Beitragvon Duchamp » 11. Mai 2013, 09:48
Wir haben uns auch lange überlegt, welche Plattform wir nutzen wollen, und uns für startnext entschieden. Trotz zweisprachiger Regel und sprachunabhängigem Material, also internationaler Ausrichtung.
Ich dachte - und wurde im Vorfeld von vielen bestätigt - dass mein relativ gutes Standing auf Boardgamegeek und meine sonstigen Vernetzungen ins Ausland reichen würden, um einen signifikanten Anteil auch ausländischer Interessierter zu generieren.
Es sind bis dato knapp 10 %.
Das mag an folgenden Aspekten liegen:
GRAFISCHER WOW-EFFEKT FEHLT
Franz beschreibt ja schon den irren Konkurrenzdruck vor allem im grafischen Bereich. Die bei kickstarter vorgestellten Spiele haben einen Grad an "Fertigkeit" erreicht, der Projekte, die Crowdfunding eher als Anschub für eine weitere Entwicklung nutzen wollen, aber so was von blass aussehen lässt. Nicht, dass unser Spiel da nix zu bieten hätte, aber alleine, dass startnext im Haupttext keine Bilder zulässt, sondern eben nur oben eine Galerie, ist ein heftiges Manko. Das heißt, die Grafik der PROJEKTSEITE ist eben auch sehr entscheidend. Außerdem hatten wir z.B. kein Schachtelcover zu bieten. Das hat gestalterisch erstmal keine Priorität.
ENGLISCHE REGELN SO LALA
Bei mir war es so, dass ich zwar Regeln online gestellt habe, aber schlicht keine Möglichkeit sah, jemanden dazu zu verpflichten, den text komplett zu redigieren. Das lasse ich jetzt für die Druckversion 3 Leute (aus UK und US) machen, damit der text wirklich ein Englischer wird. Das aber im Vorfeld zu leisten wäre wichtig gewesen. Stolpern die Leser bei den ersten Absätzen über clumsy Schulenglisch, sind sie vermutlich schon raus. Das sieht bei Domus Domini anders aus, da stehen die Regeln sogar auf BGG zur Verfügung - sehr gut!
PLATZHIRSCH KICKSTARTER
Auf Boardgamegeek gibt es kickstarter-Listen, kickstarter-Threads, kickstarter-Gruppen, kickstarter-updates, was nicht alles. Jedesmal musste ich checken oder fragen, ob denn auch Projekte anderer Plattformen erwünscht seien. Und oft sind sie das eben nicht! Die Haupt-Kickstarter-Geeklist, an der sich viele orientieren, ist eben exklusiv. Aus. Man fällt also schlicht durchs Raster, zumindest auf BGG. Aber auch auf facebook oder anderswo - mit dem Zauberwort "Kickstarter" gerätst du bei den Leuten auf den Schirm, mit irgendeiner Erklärung, dass startnext die größte deutsche Plattform mit 700 erfolgreichen Projekten ist, haben die Leute weitergeklickt, bevor der Sa ...
INTERNATIONAL SHIPPING THREAT
Auf kickstarter ist es verpflichtend, dass die USA versandkostenfrei beliefert werden. Man MUSS also den US-Verand einpreisen. Da die US-Bürger unfasbar hohe Versandkosten ins Ausland gewöhnt sind (viele hier kennen das Problem), klicken die gar nicht so weit, um z.B. bei unserem Spiel den Hinweis zu lesen: "Additional worldwide shipping: 3 Euros." Bei Domus Domini sind es aufgrund der Größe und des Gewichts aber eben auch mal 25 Euro.
EURO VS. DOLLAR
Womit wir beim nächsten Punkt sind: Den Währungen. 60 Euro für ein Domus Domini inkl. internationalem Versand weltweit. Schön. Das sind 78 Dollar. Dafür kann ein New Yorker versandkostenfrei bei kickstarter auch andere Sachen "backen". So geht es uns umgekehrt ja auch.
SOFORT-ZAHLEN-MODUS
Bei kickstarter zahlt man erst NACH der Kampagne. Amazon payments machts möglich. Bei allen anderen größeren crowdfunding-Seiten ist das anders. Da zahlt man SOFORT, und bekommt bei Misserfolg das Geld zurück. Auch hier hat der US-Amerikaner schneller weggeklickt, als du "F***" sagen kannst. Er ist kickstarter gewöhnt.
FAZIT
Gegenüber den US-basierten, verandkostenfreien, grafisch fetzenden Projekten aus den USA stinken wir hier einfach ab. Solange es hierzulande nicht eine wirklich fantastisch gemachte, grafisch coole Crowdfunding-Seite gibt, die auch "post payment" ermöglicht, landen wir in den USA nur schwierig.
Ich weiß, dass das alles sehr US-zentriert aussieht, aber andere Länder haben entweder auch Kickstarter (England), oder eben wieder nationalere CF-Seiten (Ulule in Frankreisch), das macht alles nicht leichter.
Sind wir deswegen gescheitert? Nein.
Würden wir es wieder so machen? Ja.
Weil das Schneckenhaus keine Lösung ist. Und wir nun Spiele nach Taiwan (24 Stück), Malysia, Australien, die USA, Frankreich, Griechenland, Finnland oder Spanien schicken werden.