Beitragvon Gead » 4. April 2012, 17:04
Hallo Ralf,
dass der Spielemarkt übersättigt ist, das steht außer Frage. Dass trotzdem jeder Spieleautor und jeder Verlag den Ehrgeiz hat, weiterhin Spiele zu entwickeln und zu veröffentlichen, ist ja nichts Ehrenrühriges. Zu jeder Kultur gehört neben dem Erhalt des Bestehenden die Schaffung von Neuem genauso mit dazu. Darum versuche ich mit dem Spiel einen anderen Ansatz: Ein Spiel mit Buch zu einem real greif- und erreichbaren Thema. Archäologie nicht an entlegenen Orten, sondern vor der eigenen Haustür. Mit diesem thematischen Ansatz will ich auch gar nicht (unbedingt) auf den Spielemarkt drängen; mir ist bewusst, dass die Konkurrenz und die Präsenz der etablierten Verlage aus dem In- und Ausland dort sehr groß ist. Keine Frage, natürlich ist es schon ein Ziel, in diesem Spielemarkt überhaupt wahrgenommen und möglicherweise sogar anerkannt zu werden. Trotzdem möchte ich mit meinem Spiel auch neue Zielgruppen erreichen - weil ich davon überzeugt bin, dem "Markt" eine neue Facette hinzufügen zu können. Ob die spielerische Umsetzung, die ich dafür entwickelt habe, diesem Ansatz und dem generell damit verbundenen Anspruch an ein gutes bis sehr gutes Spiel gerecht wird, das müssen letztlich diejenigen entscheiden, die das Spiel im Vorfeld als Prototyp testen, die es unterstützen und vielleicht (so die Crowdfunding-Aktion erfolgreich ist) später dann zu Hause spielen können.
Doch wie erreicht man "neue Zielgruppen"? Das kennst du ja sicherlich auch, dass man Menschen fürs Spielen interessieren und idealerweise begeistern möchte, die vorher nicht viel (oder gar nicht) gespielt haben. Dabei muss jedes Spiel auf sich aufmerksam machen. Und dass ich mir dafür ein besonders "spektakuläres" Thema ausgesucht habe, das, glaube ich, kann man (kann "ich" zumindest) nicht gerade behaupten. Das Thema war in meinem Fall auch lange vor dem Spiel da, aufgrund meiner beruflichen Tätigkeit als Grafik-Designer hatte ich zunächst im Auftrag zwei Fachbücher zum dem Thema "Weltkulturerbe Limes" erstellt. Die Idee, daraus ein Spiel mit Buch zu machen, hatte ich im Anschluss daran. Es war eine ganz natürliche Entwicklung - vom Thema zum Spiel -, also überhaupt keine Marketing-Überlegung. Das Material soll ebenfalls kein Blendwerk sein, sondern soll das realitätsnahe Spielgefühl einer Ausgrabung "im Kleinformat" erzeugen und dabei vor allem funktional sein. (Klar, dass der persönliche Geschmack immer mitentscheidet: die Einen finden das Spieldesign "unglaublich bieder", die Anderen "sehr interessant". Das Phänomen des guten und schlechten Geschmacks gibt es überall, beschreibt aber eine Äußerlichkeit. Die "inneren Werte" des Spiels, lassen sich nur "im Spiel" herausfinden.)
An dem Spiel (mit Buch) entwickle ich jetzt seit fast dreieinhalb Jahren. Wenn es nach mir gegangen wäre - und ich hätte sicher Luftsprünge gemacht -, dann hätte es schon im ersten Jahr der Entwicklung (und gerne von einem groooßen Verlag) veröffentlicht werden dürfen. Dass es das nicht wurde, war allerdings gut so. Denn das Spiel hat, nach jetzt ca. 90 (anfangs ausgiebig und sehr "rot") dokumentierten Testspielen in jeder Besetzung eben genau die Entwicklung durchlaufen (dürfen), die nötig ist, damit daraus etwas Ausgereiftes entstehen konnte.
Ich würde mich jedenfalls sehr freuen, wenn ich einen so engagierten wie kompetenten Spieler und Kritiker wie dich (ein bisschen Honig muss schon sein ;-)) davon überzeugen könnte, dass ich das Spiel sehr sorgfältig entwickelt habe und keinen Schnellschuss unters Spielvolk verteilen will. Und dass das Spiel trotz vermeintlich trockenem Thema viel Spaß macht!
Vielleicht bin ich ein bisschen naiv, dass ich die Hoffnung (noch) nicht aufgebe, dass dieses Crowdfunding am Ende erfolgreich sein wird.
Verspielte Grüße
Gerhard Junker