Beitragvon Finlaggan » 6. September 2012, 15:49
Attila schrieb:
> Wobei der grossteil der Fangemeinde sich hoffentlich nicht an
> der Sprache stört. Es würde mich ein wenig erschrecken.
Hallo,
ich denke zwar auch, dass der Großteil der eingefleischten Fans ausreichend gut Englisch kann, aber nicht immer gilt das für alle Mitspieler bei einem Spieleabend. Vor allem bei verdeckten Informationen kann sowas dazu führen, dass dann eben doch ein anderes Spiel auf den Tisch kommt.
Mir geht das so bei "Mage Knight", das ich letztes Jahr gekauft habe, als es nur die englische Version gab. Selbst verstehe ich schon, was die Karten bedeuten, aber wenn ich einem Mitspieler seine (eigentlich verdeckten) Karten erklären muss, verringert das den Spielspaß erheblich - für beide Beteiligten. (Und die deutsche Version nachzukaufen ist eben eine ziemliche Investition).
Bei kooperativen Spielen ist das Problem zwar kleiner, aber für entsprechende Mitspieler hat der Spaß trotzdem ein Loch, wenn ihnen dauernd etwas übersetzt werden muss. Insofern werde ich (in den letzten Jahren quasi Fragor-Abonnent) mit der Bestellung für Spellbound auch erst einmal abwarten, bis es mehr Informationen über die Menge des Textes, den Spielablauf und das Spielmaterial gibt.
Ganz generell finde ich es übrigens bedenklich, wie bereitwillig viele Leute in Deutschland klaglos akzeptieren, dass Englisch eine immer wichtigere Rolle im Alltagsleben spielt (damit meine ich ganz bewusst nicht die globalisierte Welt, in der Englisch als gemeinsamer Nenner dient, sondern Gelegenheiten wie Einkaufen oder Ausbildung). Ich bin mir z. B. nicht sicher, ob jeder Knäckebrotkäufer im Supermarkt weiß, was er bei einem Wasa-Produkt namens "Cream Cheese & Chives" eigentlich einkauft. Und dass bestimmte Studiengänge in Deutschland nur noch auf Englisch angeboten werden, stößt mir auch auf. Die London Times bezeichnete das mal als "linguistic submissiveness", also etwa sprachliche Unterwürfigkeit der Deutschen.
Englisch spreche und verstehe ich selbst ganz gut, aber was mache ich (und wahrscheinlich viele andere), wenn die nächsten Generationen Englisch für zu banal halten und sich eine andere Sprache heraussuchen, um sich abzuheben? So wie es vor ein paar Jahrhunderten chic oder en vogue war, Französisch zu parlieren, um sich vom Pöbel abzuheben oder noch früher Latein die Sprache der Wahl war, damit der dumme Bauer nicht versteht, um was es geht?
"Sale" und "Outlet" sind ja nur lästig, aber wenn ich mit 70 oder 80 Jahren noch fremde Schriftzeichen lernen muss, um mich zuhause zurechtzufinden, dann bin ich garantiert nicht glücklich...
So, genug schwarz gemalt - nichts für ungut!
Finlaggan