Beitragvon Hartmut Th. » 26. Juli 2013, 10:24
"Dumon" hat am 26.07.2013 geschrieben:
> Hmm.
>
> Ich versuche grade, eine Frage rauszulesen hier.
War ja auch nicht drin. Okay, nächstes Mal ende ich mit einer Floskel wie "Wie seht Ihr das?" mit echtem Fragezeichen am Ende, aber braucht es eine Aufforderung, wenn man sich zum Thema äußern möchte?
> Geht es um unsere Einstellung zu Erweiterungen per se?
Ja. Wobei wir nicht von über die Zeit entwickelten Erweiterungen sprechen - Klaus Teuber hatte auch nicht alle veröffentlichten Siedler-Ideen schon 1994 im Gepäck.
Letztlich ist es Sache der Verlage, wie sie uns ihre Produkte anbieten - halbwegs komplett wie vom Autor vorgelegt oder häppchenweise, was die Sache in vielerlei Hinsicht für uns Spieler verkompliziert -> teurer / Sammlerleidenschaft im Konflikt (wie lagern? ob und was wegwerfen?) / evtl. nach kurzer Zeit vergriffen weil geringere Auflage der Erweiterung und wer zu spät aufmerksam wird, muss suchen oder in der Bucht teuer fischen gehen / Präsentation und Erklärung am Spieltisch komplizierter, erst einmal alles zusammensuchen, Regeln aus zwei Quellen zusammensuchen usw. usf.
Ich verstehe auch die Produktionsseite, die Kosten und wirtschaftliche Risiken abwägen muss. Das greift aber nur, wenn die "Erweiterung" auch entsprechend zu Buche schlägt (viel Material, teure Einzelteile, längere Entwicklungszeiten usw.).
Man denke mal als Positiv-Beispiel an viele Wolfgang-Kramer-Spiele, die mit Familien- und Experten-Regeln und -Material in einer Schachtel daherkamen - zuletzt in Essen "Carrara" bei Hans im Glück. Ein Spiel ist doch nicht überfrachtet, wenn man das gleich alles zusammenpackt und dann eben in der Regel stufenweise aufbereitet. Und auch ein Preis jenseits 30 Euro hält uns doch nicht davon ab, ein gutes Spiel auch zu kaufen, oder? So wünsche mich das bei entsprechenden Spielsystemen auch weiterhin.
Gegen den Strich gehen mir "Grundspiele", die in dieser Form offensichtliche Auslassungen und ggf. dadurch reduzierten Spielreiz bieten - ein Beispiel hatte ich genannt. Das Empfinden hierüber ist natürlich subjektiv. "Augustus" wär auch noch ein hübsches Beispiel - soviele unerklärte Symbole auf den Karten und dennoch viel Luft in der Schachtel - was da wohl als nächstes kommt? Klar, die Herbsterweiterung - im Frühjahr schon fertig geplant, aber nicht mit eingearbeitet, kann man besser extra vermarkten.
Und Erweiterungen müssen was "bieten" - eine kleine Variation (Material: ein paar Papp-Plättchen) in eine kleine Schachtel packen und das als "Erweiterung" für z.B. 9 Euro auf den Markt werfen geht garnicht (an welchen Verlag ich da wohl gerade denke?), das darf gerne bis zum 1-Euro-Ramschtag warten oder ganz liegenbleiben.
> Ich glaube kaum, dass auch nur ein Kunde es gut heißen
> wird, wenn Teile aus einem Produkt bewusst gestrichen
> werden, um weitere Produkte mit ebenjenen essentiellen
> Teilen verkaufen zu können. Jeder würde doch bevorzugen,
> alles sofort und in guter, kompakter, kompletter Version zu
> bekommen. Vorzugsweise zum gleichen (und kleinstmöglichen)
> Preis.
> Hat wenig von ner Diskussion, wenn alle (Kunden) auf
> derselben Seite stehen...
Bis auf das mit dem "gleichen / kleinstmöglichen Preis" sehe ich das genauso. Ich billige den Verlagen alles Geld der Welt gerne zu, wenn ich ein gutes Spiel dafür bekomme und mit mehr drin darf es dann auch mehr kosten. Auch möchte ich niemandem "Geldgier" unterstellen, eine Vermutung aus Deinem anderen Beitrag. Und wenn schon, das ist menschlich und nachvollziehbar und dafür gibt es ja dann den ach so gerne beschworenen Markt, man wird nicht zum Kauf gezwungen.
Ich habe für mich einfach den Schluss gezogen, Erweiterungen *erst einmal* garnicht mehr zu betrachten - was immer mir da auch entgehen mag. Und wenn das viele Viele-Spiele-Käufer so machen, werden die Verlage neu über ihre Vermarktungsstrategie nachdenken - im Moment scheint das mit den Erweiterungen lohnenswert zu sein. Ich fürchte nur, dass das noch lange so bleibt, werden hier tiefsitzende Instinkte (schneller-höher-weiter / haben-wollen) adressiert und Vermarktungsstrategien (höhere Margen, Präsenz im Handel, Regalmeter mit vermeintlich vielen Produkten usw.) der Vorrang vor Produktqualität gewährt. Ist auch nicht typisch für Spiele, man denke z.B. an den Megapixelwahn bei kompakten Digitalkameras, was der Bildqualität objektiv abträglich ist.
Und "erst einmal" heißt nicht "für immer", wenn ich mich von der Erweiterung spielerisch hab überzeugen lassen. Mit rund 2000 Spielen habe auch ich viel zu viel Sammelleidenschaft in mir - das Nicht-Kaufen von Erweiterungen ist aber ein guter Anfang zur Entwöhnung ;-)
> Naja, ich persönlich bin leider ein "Komplettierer", und da
> ein wenig OCD-geschädigt. Wenn ich z.B. sehe, dass mir der
> Juwelier in meinem Caylus fehlt, dann wurmt mich das
> jedesmal, wenn ich drüber nachdenke.
Kann ich gut verstehen. Meine "Würmer" sind auch noch gelegentlich am Werk, verkümmern aber immer mehr.
> Glücklicherweise habe ich bei Dominion den "Absprung" geschafft... :-)
Bei mir ging das nach wenigen Carcassonne-Erweiterungen los, Alhambra-Erweiterungen habe ich nie gespielt oder gekauft. Dominion... ja, da liegt mehr bei mir rum, aber auch längst nicht alles.
> Allerdings habe ich bisher wenig Erweiterungen erlebt, die
> das Spiel verschlechterten (kann mich grade an keine
> erinnern, gabs aber mit Sicherheit auch schon bei mir)...
Wenn ich drüber nachdenke: 5-6-Spieler-Erweiterung für SvC - das tat dem Spiel wirklich nicht gut, aber wenn man die lange Spielzeit ertragen mag...
> Ich würde es allerdings begrüßen, wenn Spiele seltener
> erweitert würden.
Ich auch.
verspielte Grüße, Hartmut
- Spielekreis Hiespielchen - www.hiespielchen.de -