Anzeige

Erweiterungen als Zugangshemmer

Das ehemalige spielbox-Spielerforum
Benutzeravatar
Warbear

[OT] Re: Erweiterungen als Zugangshemmer

Beitragvon Warbear » 11. Juni 2014, 17:59

No66y schrieb:
>
> waljonas schrieb:
>
> > Meinst Du das im Ernst? Mit 53 kannst du locker noch 30 Jahre
> > leben und spielen.;)
>
> Ja vielleicht. Aber das mit dem Gewinnen hört jetzt schon
> langsam auf... Es macht mir wirklich zu schaffen, dass ich
> einfach nicht mehr in der Lage bin, z.B. gegen meinen
> 22jährigen Sohn ein Spiel wie Tz'olkin zu gewinnen (schon gar
> nicht mit der Erweiterung;-)). Dazu müsste ich mir für einen
> Zug die 5fache Bedenkzeit nehmen wie er. Und da ich nicht wie
> seine Mutter bin, möchte ich ihm das auch nicht zumuten...
> Man ist ja um jedes Stündchen froh, das man den lieben
> Kleinen von ihrer ach so knappen Zeit abzwacken kann, um sich
> mit den Grufties an den Spieltisch zu setzen.

Hmm, ich weiß gar nicht so recht, was ich dazu sagen soll - ich finde Deine Sätze irgendwie erschreckend.

Ich bin jetzt kurz vor 65 und spiele immer noch viele relativ komplexe Spiele. Mit 57 (!) habe ich mit ASL angefangen - es gilt als das komplexeste und komplizierteste Spiel überhaupt - und habe seither ca. 650 Partien hinter mich gebracht. Ich bin beim Spielen zwar auch nicht mehr so erfolgreich wie früher, aber das ficht mich nicht sehr an.

Du klingst so, als hättest Du so langsam schon irgendwie mit allem abgeschlossen. Eine viel positivere Einstellung ist dringend angesagt, dafür musst Du etwas tun.

Ein Spiel ist doch nicht nur dann gut, wenn man gewinnt. Deinem Sohn ist die gemeinsame Zeit mit Dir bestimmt wichtiger als schnelle Spielzüge von Dir. Und wenn Tz'olkin wirklich nicht mehr richtig funktioniert mit Deinem Sohn, dann spielt doch einfach was anderes, was Dir zum jetzigen Zeitpunkt mehr liegt.

Mit 50 fängt das Leben erst richtig an, also mach was draus und laß Dich bitte nicht so hängen - Du hast überhaupt keinen Grund dazu ...

Benutzeravatar
Volker L.

Re: [OT] Erweiterungen als Zugangshemmer

Beitragvon Volker L. » 11. Juni 2014, 18:28

Carsten Wesel | FAIRspielt.de schrieb:
>
> Alle doof, außer Mama.
>
> Gruß Carsten (der damit leider auch doof ist :-( )

Stimmt - und zwar so doof, dass Du Dich selbst in die
Bredouille bringst:
Meinst Du mit "Mama" jetzt Deine eigene oder die Deiner
Kinder? - So oder so, die jeweils andere dürfte wenig
erfreut sein :-D

Gruß, Volker

Benutzeravatar
No66y

Re: [OT] Re: Erweiterungen als Zugangshemmer

Beitragvon No66y » 11. Juni 2014, 19:17

Sehr lieb und sehr mitfühlend, Dein Beitrag. Dafür danke ich Dir von Herzen.

Ich möchte aber nicht weiter darauf eingehen, bis auf das Folgende: Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen und aus quasi einem Satz meine Depression herausgelesen. Ich werde diesbezüglich therapeutisch betreut und musste Anfang des Jahres bereits für mehrere Wochen meinen Job ruhen lassen.
Ich fühle mich derzeit aber gestärkt und für die Zukunft gut aufgestellt. Dass ich aber noch sehr viel an mir arbeiten und vor allem fairer zu mir selbst sein muss, zeigt mir Dein Beitrag. Also noch einmal und ganz ehrlich: Danke, dass diese Welt noch ein wenig Platz für Empathie hat.

Natürlich spiele ich zunehmend leichtere Kost. Aber das ist es halt: Die radikale Akzeptanz dessen, was unausweichlich ist. Man wird älter. Also werde ich mehr um mehr beherzigen (müssen), dass alt werden zwar irgendwie blöd ist, aber nicht alt zu werden noch viel viel blöder.

Liebe Grüße
No66y

Benutzeravatar
Ernst-Jürgen Ridder
Kennerspieler
Beiträge: 1078

Re: [OT] Re: Erweiterungen als Zugangshemmer

Beitragvon Ernst-Jürgen Ridder » 11. Juni 2014, 19:58

No66y schrieb:
>
> Natürlich spiele ich zunehmend leichtere Kost. Aber das ist
> es halt: Die radikale Akzeptanz dessen, was unausweichlich
> ist. Man wird älter. Also werde ich mehr um mehr beherzigen
> (müssen), dass alt werden zwar irgendwie blöd ist, aber nicht
> alt zu werden noch viel viel blöder.
>
Hallo No66y,

Joachim Fuchsberger, Filmschauspieler und TV-Spielshowmaster, jetzt 87 Jahre alt, hat 2010 ein Buch herausgebracht mit dem Titel "Altwerden ist nichts für Feiglinge", in dem er gleich zu Beginn als ein wesentliches Problem des Altwerdens das sich ändernde Verhältnis von Kraft und Zeit benennt.

Mir, jetzt 67, ist das erstmals bewusst geworden, als ich mit Mitte 40 gemerkt habe, dass ich nicht mehr wie als Mittdreißiger noch ganze Nächte (damals noch mit geradezu spielerischer Leichtigkeit) durcharbeiten konnte. Es ist mir aber auch da auch schon bewusst geworden, dass einem das ohnehin keiner dankt und es im Leben wahrhaft wichtigeres gibt als Geld und Karriere.

Mit zunehmendem Alter nimmt die Leistungsfähigkeit eben ab und man braucht trotz Erfahrung und Routine für ein gleich gutes Ergebnis einfach mehr Zeit.

Beim Spielen heißt das, Gewinnen wird bei einigermaßen zügigem Spiel immer schwerer. Meine Frau, in Deinem Alter, gewinnt häufiger als ich, dafür dauern ihre Spielzüge aber auch manchmal derart lange, dass man in der Zeit in aller Ruhe Kaffee kochen gehen kann. Ich bin froh, dass ich weiter eher "aus dem Bauch" spielen kann, war mir doch Gewinnen ohnehin nie wichtig, viel mehr kam es mir auf einen "schönen" Spielverlauf an.

Da sich Altwerden nur durch Sterben verhindern lässt, muss man, wenn man auf letzteres noch keinen Wert legt, sich mit dem, was nicht zu ändern ist, abfinden und sich positiv an dem freuen, was noch geht.

Im Sinne von Joachim Fuchsberger: Nur Mut, geht schon!

Spielerische Grüße
Ernst-Jürgen
Spielerische Grüße
Ernst-Jürgen

Benutzeravatar
waljonas
Kennerspieler
Beiträge: 199

Re: [OT] Re: Erweiterungen als Zugangshemmer

Beitragvon waljonas » 11. Juni 2014, 20:04

Dazu habe ich noch ein passendes Zitat gefunden:

Wer älter wird, der wird nicht aufhören zu spielen. Aber wer aufhört zu spielen, der wird älter. (G.B. Shaw)

Spielerische Grüße

Benutzeravatar
peer

Re: [OT] Re: Erweiterungen als Zugangshemmer

Beitragvon peer » 11. Juni 2014, 20:39

Hi,
waljonas schrieb:
>
> Dazu habe ich noch ein passendes Zitat gefunden:
>
> Wer älter wird, der wird nicht aufhören zu spielen. Aber wer
> aufhört zu spielen, der wird älter. (G.B. Shaw)

Und da ist sogar tatsächlich etwas dran. Studien haben gezeigt, dass 80jährige sich gesundheitlich und geistig stark verbessern, wenn sie ihre Wohnung so gestalten, wie es in ihrer Jugend war und mindestens 1x die Woche etwas machen, was sie in der Zeit ihres Lebens gerne gemacht haben
In einer anderen Studie wurden Senioren verglichen, die regelmäßig mit Kindern spielen mit anderen Senioren, die das nicht tun. Die Senioren der ersten Gruppe lebten im Schnitt deutlich länger als die zweite Gruppe.

(vergleiche: Richard Wisemen).


ciao
peer

Benutzeravatar
No66y

Re: [OT] Re: Erweiterungen als Zugangshemmer

Beitragvon No66y » 11. Juni 2014, 23:02

Hallo und danke an Euch alle für die wunderbaren Beiträge. Schon interessant, wo so ein Thread hinführt. Als ich den gestartet habe, dachte ich nicht daran, dass es hier irgendwann um das Spiel- Lebensverhalten eines depressiven älteren Herrn gehen würde. Aber gut so: Vor allem dank Ernst-Jürgens Beitrag, in dem ich mich und meine Frau mit einem breiten Schmunzeln wiedergefunden habe, gehe ich jetzt mit einer wesentlich entspannteren Haltung ins Bett.

So, und nun wieder zurück zu diesen vermaledei...ähmmm...großartigen Erweiterungen, die sich angesichts ihrer zumeist überragenden Qualität immer wieder neu zu erschließen lohnen......;-)

Besser so?!??

Guts Nächtle.
No66y

Benutzeravatar
Martin Windischer
Spielkamerad
Beiträge: 41

Re: Erweiterungen als Zugangshemmer

Beitragvon Martin Windischer » 11. Juni 2014, 23:17

Mir erging es recht ähnlich. Was bei mir geholfen hat: Zurück zum Ursprung. Sofern es noch möglich war, habe ich alle Erweiterungen aus der Schachtel des Grundspiels verbannt. Selbst wenn gewisse Erweiterungen möglicherweise spannend sind, spielen wir mittlerweile meist ohne sie. Insbesondere auch bei Spielen, wo sich die meisten Spieler ein Spiel ohne Erweiterung kaum vorstellen können. So ein Vanillesiedler oder -carcassonne fühlt sich richtig erfrischend an, ich kann sowas nur empfehlen.
Im Zuge dieser Umstellung habe ich mir auch fest vorgenommen, keine Erweiterungen mehr zu kaufen, ganz egal, wie gut auch die Rezensionen darüber sein mögen. Langsam lerne ich auch, mich daran zu halten.

Benutzeravatar
Stefan Ziemerle
Kennerspieler
Beiträge: 169

Re: Erweiterungen als Zugangshemmer

Beitragvon Stefan Ziemerle » 12. Juni 2014, 01:14

No66y schrieb:

> Geht es Manchem von Euch ähnlich?

Ja, dass Problem ist mir bekannt und hat viele Ursachen.

1. Sind die Erweiterungen beim Grundspiel mit einsortiert. Dauert der Aufbau schon mal länger egal ob jetzt mit oder ohne Erweiterung gespielt wird

2. Weil erst mal eine Entscheidung getroffen werden muss ob und welche Erweiterungen nun gespielt werden...

3. Diskussion was war nun mit der ein oder andere Erweiterung was hat dies bewirkt, war dies gut oder schlecht und wem hat was besser gefallen

4. Wenn Mitspieler am Tisch sitzen die das Grundspiel nicht kennen und/oder seit ewigen Zeiten nicht gespielt haben. Dann noch eine Erweiterung dazu klaopt auch nicht

5. Die Spielzeit verlängert sich meist durch Erweiterungen

und so kommt dann schnell dann doch eher ein Spiel auf den Tisch, dass keine Erweiterungen hat bzw. noch nicht hat.

Eigentlich unlogisch da die Erweiterungen dann doch tendenziell eher zu Spielen gekauft werden die einem "besonders gut" gefallen und die es in der Anfangszeit oft auf den Tisch geschaft haben.

Verspielte Grüße

Stefan

Benutzeravatar
nehu
Kennerspieler
Beiträge: 145

Re: Erweiterungen als Zugangshemmer

Beitragvon nehu » 12. Juni 2014, 12:45

:-)

Ich habe tatsächlich gestern Cyclades auf den Tisch gebracht und es war eigentlich ganz leicht. ;-) Jetzt steht Hades auch nichts mehr im Wege, denn es handelt sich ja dabei um einzelne Module, die man jedes für sich integrieren kann.

Benutzeravatar
Ralf Arnemann
Kennerspieler
Beiträge: 2447

Re: Erweiterungen als Zugangshemmer

Beitragvon Ralf Arnemann » 12. Juni 2014, 14:21

> Ich dachte, ich hätte es deutlich genug gemacht.
Hast Du auch - die Ausgangslage ist völlig klar.

Und trotzdem kann ich das für mich nicht nachvollziehen. Ich habe in der ganzen Spielesammlung kein einziges Beispiel, bei dem Erweiterungen auch nur einen minimalen Abstrich bei der Spielwahrscheinlichkeit machen würden. Sie erhöhen entweder den Spielreiz (und damit kommen sie tendenziell eher auf den Tisch) oder sie werden ignoriert.

Es kommt auch häufig vor, daß wir ein Spiel mal mit, mal ohne Erweiterungen spielen.

Benutzeravatar
Ralf Arnemann
Kennerspieler
Beiträge: 2447

Re: Erweiterungen als Zugangshemmer

Beitragvon Ralf Arnemann » 12. Juni 2014, 14:28

> 1. Sind die Erweiterungen beim Grundspiel mit einsortiert.
> Dauert der Aufbau schon mal länger egal ob jetzt mit oder
> ohne Erweiterung gespielt wird
Das ist eine Frage der Organisation.
Wenn wir ohnehin nur mit Erweiterung spielen (z. B. Stone Age), ändert sich gar nichts. Ansonsten sind die Erweiterungen üblicherweise in getrennten ZIP-Tütchen. Das macht dann für die Aufbauzeit keinen echten Unterschied.

> 2. Weil erst mal eine Entscheidung getroffen werden muss
> ob und welche Erweiterungen nun gespielt werden...
Das ist aber marginal angesichts der Hauptfrage, welches Spiel überhaupt gespielt werden soll.

> 3. Diskussion was war nun mit der ein oder andere
> Erweiterung was hat dies bewirkt, war dies gut oder
> schlecht und wem hat was besser gefallen
WENN man solche Diskussionen über Spielelemente mag, dann ist das ja ein Pluspunkt. Wenn man sie nicht mag, wird man wegen der Erweiterungen nicht mehr diskutieren als ohne.


> 4. Wenn Mitspieler am Tisch sitzen die das Grundspiel
> nicht kennen und/oder seit ewigen Zeiten nicht gespielt
> haben. Dann noch eine Erweiterung dazu klaopt auch nicht
Dann läßt man sie weg. Das reine Vorhandensein einer Erweiterung ist dann kein Grund, das Grundspiel nicht zu spielen.

> 5. Die Spielzeit verlängert sich meist durch Erweiterungen
Und das kann ja auch gewünscht sein. Ansonsten gilt wieder: Man läßt sie weg.

Wenn ein Spiel in Grundversion 1 Stunde dauert, und mit Erweiterungen 2 Stunden - dann kommt es m. E. alleine darauf an, wie lange man spielen möchte.
Aber das Grundspiel ohne Erweiterung ist ja nicht schlechter als andere Spiele von einer Stunde, die keine Erweiterung haben.

Benutzeravatar
No66y
Kennerspieler
Beiträge: 113
Wohnort: Rinnen

Re: Erweiterungen als Zugangshemmer

Beitragvon No66y » 13. Juni 2014, 11:49

Unstrittig ist wohl, dass Spiele mit Erweiterungen eine längere Vorbereitungszeit benötigen, insbesondere nach längerer Dauer der Nichtbenutzung. Und, wie eingangs geschrieben, geht es hier um Erweiterungen, auf die möglichst nicht verzichtet werden soll. Somit ist es bei mir (und augenscheinlich auch bei anderen Forumsteilnehmern) nur natürlich, dass bei Fehlen der erforderlichen Vorbereitungszeit das ein- oder andere Spiel auf Basis der Ursachenkette deshalb ungespielt bleibt, weil es eine oder mehrere Erweiterungen hat.

Ich denke, diese Thematik hat als Diskussions- oder gar Streitgegenstand nicht einmal die Signifikanz des berühmten kaiserlichen Bartes. Es ging mir nur um Erfahrungsaustausch.

Und dafür danke ich.

No66y


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 22 Gäste