Beitragvon Magic-spielbox » 20. April 2013, 00:55
Hallo,
eigentlich beteilige ich mich nicht gern an den Diskussionen in irgendwelchen Foren, schon gar nicht, wenn es zum Teil um nicht leichte Sachverhalte geht. Meiner Ansicht nach werden hier zu oft "Schnellschüsse" gemacht. Schnell ist etwas geschrieben und steht dann im Raum. Dazu werden dann wiederum zig Stellungnahmen geschrieben, es wird hin und her zitiert und oft geht das meiste haarscharf an der eigentlichen Sache vorbei.
Nun muss ich allerdings doch mal etwas loswerden und genau an dieser Stelle passt es sehr gut, es könnte aber auch an einigen anderen Stellen in dieser Diskussion stehen: Ich verstehe nicht, warum sich so viele - auch aus der Spielebranche - so schwer damit tun, die richtigen Vergleiche zwischen der Welt der Spieleentwicklung und anderer kreativer Bereiche herzustellen.
Und nun auch ein Zitat aus Florians Text: "Niemand schießt das gleiche Foto, komponiert das gleiche Lied oder malt das gleiche Bild wie jemand anderes."
Da hat er Recht. ABER: Auch kein Autor entwickelt das gleiche Spiel wie ein anderer Autor. Das wird es nie geben.
Wenn man von Parallelentwicklungen spricht, meint man damit nicht identische Spiele, sondern sehr ähnliche. Auch bei diesen ist und bleibt jeder Autor Urheber. Die Spiele werden ja parallel entwickelt (keiner guckt beim anderen ab). Die Frage ist letztlich nur, ob jeder sein Spiel auch verwerten lassen kann. Hier ist es meistens so, dass der, der zuerst da ist, den Vorteil hat.
Und nun zu den Vergleichen: Wie viele Drehbücher mag es zu Filmen geben, wo eine zentrale Figur irgendwen oder irgendetwas rächt (alleine unzählige Western basieren auf dieser Thematik) - aber jedes Drehbuch ist einmalig, wie viele Fotos mag es vom Kölner Dom geben - aber jedes Foto ist einmalig, wie viele Krimis mit Morden aus Eifersucht mag es geben - aber jeder ist einmalig, wie viele Lieder mag es mit dem Schema "Strophe - Refrain - Strophe - Refrain - Refrain" geben, die von Liebe handeln und ca. 3 Minuten lang sind - aber jedes Lied ist einmalig.
Unter der Prämisse, dass niemand plagiiert, sind alle Autoren und Komponisten der obigen Fälle unstrittig Urheber.
Nun zu den Spielen: Wie viele Spiele mit Worker-Placement-Elementen mag es geben - aber jedes ist einmalig. Wie viele Spiele mit 5 Würfeln, mit denen man dreimal würfeln darf, mag es geben - aber jedes ist einmalig, wie viele Spiele mit dem Thema "Antike" mag es geben - aber jedes ist einmalig.
Und nun noch einmal zu Florians Worten: "Hat man sein Werk vollendet, dann ist man ohne Zweifel der Urheber dieses Werkes. Das kann man bei einfachen Brettspielen nicht so einfach sagen."
Damit meine finale Frage: Kann man es bei Brettspielen (und anderen Spielen) wirklich nicht so einfach sagen???
Meines Erachtens liegt das Problem schlicht darin, dass das Spiel als solches noch nicht die Wertschätzung als Kulturgut erfährt, das ihm eigentlich zusteht.
Michael Feldkötter