eine wichtige Auszeichnung. Heute spielt sie für mich keine Rolle mehr. Auch ich finde den DSP die viel bessere Wahl - für MICH genauso wie für DICH. Wir kennen uns zwar nicht aber vermutlich mögen wir sogar die gleichen Spiele. Das SdJ ist aber nicht mehr für UNS. Es ist für die Familien, für die Jungen, für die "Anfänger". Und dafür ist das SdJ auch wichtig.
Was hab ich mich damals geärgert als Villa Paletti zum SdJ wurde, im gleichen Jahr als Puerto Rico herauskam. Ich habe aber eingesehen, das Puerto Rico für mich zwar eins der besten Spiele überhaupt ist aber es nie und nimmer SdJ werden konnte.

Das SdJ hat seine Zielgruppe. Du und ich gehören nicht mehr dazu weil wir uns weiterentwickelt haben. So what?

Ich bin jedenfalls froh, dass sich noch Leute dazu bereit erklären in der Jury mitzuarbeiten. Ausser Prügel gibt es dort nichts zu verdienen. Es wird nie EIN Spiel geben, das für alle DAS Spiel des Jahres ist. Egal welches Spiel man nimmt ist es entweder zu banal, zu kompliziert, zu irgendwas. Motzen ist leicht.

Gruss
Walter

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Re: Wenn die Zeit vorüber ist ...

Beitragvon Golbin » 7. Februar 2011, 14:22

Hallo Herbert,
ich stand und stehe den Aktivitäten der Jury positiv gegenüber. Kaum eine andere Institution m Gesellschaftsspielebereich schafft eine so große Resonanz in den Medien wie die Vergabe der Preise dieser Jury.
Der Preis selbst wird nach meinem Verständnis als Orientierungshilfe verstanden, der das Kulturgut Spielen fördern soll. Er richtet sich damit in erster Linie an Konsumenten, die sich nicht oder nur sehr wenig mit dem Thema Gesellschaftsspiel auseinander setzen. Von daher gehe ich davon aus, dass du, Herbert, nicht zur Zielgruppe der Jury gehörst.
Du bezweifelst, dass die Jury sich weiterentwickelt. Gerade das sehe ich anders. Als das Ganze begann, gab es einen Pries und deutlich weniger Spiele. Dafür gab es eine andre Notwendigkeit: Auf gut auf gemachte Spiele bzgl. Grafik und Material hinzuweisen. So gab es den Sonderpreis „schönstes Spiel“. Er wurde dann überflüssig, weil das Niveau der Ausstattung immer höher wurde und schließlich war dann mit Elfenland ein, wenn nicht gar das schönste Spiel des Jahrganges Hauptpreisträger.

Da immer mehr Spiel auch für Jugendliche und Erwachsenen erschienen, kristallisierte sich der Preis für Kinderspiele heraus und nun schließlich ein dritter Preis, der in der Vergabe von Sonderpreisen an Caylus, Agricola und Tore der Welt ebenfalls Vorläufer hat.

Wenn du weiterhin kritisierst die Jury ist selbsternannt, so verstehe ich die Kritik dahinter nicht. Sicher bestimmt die Jury selbst, wer zu ihnen gehört. Aber das, was die Jury ausmacht, ist die Resonanz auf die Preisvergabe und die ist großartig. Und nebenbei: Jeder kann eine Jury gründen und einen Preis verleihen. Doch was bringt der ohne entsprechende mediale Resonanz.

Und zuletzt: Rückläufige Verkaufszahlen. Ich kenne die genauen Zahlen nicht, aber es würde mich nicht überraschen, wenn die Zahlen rückläufig sind. Der Grund ist meiner Ansicht aber nicht in der Akzeptanz der Jury und ihrer Preisvergabe zu suchen, sondern drin, dass es einerseits immer mehr Spiele gibt und so der Kuchen weiter aufgeteilt wird und andererseits mit dem Internet die Möglichkeit besteht, sich auch bei nur geringem Interesse , z. B. vor einem Kauf, schnell zu informieren und so auf anderen Spiele hingewiesen zu werden. Gerade was die Verkaufszahlen angeht, bin ich eher bzgl. der komplexen Spiele kritisch – vor allem nach den niedrigen Verkaufszahlen von Macao. Ich glaube, komplexen Spielen wird im Internet einfach ein breiterer Raum eingeräumt als ihnen nachStückzahlen zustehen würde, weil die Vielspieler einfach aktiver sind und weil es an komplexen Spielen mehr zu diskutieren gibt.

In diesem Sinne wünsche ich der Jury ein sehr gutes Händchen bei der Benennung des neuen Preises und bei der Vergabe. Gerade die erste Vergabe wird zeigen, wie der Preis aufgenommen wird.

Wolfgang
Es gibt zwei Gruppen von Menschen, denen die Welt gehört. Den Liebenden und den Spielenden.

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Helmut
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Re: Wenn die Zeit vorüber ist ...

Beitragvon Helmut » 7. Februar 2011, 14:55

Das würde ja bedeuten, dass von vielen Spielen nicht mal 1000 Stück verkauft würden....hmmm!


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