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Kohle

Das ehemalige spielbox-Spielerforum
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DerTom
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Kohle

Beitragvon DerTom » 6. Dezember 2011, 10:04

Hallo Leute,

ich habe hier mal eine etwas ungewöhnlich Bitte/Frage.
Ich zocke mit einigen Freunden gerne auch längere und komplexere Strategiespiele. z.B. im Wandel der Zeiten, Korsaren der Karibik und so. Doch leider kommt das Spiel Kohle bei einigen nicht so gut an. "Zu glückslastig lautet die Antwort. Dabei empfinde ich das garnicht so. Vielleicht könntet Ihr mal ein paar Argumente mitgeben, warum das Spiel eben nicht so glückslastig sei. Als Hauptgrund wird geannt. Es hängt alles davon ab, welche Karton man zieht.

Bin ja mal gespannt.

Gruss

DerTom

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David Rosenberg
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Re: Kohle

Beitragvon David Rosenberg » 6. Dezember 2011, 10:38

Hallo Tom,

als großer Fan dieses Spiels trifft eine These wie die, dass das Spiel zu glückslastig sei, schon einen Nerv bei mir... daher will ich mal mein "Glück" versuchen:

Um zu klären, ob dieses Spiel wirklich glückslastig ist, muss man aus meiner Sicht die konkrete Frage stellen: Wann kann man auf Grund seiner Kartenhand nicht die Aktion durchführen, die man gerne durchführen würde?

Schauen wir uns doch mal die Aktionsmöglichkeiten an:

Die folgenden Aktionen sind zunächst mal unabhängig davon, welche Karte man benutzt:

- Kanal/Schiene bauen
- Entwickeln
- Baumwolle verkaufen
- Kredit aufnehmen

4 von 5 Aktionsmöglichkeiten kann man also mit beliebigen Karten durchführen. Schauen wir uns die 5. Aktionsmöglichkeit an, die unbestritten die wichtigste darstellt:

- Industrie bauen

Mit einer passenden Ortskarte kann man grundsätzlich immer bauen. Mit einer Indurstriekarte kann man bauen, wenn man eine eigene Transportverbindung zu diesem Ort besitzt.

Was daraus für das Spielsystem hervorgeht ist die Notwendigkeit, das eigene Vorgehen in Bezug auf die in der Hand befindlichen Karten abzustimmen und zu optimieren. Dabei hilft einem auch der noch nicht erwähnte Mechnismus, dass man durch Ablage von 2 beliebigen Karten irgendeine Industrie in einer belibigen Stadt bauen darf. Über diese zugegebenermaßen eher ineffiziente Möglichkeit sollte sich eigentlich immer eine Ausgangssituation herstellen lassen, die die weiteren Karten sinnvoll nutzen lässt.

Ich würde es abschließend folgendermaßen formulieren: In Kohle geht es nicht darum, mit Glück die richtigen Karten zu ziehen, sondern die erhaltenen Karten optimal einzusetzen. Durch die flexiblen Einsatzmöglichkeiten kann man mit jeder Kartenhand vernünftige und sinnvolle Strategien planen.

Ich hoffe, meine Ideen und Ausführungen helfen Dir dabei, Deine Freunde mal wieder zu einer Partie dieses tollen Spiels zu bewegen. Wenn jemand das Spiel allerdings gar nicht mag, so wird ihn meine Argumentation auch nicht wirklich umstimmen (und das soll sie auch gar nicht, Spiele sind Geschmackssache).

Viele Grüße
David

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PzVIE-spielbox
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Re: Kohle

Beitragvon PzVIE-spielbox » 6. Dezember 2011, 10:39

Ich habe schon lange nicht mehr Kohle gespielt, beim 'neuen & verbesserten' Age of Industry wurde dieser Faktor jedoch berücksichtigt und mit einem neuen Kartendeck korrigiert.

Ich kann mich aber nicht erinnert, dass Kohle zu glückslastig gewesen wäre.

Thygra
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Re: Kohle

Beitragvon Thygra » 6. Dezember 2011, 12:31

Gute Strategen mit viel Spielerfahrung gewinnen Kohle deutlich öfter als schlechte Strategen oder Spieler mit wenig Erfahrung. Daraus folgt automatisch, dass das Spiel nicht sehr glückslastig sein kann. ;-)
André Zottmann (geb. Bronswijk)
Thygra Spiele
(u. a. für Pegasus Spiele tätig)

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bpsyc
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Re: Kohle

Beitragvon bpsyc » 6. Dezember 2011, 13:34

Wer glaubt, dass Kohle zu glückslastig sei, hat entweder das Spiel mit einem anderen verwechselt, oder das Spiel falsch gespielt.

Gruß bpsyc

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janove
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Re: Kohle

Beitragvon janove » 6. Dezember 2011, 16:38

Hallo Tom,

meiner Erfahrung nach (rund 30 Spiele von 2 bis 4 Spielern) kann man das Spiel mit verschiedenen "Grundstrategien" gewinnen: z.B. bevorzugt Häfen bauen, bevorzugt Baumwollspinnereien Bauen, bevorzugt Schienen bauen

Wegen der "falschen" Karten verliert in erster Linie nur der, der -bevor er seiner erste Kartenhand sieht- sich bereits auf eine Grundstrategie festlegt; so nach dem Motto: heute baue ich Häfen und sich dann ärgert, dass er weder Häfen noch Liverpool, Preston etc zieht; das diese Vorgehendsweise nun ja dämlich ist, liegt für mich auf der Hand.

Deshalb kommt es auch meines Erachtens darauf an, aus seinen Karten taktisch das Beste zu machen, so wie David das oben sehr zutreffend beschrieben hat.

Auch kann ich das bestätigen, was Thygra geschieben hat. Erst bei 2 in etwa gleich guten Spielern, die beide auf einem hohen Niveau spielen, kann das pemanente Ziehen der "falschen" Karten das Spiel entscheiden.

ceterum censeo: Im Übrigen finde ich Kohle nach wie vor um einiges besser als Age of Industrie

Wenn du das Spiel magst, deine Freunde aber nicht mitspielen wollen: es gibt eine gute online-Umsetzung:
http://brass.orderofthehammer.com

Viel Spaß bei diesem tollen Spiel wünscht

janove

(der sich beim vorletzten Spiel auch darüber geärgert hat, dass er in der Eisenbahnphase weder Liverpool noch Manchester ezogen hat :-), dies aber nicht dem Spiel anlastet

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WalMal
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Re: Kohle

Beitragvon WalMal » 6. Dezember 2011, 19:05

janove schrieb:
>
> ceterum censeo: Im Übrigen finde ich Kohle nach wie vor um
> einiges besser als Age of Industrie
>

Ach, wieso das denn ?
Mir kommt Age of Industy wesentlich eleganter vor.

WalMal

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janove
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Re: Kohle

Beitragvon janove » 6. Dezember 2011, 19:58

puh, schwierige Frage (vor allem, da meine letzte von 3 Partien Age of Industrie schon länger her ist.

Also, wenn es Kohle nicht gäbe, fände ich AoI ein tolles Spiel, so finde ich , ist es "nur" ein gutes Spiel. Woran das liegt?

Was du eleganter nennst, habe ich als abgespeckt empfunden; insbesondere hat mich das jeweilige Ende nicht begeistert; die dadurch bedingte Unsicherheit in der Planung habe ich als nicht zum Spiel passend empfunden. Insgesamt fand ich AoI statischer.

Erlaubt sei die Gegenfrage: Was findest du an Kohle unelegant?

janove

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DerTom
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Re: Kohle

Beitragvon DerTom » 6. Dezember 2011, 20:11

Vielen Dank für Eure Beiträge. Vielleicht gelingt es mir ja doch noch aufgrund der vielen Argumente das Spiel wieder auf den Tisch zu bringen. Übrigens die Onlinevariante, geht die über e-Mail? Hoffe ich wohl nicht.

Vielen Dank nochmals

Gruss

DerTom

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Re: Kohle

Beitragvon janove » 6. Dezember 2011, 20:31

DerTom schrieb:
>
Übrigens die Onlinevariante, geht die
> über e-Mail? Hoffe ich wohl nicht.
>
Nein, grundsätzlich spielt man dort rundenbasiert, d.h. man schaut rein und wenn man dran ist, macht man einen Zug.

Ich glaube, man kann sich per mail anzeigen lassen, wenn man dran ist (ich mache das aber nie).

Wenn alle Spieler gleichzeitig online sind (z.B. weil sie verabredet sind), kann man quasi real time spielen - wenn man dann noch nebenbei skyped, ist es fast wie am Tisch :-)

janove, der am iebsten am Tisch spielt, aber wenn da gerade keiner sitzt ...

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doug11
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Re: Kohle

Beitragvon doug11 » 6. Dezember 2011, 22:51

Ich habe schon Dutzende Online-Partien hinter mir und zwar mit email-Benachrichtigung und ich finde das Spiel ist perfekt für diese Art von Onlinespiel.
Zwar zieht sich ein Spiel schon mal 1-2 Wochen hin, aber nach meiner Erfahrung kann das sehr intensiv und spannend sein. Ich kanns online nur empfehlen.

und zum Glücksfaktor wurde schon alles gesagt: wenig Glück im Spiel, der bessere Spieler gewinnt in der Regel auch das Spiel. Es kommt drauf an, was Du aus den Karten machst und dabei spielt Timing oftmals auch eine sehr wichtige Rolle

Karlheinz
(der Brass auch sehr gerne offline spielt)

Thygra
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Re: Kohle

Beitragvon Thygra » 7. Dezember 2011, 10:17

janove schrieb:
> Wegen der "falschen" Karten verliert in erster Linie nur der,
> der -bevor er seiner erste Kartenhand sieht- sich bereits auf
> eine Grundstrategie festlegt; so nach dem Motto: heute baue
> ich Häfen und sich dann ärgert, dass er weder Häfen noch
> Liverpool, Preston etc zieht; das diese Vorgehendsweise nun
> ja dämlich ist, liegt für mich auf der Hand.

Das trifft die Sache recht gut. Aufgrund der ersten Kartenhand kann man eine Strategie festlegen und diese so gestalten, dass man nicht mehr vom Ziehen bestimmter Karten abhängig ist. Natürlich kann es vorkommen, dass man mal eine Karte zieht, die gut in den Plan passt. Und natürlich kann so eine Karte auch mal den entscheidenden Punkt für den späteren Sieg bringen. Aber ein geübter und guter Spieler gleicht das meistens locker durch gute Spielweise aus.
André Zottmann (geb. Bronswijk)
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DerTom
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Re: Kohle

Beitragvon DerTom » 7. Dezember 2011, 11:02

Hallo Thygra,

tja genau das wurde nämlich von meinen Leuten dem Spiel angekreidet. Die Kartenhand lasse überhaupt keine Wahlmöglichkeit. Es ist durch die Karten alles vorbestimmt, und wenn man nicht die passenden zieht, verliert man eben. Ich finde das etwas zu einfach gedacht. So nach dem Motto. Bei diesem Spiel konnte ich angenommen so gut wie keine Baumwollspinnereien oder was auch immer bauen - die Karten erlaubten es einfach nicht - und deswegen habe man schließlich verloren. Eine anderer sagte, nach nur 3 Spielen. "Bisher hätten immer die gewonnen, die die meisten Häfen gebaut haben". Ich denke so einfach kann ich das Spiel nicht abmurksen. Ich glaube nicht an einen einfachen Königsweg. Na ja, vielleicht helfen Eure Argumente. Die Überschrift hätte von mir auch lauten können.
"Rettet K o h l e "

Gruss

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Re: Kohle

Beitragvon Thygra » 7. Dezember 2011, 17:12

Die Kartenhand lässt noch jede Menge Wahlmöglichkeiten. Aber sie lässt eben NICHT JEDE Strategie zu. Man kann mit vielen Baumwollspinnereien gewinnen, aber auch verlieren. Man kann mit vielen Kanälen/Eisenbahnen gewinnen, aber auch verlieren. Man kann mit Schiffswerften gewinnen, aber auch verlieren. Usw. usw. usw. ... Es gibt keine Optimalstrategie. Sonst wäre das Spiel ja auch doof. Ist es aber nicht! ;-)
André Zottmann (geb. Bronswijk)
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Attila
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Re: Kohle

Beitragvon Attila » 13. Dezember 2011, 17:12

Hiho,

Genau so ist es.
Kohle wäre auch ziemlich sinnlos, wenn man immer dort bauen kann wo und was man will.

Atti


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