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Antwort der FG Spiel an die SAZ

Das ehemalige spielbox-Spielerforum
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Christian Beiersdorf
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Re: Gehört diese Diskussion nicht ins Autoren-Forum?

Beitragvon Christian Beiersdorf » 19. April 2013, 18:47

1. Warum sollte es Spieler nicht interessieren, was mit den Urhebern ihrer Spiele geschieht?

2. Die SAZ zahlt für diese Anzeige - so wie vermutlich alle anderen Inserenten auch ihre Anzeigen zahlen..

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KMW

Re: Gehört diese Diskussion nicht ins Autoren-Forum?

Beitragvon KMW » 19. April 2013, 18:52

Korrekt, diese Diskussion hätte ins Autorenforum gehört. Da hatte sie ja auch ursprünglich begonnen. Bedauerlicherweise bietet unsere Forensoftware aber nicht die Möglichkeit, Threads zu verschieben. Falls es aber gewünscht wird, werde ich den Thread hier schließen. Wenn dann im Autorenforum weitr diskutiert wird, fehlen allerdings die Rückbezüge.

Was die Anzeige betrifft: Das ist ein ganz reguläres, vom Auftraggeber bezahltes Banner.

KMW

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Gead
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Spieleautoren sind Systemlieferanten

Beitragvon Gead » 19. April 2013, 18:59

Wennschon, dennschon! ;-)

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raccoon
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Relevanz des Themas für Spieler

Beitragvon raccoon » 19. April 2013, 19:58

Hallo ravn,

zu Deinem Absatz:
> Warum wird diese Fach-Diskussion (!) nicht im Autoren-Forum geführt, also da wo sie laut Forenbeschreibung auch besser aufgehoben wäre?

Wie Knut bereits erwähnt hat, existiert dort seit geraumer Zeit ein Thread, der von einem SAZ-Offiziellen dort eröffnet wurde im Gegensatz zum hiesigen.


> Warum unterstützt die spielbox die SAZ mit der Veröffentlichung einer Anzeige im Spieler-Forum, wo hauptsächlich Spieler angesprochen werden?

Ohne das zu wissen hatte ich angenommen, dass es sich um einen regulär erwerblichen Werbebanner handelt, für den bezahlt wurde?!


> Also doch fragwürdig Stimmvieh sammeln?

Ich persönlich würde mir wünschen, dass sich die Spielerschaft etwas mehr, als das zurzeit augenscheinlich der Fall zu sein scheint, mit der Tragweite der Angelegenheit für sie selbst beschäftigen und die Thematik nicht bei "Nur-Spieleautoren-relevant" einordnen würde. So gesehen bin ich ein wenig desillusioniert und finde einerseits, dass über 3.000 Petitions-Unterstützer OK sind, relativ gesehen könnte man allerdings auch etwas enttäuscht sein gemessen an der potenziell möglichen Zahl angesichts der Reichweite über prominente Diskussionen hier, bei BGG, Tric Trac DE und FR etc. - da können 3.000 auch als ein wenig mager angesehen werden.

Ins Spieleautorenforum hier haben sich jedenfalls kaum Spieler mit einer Wortmeldung aus der Reserve locken lassen, weder über den Hintergrund noch zur Relevanz für sie selbst. Was man daran abliest, bleibt jedem selbst überlassen.

Gruß

raccoon

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ravn

Re: Gehört diese Diskussion nicht ins Autoren-Forum?

Beitragvon ravn » 19. April 2013, 20:01

Christian Beiersdorf schrieb:
>
> 1. Warum sollte es Spieler nicht interessieren, was mit den
> Urhebern ihrer Spiele geschieht?

Klar kann es die Spieler interessieren, was mit den Urhebern ihrer Spiele geschieht. Nur frage ich mich erneut, welchen Zweck diese (einseitige) Diskussion hier im Spieler-Forum verfolgt?

Da gibt es einige SAZ-Mitglieder und auch Autoren, die sich zu Wort melden. Da gibt es andere Meinungsäusserungen, die ich selbst nicht zuordnen kann, ob und welche Interessen die vertreten und wer das überhaupt ist. Allerdings wird scheinbar "untereinander über" etwas diskutiert und nicht wirklich zwischen SAZ und FG-Spiel.

Soll also eine Lösung gefunden werden oder nur Druck über Dritte aufgebaut werden, in dem man versucht, die Spieler und damit zahlende Konsumenten auf die eigene Seite zu locken? Da sind ja auch die ganzen nahmhaften Autoren und die müssen ja recht haben, weil man deren Spiele toll findet, auch wenn man selbst als Spieler kaum die Sachlage wirklich beurteilen kann. Hat das die SAZ wirklich nötig?

> 2. Die SAZ zahlt für diese Anzeige - so wie vermutlich alle
> anderen Inserenten auch ihre Anzeigen zahlen..

Dann bin ich der persönlichen Meinung als Spieler und Konsument von Spielen, dass sich die SAZ mit dieser Art des Stimmenfangs schadet und unglaubwürdig macht und ich mich nicht vor deren Karren spannen lassen mag, um mit einer tollen Anzahl an Unterschriften zu glänzen, wenn nicht zeitgleich gefragt wird, wie diese Unterschriften überhaupt zustande gekommen sind.

Cu / Ralf

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ravn

Re: Relevanz des Themas für Spieler

Beitragvon ravn » 19. April 2013, 20:33

raccoon schrieb:

> Ich persönlich würde mir wünschen, dass sich die
> Spielerschaft etwas mehr, als das zurzeit augenscheinlich der
> Fall zu sein scheint, mit der Tragweite der Angelegenheit für
> sie selbst beschäftigen und die Thematik nicht bei
> "Nur-Spieleautoren-relevant" einordnen würde. So gesehen bin
> ich ein wenig desillusioniert und finde einerseits, dass über
> 3.000 Petitions-Unterstützer OK sind, relativ gesehen könnte
> man allerdings auch etwas enttäuscht sein gemessen an der
> potenziell möglichen Zahl angesichts der Reichweite über
> prominente Diskussionen hier, bei BGG, Tric Trac DE und FR
> etc. - da können 3.000 auch als ein wenig mager angesehen
> werden.

Ich würde mir persönlich bei diesem komplexen Thema eine neutralere Berichterstattung wünschen, bei der die Seitenbetreiber nicht direkt Stellung beziehen und Schlussfolgerungen vorweg nehmen, um damit die Spieler-Meinungen in eine Richtung auf Linie zu bringen - pro SAZ und contra FG-Spiel. Das ist mir zu einfach!

Aktuell ist bei mir als Spieler hängengeblieben, dass die FG-Spiel den Autoren und der SAZ ihr Urheberrecht nicht zugestehen will. Zeitgleich will die SAZ als Verhandlungspartner von der FG-Spiel anerkannt werden. Die SAZ will über eine öffentliche Petition aufzeigen, dass sie mit ihrer Meinung nicht alleine dastehen. Beide Forderungen werden in einer Petition verquickt.

Wie aber diese Stimmen eingeholt werden, finde ich fragwürdig!

Zeitgleich lese ich, und das erfahre ich nur, wenn ich mich selbst auf der SAZ-Seite informiere, dass nur Autoren, die auch veröffentlicht haben, ein Stimmrecht bei der SAZ haben. Ordnet die SAZ also Autoren zunächst in zwei Klassen ein, um sich von Möchtegern-Autoren nicht reinreden zu lassen?

Was ist mit Autoren, die sich nicht in der SAZ organisieren wollen, wenn die SAZ als Verhandlungspartner anerkannt wird? Und wozu braucht ein Autor überhaupt die SAZ und warum lehnen andere Autoren die SAZ ab? Was ist von diesen SAZ kritischen Stimmen zu halten?

Alles Fragen, deren Antworten ich bisher in diesem Zusammenhang nicht gelesen habe. Bevor ich als Spieler aber Forderungen der SAZ unterstützen kann, erwarte ich, dass ich umfassend über die Auswirkungen und Beteiligten informiert werde. Da haben spielbox.de & Co noch akuten Nachholungsbedarf, wenn ich als Spieler nicht nur Stimmvieh sein soll!

Cu / Ralf

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Christian Beiersdorf
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Re: Relevanz des Themas für Spieler

Beitragvon Christian Beiersdorf » 19. April 2013, 20:57

1. Die Verquickung der zwei Forderungen mag manchen abschrecken. Das Problem ist aber in erster Linie die Anerkennung der Urheberschaft. Gäbe es die, hätte die SAZ auch weniger Probleme nach § 36 UrhG als Vertretung anerkannt zu werden. Und vor allem könnten die Autoren sicher sein, dass die Verlage das UrhG anerkennen.

2. Jeder kann sich umfassend selbst informieren. Die SAZ hat dazu jetzt alle relevanten Dokumente online gestellt. Dazu gibt es hier positive, kritische und ablehnende Meinungen.

3. Das Stimmrecht in der SAZ ist seit ihrer Gründung so geregelt, dass es zumindest eine Veröffentlichung voraussetzt. Vor ein paar Jahren wurde zusätzlich die Möglichkeit geschaffen, nach einem Jahr Mitgliedschaft den Antrag auf Stimmrecht zu stellen. Demnach haben über 90% der Mitglieder die Möglichkeit mitzustimmen. Demokratie ist allerdings immer praktisch und nicht theoretisch, man muss auch wollen. Was DIESES Thema hier soll, weiß ich allerdings auch nicht.

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KMW

Re: Relevanz des Themas für Spieler

Beitragvon KMW » 19. April 2013, 21:37

Ich sehe nicht, dass wir nicht neutral berichtet haben. Das musst Du mir begründen.
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Amadeus
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Lieferanten sind austauschbar

Beitragvon Amadeus » 19. April 2013, 22:03

Wenn ein Industriebetrieb oder ein Verlag seine Gewinnspanne verbessern möchte, lässt er die Komponenten seines Produktes von einem billigeren Hersteller fertigen, denn die Lieferanten sind austauschbar -- egal, ob es um Zahnrädchen oder Pöppel geht.

WAS diese Lieferanten aber produzieren enstand in den Köpfen der Erfinder bzw. Spieleautoren. Ganz klar wird von der "Fachgruppe Spiel" zur Zeit versucht, deren Arbeit zu degradieren!

Amadeus

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Christian Beiersdorf
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Re: Antwort der FG Spiel an die SAZ

Beitragvon Christian Beiersdorf » 19. April 2013, 22:35

Ganz einfach, so "insgesamt" wie Bücher, Musik, Fotos, Drehbücher, Illustrationen etc. Ich verstehe einfach nicht, warum hier ein Unterschied konstruiert werden soll.

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ravn

Re: Relevanz des Themas für Spieler

Beitragvon ravn » 19. April 2013, 22:45

KMW schrieb:
>
> Ich sehe nicht, dass wir nicht neutral berichtet haben. Das
> musst Du mir begründen.

In der aktuellen Meldung http://www.spielbox.de/php/aktuell.php4?#a3238 fokussierst Du auf die Bezeichnung "Lieferanten" in Anführungszeichen gesetzt und bezeichst das als Degradierung der Spieleautoren.

Hier hätte ich mir eher eine konkrete Nachfrage bei der FG-Spiel gewünscht, warum sie diese Bezeichnung und auch die Anführungszeichen gewählt haben. Absichtlicher Stolperstein oder gar offene Provokation? Oder ist das nur ein Fach-Terminus an dieser Stelle? Man weiss es nicht. Du selbst wertest das aber als Degradierung und lenkst damit die darauf folgende Foren-Diskussion in diese Richtung.

Da hätte ich mir mehr Neutralität und auch erfolgte Nachfrage beim Verfasser des offenen Briefes gewünscht, anstatt plakativ "Spieleautoren: Nicht Urheber, sondern Lieferanten?" zu titeln als rhetorisch-empörte Frage verpackt. Für die Zugriffszahlen wohl toll, für eine zielführende Diskussion aber unnötig Öl ins Feuer gegossen.

So zumindest habe ich das empfunden, auch wenn es eventuell ganz anders gemeint war.

Cu / Ralf

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Folmion
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Re: Antwort der FG Spiel an die SAZ

Beitragvon Folmion » 19. April 2013, 23:00

Unterschiede zu den anderen Medien gibt es eben schon. Aus urheberrechtlich geschützen Werken darf man auch keine Teile verwenden, bei Brettspielen darf man Mechanismen aus anderen Werken offensichtlich schon verwenden.
Dann ist bei anderen Medien eine zufällige Parallelentwicklung ausgeschlossen. Niemand schreibt zufällig das gleiche Buch oder Drehbuch, wie jemand anderes. Niemand schießt das gleiche Foto, komponiert das gleiche Lied oder malt das gleiche Bild wie jemand anderes. Hat man sein Werk vollendet, dann ist man ohne Zweifel der Urheber dieses Werkes. Das kann man bei einfachen Brettspielen nicht so einfach sagen. Es kann zufällig zu einer Parallelentwicklung kommen (ob zeitgleich oder um Jahre versetzt). Wer ist denn in solch einem Fall der Urheber?

Ich stimme zu, dass die Urheberschaft anerkannt werden muss, aber ich finde nicht dass es so einfach ist.


Grüße
Florian

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Magic-spielbox
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Re: Antwort der FG Spiel an die SAZ

Beitragvon Magic-spielbox » 20. April 2013, 00:55

Hallo,

eigentlich beteilige ich mich nicht gern an den Diskussionen in irgendwelchen Foren, schon gar nicht, wenn es zum Teil um nicht leichte Sachverhalte geht. Meiner Ansicht nach werden hier zu oft "Schnellschüsse" gemacht. Schnell ist etwas geschrieben und steht dann im Raum. Dazu werden dann wiederum zig Stellungnahmen geschrieben, es wird hin und her zitiert und oft geht das meiste haarscharf an der eigentlichen Sache vorbei.

Nun muss ich allerdings doch mal etwas loswerden und genau an dieser Stelle passt es sehr gut, es könnte aber auch an einigen anderen Stellen in dieser Diskussion stehen: Ich verstehe nicht, warum sich so viele - auch aus der Spielebranche - so schwer damit tun, die richtigen Vergleiche zwischen der Welt der Spieleentwicklung und anderer kreativer Bereiche herzustellen.

Und nun auch ein Zitat aus Florians Text: "Niemand schießt das gleiche Foto, komponiert das gleiche Lied oder malt das gleiche Bild wie jemand anderes."

Da hat er Recht. ABER: Auch kein Autor entwickelt das gleiche Spiel wie ein anderer Autor. Das wird es nie geben.

Wenn man von Parallelentwicklungen spricht, meint man damit nicht identische Spiele, sondern sehr ähnliche. Auch bei diesen ist und bleibt jeder Autor Urheber. Die Spiele werden ja parallel entwickelt (keiner guckt beim anderen ab). Die Frage ist letztlich nur, ob jeder sein Spiel auch verwerten lassen kann. Hier ist es meistens so, dass der, der zuerst da ist, den Vorteil hat.

Und nun zu den Vergleichen: Wie viele Drehbücher mag es zu Filmen geben, wo eine zentrale Figur irgendwen oder irgendetwas rächt (alleine unzählige Western basieren auf dieser Thematik) - aber jedes Drehbuch ist einmalig, wie viele Fotos mag es vom Kölner Dom geben - aber jedes Foto ist einmalig, wie viele Krimis mit Morden aus Eifersucht mag es geben - aber jeder ist einmalig, wie viele Lieder mag es mit dem Schema "Strophe - Refrain - Strophe - Refrain - Refrain" geben, die von Liebe handeln und ca. 3 Minuten lang sind - aber jedes Lied ist einmalig.
Unter der Prämisse, dass niemand plagiiert, sind alle Autoren und Komponisten der obigen Fälle unstrittig Urheber.

Nun zu den Spielen: Wie viele Spiele mit Worker-Placement-Elementen mag es geben - aber jedes ist einmalig. Wie viele Spiele mit 5 Würfeln, mit denen man dreimal würfeln darf, mag es geben - aber jedes ist einmalig, wie viele Spiele mit dem Thema "Antike" mag es geben - aber jedes ist einmalig.

Und nun noch einmal zu Florians Worten: "Hat man sein Werk vollendet, dann ist man ohne Zweifel der Urheber dieses Werkes. Das kann man bei einfachen Brettspielen nicht so einfach sagen."

Damit meine finale Frage: Kann man es bei Brettspielen (und anderen Spielen) wirklich nicht so einfach sagen???

Meines Erachtens liegt das Problem schlicht darin, dass das Spiel als solches noch nicht die Wertschätzung als Kulturgut erfährt, das ihm eigentlich zusteht.

Michael Feldkötter

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Folmion
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Re: Antwort der FG Spiel an die SAZ

Beitragvon Folmion » 20. April 2013, 08:48


> Da hat er Recht. ABER: Auch kein Autor entwickelt das gleiche
> Spiel wie ein anderer Autor. Das wird es nie geben.
> Wenn man von Parallelentwicklungen spricht, meint man damit
> nicht identische Spiele, sondern sehr ähnliche. Auch bei
> diesen ist und bleibt jeder Autor Urheber.

Das hängt aber davon ab, was alles zum Spiel dazu gehört. Ist das Thema wirklich immer Bestandteil des Spiels? Wenn ja, was ist dann mit einem Spiel, das ein Verlag bearbeitet und ihm ein neues Thema verpasst? Das müsste dann ja ein neues Spiel sein, wenn das Thema zum Spiel gehört. Wer hat an diesem neuen Spiel das Urheberrecht? Es hat ein neues Thema, eine neue Grafik von einem Grafiker, richtiges Material, wurde von einem Redakteuer bearbeitet und hat eine neu geschriebene Spielregel. Ist es noch ein das gleiche Spiel oder ist es ein ähnliches Spiel, über das jemand anderes die Urheberrechte verfügt? (meiner Meinung nach ist es natürlich noch das gleiche Spiel)

Bei einem Spiel kann man nicht einfach so sagen, was ein neues Spiel ist und was ein Plagiat. Auf die Idee eines einfachen Mechanismus können durchaus zwei Autoren kommen. Und es gibt eben einfache Spiele, die nicht aus mehr bestehen.


Grüße
Florian

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KMW

Re: Relevanz des Themas für Spieler

Beitragvon KMW » 20. April 2013, 10:39

Die Titulierung von Spieleautoren als Lieferanten ist für mich eindeutig eine Diskriminierung/Degradierung/Deklassierung. Ein Lieferant liefert nach meinem Verständnis etwas aus, das tun beispielsweise die Leute von DHL, DPD, UPS. Er ist aber in keiner Weise schöpferisch tätig, und ich denke, das kann man Spieleautoren/erfindern wohl zugestehen. Man stelle sich vor, Maler/Komponisten/Schriftsteller würden als Lieferanten bezeichnet. Man stelle sich vor, für Spieleautoren würde in Essen ein separater "Lieferanteneingang" geschaffen (einen VIP-Eingang gibt es ja).

Ich sehe es nicht als meinen Job an nachzufragen, warum etwas irgendwo so geschrieben wurde, wie es geschrieben wurde. War es Provokation, war es unbedacht, war es witzig gemeint? Das wäre nötig gewesen, wenn eine auslegungsfähige Formulierung verwendet worden wäre.

Was die an anderer Stelle erwähnte Einseitigkeit der Diskussion hier betrifft: Wir können niemanden von der Fachgruppe zwingen, sich hier für die Gegenseite zu äußern.

KMW

Thygra
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Re: Relevanz des Themas für Spieler

Beitragvon Thygra » 20. April 2013, 12:28

KMW schrieb:
>
> Die Titulierung von Spieleautoren als Lieferanten ist für
> mich eindeutig eine
> Diskriminierung/Degradierung/Deklassierung. Ein Lieferant
> liefert nach meinem Verständnis etwas aus, das tun
> beispielsweise die Leute von DHL, DPD, UPS. Er ist aber in
> keiner Weise schöpferisch tätig, und ich denke, das kann man
> Spieleautoren/erfindern wohl zugestehen. Man stelle sich vor,
> Maler/Komponisten/Schriftsteller würden als Lieferanten
> bezeichnet.

Nun ja, ganz so abwegig ist das nun auch nicht. Ein Schriftsteller muss mitunter zu einem gewissen Termin sein Manuskript "abliefern". Oder ein Filmkomponist muss termingerecht die Musikaufnahmen "liefern". Auch ein Illustrator muss seine fertigen Arbeiten irgendwann "liefern". Diese Formulierungen habe ich schon öfter gelesen und gehört. Das mag in der Sache etwas unglücklich klingen, ist aber offenbar keine unübliche Redewendung.

Zudem war es explizit in Anführungszeichen gesetzt. Und deshalb kann ich diese harsche Reaktion von dir nicht nachvollziehen, Knut!

Auch für mich klingt die Newsmeldung recht einseitig. Weshalb ist ausgerechnet dieser eine Satz der FG Spiel mit den "Lieferanten" bemerkenswert? Weshalb ist nicht dieser Satz hier bemerkenswert:
"Wir folgen Ihrem Gutachten mit der Einschätzung, dass Spielewerke Urheberrechtsschutz
genießen können."
Oder dieser hier:
"Lasst uns überall weiterhin konstruktiv und fruchtbar
zusammenarbeiten, soweit diese Zusammenarbeit eindeutig rechtlich zulässig ist."

Die Newsmeldung klingt für mich klar parteiergreifend. Das finde ich nicht gut, eine neutrale Betrachtung wäre mir lieber. Natürlich steht es dir als Journalist auch zu, Stellung zu beziehen. Damit nimmst du dann aber in Kauf, dass die Spielbox allgemein als nicht neutral wahrgenommen wird. Möchtest du das?
André Zottmann (geb. Bronswijk)
Thygra Spiele
(u. a. für Pegasus Spiele tätig)

Thygra
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Re: Lieferanten sind austauschbar

Beitragvon Thygra » 20. April 2013, 12:31

Amadeus schrieb:
> WAS diese Lieferanten aber produzieren enstand in den Köpfen
> der Erfinder bzw. Spieleautoren. Ganz klar wird von der
> "Fachgruppe Spiel" zur Zeit versucht, deren Arbeit zu
> degradieren!

Klar ist das überhaupt nicht. Man KANN diese Degradierung in den Brief hineininterpretieren. Aber man kann das auch anders interpretieren, wie ich in meinem Eingangsbeitrag bereits schrieb. Und alleine deshalb ist es schon mal nicht "ganz klar".
André Zottmann (geb. Bronswijk)
Thygra Spiele
(u. a. für Pegasus Spiele tätig)

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peer

Re: Relevanz des Themas für Spieler

Beitragvon peer » 20. April 2013, 13:18

Hi Ralf,

ich habe einmal versucht Deinem Wunsch zu entsprechen :
http://www.spielbar.com/wordpress/2013/04/20/4337

Ich hoffe, der Text ist ein bisschen gelungen :-)

Disclosure: Ich bin weder Mitglied bei der SAZ noch in der Fachgruppe Spiel, aber ich habe schon einige Spiele veröffentlicht.

ciao
peer

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Christian Beiersdorf
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Re: Relevanz des Themas für Spieler

Beitragvon Christian Beiersdorf » 20. April 2013, 13:20

Der Begriff "Lieferanten" ist ja ganz bewußt gewählt, um den Urheberrechtstatus der Spieleautoren infrage zu stellen und sie kartellrechtlich auf den Lieferantenstatus zu setzen. Dies findet sich in keiner anderen Branche, die Werke von Kreativen nutzt.

Auch wird das Urheberrecht völlig falsch interpretiert, weil es - außer im Streitfall - keiner Bestätigung durch eine Rechtsprechung im Einzelfall bedarf. Das behauptet aber die FG Spiel.

Dazu ein paar freundliche Garnierungssätze helfen niemandem weiter. Die SAZ hat auf Vorschlag des Vorsitzenden der FG Vorschläge eingereicht. Dann wurde erklärt, es gäbe keine Grudnlage mehr für ernsthafte Gespräche. Und nun will man konstruktiv zusammenarbeiten - dass ist mehr als unglaubwürdig! Warum kommt z.B. kein konstruktiver Vorschlag der FG Spiel und ihrer Mitgliedsverlage, diese angeblichen Probleme gemeinsam anzugehen und aus der Welt zu schaffen?

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Re: Relevanz des Themas für Spieler

Beitragvon KMW » 20. April 2013, 14:31

Zugegeben, ich hätte auch anderes aus der E-Mail zitieren können. Aber dieser eine Satz sprang mich an. Vielleicht fühlte ich mich auch persönlich diffamiert, auch wenn ich schon lange kein Spieleautor mehr bin, es aber mal war?

Als "harsch" habe ich den Ton meiner Meldung nicht empfunden, als kritisch schon. Verträgt sich Kritik nicht mit Neutralität?

Interessanterweise habe ich gerade für die nächste spielbox ein Spiel auf dem Tisch, das erst durch die Bearbeitung in einer Redaktion "richtig gut" geworden ist, während die zuvor anderswo veröffentlichte Version Mängel hatte.Teilen sich jetzt Redaktion und Autor die Urheberschaft? Das ist zwar hier nicht ganz unser Thema, spielt aber sicherlich auch hinein.

KMW
(heute nicht mehr online)

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peer

Re: Relevanz des Themas für Spieler

Beitragvon peer » 20. April 2013, 15:02

Hi,
KMW schrieb:
>
> Zugegeben, ich hätte auch anderes aus der E-Mail zitieren
> können. Aber dieser eine Satz sprang mich an. Vielleicht
> fühlte ich mich auch persönlich diffamiert, auch wenn ich
> schon lange kein Spieleautor mehr bin, es aber mal war?

Ich fand die Überschrift OK.


> Interessanterweise habe ich gerade für die nächste spielbox
> ein Spiel auf dem Tisch, das erst durch die Bearbeitung in
> einer Redaktion "richtig gut" geworden ist, während die zuvor
> anderswo veröffentlichte Version Mängel hatte.Teilen sich
> jetzt Redaktion und Autor die Urheberschaft? Das ist zwar
> hier nicht ganz unser Thema, spielt aber sicherlich auch
> hinein.

Das ist wie mit Musikproduzenten oder Lektoren: In der Regel ist die Schöpfungshöhe der Redaktion einfach nicht hoch genug. Natürlich mag es Ausnahmen geben, wenn das Endprodukt ein eigenständiges Werk ist, dass sich gänzlich anders spielt, aber eine reine Bearbeitung hat i.d.R. keine ausreichende Schöpfungshöhe.
Deswegen gibt es auch Spiele, denen die Schöpfungshöhe fehlt. Zum Beispiel würde ich einer Schachvariant, bei denen es keine Türme gibt, die sich sonst aber gleich spielt, die Schöpfungshöhe absprechen. Ebenso einem Memory bei dem drei Karten aufgedeckt werden, statt zwei. Wo nun so ein Fall aufhört und das Werk beginnt ist sicherlich nicht im Einzelfall zu ermitteln.
ciao
peer

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Re: Relevanz des Themas für Spieler

Beitragvon Christian Beiersdorf » 20. April 2013, 15:12

Wie auch bei Büchern und anderen urheberechtlichen Werken (z.B. Spiele) kann die Bearbeitung durch das Lektorat bzw. die Redaktion durchaus negativen oder positiven Einfluss auf das Werk haben.

Aber das ist ja in allen Kreativ- und Kulturbranchen, die von der Verwertung der Werke von Urhebern leben, so. Warum soll hier ständig die Spielebranche eine Sonderstellung haben? Fragt mal Lektoren in Buchverlagen, wie tief die oft ins Manuskript ihrer Autoren eingreifen müsssen - mal extrem viel, mal weniger. Also wie bei Spielen ein ganz normaler Job.

Und ganz nebenbei, der Autor muss gefragt werden:

In einem anerkannten Lehrbuch zum Urheberrecht "M.Rehbinder - Urheberrecht - 15. Auflage - Verlag C.H. Beck" wird dazu Stellung genommen: "Da nun Bearbeitungen und Umgestaltungen gegenüber dem Originalwerk unselbständig sind, bedarf ihre Veröffentlichung und Verwertung ... der Einwilligung des Urheber des Originalwerkes."

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Amadeus
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Lieferanten sind nicht kreativ

Beitragvon Amadeus » 20. April 2013, 16:26

In der Industrie und im Verlagswesen ist der Ausdruck "Lieferant" gleichbedeutend mit "Zulieferer". Ein solcher fertigt auftragsbezogen für das Endprodukt erforderliche Komponenten nach Vorgabe des Auftraggebers. Das geistige Eigentum liegt beim Auftraggeber, worauf in aller Regel eine Klausel auf der technischen Zeichnung hinweist, die zu einer solchen Bestellung gehört.

Das Ganze ist in der Regel ein m.E. nicht sehr kreativer, von Kaufleuten geregelter Ablauf.

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Gründe für meine ablehnenden Haltung zur Petition

Beitragvon Golbin » 20. April 2013, 19:25

Hallo,

ich habe mir jetzt auch die Rückantwort der FG Spiel genau durchgelesen.

Ich sehe es so, dass die FG Spiel die Forderung der SAZ nicht annehmen kann, denn die Anerkennung wäre ein Vorteilsverschaffung um das Kartellrecht zu umgehen und mit hohen wirtschaftlichen Risiken verbunden.

Die Erläuterung der FG Spiel sind hier sehr klar, der Begriff ""Lieferanten"" (Doppelanführung einmal von mir als Zitat, und einmal als im Zitat enthalten) ist hier meiner Meinung nach nicht abwertend, sondern vergleichend in dem Sinne, dass Absprachen mit Lieferanten (hier im Sinne von Waren) kartellrechtlich verboten sind.

Somti stellt die SAZ eine Forderung, die seitens der FG Spiel mit hohem wirtschaftlichem Risiko verbunden ist und von daher nicht angenommen werden kann. Dies ändert sich meiner Ansicht erst, wenn richterlich die allgemeine Urheberrechtsfähigkeit von Spielen bestätigt wird.

Aus meiner Sicht erklärt diese Form der Forderung das aus meiner Sicht aggressive Verhalten seitens der SAZ. Wer, wie hier im früheren geschehen, andere Äußerungen als Bullshit abtut, sucht meiner Ansicht keine Diskussion. Das für mich penetrante Posten in den meisten Teilthreads zeugt in meinen Augen von wenig Gelassenheit, umso mehr von Furcht vor dem eigenen Versagen, vor allem aber von einer starken Fixierung auf die eigene Meinung. Weitere Gegebenheiten wie zum Beispiel der Erwerb eines Banners, wie auch schon die Wiederholung des Hinweises auf die Petition hier im Hauptforum der Spielbox (Das Posting von Ulrich Blum im Autorenforum war für mich genau der richtige Weg und der richtige Ort), besonders aber die auf Konfrontation ausgerichtete Haltung gegenüber der FG Spiel (Ich entnehme diese Haltung aufgrund der Auswahl von Zitaten und deren Interpretation), verbessern meinen Eindruck von der SAZ nicht.

Aus meiner Sicht geht es hier nicht um die Anerkennung der Urheberschaft. Diese ist für mich bei entsprechender schöpferischer Leistung gegeben und die Anerkennung ist sicher ein wichtiger Bestandteil im Vertrag zwischen Autor und Verlag.

Statt dessen sehe ich die Forderung der SAZ als Vehikel, um eine alleinige Vertretung der Spieleautoren zu erreichen. Verstärkt wird dieser Eindruck bei mir durch diese Veröffentlichung:
http://www.spieleautorenzunft.de/tl_files/files/dokumente-de/Erhebung%20SAZ%20in%20D.pdf

Obwohl ich veröffentlichter Autor bin und den Grundgedanken eines Zusammenschlusses von Autoren gut finde, lehne ich aus obigne Gründen Petition ab.

Wolfgang
Es gibt zwei Gruppen von Menschen, denen die Welt gehört. Den Liebenden und den Spielenden.

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MatthiasC
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Re: Gründe für meine ablehnenden Haltung zur Petition

Beitragvon MatthiasC » 20. April 2013, 21:26

Das was die SAZ in den Standardverträgen haben möchte, ist folgendes:
http://www.spieleautorenzunft.de/tl_files/files/dokumente-de/11-Punkte-Liste%20-%20V5.pdf

Hier geht es nicht um Zahlen, sondern um Vertragsstandards. Die Prozente muss jeder Autor selbst aushandeln. Ich bin kein Jurist, ich denke aber nicht, dass das kartellrechtlich relevant ist (dann müssten Buchverlage ja ebenfalls kartellrechtliche Probleme haben).

Bis ein Standard erreicht ist, muss sich wohl jeder Autor mit allen Aspekten eines Vertrags auseinander setzen. Er muss sich Gedanken über internationale Sub-Lizenzen machen, über Lizensierung digitaler Ableger, Vertragslaufzeiten und Kündigungsmodalitäten, ob der Verlag dann den Titel behält, ob der Autor bei 1000 Neuerscheinungen jährlich zusichern kann, ob sein Werk auch wirklich keine Rechte verletzen könnte, und und und...

Ich kenne die Motivation der Fachgruppe spiel nicht, dies abzulehnen, uns "Lieferanten" zu titulieren oder ihre Position nicht öffentlich zu vertreten. Ich habe diese Petition unterschrieben - wie übrigens fast alle bekannten und unbekannten Autoren.

Dass eine Interessensvertretung für ihre Position wirbt, ist in einem pluralistischen System Alltag. Penetrant sind immer die anderen. Wer hat den Faden nochmal eröffnet ...?


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