Beitragvon Stefan Brück-alea » 11. Juni 2011, 19:03
Hallo Robin,
da dein um Sachlichkeit bemühtes Posting wirklich bessere Reaktionen als die bisherigen verdient hat, will ich hier doch auch noch mal meinen Senf dazu geben:
> Fakt ist (und damit stehe ich nicht alleine), dass Herr Brück
ich bin der Stefan ... ;o)
> als verantwortlicher Redakteur immer wieder das Kunststück
> vollbringt, für die Vielspieler neue und zum Teil innovative
> Spiele mit hohen Wiederspielreiz veröffentlicht.
Danke schön. Und Dank an dieser Stelle auch an meine Autoren, ohne die ...
> Fakt ist aber auch, dass die Qualität des Materials trotz der
> großen „Mutter“ RAVENSBURGER im Vergleich zu
> anderen „Kleinverlagen“ deutlich zu wünschen
> übrig lässt.
Das stimmt nicht! Die alea-(Ravensburger)-Qualität ist weder schlecht noch mangelhaft noch noch noch...
Nochmals: Nur weil einige andere es ein wenig bunter und dicker machen, ist das noch lange nicht automatisch *besser*, sondern wird allerhöchstens von einigen (und ganz sicher nicht von *allen*!!) so wahrgenommen/rezipiert.
Auch wurde hier in diversen Threads (z.B. "Erwartungshaltung" oder "Puerto Rico Jubi.ausgabe")bereits von genügend vielen anderen Forumsteilnehmern (also durchaus der alea-Hauptzielgruppe) festgestellt, dass z.B. die Stanzplättchen zwar dünn, dafür aber "hart", stabil und auch nach vielem, vielem Spielen noch nicht abgeschabt oder rissig oder ähnliches sind.
Ich widerpreche also - nach wie vor und ohne Unterlass/Einsicht/Akzeptanz/...! - der (etwas sehr simplen) Schlussfolgerung: dünn = schlecht; dick = gut!
> Hierzu scheint sich lt. Herrn Brück in der
> aktuellen Spielbox aber keine Besserung abzuzeichnen.
>
> Woran das liegt ? Nun ja, dieses kann unter kaufmännischen
> Gesichtspunkten letztendlich nur daran liegen, dass die
> Deckungsbeiträge in der Kalkulation keine anderen
> Möglichkeiten zulassen.
Da ist was Wahres dran ... ;o)
> Alea wurde von RAVENSBURGER ins Leben gerufen um
> mittelfristig den Gelegenheitsspieler der veröffentlichten
> RAVENSBURGER-Spiele auch anspruchsvollere Kost zu bescheren.
> Am Anfang scheint dieses funktioniert zu haben, und Alea hat
> sicherlich auch vom Vertrieb durch eben RAVENSBURGER
> profitiert und so Kunden erreicht, die im klassischen
> Spielwarenhandel ihre Spiele kaufen.
>
> Aus Optimierungsgründen (Nutzen der Synergieeffekte) kommt
> hinzu, dass die Alea-Spiele sicherlich auch in den
> RAVENSBURGER-Produktionsstätten gefertigt wurden (statt
> unabhängig von der „Mutter“ z.B. bei LUDOFACT).
Nicht wurden; sie werden nach wie vor!
> Im Laufe der Zeit jedoch wurden die von RAVENSBURGER
> angedachten Zielzahlen sicherlich nicht erreicht, so dass
> RAVENSBURGER den kalkulatorischen Faktor
> „Vertrieb“ ausgehebelt hat, und somit die
> HEIDELBERGER den Vertrieb übernommen hat. Der
> RAVENSBURGER-Vertrieb hat also auch Ihre eigene
> „Konkurrenz“ Alea ausgeklammert und die eigenen
> Produkte verstärkt. Denn ein Außendienstler tut sich
> einfacher damit, die eigenen Produkte unterzubringen als auch
> noch die „unliebsamen“ Alea-Spiele.
>
> Das Resultat ist, dass der Gelegenheitsspieler die
> Alea-Spieler nicht mehr im klassischen Spielwarenhandel
> beziehen konnte und so nur noch die Vielspieler (die über
> ausreichend Beschaffungsmöglichkeiten informiert sind) die
> Alea-Produkte erwerben konnte.
Hier schlussfolgerst du leider *gerade falsch herum*: Der "Gelegenheitsspieler" hat *keine* alea-Spiele mehr im (so genannten) Fachhandel gekauft, wozu sie dann also noch - mühsam - dorthin vertreiben wollen!?
> RAVENSBURGER hat somit eine Reduzierung der Zielgruppe
> bewusst in Kauf genommen um weitere Kosten zu einzusparen.
s.o.
Die Zielgruppe hat sich sozusagen selbst reduziert (einer der (vielen!) Gründe für den Absatzrückgang!), wir haben lediglich *re*agiert (und nicht agiert!) und versucht, eine Lösung zu finden, die den Bestand von alea weiterhin sichern kann.
> HEIDELBERGER kann hier kein Vorwurf gemacht werden, denn die
> bringen die Alea-Spiele optimal über Ihre Kanäle unter das
> Volk.
>
> Es wird aber letztendlich nicht mehr der Gelegenheitsspieler
> erreicht.
s.o. Der wollte/will - mit marginalen Ausnahmen - gar nicht mehr erreicht werden ...
> Dieses spiegelt sich auch in der Aussage von Herrn Brück
> wider, der von Rückgängen von 70 % sprach. Logisch, da nur
> noch der Vielspieler (der nie klassischer RAVENSBURGER-Kunde
> war) erreicht wird.
Wie gesagt, nur ein Teil der vielen Gründe. Stefan Malz hat das in seinem Posting schon recht gut und umfassend zusammengefasst, was hier über die Jahre alles eine Rolle spielt/e und auch weiterhin spielen wird ...
Und jemand wie z.B. Ralph von HallGames kann nicht über 70% Rückgang klagen, da er vorn vorneherein mit ganz anderen Erwartungen und Zahlen ins Rennen gegangen ist. *Mehr verkaufen* tut er aber *auch nicht* (obwohl doch in LUNA alles besser ist als in DBvB ... ;o) - im Gegenteil sogar!
Die geringen Verkaufszahlen sind also bei weitem kein "alea-Problem", das ist mittlerweile ein Branchenproblem, besonders ausgeprägt auf der Ebene der anspruchsvollen "Hobbyspiele".
> Somit ist abzusehen, dass sich RAVENSBURGER sich
> mittelfristig von Alea trennen wird, denn das Korsett, dass
> RAVENSBURGER Alea auferlegt (Mindestkalkulation + hoher
> Marge) kann in dieser Form leider von Herrn Brück nicht
> erreicht werden.
Wie auch schon mehrfach von mir mitgeteilt: Wenn das Korsett so eng wäre, gäbe es alea bereits seit Jahren nicht mehr (also so lange schon nicht mehr, wie "gemunkelt" wird, dass es alea "bald nicht mehr geben wird" ;o))!
Ich möchte sogar zu behaupten wagen, dass sich in Deutschland *kein* anderer Verlag eine solche (letztendlich wirtschaftlich noch nie wirklich erfolgreiche) Spielemarke derart lange geleistet hätte/leisten würde. Insofern sollte nicht nur ich meiner Mutterfirma, sondern auch ihr alle, die ihr alea-Spiele zu schätzen wisst, ihr ausgesprochen dankbar sein, für diesen (nun schon lange über ein Experementierfeld hinausgehenden) Versuch, anspruchsvolle Spiele vorbei an streng wirtschaftlichen Kriterien an den Mann (und natürlich auch die Frau ;o) zu bringen.
Nicht, dass ich hier meiner "Mama" öffentlich Honig um den Bart schmieren wollte, aber doch muss ich sagen, dass ich es überaus zu schätzen weiß, welche Freiheiten und Möglichkeiten mir, unverändert, seit nunmehr schon über 10 Jahren, gegeben werden. Dafür beiß ich dann gerne in den (manchmal durchaus auch) sauren Apfel des eingeschränkteren Budgets und der vorhandenen Grenzen, gesteckt durch z.B. nicht beliebig abänderbare Materialqualitäten oder Schachtel-, Plan-, Karten- usw. Größen. Oder auch durch Qualitäts*verpflichtungen*, über die manche Mitbewerber nur müde lächeln könnten. (So werden die Metallmünzen (ja!!! Metall ... *geifer,lechz* ;o) in der PR-Jubi.-Ausgabe ca. 5mal (!) so viel kosten wie vergleichbare aus Mitbewerberprodukten, da unsere eben nicht aus China kommen (dürfen!), zumind. nicht von Lieferanten, die nicht die ICTI-Bedingungen erfüllen ...). Bedingungen, über die manch anderer Verlag nicht mal nachdenkt, geschweíge denn diese beachtet - und dementsprechend auch deswegen mehr für weniger anbieten kann.
[Mir persönlich ist das letztendlich egal und es soll auch weder als Vorwurf noch als Entschuldigung unsererseits wahrgenommen werden. Aber es spielt für Ravensburger, sowohl bei der Preisgestaltung als auch den Ausstattungsmöglichkeiten usw., eine erhebliche Rolle!]
> Hier bleibt Alea nur die Möglichkeit, die Kosten so gering
> wie möglich zu halten (durch eben besagte schlechte Qualität
> des Spielmaterials)
Ein letztes Mal: Die Qualität ist nicht *schlecht*, nur weil sie nicht dem momentanen "state of art" entsprechen mag! Ich verwehre mich entschieden gegen diese einfach nur falsche Aussage!
> um die Zielvorgabe der
> „Mutter“ zu erhalten und somit noch ein wenig die
> sich anbahnende Trennung hinauszuzögern.
>
> Denn auch Herr Brück hat eine soziale Verantwortung.
Ja, die fühle ich durchaus. Aber *ganz sicher* nicht euch Spielern gegenüber ... ;o)
Eher ggü. meiner Familie und meiner Umwelt, ja. Aber der Spieler als solches nähme sicher keinen seelischen Schaden, wenn ich mir ab morgen weniger Mühe beim Austarieren und Entwickeln etc. gäbe (mancher würde das nicht mal merken ... (Ho ho ho! Nur ein Scherz!!) ;o)
Nee, soweit sollten wir hier wirklich nicht gehen, mir ein schlechtes Gewissen ob meiner gesellchaftlichen Verpflichtung einreden zu wollen ...
> dass RAVENSBURGER Alea nicht braucht, umgekehrt jedoch
> benötigt Alea immer noch RAVENSBURGER um das Überleben zu
> sichern.
Da mag was dran sein ... ;o)
> Unterm Strich bleibt für Alea, sofern sie langfristig Erfolg
> haben wollen, nur die Möglichkeit, sich unabhängig von
> RAVENSBURGER zu präsentieren um sich so auch auf dem von der
> Zielgruppe Vielspieler gewünschten Qualitätsniveau
> hinsichtlich des Materials zu bewegen.
Holla die Waldfee, da verallgemeinerst du mir jetzt aber doch viel zu gewaltig!!! Erst einmal gibt es (schon seit langen nicht mehr) die "Zielgruppe Vielspieler" als solch homogene und meinungseinheitliche Gruppe, wie du sie hier darzustellen versuchst. Und zweitens fordert sie nicht unisono (bis auf Achims Bekannte ;o), dass alea sich "auf das von Vielspieler gewünschte Qualitätsniveau hinsichtl. ...". Ich denke, rocketboy hat angesichts seines 2. Postings schon genügend Widerworte erhalten, da brauche ich eigentlich gar nicht noch mal ...
Nichtsdestotrotz würde ich mir manchmal wünschen, dass - auch in diesem Forum - wieder mehr über *inhaltliche* Stärken und Schwächen von unseren Spielen debattiert würde, als denn über (*letztendlich* nicht wirklich wichtige) Äußerlichkeiten wie Illustrationen, Themen, Materialien etc. ... Doch gerade das Gegenteil ist der Fall!! Kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass dies auch deswegen weniger geschieht als früher, weil die Beurteilungsfähigkeiten hierfür nachgelassen haben. [Sicher ein Thema für einen eigenen Thread ... ;o)
> Herrn Brück kann man keinen Vorwurf machen. Er weiß um das
> hohe Niveau der Spiele Bescheid, und ihm ist auch bewußt,
> dass sich die Vielspieler nicht durch die Materialqualität
> abschrecken lassen, denn für die Vielspieler zählt immer noch
> der Mechanismus.
Ich würde mir wünschen, dass es (nur) so wäre! Aber leider ist das immer weniger und weniger der Fall (s. meine gerade gemachte Bemerkung oben).
> Aber über die Vielspieler-Szene hinaus wird
> sich Alea nicht behaupten können.
Haben wir (leider, lei-der, LEIDER!) noch nie! Die ersten alea-Spiele haben sich zwar klar besser verkauft (ohne im Übrigen in *irgendeiner* Hinsicht besser als die heutigen zu sein!), aber sie wurden deswegen noch nicht automatisch auch häufiger gespielt!
> Der Schatten RAVENSBURGER droht Alea schließlich unter sich
> zu begraben, schade eigentlich. Ein Alleingang von Alea
> scheint demnach also dringender notwendig zu sein denn je.
>
> Soweit meine Meinung (die abschließend alleine nur auf meinen
> Kenntnissen der Wirtschaftsfaktoren beruht bzw. aus meinen
> eigenen Erfahrungen im „freien“ Wirtschaftsleben
> sozusagen) zu den Diskussionen hinsichtlich Alea, die ich
> intensiv mitverfolgt habe.
>
> In diesem Sinne lieber Herr Brück, alles Gute für Sie und Ihr
> "Baby" Alea.
Ich danke dir für den ehrlichen Wunsch, auch für mein "Baby" (das mittlerweile aber schon langsam in die Pubertät kommt, mit all seinem Für und Wider ... ;o)!
Und wenn auch nicht alle deine Behauptungen und Schlussfolgerungen korrekt sind, so ist es alles in allem doch die bislang vernünftigste und nachvollziehbarste Kritik gewesen (ja, ich weiß, dass sich 'nachvollziehbar' eigentl. nicht steigern lässt ... ;o), und auch ein guter Versuch, sich mit den Zwängen und Nöten auseinanderzusetzen, in denen ein "Kleinverlag" als Teil eines sehr großen Hauses stecken mag.
lG
Stefan