Beitragvon ravn » 17. November 2014, 03:02
Moin,
habe leider bisher nur eine 3er-Partie Mythotopia spielen können und die hat bei mir gemischte Gefühle hinterlassen:
Die vielen Aktionsmöglichkeiten haben mich bei der Erklärung zunächst erschlagen. So viel kann man machen, hat aber doch nur zwei Aktionen, bevor die Mitspieler zum Zug kommen. In den ersten Zügen würde mir dann klar, dass meine Kartenhand nicht nur bestimmt, was ich machen kann, sondern auch wo. Das fühlte sich schon fast an, als ob ich gespielt werde.
Zumal die Ausbreitung auf dem Spielplan nie sicher oder gar von Dauer ist, da die lieben Mitspieler einen angreifen können, sofern sie passende Spielkarten dazu auf der Hand haben. Dann kann man gegenhalten und damit eine Aktion verschwenden oder anderswo zum Gegenschlag ausholen. Eine wirkliche Verteidigung aufzubauen, die zudem noch durch ein eigenes Strassennetz ausreichend mobil ist, das empfand ich als äusserst schwierig. Denn die eigenen Gebiete hängen anfangs meist nicht zusammen, dass sich eine mobile Verteidigung lohnen würde.
Aber eigentlich scheint das, was auf dem Spielplan passiert, nur Mittel zum Zweck zu sein, um Marker von Siegpunktkarten nehmen zu können. Die können einem im Gegensatz zu Gebieten nicht mehr genommen werden und man kann damit gezielt dem Spielende entgegensteuern. Ansonsten würde das Spiel ewig dauern und ein hin- und herschwankendes Gleichgewicht auf dem Spielplan ergeben. Stattdessn muss man wohl den richtigen Zeitpunkt abpassen, um das Spielende zu forcieren. Das war bei uns eine haarknappe Entscheidung und dementsprechend spannend nach einem schleppenden Start.
Im Laufe der Partie wurde mir dann immer mehr klar, dass der Schlüssel zum besseren Spiel (von Sieg zu sprechen, dazu fehlte mir klar die Erfahrung) die Optimierung des eigenen Kartendecks ist. Nur einfach so angreifen und Gebiete und damit Siegpunkte und die Gebietskarte sammeln, macht kaum Sinn. Stattdessen Schwerpunkte setzen und diese mit seinen Reservekarten, die man teils dauerhaft nutzen kann, noch verstärken.
Eine einzige Partie reichte mir da kaum aus, um das Spiel begreifen zu können. Es bietet eine Menge mehr Tiefgang, als es zunächst oberflächlich scheint. Wer sich da von seinen Spielkarten spielen lässt - wie ich zunächst - könnte zu einem vorschnellen und falschen Eindruck kommen. Von einem Fehlkauf-Urteil in den ersten Spielzügen hat sich meine Meinung komplett gewandelt, so dass ich mich inzwischen auf kommende Partien freue, um das Spiel weiter zu erkunden.
Wer hingegen keine direkte Konfrontation mag, sollte hingegen woanders sein Spielspass suchen. Hier gibt es keine lieben und netten Spielzüge, sondern macht grösstenteils auf Kosten der Mitspieler seine Punkte. Das muss man abkönnen und die erste Partie als reine Kennenlernpartie der Möglichkeiten verstehen. Dann aber kann Mythothopia so richtig glänzen und das Holzmaterial der Deluxe-Version macht dabei eine gute Figur.
Cu / Ralf